Kolumnen News TOP

Astro Bot macht mich traurig, vielleicht sogar ein bisschen wütend

Falls ihr gestern und heute ein wenig in den sozialen Medien unterwegs gewesen seid und euch eine kleine Gaming-Bubble eingerichtet habt, gab es wahrscheinlich ein vorherrschendes Thema: Astro Bot. Und ganz viel Liebe für dieses Spiel.

Beste Stimmung beim Publikum, ganz viel Vorfreude auf den heutigen Launch. Nahezu ausschließlich positive Reviews, die irgendwo zwischen überschwänglich und euphorisch anzusiedeln waren. Auch bei Sony PlayStation beste Laune: „Astro Bot Special“-Menü in der Kantine!

Team Asobi hat ganze Arbeit geleistet und ich war hoffentlich nicht der Einzige, der in diesen Stunden an das Sony Japan Studio denken musste. Im März 2021 sickerte erstmals durch, dass Sony dem Studio mit Sitz in Tokyo wohl den Stecker ziehen würde. Einzig Team Asobi überlebte dem Vernehmen nach – das Studio, das heute unter größtmöglichem Jubel Astro Bot veröffentlicht hat.

Viele Persönlichkeiten weg

Schon in den Monaten zuvor wurde nach und nach bekannt, dass zahlreiche namhafte Persönlichkeiten das Sony Japan Studio verlassen würden. Teruyuki Toriyama (Soul Sacrifice) sowie Masaaki Yamagiwa (Bloodborne) und Keiichiro Toyama (Silent Hill) verließen nach und nach das Studio. Berichtet wurde damals, das Studio sei schlicht nicht profitabel genug gewesen.

Aus den Büros in Tokyo entsprang Polys Entertainment, das schon früh in Polyphony Digital aufging, nachdem Gran Turismo ein großer Erfolg war. Zu Team ICO müssen wir wohl nicht mehr sagen als: Ico, Shadow of the Colossus, The Last Guardian. Team Silent hatte Siren und Gravity Rush hervorgebracht, die meisten Entwickler verließen das sinkende Schiff schon Wochen zuvor und gingen in Bokeh Game Studio auf – Slitterhead steht kurz vor der Veröffentlichung.

Ihr merkt es, so langsam kommen wir in den Teil, wo ich traurig werde, vielleicht sogar ein bisschen wütend. All diese Kreativen hat Sony ziehen lassen und es sind viel mehr als die, deren Namen wir kennen, weil sie Director und Producer waren. Dass ausgerechnet das verspielte Astro Bot von etwa 65 Entwicklern bei Team Asobi das Concord-Desaster vergessen lässt: bezeichnend.

Die eierlegende Wollmilchsau

Nichts gegen Live-Service-Games, Team-Shooter oder sonst was. Und ganz speziell nichts gegen die Menschen bei Firewalk, die diese Spiele entwickeln können, dürfen, müssen. Vielleicht aber lag es an der Gier, eine eierlegende Wollmilchsau nach der nächsten sein Eigen nennen zu wollen?

Die Live-Service-Strategie von Jim Ryan und Co. wurde inzwischen korrigiert, nicht aber rückgängig gemacht. Das geht wahrscheinlich auch gar nicht mehr. Von 12 geplanten Live-Service-Games sind nach „strengem Portfolio-Überprüfungsprozess“ 2023 nur noch sechs übrig geblieben, die bis 2025 erscheinen sollen.

Von den Sony Japan Studios sind 65 Menschen übrig geblieben. Es hatte sich schon vorab als Team Asobi innerhalb des Studios geformt und ist auch nach der Schließung von Sony Japan Studio kaum gewachsen. Gerade erst hat ein Sony-Manager kommuniziert, man habe nicht genug Eigenmarken.

Ich bin kein Top-Manager. Ich weiß es nicht. Vielleicht war es langfristig klüger, zu Lasten von Sony Japan Studio lieber Studios wie Firewalk Studios und Bungie zu kaufen und einen Live-Service-Shooter nach dem anderen auf einen übersättigten Markt zu ballern, statt Leuten wie Team Asobi einen Bruchteil des Budgets zur Verfügung zu stellen, um kreativ und bunt zu sein. Die Sony Japan Studios stehen stellvertretend für all die kreativen Teams, die in den letzten Jahren auseinandergerissen worden sind. Team Asobi hat heute (einmal mehr) gezeigt, was sie erschaffen können.

VGC hat eine kleine Reportage mit vielen interessanten Einblicken zum Launch von Astro Bot veröffentlicht. „Wir denken, dass größer nicht immer besser ist“, sagt der Gameplay-Programmierchef Masayuki Yamada. Damit meint er eigentlich die Teamgröße, aber vielleicht lässt sich das auch anders lesen. „Play Will Find a Way“ ist der heutige Live-Action-Trailer zu Astro Bot untertitelt. Und damit viel Spaß mit Astro Bot!

Bildmaterial: Astro Bot, Sony Interactive Entertainment, Team Asobi, ehemals Sony Japan Studio

20 Kommentare

  1. Und dennoch liegt Star Wars Outlaws in Verkaufscharts sehr weit oben!

    AC Valhalla hat sogar über eine Milliarde generiert (unter anderem durch die Mikrotransaktionen!).


    Dennoch ist die Ubisoft Aktie im starken Sinkflug weil die Spiele die Erwartungen zahlentechnisch nicht erfüllen konnten. Und der Backlash im Internet ist ja auch nicht zu übersehen.

    Dazu noch das jährliche Call of Duty und FC/Fifa...


    Das interessiert für den RPG / Adventure Bereich aber genau null komma garnicht. Das ist vollkommen andere Zielgruppe.


  2. Dennoch ist die Ubisoft Aktie im starken Sinkflug weil die Spiele die Erwartungen zahlentechnisch nicht erfüllen konnten. Und der Backlash im Internet ist ja auch nicht zu übersehen.

    Ändert aber halt nichts daran das Millionen Menschen diese Spiele kaufen.

    RPGs, vor allem aus Asien, sind im westen einfach eine Nische. Und das ist auch in Ordnung!

    Es ist lediglich die Erwartung einiger Publisher, das ihre Spiele mit den westlichen Massen-Produkten konkurrieren müssen, die das ganze problematisch gestalten kann! Selbst die ganzen Pseudo-JRPG fans, welche nur Persona 5 und FF kennen, würden wahrscheinlich mit vielem aus dem (J)RPG markt nicht viel anfangen können.

    Die Breite Masse will ihre Massen-Produkte, und das sind (mit jahrzenten an Zahlen und statistiken belegbar) meist keine komplexen oder anspruchsvollen Spiele. Jedesmal wenn ich sowas höre/lese wie "Backlash" und co. wird mir auch schnell klar dass das nur wieder die 0,1% an chronisch Internet-Abhängigen und lauten Nutzer sind, welche leider meist überhaupt kein Gespür für die realität haben.

    Also nochmal: (J)RPGs sind Niesche, und das ist auch völlig in Ordnung!

    Nur die Erwartungen diese auf Call of Duty oder Fifa Niveau an den Mann zu bringen, das ist völliger konkurs!

  3. Ändert aber halt nichts daran das Millionen Menschen diese Spiele kaufen.

    Das habe ich auch nicht bestritten. Aber obs jetzt 1 oder 2 oder 5 Millionen sind spielt keine Rolle, wenn es nicht für Wachstum an der Börse reicht oder sogar zu Abstürzen führt. Neben der Börse kann man es aber auch an den Google Trends sehr zuverlässig ablesen. Da unterliegt ein Star Wars Outlaws sogar einem Final Fantasy Rebirth, dass ja bereits ein Flop war. Das allgemeine Interesse an sowas geht also gerade sehr stark zurück. Egal ob Exclusives oder Multiplattformer.


    Die Breite Masse will ihre Massen-Produkte, und das sind (mit jahrzenten an Zahlen und statistiken belegbar) meist keine komplexen oder anspruchsvollen Spiele.


    Diese Jahrzehnte an Zahlen und Statistiken haben heutzutage halt keine Bedeutung mehr. Oder zumindest ist ihre Aussagekraft aktuell massiv am Schwinden.

    Nur die Erwartungen diese auf Call of Duty oder Fifa Niveau an den Mann zu bringen, das ist völliger konkurs!


    Das macht auch keiner. Nichtmal Square. :D

    und lauten Nutzer sind, welche leider meist überhaupt kein Gespür für die realität haben.


    Bei deinen teilweise komischen Vergleichen würde ich das gerade eher dir unterstellen. Nichts für ungut. :*

  4. Das allgemeine Interesse an sowas geht also gerade sehr stark zurück. Egal ob Exclusives oder Multiplattformer.

    Allgemeines Interesse =/= Dein persönliches Interesse.

  5. Richtig. Deswegen beziehe ich mich, wie beschrieben, auf aktuelle Aktienkurse, Google Trends und dergleichen. Halt die gängigen Tools, die als Indikator für das allgemeine Interesse herangezogen werden. Das hat mit meinen Interessen garnichts zutun.

An dieser Stelle siehst du nur die letzten 5 Kommentare. Besuche das Forum um die komplette Diskussion zu diesem Thema zu sehen.