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Exklusivdeals: Sony tut sich und dem PlayStation-Image keinen Gefallen

Wie Sony und Square Enix in einem gemeinsamen Blogbeitrag verkündeten, wird es für Marvel’s Avengers einen exklusiven Spider-Man-DLC nach der Veröffentlichung des Spiels geben. Ein Sony-Exklusivdeal. Spider-Man wird nicht nur exklusiv auf PlayStation verfügbar sein, sondern auch noch kostenlos sein. Das ist nicht nur ein uncooler Move von Square Enix, denn Marvel’s Avengers erscheint auf mehreren Plattformen und es ist kaum anzunehmen, dass die Xbox-Version günstiger verkauft wird. Obwohl Xbox-SpielerInnen weniger Inhalte geboten werden. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels ist Marvel’s Avengers bei Amazon* sogar für PS4 fünf Euro günstiger als für Xbox One.

Es ist auch nicht sehr smart von Sony und man tut der Marke PlayStation keinen Gefallen. In der Kommentarspalte im Sony-Blog wird der Exklusivdeal natürlich abgefeiert, aber in den sozialen Netzwerken sieht die Sache anders aus. Da gibt es durchaus viele ablehnende Meinungen dazu und denen schließe ich mich auch an. Nicht nur inhaltlich. Auch die Art und Weise der Verkündung stößt mir auf, die sich anfühlt, als würde sie sehr bewusst aus einer Art Pole-Position verfasst.

Es geht hier nicht um Exklusivspiele…

Geld dafür auszugeben, um Spider-Man in einem Mutliplattformspiel anderen VideospielerInnen vorzuenthalten, das finden die wenigsten heutzutage noch cool. Und es ging ja auch schon anders. In Marvel vs. Capcom: Infinite für PlayStation 4, Xbox One und PCs war Spidey ein spielbarer Charakter für alle Fans. Das Spiel wurde im September 2017 veröffentlicht. Ein Jahr später erschien Marvel’s Spider-Man exklusiv für PlayStation 4. Nun will man anscheinend den Eindruck erwecken, als wäre Spider-Man eine PlayStation-Marke.

Natürlich hält Sony partielle Rechte an Spidey und es geht mir auch ausdrücklich nicht um Exklusivspiele. Wenn Sony die Gesamtentwicklung eines Videospiels als Publisher finanziell trägt, ist die Exklusivveröffentlichung völlig in Ordnung. Ich wünsche mir das sogar. Plattform-exklusive Spiele, besonders die von First-Party-Studios, aber auch jene von Drittherstellern, waren in der Vergangenheit fast immer unter den besten Videospielen der Generation.

Das hat Sony PlayStation nicht nötig

Man denke nur an die Wiederbelebung von Bayonetta (Platinum Games) durch Nintendo oder an Bloodborne von FromSoftware. Oder… oh Mann, der Xbox-Gott (und seine Anhänger) seien mir bitte gnädig. Öhm, Cuphead von Studio MDHR, zumindest zeitweise? Exklusivität wird auch in der Next-Generation ein wichtiges Marketing-Instrument sein und das finde ich völlig legitim und letztlich auch zum Vorteil der Videospielgemeinschaft. Gute Spiele sind gut für alle, Konkurrenz belebt das Geschäft.

Sony-Exklusivdeals: Spider-Man
Reißt sich Sony mit solchen Deals ein, was man sich jahrelang aufgebaut hat?

Aber im Falle des Spider-Man-Exklusivdeals für ein Multiplattformspiel fühlt es sich nicht so an, als wolle Sony in erster Linie der eigenen Plattform etwas Gutes tun, sondern anderen etwas ganz gezielt, fast schon boshaft, vorenthalten. Um selbst zu glänzen. Das ist Exklusivität der weniger smarten Sorte und PlayStation hat das vor allem überhaupt nicht nötig. Sony hat seinen weit über 100 Millionen PS4-Käufern auch zum Ende der Generation wieder bewiesen, dass es sich durchaus gelohnt hat, eine PlayStation 4 zu besitzen. Von diesen Vorschusslorbeeren wird man auch zur Veröffentlichung von PlayStation 5 wieder zehren können.

Echte Deals statt diebische Steals

Sony täte gut daran, lieber auf Feel-Good-Exklusivität zu setzen als auf solche seltsamen Exklusivdealchen. Fall Guys zum Start bei PlayStation Plus, das war ein Win-Win. Echter Deal statt diebischer Steal! Wenn man nun von Branchen-Insidern wie Imran Khan (Kinda Funny Games) hört, Sony wolle viel Geld in die Hand nehmen, um sich „weitere Exklusivdeals“ zu sichern, wird mir aber bange. Denn dabei soll es laut Khan nicht nur um Exklusivspiele gehen, sondern in Gesprächen mit Drittherstellern auch weiterhin um Exklusivinhalte. Es solle wohl kaum einen Dritthersteller geben, mit dem diesbezüglich nicht zumindest ausgelotet wurde.

PlayStation hat sich in dieser Generation ein „Für die SpielerInnen“-Image hart erarbeitet, das man Sony inzwischen abkauft und das auch trotz einiger Fehltritte in jüngster Vergangenheit noch Bestand hat. Mit restriktiver und intransparenter Veröffentlichungspolitik (Stichwort „Anti-Ecchi-Richtlinien“) und manchmal seltsam arroganter Cross-Play-Politik (davon profitierten Microsoft und Nintendo) hat man schon für ein paar Stirnrunzler gesorgt. Da sollte man mit Sony-Exklusivdeals wie dem neusten nicht anknüpfen, finde ich. Denn das hat man auch nicht nötig. Ich jedenfalls finde das ziemlich unsexy und denke, das Geld wäre bei Indie-Studios, FromSoftware-Exklusivspielen oder First-Party-Entwicklern besser aufgehoben.

Bildmaterial: Marvel’s Spider-Man, Sony / Insomniac Games

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