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Angespielt! Elden Ring Nightreign ist ein hervorragender Genre-Mix mit Sogwirkung

Nach der XXL-Erweiterung „Shadow of the Erdtree“ schien das Kapitel Elden Ring erstmal beendet. Dafür sprach auch die Aussage von FromSoftware-Chef Hidetaka Miyazaki, nach der eine Fortsetzung zum hochgelobten Rollenspiel-Epos nicht auf dem Plan stünde. Miyazaki betonte aber auch, dass eine Weiterentwicklung der Marke „in irgendeiner Form in der Zukunft“ durchaus im Bereich des Möglichen wäre.

Dass uns ein Wiedersehen mit der gefeierten Marke schon so bald erwarten würde, hat aber sicher niemand kommen sehen. Was muss sich der prominente Frechdachs also ins Fäustchen gelacht haben, als die Ankündigung von „Elden Ring Nightreign“, im Rahmen von Geoff Keighleys Game Awards, für reihenweise offene Münder sorgte.

Fantasian HPU

Es ist aber nicht die Ankündigung allein, die überraschte, sondern ebenso der ungewöhnliche Genre-Mix, der mit dem spannenden Spin-off einhergeht. Eine kooperative Survival-Erfahrung im „Elden Ring“-Universum, kann das hinhauen? Wir sind der Einladung von Bandai Namco gefolgt, um es herauszufinden. So viel sei verraten: Nach gut sieben Stunden intensiver Hands-on-Praxiserfahrung, bleiben wir mit brennender Vorfreude auf die Vollversion zurück. Gott, war das ein Spaß!

Vertraut und frisch zugleich

Aber Vorsicht: Meine überschwängliche Euphorie kommt mit einem Haken. „Nightreign“ vergeudet keine Zeit, Euch einzutrichtern, dass hier eine deutlich andere Spielerfahrung auf Euch wartet als Ihr sie vom Hauptspiel gewohnt wärt. Der Titel schraubt den beliebten Rollenspiel-Aspekt merklich zugunsten einer flotteren Survival-Erfahrung zurück.

Daran muss man sich gewöhnen und das wird gegebenenfalls nicht jedem Fan des Originals gefallen. Wenn Ihr Euch aber auf das neue Spielgefühl einstellen könnt, stehen die Chancen nicht schlecht, dass Ihr Euch kaum noch vom Bildschirm lösen könnt. Dafür spricht auch die Stimmung beim Hands-on-Event: Alle Teams saßen gebannt auf ihren Plätzen und lösten ihre Hintern allenfalls für notgedrungene Pipi- und Nahrungspausen von den Stühlen.

Aber wie darf man sich das Spielprinzip von „Nightreign“ im Detail vorstellen? Ihr startet Euer Abenteuer immerzu aus einem Hauptquartier, das der Tafelrundfeste aus dem Original ähnelt. Hier dürften sich im Spielverlauf diverse Interaktionsmöglichkeiten auftun, die sich im Rahmen der Hands-on-Session aber nur oberflächlich abzeichneten. Habt Ihr Euch mit zwei Kameraden zusammengetan, wählt Ihr aus insgesamt acht Nightfarern – den Charakter-Klassen des Spiels. Uns standen zwar nur vier der acht Klassen zur Verfügung, daraus ließen sich aber bereits facettenreiche Gruppen schmieden.

Das sind die Nightfarer

Im Gegensatz zum Hauptspiel passt Ihr Eure Figuren nicht kleinteilig an. Im Gegenteil: Die generelle Ausrüstung – und der damit einhergehende Look der Nightfarer – ist vorgegeben; im Spielverlauf feilt Ihr lediglich an Euren Waffen und Talismanen. Was die einzelnen Klassen einzigartig macht, sind ihre spezifischen Fähigkeiten und Ultimate-Techniken. Hier eine Übersicht:

  • Der „Wylder“ präsentiert sich als klassischer Allrounder mit Claymore und altbewährter Ausweichrolle. Mit einem Enterhaken zieht er Feinde zu sich (oder sich zu seinen Feinden) und seine ultimative Technik ermöglicht ihm das Abfeuern eines explosiven Feuerballs.
  • Der hochgewachsene „Guardian“ nimmt mit seinem wuchtigen Großschild die Rolle des klassischen Tank ein. Er wirbelt Kanonenfutter auf Knopfdruck von sich und setzt mittels Ultimate-Angriff zum verheerenden Sturzflug auf seine Feinde an.
  • Die anmutige „Duchess“ ist geschickt im Ausweichen und versteht sich im Manipulieren der Zeit – das ermöglicht ihr kürzlich zugefügten Schaden erneut auszuteilen. Außerdem macht sie ihre Kameraden kurzzeitig unsichtbar – sehr praktisch!
  • Und dann wäre da noch die magisch begabte „Recluse“. Ihre Angriffe erzeugen elementare Markierungen, die ihre FP regenerieren. Einen Effekt, den sie mittels Ultimate-Technik auf ihre Gefährten ausweiten kann.

Reizvoller Stress

Steht Eure Heldentruppe, trägt Euch ein spektraler Greifvogel zum Schauplatz Eures Überlebenskampfes – Limveld. Auch hier wird das fertige Spiel diverse Abenteuerspielplätze bieten, wir mussten uns allerdings mit einer weitläufigen, Limgrave-ähnlichen Karte begnügen. In bester „Fortnite“-Manier – und das bleibt nicht die einzige Parallele – wirft Euch der Vogel irgendwo ins Grün ab. Zum Einstieg lohnt immerzu ein Blick in die Karte, würfelt der Titel die Anordnung von wichtigen Locations doch mit jeder Spielrunde zusammen.

Gemeinsam plant Ihr Euer Vorgehen, markiert interessante Punkte auf der Karte und zieht geschlossen los, um den Herausforderungen von Limveld zu trotzen. Das ist kein Muss: Selbstverständlich steht es Euch über weite Strecken ebenso offen, Euer eigenes Ding zu machen und erst zu den nächtlichen Bosskämpfen zusammenzukommen. Die Praxis-Erfahrung zeigt aber, dass die Absicherung durch treue Kumpanen Gold wert ist. Gerade auf den ersten Metern hauen Euch einfache Feinde mit zwei bis drei Hieben aus den Latschen. Geschweige denn von den großzügig verteilten Minibossen, die sich im Alleingang schnell zur unüberwindbaren Hürde mausern.

Egal, ob Ihr erst auf kleinere Feinde Jagd macht, um in der Stufe aufzusteigen; Minibosse in der Hoffnung auf bessere Ausrüstung bekämpft; oder die nächstgelegene Kirche ansteuert, um Eure Flaschenladungen aufzustocken: Immerzu ist Eile geboten. Ein feuriger Ring schließt den Spielbereich kontinuierlich enger; findet Ihr Euch außerhalb wieder, kassiert Ihr laufenden Schaden.

Das bedeutet folgerichtig, dass Ihr keine Zeit habt, entspannt auf Erkundungsgang zu gehen. Ihr seid immerzu angehalten, Eure nächsten Schritte gewissenhaft, aber gleichermaßen hurtig zu planen und umzusetzen. Da kommen bequeme Rollenspieler schon mal gestresst ins Schwitzen. Aber keine Sorge: Einmal an das kompromisslose Spieltempo gewöhnt, wisst Ihr den reizvollen Druck im Nacken bald zu schätzen.

Jetzt aber schnell!

Das liegt vor allem daran, weil der Titel alle Spielaspekte konsequent auf seine temporeiche Prämisse auslegt. Die Nightfarer bewegen sich etwa merklich flotter als der Befleckte aus dem Hauptspiel. Ihr tauscht die Fähigkeit zu schleichen gegen die Möglichkeit ein, an Wänden und Fassaden hinaufzuschnellen; das lässt dann auch die Abwesenheit von Zauberpferd Sturmwind leicht verschmerzen. Von besiegten Feinden erhaltene Runen investiert Ihr – wie gewohnt – in Stufenaufstiege an Orten der Gnade. Diese beeinflusst Ihr aber nicht länger kleinteilig mit der Verteilung von Punkten. Die Level-ups passieren quasi auf Knopfdruck beim Vorbeigehen – verlasst Euch schlicht darauf, dass Ihr nach einem Stufenaufstieg mehr einsteckt und austeilt. Und auch Eure tiefen Taschen seid Ihr los. Ihr habt lediglich Platz für eine Handvoll Waffen, Schilde, Talismane und Verbrauchsgegenstände – konkret drei Slots je Kategorie. Diese erfrischende Entschlackung komplimentiert das Spielprinzip gelungen und hilft Euch flott dabei, erlernte Gepflogenheiten von Bord zu werfen.

So erging es zumindest unserer Truppe – bestehend aus den talentierten Streamern Divi und H0llyLP sowie meiner Wenigkeit. Nachdem uns das Festhalten an alten Erfahrungen zuverlässig in die Niederlage manövrierte, wurden unsere Pläne mit jedem Durchgang raffinierter, um möglichst viel aus der begrenzten Tageszeit herauszuholen. Pfercht Euch der Flammenkreis nämlich einmal zusammen, bricht die Nacht herein und mit ihr begrüßt Euch ein kniffliger Boss, auf den Ihr Euch bis dahin am besten gut vorbereitet habt.

Die präsentierte Riege an Bossgegnern hielt sich im Rahmen des Hands-on noch in Grenzen, umfasste aber bereits eine bunte Mischung aus bekannten „Elden Ring“-Obermotzen und sogar einen Gastauftritt des „Dark Souls“-Biests „Centipede Demon“. Gelingt es Euch, die nächtliche Herausforderung zu meistern, bricht der nächste Tag heran und das Spiel gegen die Zeit beginnt von vorn.

Fieser, fieser Nightlord

Ihr plant effektive Routen, steuert neue Orte oder jene an, die Ihr am Vortag nicht mehr habt erreichen können. So steigt Ihr weiter in der Stufe auf, verbessert kontinuierlich Eure Ausrüstung und deckt Euch mit genügend Heilflaschen ein, um bei Nacht einem weiteren knackigen Boss entgegenzutreten. So routiniert unsere Abläufe irgendwann wurden, fand der Titel spaßige Wege, uns ins Straucheln zu bringen. Wir prügelten etwa gerade auf einen Miniboss ein, als wir von der unverhofften Ankunft des Promi-Schurken Margit überrascht wurden. Ein zeitgleicher Kampf mit zwei Bossgegnern? Ist so knifflig, wie es sich anhört. Unser Sieg bescherte uns allerdings eine willkommene Verschnaufpause, fror der Flammenring doch für einige Minuten ein. Im Zuge der Hands-on-Session beschränkten sich diese Zufallsevents auf die immer gleichen Besuche des „Fell Omen“. Das fertige Spiel soll dann eine Vielzahl unterschiedlicher Überraschungsmomente bieten, versichert man uns.

Wie dem auch sei: Überlebt Ihr auch die zweite Nacht, bricht nicht – wie bislang angenommen – ein dritter Tag an. Stattdessen werdet Ihr bei einem letzten Händler Eure übrigen Runen los, um daraufhin an die Pforte des Nightlord zu klopfen. Auch von diesen soll die Vollversion ganze acht an der Zahl bieten. Wir durften es allerdings nur mit einem – dem Tricephalos – aufnehmen. Diese finale Herausforderung hat es mächtig in sich und erfordert gute Absprache und Zusammenarbeit. Immerhin macht der imposante Wolf keine halben Sachen, wenn er Euch seine peitschenartige Klinge um die Ohren donnert. Ärgert Ihr ihn genug, teilt er sich gar in drei separate Biester auf. Spätestens dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass Euch das Streuner-Trio unglücklich ausknockt.

Eine Runde geht noch!

Aber halb so wild: Ein K. o. bedeutet nicht gleich den Bildschirmtod. Liegt Ihr hilflos im Dreck, haben Eure Kameraden kurzfristig die Chance, Euch wieder aufzurappeln. Dazu gilt es schlicht, auf das gefallene Gruppenmitglied einzuschlagen. Reichen bei einem K. o. noch wenige Hiebe, um Kameraden wieder fit zu prügeln, werden kontinuierliche Rettungsversuche immer beschwerlicher. In diesem Kontext bietet sich die Zweckentfremdung von Ultimate-Angriffen an, die nicht nur Feinden Schaden zufügen, sondern ebenso Freunde ins Leben zurückholen. Ihr Einsatz will also wohl bedacht werden, geht mit ihnen doch eine üppige Abklingzeit einher, ehe Ihr erneut von ihnen Gebrauch machen könnt.

Als wir das fiese Fellknäuel zum ersten Mal bezwangen, war der Jubel genau so groß wie der Drang, gleich in den nächsten Durchgang zu starten. Ein Umstand, der sich im Laufe des Tages zahlreiche Male wiederholte – „Nightreign“ erzeugt eine hervorragende Sogwirkung der Marke „Eine Runde geht noch!“ Ob das lediglich an meinem tollen Tagesteam lag oder auch mit zusammengewürfelten Online-Partnern der Fall sein wird, wird der Langzeit-Test herausstellen müssen. Die Aussicht auf Solo-Ausflüge nach Limveld – die nach Angaben der Entwickler durchaus möglich sein sollen – wirkt nach diesem vergnüglichen Koop-Erlebnis hingegen recht unattraktiv. Der große Spaß mit „Nightreign“ liegt klar in der kooperativen Spielerfahrung begründet. Ob ein ähnliches Gefühl im Solo-Kontext replizierbar ist, kann ich mir aktuell nur schwer vorstellen. Aber auch das wird sich spätestens mit dem Test der Vollversion klären lassen.

Ein hervorragender Genre-Mix mit Sogwirkung

Einen echten Fehlschuss traue ich FromSoftware schon lange nicht mehr zu. Entsprechend habe ich auch die überraschende Ankündigung von „Nightreign“ euphorisch aufgenommen – und das, obwohl ich persönlich nicht die größte Vorliebe für Multiplayer-Konzepte mitbringe. Dass mich der unerwartete Genre-Mix dann aber so vom Hocker hauen würde, habe ich nicht kommen sehen. So schien es nicht nur mir zu gehen, zog sich das Bild gefesselter Spieler und Spielerinnen doch durch die gesamte Riege an Event-Teilnehmern.

„Nightreign“ verwebt die altbewährten Systeme und Mechaniken des Originals mit einem frischen, neuen Spielgefühl und erzeugt so eine hervorragende Sogwirkung. Nach stolzen sieben Stunden Hands-on-Erfahrung legte ich den Controller nur widerwillig beiseite – ich hätte noch Stunden weiterspielen können. Das wird nicht zuletzt an meinem sympathischen Team gelegen haben – ein Gedanke, in dem letztlich auch meine einzigen Bedenken begründet liegen.

Schafft es „Nightreign“ eine vergleichbar fesselnde Koop-Erfahrung auch mit fremden Online-Teams oder gar solo zu replizieren? Das wird der Test der Vollversion zeigen müssen. Ich gehe jedenfalls mit stürmischer Vorfreude auf die Veröffentlichung von „Nightreign“ aus dem Termin. Allzu lang müssen wir uns übrigens nicht mehr gedulden, bis der Titel an den Start geht: Elden Ring Nightreign erscheint am 30. Mai 2025 für PlayStation, Xbox und PCs.

 

Bildmaterial: Elden Ring Nightreign, Bandai Namco, FromSoftware

 

2 Kommentare

  1. Klingt alles gut, aber : "Der Titel schraubt den beliebten Rollenspiel-Aspekt merklich zugunsten einer flotteren Survival-Erfahrung zurück." ist halt schon etwas der Todesstoß für mich.

    Und dass die generelle Ausrüstung – und der damit einhergehende Look der Nightfarer – vorgegeben ist, war mir auch bewusst, spricht mich aber ebenfalls nicht an. Und der Immerzu ist Eile geboten- Zeitdruck gefällt mir auch nicht XD

    Generell bevorzuge ich wohl in einem Souls Spiel die Einzelspielererfahrung. Auch wenn Solo-Ausflüge nach Limveld wohl möglich sind, ist das Kernkonzept doch eher auf den Coop ausgelegt.

  2. Generell bevorzuge ich wohl in einem Souls Spiel die Einzelspielererfahrung. Auch wenn Solo-Ausflüge nach Limveld wohl möglich sind, ist das Kernkonzept doch eher auf den Coop ausgelegt.

    Es soll wohl einen Offline-Modus mit KI-Begleitern geben.

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