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Im Retro-Review! Valkyrie Profile: Covenant of the Plume

Bildmaterial: Valkyrie Profile: Covenant of the Plume, Square Enix / tri-Ace

Unsere neue Reihe: Retro-Review!

Nach dem Start unserer „Retro-Review“-Reihe mit Pokémon Schwarze und Weiße Edition geht es heute mit Valkyrie Profile: Covenant of the Plume weiter. Der dritte Eintrag der Valkyrie-Profile-Reihe wurde von tri-Ace entwickelt und erschien im März 2009 in Europa für Nintendo DS – vor bald zehn Jahren!

In der „Retro-Review“-Reihe veröffentlichen wir die Karteileichen unserer uralten Reviews erneut. Das Besondere ist, dass wir die Reviews unverändert veröffentlichen. Im Gegensatz zu Retrospektiven, bei denen alte Spiele mit dem (unweigerlichen) Wissen von heute betrachtet werden, sind die Texte unserer „Retro-Review“-Reihe also ein ganz unverfälschter Spiegel in die Zeit von damals. Wir haben nur die Screenshots erneuert und das Review optisch an unser aktuelles Layout angepasst. Schwelgt mit uns in Erinnerungen!

TitelValkyrie Profile: Covenant of the Plume
Japan01. November 2008
Square Enix
Nordamerika16. März 2009
Square Enix
Europa16. März 2009
Square Enix
SystemNintendo DS
Entwicklertri-Ace
GenresTaktik-RPG

Im Original von Para

Spinoffs von Square Enix lassen sich ja mittlerweile wie Sand am Meer finden, besonders für den sehr populären Nintendo DS. So kam es, dass auch tri-Ace seinen ersten Eintrag für den Handheld mit einem neuen Teil der Valkyrie-Profile-Reihe begann. Wie sich das Spiel schlägt und ob es spielenwert ist, könnt ihr nun in diesem Review erfahren.

Das Schicksal von Wylfrieds Familie

Da die Story auf die beiden vorigen Teile basiert, ist es ratsam, sich zuerst mit den Vorgängern zu beschäftigen, oder mein Review zu Valkyrie Profile 2 zu lesen, welches das Setting kurz zusammenfasst. Zwar lassen sich in den Tavernen im Spiel ebenfalls ein paar Informationen entnehmen, doch sind die nicht ausreichend, um einen guten Überblick zu bekommen.

Ihr schlüpft in die Rolle des jungen Södners Wylfried, dessen Vater auf dem Schlachtfeld gefallen ist. Seine kleine Schwester musste verhungern und seine Mutter wurde in den Wahnsinn getrieben. Für die Tragödie um die Familie beschuldigt Wylfried die Valkyrie, die er geschworen hat eigenhändig umzubringen. Als Andenken behält er das Schwert seines Vaters und eine Feder der Valkyrie, die sie bei jedem gefallenen Krieger, der als Einherjar nach Asgard kommt, hinterlässt.

Ein Pakt mit Hel, Herrscherin von Nifflheim

Während eines Kampfes wird Wylfried schwer verwundet und liegt im Sterben, doch eine mysteriöse Stimme bietet ihm einen Pakt an, der es ihm erlaubt, Rache an der Valkyrie zu nehmen. Diese mysteriöse Stimme entpuppt sich als Hel, die Herrscherin von Nifflheim, der Unterwelt. Im Gegenzug muss Wylfried seine Seele verkaufen. Er willigt ein und Hel belegt Wylfrieds Feder mit einem Zauber, der ihm helfen wird die Valkyrie zu finden. Dies geschieht, indem er die Feder mit Sünden belastet.

Ebenso kann die Feder Wylfrieds Kameraden unermessliche Kraft geben, was er dann auch während eines Kampfes gegen Dämonen bei seinem besten Freund, Ancel, in Anspruch nimmt. Jedoch hat die Macht der Feder einen Haken, denn sie tötet kurz danach den Empfänger und so stirbt gleich nach dem Kampf Ancel in Wylfrieds Armen. Schwer geplagt von Schuld und Trauer streift Wylfried durch Midgard, auf der Suche nach Vergeltung, trifft dabei auf neue Freunde, Feinde und auf sein entgültiges Schicksal.

Valkyrie Profile: Covenant of the Plume
Bild: Square Enix, Illustration von Kou Yoshinari / You Yoshinari

Die Story in Covenant of the Plume ist das wohl wichtigste Element im Spiel. Die Handlung wird unterteilt in einen Prolog und sechs Kapitel. In jedem Abschnitt des Spiels trifft Wylfried auf neue Charaktere und potentielle Mitstreiter. Überaschend ist jedoch, dass sich die Story weniger um Wylfrieds Streifzug dreht, als viel mehr um politische Konflikte wie den Streit um die Thronnachfolge im Königreich Artolia.

Mehrere Spieldurchläufe bieten sich an

Ein Dialog im Spiel. (Bild: Square Enix)

Es ist, vor allem beim ersten Durchgang, relativ schwer der gesamten Handlung zu folgen, da die Figuren im Spiel mit starkem Shakespeare-Englisch reden und dieser Dialekt doch merklich von unserem gewöhnlichen Schulenglisch abweicht. Wer also nicht gerne Shakespeare liest, der wird wohl erst ab dem zweiten Durchgang einen recht guten Überblick über das Geschehen im Königreich bekommen.

Schade ist nur, dass Wylfrieds eigene Geschichte während den meisten Kapitel zu kurz kommt oder fast gar nicht Erwähnung findet. Lediglich zu Beginn und Schluss der Handlung spielt sie die wichtigste Rolle.

Veränderungen durch die Feder

Der eigentliche Handlungsablauf ist abhängig vom Einsatz der verzauberten Feder. Je nach Anzahl der Einsätze der Feder wird das nachfolgende Kapitel verändert. Dabei lernt man zum Beispiel gewisse Personen als Freunde kennen, die man ebenfalls auch als Feinde hätte kennen lernen können. Ebenso hängt der Einsatz der Feder mit Wylfrieds persönlicher Gesinnung zusammen und welches der drei möglichen Enden im letzten Kapitel eintritt.

»Der eigentliche Handlungsablauf ist abhängig vom Einsatz der verzauberten Feder.«

Ebenfalls erwähnenswert ist, dass man am Ende des Prologs die Wahl hat an drei verschiedene Orte zu reisen um so den Schwierigkeitsgrad zu ermitteln. Diese Idee klingt zunächst recht innovativ, aber dadurch, dass dem Spieler nichts davon erzählt wird, ist man auf die Hilfe anderer oder auf Komplettlösungen angewiesen, was ziemlich frustrierend werden kann, wenn man als Anfänger unabsichtlich den schwierigsten Grad gewählt hat.

Ist das Spiel einmal durch, so kann man mit einem „New Game+“-Feature, welches alle Items und erlernten Fähigkeiten importiert, neu vom Beginn aus starten. Durch die importierte Ausrüstung werden die späteren Durchgänge außerordentlich leichter, deshalb lohnt es sich, zuerst mit dem leichtesten Schwierigkeitsgrad anzufangen und sich dann raufzuarbeiten bis zum schwersten Grad.

Insgesamt kann sich die Story durchaus sehen lassen. Sie ist im Gegensatz zu Silmeria wesentlich düsterer, was sie auch schon im ersten Teil war. Die politischen Geschichten haben wenig mit der eigentlichen Story zu tun, sind aber keinesfalls schlecht geschrieben und man bekommt einen recht guten Einblick in dieses finstere Zeitalter, in der sich die Welt Midgard befindet.

Das Gameplay: rundenbasiert, isometrisch, taktisch

Die Spielmechanik ist größtenteils aus den beiden vorigen Teilen übernommen worden, weist aber dennoch einige Neuheiten auf. Eine der größten Veränderungen ist wohl, dass die Perspektive von der Seitenansicht auf die klassische isometrische Sicht verlegt worden ist, wie es für ein Strategie-RPG typisch ist. Da wären wir auch schon bei der nächsten Neuheit, denn das Kampfsystem ist tatsächlich rundenbasierte Strategie.

Vier Charaktere in der Party

Man steuert bis zu vier Charaktere, welche sich innerhalb eines Aktionsradius durch das Spielfeld bewegen und angreifen können. Der Kampf selbst jedoch ist klassisches Valkyrie-Profile-Kampfsystem. Jeder Charakter ist einem Button zugeordnet, der den Moment des Angriffs bestimmt und in Kombination mit mehreren Charakteren gleichzeitig verheerenden Schaden anrichten kann. Man ist auch wieder in der Lage, bei einer bestimmten Anzahl von Treffern mit einem Charakter einen „Soul Crush“ auszuführen, eine individuelle Spezialattacke, welche großen Schaden beim Gegner anrichten können.

Ein weiterer sehr wichtiger Faktor im Kampf sind die AP (Action Points). Mit ihnen können Zauber und Techniques (mehr dazu weiter unten) ausgeführt werden. Jedoch startet jeder Charakter mit der maximalen Zahl von nur 100 AP und der leichtsinnige Spieler kann seine Charaktere schneller als erwartet mit unzureichenden AP wiederfinden. AP können jedoch beim Wartebefehl wiederhergestellt werden. Besonders in späteren Kämpfen kann ein nachhaltiger Einsatz von AP über Leben und Tod entscheiden.

Missionsziele, die Feder und Sin-Punkte

Jeder Kampf, sofern er nicht optional ist, hat zwei Missionsziele. Das erste Ziel ist entweder alle Gegner oder einen bestimmten Gegner zu besiegen, etc. Das zweite Ziel ist eine vorgegebene Anzahl von „Sin“-Punkten zu erreichen. Sin kann erreicht werden, indem Wylfried die Feder einsetzt (welche die benötigte Anzahl sofort erreicht) oder durch Overkill beim Gegner, wenn man ihm mehr Schaden als nötig zuführt.

Wird die gesuchte Zahl an Sin erreicht oder um das Mehrfache überschritten, belohnt Hel den Spieler mit meist wertvollen Gegenständen wie Items oder Zauber, Techniken, usw. Wie auch immer, wenn die Zahl nicht erreicht wird, schickt Hel sogenannte Realmstalker in den nächsten Kampf, welche sehr schwer zu besiegen sind. Der Einsatz der Feder scheint empfehlenswert.

Ähnlich wie die Zauber kann man auch Skills und Techniques durch bestimmte Items erlernen. Diese kann man entweder in Shops erwerben, oder je nach den erbrachten Sin am Ende eines Kampfes von Hel bekommen. Skills dienen dazu, einem Charakter zusätzliche Eigenschaften und Steigerung bestimmter Attribute zu verleihen. Der Skill „First Aid“ zum Beispiel kann einen Charakter die Hälfte der so eben geraubten Schadenpunkte wiedergeben

Andere Skills wie „Body of Steel“ oder „Enlightment“ steigern die Verteidigung oder den Angriff durch Magie. Skills werden im Hauptmenü auf den Charakteren verteilt und benötgen eine bestimmte Anzahl an Skillpunkten, welche durch die Höhe des Levels bestimmt werden.

Taktische Vorteile durch Techniques

Techniques verhalten sich ähnlich wie Skills. Sie können u.a. Attribute steigern, aber ebenso taktische Vorteile verschaffen. Man kann sich zum Beispiel hinter einen Gegner teleportieren. Sie können während des Kampfes eingesetzt werden und verbrauchen eine unterschiedliche Zahl an AP. Bei einem New Game+ werden die Skillpunkte, Skills und Techniques auf das neue Spiel übertragen, was den Start, wie bereits erwähnt, um einiges erleichtert.

»Die Feder ist Wylfrieds Geheimwaffe in fast jedem Kampf. Zu einem großen Opfer allerdings.«

Die Feder ist Wylfrieds Geheimwaffe in fast jedem Kampf. Setzt man die Feder auf einen seiner Kameraden ein, werdem ihm all seine Attribute verzehnfacht und sein Angriff sowie Verteidigung werden mit allen Elementen versetzt. Ebenso bekommt Wylfried eine neue für jeden geopferten Charakter eigene Technique.

Der große Nachteil ist jedoch, wie bereits erwähnt, dass der Charakter nach dem Kampf stirbt und daher nicht mehr in der Party ist. Ein zu häufiger Einsatz der Feder führt zu einem vorzeitigen Ende des Spiels, welches als eine Art „viertes Ende“ angesehen werden kann. Es ist daher ratsam, die Feder nur in den dringendsten Fällen einzusetzen.

Die Präsentation

Valkyrie Profile: Covenant of the Plume präsentiert sich im Vergleich zu seinen Vorgängern auf eine recht ungewöhnliche Art. Wie weiter oben bereits erwähnt, weist die Grafik eine isometrische Sicht mit zweidimensionalen Charakteren in einer dreidimensionalen Umgebung auf. Ebenso zeigen sich die Spielfelder auf die für taktische Rollenspiele wie Final Fantasy Tactis typische Art, indem sie wie ein Spielbrett aufgebaut sind.

Valkyrie Profile: Covenant of the Plume
Bild: Square Enix

Die Entwickler haben sich viel Mühe bei der Gestaltung der Felder gemacht. So gibt es zum Beispiel ein Feld mit einem großen Wasserfall, der einen Graben hinunterfällt und dabei die an der Felswand im Graben hängenden Bäume zum wackeln bringt. Ein Detail, welches vielleicht nicht sofort auffällt, aber mich leicht zum Schmunzeln gebracht hat.

Außerhalb des Kampfes muss man sich bis auf die Weltkarte mit Artworks der Orte und Charaktere zufrieden geben. Die Städte werden durch ein einfaches Bild präsentiert und Dialoge finden von Artwork zu Artwork statt. Eine Art, die ich persönlich ungenügend finde, aber durchaus dem Trend heutiger Spiele für NDS entspricht.

Die Musik wurde größtenteils aus dem ersten Valkyrie Profile entnommen, lediglich ein paar neue Kompostionen wurden dem Spiel hinzugefügt. Diese aber stehen vom Stil den älteren Werken in Nichts nach. Jedoch wird wohl dafür ein eigener offizieller Soundtrack niemals ausreichen. Die Musik wurde, wie für tri-Ace Spiele üblich, von Motoi Sakuraba komponiert.

Spinoff bietet kurzweiliges Spielvergnügen

»Valkyrie Profile: Covenant of the Plume ist ein kurzweiliges Spielevergnügen für alle, die mit den Valkyrie-Profile-Spielen vertraut sind.

Das Spiel trägt wenig zum Canon von Valkyrie Profile bei und sollte mehr als ein Spinoff als eine richtige Fortsetzung angesehen werden, weshalb jeder Fan das Spiel auch nicht unbedingt spielen muss, sofern er natürlich nicht neugierig ist. Es muss aber nochmal erwähnt werden, dass Covenant of the Plume „nur“ für die Fans oder diejenigen, die mit den vorigen Teilen vertraut sind, spielenswert ist.

Casual Gamer oder Freunde taktischer Rollenspiele sollten wohl eher auf andere RPGs zugreifen. Die echten Fans werden dafür mit einem etwas anderen, aber nicht uninteressanten Eintrag in das Valkyrie-Profile-Universum konfrontiert, welches hoffentlich die Zeit auf ein richtiges Valkyrie Profile 3 verkürzen soll.«

 

Das mit Valkyrie Profile 3 wurde bekanntlich bis heute nichts. Nach Valkyrie Profile: Covenant of the Plume wurde der Reihe lediglich ein weiterer Eintrag spendiert. 2016 erschien in Japan der Mobile-Ableger Valkyrie Anatomia: The Origin. Außerdem wurde das Erstlingswerk der Reihe schon 2006 als Valkyrie Profile: Lenneth für PlayStation Portable neu aufgelegt. Diese Version erschien 2018 auch für Mobilgeräte.