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Eine unschuldige Handgeste bringt die „Stellar Blade“-Entwickler in Südkorea in Bedrängnis

Es sollte ein Artwork sein, das den 1000. Tag seit der Veröffentlichung Goddess of Victory: NIKKE feiert. Das Artwork von Entwickler Shift Up, die auch hinter dem beliebten wie erfolgreichen Stellar Blade stehen, sorgte jedoch schnell für Diskussionen in Südkorea.

Ein Teil der koreanischen Spielerschaft behauptete, die Hände zweier Figuren seien so geformt, dass sie eine „Finger-Pinch-Geste“ darstellten. Diese Geste, in Südkorea als 집게손 (jipgeson, „Krabbenhand“) bekannt, wird mit bestimmten radikalfeministischen Gruppen in Verbindung gebracht. Sie verspotte koreanische Männer, indem sie durch den kleinen Abstand zwischen Zeigefinger und Daumen andeute, diese hätten kleine Genitalien.

Gesellschaftliche Probleme

In Südkorea ist der „Kulturkampf“ zwischen Männern und Frauen besonders ausgeprägt: Während Frauen in Korea vermehrt akademische Spitzenleistungen erzielen und sich immer häufiger eine weltoffene, „linksliberale“ Gesellschaft wünschen, stimmen koreanische Männer immer häufiger mit konservativen Positionen überein.

Das führt zu starken Spannungen innerhalb der Gesellschaft – mit gravierenden Folgen für die Anzahl der geschlossenen Ehen, der Geburtenrate und der zunehmenden Einsamkeit. Hieraus ziehen viele Unternehmen Profit: KI-Boyfriends und Dating-Sims wie Love and Deepspace sind alleine in Südkorea ein Milliardenmarkt.

Shift Up bezieht Stellung

Bereits in der Vergangenheit mussten Unternehmen wie Apple und Renault Werbeanzeigen ändern, die unbeabsichtigt die „Krabbenhand“ zeigten. MitarbeiterInnen des Spielestudios Nexon erhielten wegen eines einzigen Animationsframes Morddrohungen – er wurde als „geheime feministische Propaganda“ interpretiert.

Shift Up möchte dies in seinen Spielen nicht zulassen: In einem Entwicklerinterview widmete sich das Team von NIKKE auch dem Thema „hasserfüllte Ausdrucksformen“ im Spiel. Regisseur Hyungsuk Yoo erklärte: „Wir werden niemals tolerieren, dass jemand absichtlich Hassrede in NIKKE einfügt oder das Spiel mit dieser Geisteshaltung angeht.“

Er fügte hinzu, dass das Studio kürzlich Maßnahmen ergriffen habe, um den internen Qualitätssicherungsprozess und das Projektmanagement zu stärken, damit „sich solche Probleme nicht wiederholen“. Die Aussage ist zwar vage, lässt aber durchscheinen, dass sie eine Reaktion auf einen kontroversen Vorfall im August ist.

Das Artwork sei von einem externen Studio im Ausland erstellt worden und habe keinerlei politische oder feindselige Absicht gehabt. Man bedauerte das Missverständnis und veröffentlichte eine überarbeitete Version, in der die Handhaltungen geändert wurden. Eine neue Abteilung für Qualitätsmanagement soll künftig ähnliche Probleme bei Spielegrafiken vermeiden.

Außerdem stellte Shift Up allen Spielern kostenlose Ingame-Items als Wiedergutmachung bereit. Doch auch unter dem jüngsten Entwicklerinterview gibt es noch kontroverse Diskussionen zu diesem Thema – man wirft dem Team vor, die Krabbenhand absichtlich ins Artwork eingebaut zu haben.

via Automaton Media, Modern Diplomacy, Unimelb edu, Reuters, CNN, Asiatechlens, Bildmaterial: Goddess of Victory: NIKKE, Shift Up, Level Infinite

17 Kommentare

  1. Ich schreibe auch für andere Seiten und habe mir am Freitag 40 Kommentare geben müssen, ob ich "woke" wäre, weil ich Spieler:innen statt Spieler schreibe und warum ich als Meinungsbestimmende Minderheit (Autor) anderen vorgeben möchte, wie sie zu sprechen, lesen und denken haben. Und allgemein, warum ich denn die wundervolle deutsche Sprache so vergewaltige. Also hier geht der Kulturkampf auch schon ordentlich los.

    Der Artikel und die Kommentare hier sind deshalb wie Therapie. Eine kleine, aber feine Community <3

    Als Schreiber:in ist es ohnehin schwierig geworden, keinen aufzuregen. Bei uns im Verlag beschweren sich z.b. die einen, dass wir gendern und die anderen, weil wir mehr über schwule Themen als lesbische Themen sprechen. Widerum andere regen sich auf, dass “zuviel Regenbogen” drin ist arrrrgh. Es ist inzwischen echt mühselig.

    Der Fingerpinch erinnert mich gerade daran, wie sich viele über das Okay-Zeichen aufgeregt haben, obwohl das in dem Kontext nichts mit White Power zu tun hatte. Wenn sich wer aufregen möchte, wird er es auch immer tun.

    Edit mit random fact: Statistisch gesehen soll der südkoreanische Penis der kleinste weltweit sein. Ob das das stimmt und mit reinspielt, ist eine komplett andere Frage.

  2. Das ganze Thema ist ziemlich schwierig. Auf der einen Seite ist so eine kleine Geste irgendwo natürlich Quatsch und man sieht oft Dinge, die eigentlich nicht da sind. Auf der anderen Seite gibt es von Extremen viele Dog Whistles. Es ist schwierig geworden da durchzusehen und sich sicher zu sein, was einer ist und was nicht und als Firma gibt es oft zwei Varianten, entweder alles vermeiden oder sich für eine Seite zu entscheiden, wobei die letzte Variante besonders dünnes Eis ist. Ich verstehe daher durchaus, wie es dann zu einer Zensur wie oben kommt, wobei ich auch finde, die Originalversion wirkt etwas verkrampft aber auf der anderen Seite ist die Hand auch deutlich schöner.

    In diesem Kontext ist es auch nachvollziehbar, weil die Konsumentenschicht mehrheitlich männlich ist und Feminismus an sich ist Männern gegenüber schon nicht positiv eingestellt und radikaler Feminismus noch viel weniger. In der Gamesindustrie konnte man immer wieder beobachten, wie die eigentliche Konsumentenschicht ignoriert wurde, mit entsprechenden Problemen die sich daraus entwickelt haben. Von demher erscheint es mir zumindest smarter wie man hier bei Nikke gehandelt hat, auch wenn ich es trotzdem für unnötig halte.

    Es ist wirklich schade, dass der Geschlechterkrieg nicht mit der Jahrtausendwende überwunden werden konnte, sondern immer noch mit harten Bandagen ausgefochten wird. Entsprechend sieht auch die Rezeption aus.

  3. Dadurch, dass ich etwas in der K-Pop Bubble unterwegs bin, bekomme ich natürlich auch zwischendurch andere Dinge mit und das Land hat faktisch ein Problem mit Misogynie.

    Ich bin da jetzt nicht unterwegs und dementsprechend war mir nicht bewusst wie arg das da ist.
    Aber selbst in Ländern die da weiter sind sehen wir ja wie schnell auch ein Rückschritt nochmal möglich ist.

  4. Ich lass mal hier ein 8 Jahre altes Video von Asian Boss (Straßen Interviews) zum Thema Misogynie da
    Das sind natürlich nur paar individuelle Meinungen, aber auch z.B. "ich als Mann werde benachteiligt" Aussagen dabei.
    Dazu noch ne 2 Jahre alte BBC Doku über konkrete Fälle mit Sexismus, Diskriminierung usw.

    Es gab auch noch den berühmten Burning Sun Skandal, wo im BBC Bericht auch die Fälle Sulli und Goo Hara angesprochen wurden. 2 Frauen, die ihren Mund aufmachten und sich wehrten und aufgrund des Hasses ihnen gegenüber nicht mehr unter uns weilen. Beide waren befreundet.
    Und vor kurzem hat der Bruder von Sulli ne positive Haltung zu dem Kirk Typen gepostet bzw die beiden verglichen. Kann man sich nicht ausdenken.

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  5. Ws gibt zwar Länder die ganz gut sind ( Deutschland gehört nicht dazu) aber es gibt wohl tatsächlich kein Land auf der Erde in dem Frauen wirklich gleichberechtigt sind. Hart.

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