Pokémon Let's Go Koop-Modus
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Pokémon Let’s Go hat einen Nerv getroffen – aber welche Spielergruppe hat es denn nun abgeholt?

Bildmaterial: Pokémon Let’s Go, The Pokémon Company / Nintendo

Im Mai 2018 habe ich einen Artikel verfasst, der aus meiner Sicht beschrieb, warum Pokémon Let’s Go in jeder Hinsicht Sinn macht. Ich nannte Pokémon Let’s Go den „Kronprinz des Mobile-Plans“ von Nintendo und eine „absolut konsequente Entwicklung“. Die immer noch gewaltige Spielerschaft von Pokémon Go nicht (auf die Switch) zu locken – oder es nicht wenigstens zu probieren – wäre „absoluter Irrsinn“. Pokémon Let’s Go mag einigen „Core-Fans“ der Reihe nicht schmecken, aber es ist konsequent es zu entwickeln und es bietet viele Chancen für die Serie, so damals der Tenor.

Es ist Zeit die Dinge neu zu betrachten, denn inzwischen ist Pokémon Let’s Go erhältlich. Nur wenige Tage nach der Veröffentlichung gab es die erste Erfolgsmeldung seitens Nintendo: Drei Millionen verkaufte Exemplare weltweit. Das ist angesichts der Hardwarebasis von Nintendo Switch, die zwar rasant gewachsen ist aber eben immer noch „nur“ bei etwa 23 Millionen Geräten liegt, beachtlich. Von solchen Tie-Ratio-Quoten, also wie viele verkaufte Spiele auf verkaufte Geräte kommen, träumen die meisten Games.

Zur groben Einordnung: Horizon Zero Dawn kommt bei 86 Millionen Konsolen auf etwa 8 Millionen Verkäufe. Spider-Man, das bisher am schnellsten verkaufte PS4-Exklusivspiel, kam auf 3,3 Millionen in den ersten drei Verkaufstagen. Also ein bisschen mehr als Pokémon Let’s Go, aber bei einer bedeutend größeren Hardwarebasis. Wer das nicht sehen will, der argumentiert natürlich, dass Pokémon Let’s Go einige Längen hinter den Verkaufszahlen von Pokémon X & Y und Pokémon Sonne und Mond zurückliegt. Dabei lässt man aber eben wichtige Faktoren außer Acht.

Für mich persönlich kann ich sagen, dass die Pläne von The Pokémon Company und Nintendo voll aufgegangen sind. Pokémon Go hat mich zurück zu Pokémon gebracht. Mein letztes Pokémon-Abenteuer war Pokémon Blau für den Game Boy. Einen Einstieg in die Core-Reihe hätte ich wohl nicht noch einmal gewagt, doch Pokémon Go machte es mir leicht. Auch Pokémon Let’s Go tut das. Es bietet zwar viele vertraute Go-Mechaniken, aber auch behutsam vertieftes Gameplay und interessante Pokémon-Lore.

Auch wenn ich für Pokémon Let’s Go keine Switch gekauft habe – weil ich schon eine besaß – so hat mich doch zumindest das Pokémon-Fieber gepackt und ich bin sehr, sehr gespannt auf das neue Pokémon-Hauptspiel, das 2019 erscheint. Ob ich das auch ohne die Go-Reihe gewesen wäre? Ich denke nicht. Denn vorher hat mich auch kein Pokémon-Hauptspiel interessiert, auf keinem System nach dem Game Boy.

Pokémon Let’s Go hat einen Nerv getroffen

„einen Nerv treffen“: 1. […] einen wunden Punkt berühren / ansprechen 2. die aktuelle Stimmungslage / den aktuellen Geschmack treffen; wissen, was gerade aktuell ist ; auf der Höhe der Zeit sein und deshalb Erfolg haben (via: redensarten-index.de)

Pokémon Let’s Go hat wahrlich einen Nerv getroffen, in doppelter Hinsicht. Na klar, es gibt noch immer einige abgeneigte Core-Fans der Reihe, die mit Let’s Go nicht warm werden. Die Neuerungen schmecken ihnen nicht, mit Mobile-Gaming wollen sie gleich gar nichts am Hut haben und vor allem herrscht die Angst, dass sich all diese Veränderungen irgendwie auf die Hauptserie auswirken könnten. Ich verstehe das und ich muss sagen, ich hoffe, die Angst ist begründet.

Denn Pokémon Let’s Go macht bestimmt nicht alles richtig, aber es gibt einige Veränderungen und Mechaniken, die ich mir auch für die Hauptreihe wünschen würde. Veränderungen sind immer schwer, aber Pokémon braucht sie. Für mich als Außenstehender ist Pokémon seit Generationen das Gleiche, es wird nur immer unübersichtlicher und immer schwerer. Wieder einsteigen? Ne, ne. Wenn etwas Pokémon nicht schaden kann, dann ist es in meinen Augen ein bisschen frischer Wind.

Pokémon Switch
Keine Panik! (Bild: The Pokémon Company)

Den Zufallskämpfen würde ich nicht nachtrauern. Leute, die sagen, der Überraschungseffekt sei dann dahin, die sollen sich mal ansehen, wie die Spieler in den Streams abgehen, wenn die Pokémon spawnen, auf die sie hoffen. Die Fangmechanik? Ganz ehrlich: gefällt mir. Ich muss nicht gegen jedes Pokémon kämpfen, bevor ich es fangen kann oder um Erfahrungspunkte zu sammeln.

Die Lösung mit den vielen (optionalen) Trainerkämpfen ist für mich eine gute, auch wenn man sie sicher noch optimieren kann. Optisch gefällt mir Pokémon Let’s Go und spricht mich weitaus mehr an als der Pixelbrei auf den alten Handhelds. Die Reihe wird in der Hinsicht von der Switch profitieren. Dass Let’s Go ein wenig die Details fehlen, ist wohl auch dem Fakt geschuldet, dass es auf Pokémon Gelb basiert. Da kann man gerne noch zulegen.

Eine (optionale) Konnektivität, welcher Art auch immer, mit Pokémon Go? Das wäre wirklich ein kleines Wagnis für das 2019-Pokémon. Aber es ist vorstellbar und ich würde mich darüber freuen. Pokémon Go hat in diesem Jahr extrem zugelegt und ist das Spiel geworden, das es schon zu Beginn hätte sein können. Forschungsaufgaben, Spezialaufgaben und unzählige Events bieten jede Menge Abwechslung und wenn Niantic und The Pokémon Company so weitermachen, wird Pokémon Go auch 2019 noch blendend laufen. Da ist sogar noch Luft nach oben.

Aber wen holt Pokémon Let’s Go denn nun ab?

Doch zurück zu Nintendos großem Mobile-Plan. Als man damit 2015 anfing, versuchte man den „Core-Fans“ den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der Tenor: Mobile-Games seien dazu da, um die Leute auf die Konsole zu locken. Nintendo hat Wort gehalten. Keines der bisherigen Spiele ersetzt auch nur ansatzweise ein Spiel der Hauptreihe. Aber hat Pokémon Let’s Go die Mobile-Gamer abgeholt?

Das ist natürlich schwer zu sagen, denn es gibt keine verlässlichen Zahlen. Ich habe aber unter den über 5.200 Followern von JPGAMES bei Twitter nachgefragt, um etwas mehr herauszubekommen. Über 560 Stimmen wurden abgegeben. Mit der Fragestellung habe ich auf Spieler abgezielt, die Pokémon Let’s Go bewusst gekauft oder nicht gekauft haben. Dabei habe ich zwischen „Core-Fans“ der Reihe unterschieden und „Rückkehrern“, ob mit Let’s Go oder Pokémon Go. Es gibt sicher weitere Personengruppen, beispielsweise die Gruppe, die mit Pokémon Let’s Go ihren Erstkontakt mit Pokémon hat. Doch da es sich bei @jpgames_de um einen Gaming-Account mit Fokus Japan handelt, habe ich diese Gruppe ausgeklammert.

Das Ergebnis ist nicht repräsentativ, aber zeigt Tendenzen auf, die zumindest verblüffen. 48% der Teilnehmer an der Umfrage bezeichnen sich als „Core-Fans“ der Serie und haben Pokémon Let’s Go (trotzdem) gekauft. 36% der Teilnehmer sehen sich als „Core-Fans“ der Pokémon-Serie und haben sich das Spiel nicht gekauft. Das hatte allerdings vereinzelt auch den Grund, dass einfach noch keine Nintendo Switch im Hause war, wie aus den Kommentaren hervorgeht. 10% feiern mit Pokémon Let’s Go die Rückkehr zur Serie, sie haben bereits ein altes Pokémon gespielt, aber schon lange nicht mehr. Eine Gruppe, die Nintendo sicher ansprechen wollte. Nur 6% geben aber an, ihre Rückkehr mit Pokémon Go gefeiert zu haben und nun auch Pokémon Let’s Go zu spielen – so wie ich.

Was lässt sich davon ableiten? Offensichtlich haben sich mehr Pokémon-„Core-Fans“ auch Pokémon Let’s Go gekauft, als man angesichts der Stimmungslage wahrnimmt. Und die Gruppe derer, die dank Pokémon Go (wieder) zur Serie gefunden haben und nun auch Let’s Go gekauft haben, ist unerwartet klein. Doch wie gesagt: Das ist nur eine Tendenz. Eine Umfrage steht und fällt natürlich auch mit den Hintergründen ihrer Teilnehmer. Unter ihnen dürften kaum Gelegenheitsspieler sein, denn die gehören wohl weniger zu unserem Publikum. Sie könnten die 6%-Gruppe deutlich vergrößern, allerdings haben sie auch die größte Hürde zu nehmen: Sie brauchen eine Switch.

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