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Sony, PlayStation 5 und das richtige Timing

Titelbild: Logo PlayStation, Sony

Zu Beginn des neuen Jahres ist bereits klar, dass die nächste Konsolengeneration in den kommenden 365 Tagen eine große Rolle spielen wird. Es wird viele Gerüchte, Leaks und bestimmt auch den einen oder anderen seltsamen Designvorschlag geben. Experten und Nicht-Experten werden sich zum Timing der Veröffentlichung, dem Preis und technischen Daten mit Insidern und Nicht-Insidern um Aufmerksamkeit streiten. Vielleicht gibt es sogar bereits eine offizielle Ankündigung? Wir wollen uns im Folgenden einmal die Situation von Sony etwas genauer anschauen.

Wollen Spieler überhaupt schon eine PlayStation 5?

PlayStation 5
Hatte doch einige Performance-Probleme: Skyrim auf PS3 (Bild: Bethesda)

Im November 2013 erschien PlayStation 4 und ersetzte PlayStation 3, welche zunehmend Mühe bekundete, moderne Spiele der damaligen Zeit noch befriedigend darzustellen. Zudem hing die komplizierte PS3-Architektur Sony und allen Entwicklern wie ein Mühlstein um den Hals, welche dafür sorgte, dass man die theoretische Rechenleistung kaum je einmal richtig ausnutzen konnte. Vielleicht einmal abgesehen von Exklusivtiteln. Die Notwendigkeit einer neuen Konsolengeneration erschien damals auf jeden Fall gegeben.

Ein ähnliches Gefühl ist derzeit kaum spürbar, Dinge wie 4K-Gaming sind für viele Spieler mehr Gimmick als logische Evolution. Die flüssige Darstellung von großen, offenen Welten war da wesentlich substantieller. Wollen wir also überhaupt bereits in den nächsten ein oder zwei Jahren eine neue PlayStation-Konsole? Auch Sony ist dank der sehr erfolgreichen PlayStation 4 nicht unbedingt unter Druck, so schnell wie möglich in die nächste Generation einzusteigen.

Den aktuellen Schwung könnte Sony mit Abwärtskompatibilität auch teilweise zu retten versuchen, was mit einem vernünftigen Preis für die neue Hardware auch gelingen könnte. Die allermeisten Third-Party-Publisher werden zudem dank der ähnlichen Hardware-Architektur eine ansehnliche Zeit lang einfach beide Generationen bedienen. Wenn Spiele so oder so für alle möglichen PC-Setups entwickelt werden, warum dann nicht auch weiterhin für eine etwas ältere Konsole, welche einem PC so oder so gleicht? Wie lange die Ablösung dauern wird, ist schwierig zu sagen, aber geschätzte über 100 Millionen Besitzer einer PlayStation 4 werden dann dafür sorgen, dass das eher weniger schnell geht als noch beim letzten Wechsel.

Sony macht vorwärts

Bald schon mit neunstelligen Verkaufszahlen, Sonys PlayStation 4 (Bild: Sony)

Jedenfalls sind bei Sony die Pläne für die nächste Konsolengeneration, welche mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Namen PlayStation 5 hören wird, schon recht weit fortgeschritten. Man redet bereits offiziell von der Nachfolgerkonsole, wenn auch nur sehr allgemein und oberflächlich. Technisch, preislich oder vom genauen Timing her lässt man sich natürlich noch nicht in Karten blicken, aber einige kleine Hinweise gibt es dennoch.

Schon im letzten Mai ließ Sony verlauten, dass PlayStation 4 nun in die letzte Phase des Lebenszyklus eintritt. Das heißt natürlich nicht, dass man schon die ersten Nachrufe zu schreiben braucht, aber man ist mit der aktuellen Konsolengeneration in der Phase, in welcher mit der hohen Verbreitung der Hardware die Hauptarbeit für Sony gemacht ist und das Geschäft für einige Zeit fast von alleine läuft. PlayStation 4 dürfte im Jahr 2019 die 100 Millionen mit Leichtigkeit überschreiten, was eine sehr stolze Zahl ist.

Traditionelle Konsolen haben eine Zukunft

Das Streaming-Angebot PS Now (Bild: Sony)

Bei diesen Zahlen einer klassischen Heimkonsole sind wir auch wieder weiter weg von Szenarien, welche das Geschäft am Ende sahen. Noch eine, zwei Konsolengenerationen, dann würden Laufwerke verschwinden, Spiele nur noch digital oder gar nur noch als Stream angeboten, so hieß es.

Es würde schon sehr erstaunen, wenn Sony mit PlayStation 5 in diese Richtung gehen würde. Klar, digital und Streaming-Angebote wie PlayStation Now werden weiter wachsen, weil die Technik Fortschritte macht. Es wird aber eher zu einem Nebeneinander kommen als zu einem Online-Zwang, welcher auch heute noch sehr schlecht ankommen würde. Microsoft hat sich hier die Finger bereits verbrannt.

Ja, auch unsere Konsolen sind zumeist online und wir laden fleißig Patches und Updates, aber die Wahl zu haben lassen sich Konsolenspieler auch etwas kosten und die Konsolenanbieter lassen sich dafür bezahlen. Auch der Retailmarkt bei Spielen ist lukrativ, sogar rein digitale Spiele lassen sich ab und an in „leeren“ Hüllen mit einem Code in den Läden finden, um hier präsent zu sein.

Sony und die virtuelle Realität

Eine größere Rolle spielen könnte hingegen PlayStation VR oder ein entsprechendes Nachfolgemodell. Im letzten August feierte Sony die Marke von drei Millionen verkauften VR-Brillen. Das ist zwar noch nicht der Massenmarkt und Sony hat wohl auch etwas mehr erwartet. Aber Sony hat einen Anfang gemacht und ist auf dem zwar nur langsam wachsenden VR-Markt präsent und spielt ganz vorne mit.

Es ist nicht davon auszugehen, dass man die Übung mit einer kommenden PlayStation 5 abbrechen wird. Mit tieferen Preisen, verbesserter Technik und – ganz wichtig – guter Software hat man mit Sicherheit ein Ass im Ärmel. Aber es braucht auch den Willen, hier dranzubleiben und Entwickler zu unterstützen. Software verkauft Hardware.

Sony und Handhelds

Gravity Rush für PS Vita, als Sony noch auf Handhelds setzte (Bild: Sony)

Der Erfolg von Nintendo Switch mit einer Hybridkonsole könnte theoretisch auch Sony dazu ermutigen, etwas in diese Richtung zu unternehmen. Die Geschichte von PlayStation Vita dürfte hier jedoch nicht gerade euphorisch stimmen.

Andererseits hatte Sony insgesamt eine gute Vergangenheit mit Handhelds und im Unternehmen dürfte es auch noch einige Leute geben, welche darauf mit guten Erinnerungen zurückblicken. Allerdings wird man kaum einen Kompromiss eingehen, was die Rechenleistung einer neuen Konsole betrifft, um auch mobil unterwegs zu sein.

Auch das optische Blu-ray-Laufwerk ist für unterwegs ein Hindernis, wenn man ein handliches Gerät bauen will. Denkbar wäre allenfalls, eine mobile Zusatzeinheit ohne Laufwerk anzubieten, um die Spiele der Heimkonsole darauf übertragen zu können. Aber ob sich dies in einem lohnenden Paket niederschlagen würde, welches zu einem vernünftigen Preis angeboten werden könnte, ist mehr als fraglich. Fans von Sonys Handhelds müssen also auf das Prinzip Hoffnung setzen.

Eine Frage des Timings

Am 20. Februar 2013 enthüllt Mark Cerny PlayStation 4 (Bild: Sony)

Wann genau Sonys PlayStation 5 angekündigt oder veröffentlicht werden soll, bleibt unterdessen unklar. Nach der Ankündigung die E3 2019 ganz auszulassen und weder eine Pressekonferenz noch einen Auftritt auf dem Showfloor hinzulegen, ist eine Ankündigung der Konsole vor der Messe extrem unwahrscheinlich.

Das Fehlen der Pressekonferenz ist das eine, eine Absenz im Ausstellerbereich mit neuer Hardware das andere. Eigentlich unvorstellbar. Danach scheint vieles möglich. Eine Enthüllungsveranstaltung im Bereich von Herbst 2019 bis Frühling 2020 erscheint sehr gut möglich, eine damit verbundene Rückkehr zur E3 2020 auch.

Aber ebenso gut könnte Sony hier noch ein zweites Jahr aussetzen und sich Zeit lassen. Immerhin läuft PlayStation 4 ausgezeichnet, mit dem Pro-Modell hat man schon einmal nachgelegt und könnte so die aktuelle Generation voll auskosten, bevor die Karten dann neu gemischt werden.

Microsoft wird man aber auch nicht einfach das Feld überlassen. Mit Xbox One X in Sachen Leistung, Abwärtskompatibilität in Sachen Fanzufriedenheit und Studio-Ak­qui­si­ti­onen in Sachen Zukunft ist man in einer weit besseren Verfassung als noch zu Beginn des aktuellen Zyklus. Hier dürfte Microsoft ein größeres Interesse haben, ein völlig neues Kapitel aufzuschlagen.

Sonys Ausgangslage ist also sehr komfortabel, man hält gute Karten in den Händen. Diese richtig zu spielen wird aber eine Herausforderung sein.

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