In dieser Woche hat Naoki Yoshida mal wieder geplaudert. Über Final Fantasy XVI, in einem Livestream, der sich eigentlich um Final Fantasy XIV und das Crossover mit NieR Re[in]carnation drehen sollte. Naoki Yoshida hat aus Final Fantasy XIV einen der besten Serienteile gemacht. Und er ist durchweg sympathisch. Zwei Gründe, warum Fans sich freuen, dass er auch bei Final Fantasy XVI den Hut aufhat.
Seine Kommunikation ist nah an den Fans und während das eigentlich wünschenswert klingt, ist es doch auch ein wenig problematisch. Es widerstrebt mir fast ein wenig, das zu kritisieren, aber es gibt eben auch einen Grund, warum große Unternehmen auf einheitliche und zentrale PR setzen.
Viele machen ein Späßchen darüber, dass Naoki Yoshida im Livestream gesagt hat, er habe für die letzten Kommentare im UNIQLO-Magazin Ärger von der amerikanischen PR bekommen. Die Aussagen im UNIQLO-Magazin machten natürlich heftige Wellen in der Medienlandschaft.
Unkoordinierte Übersetzungen
Jeder hatte eine Übersetzung davon. Mal schneller, mal gründlicher, mal akkurat, mal oberflächlich. Am Ende war Final Fantasy XVI mal „fast fertiggestellt“, mal „in der Endphase der Entwicklung“, mal ist es „in das Finale der Entwicklung“ eingetreten. Und auch die ersten Schlussfolgerungen gab es schon in der Headline, denn es könnte ja „früher erscheinen, als wir denken“. Ganz wörtlich übersetzt sind wir eigentlich eher bei „it’s greatly taking shape“ (大分もう形になっている), wie Aitai Kimochi bei Twitter schreibt.
Es liegt auf der Hand, warum das gefährlich ist. Es weckt falsche Erwartungen. Schon träumen Fans, Final Fantasy XVI könnte durchaus noch in diesem Jahr erscheinen. Eigentlich sollte es die ersten handfesten Informationen seit der Ankündigung im September 2020 noch im Jahr 2021 geben.
Daraus wurde bekanntlich nichts, stattdessen hatte Naoki Yoshida verkündet, dass die Entwicklung etwa um ein halbes Jahr zurückgeworfen wurde. Dass der jetzt herrschende Zeitplan eine Veröffentlichung noch im Jahr 2022 vorsieht, das scheint unwahrscheinlich, wenngleich es natürlich nicht ausgeschlossen ist.
Die unkoordinierten Aussagen von Yoshida, noch dazu oft unsauber übersetzt, führen dazu, dass viele Fans glauben, ein Final Fantasy XVI in einer „Endphase der Entwicklung“ sei auch ein „nahezu fertiges“ Spiel. Das ist natürlich nicht so, die Endphase der Entwicklung ist eine steinige und mitunter sehr lange Phase.
Die 90-90-Regel
Vielleicht kennt ihr die 90-90-Regel, wenn nicht, solltet ihr sie kennenlernen. Dieser Aphorismus aus der Software-Entwicklung ist auch in der Videospielbranche anwendbar. Die Regel besagt, dass die ersten 90 Prozent des Codes auch die ersten 90 Prozent der Entwicklungsdauer in Anspruch nehmen. Die letzten 10 Prozent des Codes benötigen dann die anderen 90 Prozent der Entwicklungszeit.
Mit anderen Worten: Die „Endphase der Entwicklung“ nimmt viel Zeit in Anspruch und je nachdem, auf welche Probleme man trifft, noch mehr Zeit. Darüber hinaus ist die PR-Phase von Final Fantasy XVI – ganz offensichtlich – noch nicht angelaufen. Einem Spiel wie Final Fantasy XVI gesteht man vor der Veröffentlichung wohl sicherlich eine halbjährige Intensiv-Kampagne zu. Dazu gehören Anspiel-Events der Presse, schon für Previews, von denen noch keine Spur ist.
Ich kann gut verstehen, dass die amerikanische PR sich durch das Vorpreschen von Yoshida, so sympathisch es auch ist, auf den Schlips getreten fühlt. Auch dort arbeitet man intensiv: Am Wording von Pressemeldungen und an einem getakteten Zeitplan, der rechtzeitig den Hype schüren und Erwartungen wecken soll – wenn die Zeit reif ist.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Final Fantasy XVI noch in diesem Jahr erschient, die heiße PR-Phase und die Anspiel-Events für die Presse bald beginnen. Aber es gibt nicht viele Anzeichen dafür, außer den Aussagen von Yoshida, die allerdings eben nicht das bedeuten, für das sie wortwörtlich stehen.
Fans tun gut daran, cool zu bleiben.
Bildmaterial: Final Fantasy XVI, Square Enix