Nachdem sich die Absagen in den letzten Tagen immer weiter türmten – nach den „Big Three“ Sony, Nintendo und Microsoft sprangen zuletzt auch Ubisoft und Sega ab – ist nun auch den Veranstaltern der E3 2023 klar geworden, dass das einfach nichts wird. Die ESA und ReedPop haben verkündet, dass die Messe abgesagt ist, sowohl physisch vor Ort als auch digital. Offenbar hat man in der Branche keine genügende Unterstützung für das neue Konzept gefunden.
Dieses sah vor, dass alles anders werden und die einst meist erwartete Messe in der Videospielwelt zu altem Glanz finden sollte. Für das Konzept holte man sich die Expertise von ReedPop ins Boot. Dieses sah so aus, dass es einen zeitlich und örtlich getrennten Bereich für die Industrie sowie die Besucher hätte geben sollen. Die physische Messe hätte vom 13. bis 16. Juni 2023 in Los Angeles stattfinden sollen.
In einem Statement äußert sich ReedPop dahingehend, dass man „machen musste, was für die Industrie und die E3 richtig ist“. Interessierte Unternehmen hätten keine spielbaren Demos bereitstellen können. Auch die Ressourcen hätten gefehlt, um an der E3 teilzunehmen. Man wolle jedoch an „zukünftigen E3-Events“ arbeiten. Wie diese aussehen sollen, ist völlig unklar.
Geoff Keighley steht bereit
Eine Rolle beim Scheitern des E3-Neustarts hat sicherlich auch Geoff Keighley mit seinem Summer Game Fest gespielt, welches den E3-Platz im Kalender schon in den letzten Jahren beansprucht hat. Auf Twitter legte Keighley bereits kurz nach der E3-Absage nach. Zur Erinnerung: Das Summer Game Fest startet am 8. Juni 2023 mit einer großen Show, welche vor Live-Publikum stattfindet. Weitere Fixpunkte: das Xbox Games Showcase 2023 am 11. Juni und Ubisoft Forward am 12. Juni.
Trauert ihr dem Ende der E3 nach?
Bildmaterial: E3
Mir persönlich könnte diese Nachricht kaum egaler sein...die E3 war schon seit geraumer Zeit, auch vor Corona, nicht mehr interessant oder relevant.
Spielemessen allgemein, wenn sie kein ordentliches Konzept haben oder etwas für Aussteller UND Besucher bieten, sind in der heutigen digitalen Zeit zum Scheitern verurteilt.
Niemand macht sich mehr die Mühe, viel Geld und Zeit in einen Messestand zu investieren, wenn man günstig Livestreams abhalten kann.
Hoffentlich wird Zumindestens noch die Gamescom Laufen. Sonst bin ich erst recht Sad.
All diese Veranstaltungen waren doch schon immer nur Geldverschwendung, zumal meist doch sowieso nicht das zu sehen war, worauf man hoffte.
War ja auch nicht schwer vorherzusehen. Es war aber nicht unbedingt die Pandemie oder die Qualität die die E3 gekillt hat, sondern die Einsicht der Publisher, dass man von getrennten Eigenstreams in vielerlei Hinsichten besser profitiert. Man teilt sich keine Bühne mit Konkurrenten die schlimmstenfalls einem komplett überschatten. In einem relativ ereignislosen Monat kann man seinen eigenen Firmennamen und IP im Internet rotieren lassen, was dann auch leichter fällt sich durch word of mouth besser zu verbreiten. Und man muss auf Teufel komm raus nicht versuchen seine Inhalte massentauglich darzustellen, damit sie in ein E3 Thema passen.
Natürlich ist das alles aber nicht nur von Vorteilen gespickt. Denn wenn du eine eigene Show führst, dann musst du auch entsprechend abliefern UND ein Portfolio haben, welches die ganze Tortur gerechtfertigt. The Summer of Games durfte ja selber erleben wie blöd das sein kann, wenn man nur als Mittelmaß abgestempelt wird trotz der gewaltigen Quantität und Showlänge. Capcom hat mit ihrem Spotlight vor einem Monat auch nochmal schön dargestellt wie schwach man als einzelner Publisher doch ist. Und da fehlt auch ganz klar die Expertise, wenn man ernsthaft glaubt, es ist super schlau seine eigenen Streams als Teaser für gesonderte Streams zu benutzen. Nicht zuletzt sollte der Kalender auch rappelvoll sein mit tausenden von Streams die über das Jahr hinweg stattfinden. Wo willst du dich einquetschen? Vor allem wenn die Aktionäre dir einen festen Releasequartal aufdrücken.
So zerbröckelt wie alles gerade ist, fehlen den Shows meistens die unzähligen Knaller um als ein Erfolg abgehakt zu werden. Alle kochen ihre eigene Suppe und möchten die Inhalte nicht woanders präsentieren. Durfte man mit der letzten State of Play und Nintendo Direct gut miterleben. Andere verwandeln ihre Shows in ein Indie Saustall weil man anders die Quota nicht vollkriegt. Das alles sieht mehr nach einer organisatorischen Katastrophe aus und es wird nicht dabei bleiben, dass nur die E3 abgesagt wird. Andere werden - selbst wenn sie nicht abgesagt werden - ihre Schlagkraft verlieren. Irgendwann sollte es auch den größten XBox Fan auffallen, dass die Shows inflatiert sind mit Schwachsinn die eigentlich nicht in Präsentationen dieser Skala gehören. Nach den zigsten, ellenlangen Game Awards/Summer of Games/XBox Showcase wird irgendwann auch mal der Tag kommen, wo die meisten Viewer nach Minute 45 verschwinden. Die Traumblase und die hohen Erwartungen fingen schon während der Pandemie an zu platzen. Die Frage die heute ganz prominent herumschwirrt ist: vorauf soll ich mich hier überhaupt freuen? Die hälfte meiner Interessen sind nicht vertreten, alle 2 Ankündigungen sind Indie Ramsch und man erwartet von mir dass ich 2 - 5 Stunden dranbleibe?
Bin mal gespannt ob sich die Industrie wieder aufrappelt und diesen Cluster der am Anfang der Pandemie entstanden ist aufgeräumt kriegt. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass die E3 nicht tot ist und die unzähligen Publisher wieder zurück kriechen, weil sie das mit ihren hauseigenen Shows nicht organisiert bekommen. Oder sich an ein neues Outlet richten das mehr zum Zeitgeist passt. Fakt ist: alle haben es verlernt interessante und aufregende Shows/Messen abzuhalten. Hat man in den letzten Jahren gut zu spüren bekommen und es geht aktuell immer noch bergab.
Die E3 fand ja die letzten 3-4 Jahre mehr oder weniger nicht statt. Für Personen die das gerne Vorort genießen sicher spannend aber für Präsentation von Games reicht das Summer Festival vollkommen aus zusätzlich hat so gut wie jeder Publisher mittlerweile seine eigene Showcase.