Ubisofts nächster Eintrag in die langlebige Assassinen-Serie – Assassin’s Creed Shadows – polarisierte mit seiner Ankündigung. Westliche Fans echauffierten sich über die ProtagonistInnen des Spiels, japanische Fans sahen es locker.
Das heißt nicht, dass japanische SpielerInnen komplett glücklich mit den ersten Eindrücken sind. In den sozialen Medien zeigen sich einige nämlich verärgert über eine Reihe eklatanter historischer Ungenauigkeiten, die bereits im kurzen ersten Trailer auszumachen sind.
Die „Assassin’s Creed“-Reihe ist zwar fiktiv, ist aber für viele gut recherchierte und genaue Darstellungen historischer Orte aus der ganzen Welt bekannt. Schließlich waren die für Assassin’s Creed Unity erstellten 3D-Daten von Notre-Dame detailliert genug, um als Referenz für die Restaurierung der Kathedrale nach ihrem Brand im Jahr 2019 zu dienen. „Shadows“ verlagert das Setting nun ins feudale Japan, lässt dabei aber wohl dieselbe Akkuratesse vermissen.
In einem viralen Tweet spricht ein User die Szene mit Lord Oda Nobunaga an, der mit seinen Vasallen zusammensitzt. Eines der größten Probleme bei dieser Szene sei die Architektur – japanische SpielerInnen sind sich nicht sicher, welche Art von Raum dieser Innenraum darstellen soll.
In Bezug auf japanische Architektur scheinen die Decken des Raums unglaublich hoch zu sein, die Schiebe-Shoji und Türen seien extrem hoch und die Tatami-Matten haben eine ungewöhnliche quadratische Form (im Gegensatz zu rechteckig) mit uneinheitlichen Rändern.
Ein Fauxpas jagt den anderen
Dieselbe Szene aus dem Trailer macht auch einige ernsthafte Etikette-Fauxpas. Zunächst einmal sitzt einer von Nobunagas Adjutanten auf der gleichen Ebene wie sein Herr, anstatt sich zu allen anderen auf der unteren Ebene zu gesellen.
Darüber hinaus scheinen die Generäle im Seiza-Stil zu sitzen, eine Sitzposition, die erst später in der Tokugawa-Zeit zum Standard für Krieger wurde. Für den gegebenen historischen und kulturellen Kontext wäre eine Position im Schneidersitz richtig gewesen. Darüber hinaus scheinen einige der vermeintlich edlen Männer auf den Rändern zwischen Tatami-Matten zu sitzen, offenbar ein No-Go.
Außerdem haben die Charaktere, die im Trailer vor Lord Nobunaga auftreten, ihre Haare zum Haarknoten gebunden, die typisch für die Edo-Zeit sind, die auf die Sengoku-Zeit folgte. Zusätzlich zu dem glanzlosen Kostümdesign erweckten diese Entscheidungen bei vielen Usern den Eindruck einer „Versammlung von Stadtbewohnern aus der Edo-Zeit“ und nicht eines Kriegsrates aus der Sengoku-Zeit. Apropos Kostüme: Das Wappen der Nobunaga-Familie, das auf Oda Nobunagas Robe zu sehen ist, sei verkehrt herum aufgeklebt.
Basierend auf dem, was bisher über Assassin’s Creed Shadows enthüllt wurde, äußern japanische SpielerInnen ihre Enttäuschung über den offensichtlich mangelnden Aufwand bei der Recherche und Authentizität, insbesondere im Vergleich zu früheren Assassin’s Creed-Titeln.
Vor allem aber scheinen die Leute desillusioniert zu sein, dass japanische Designer und Experten offensichtlich nicht an der Entwicklung des Spiels beteiligt sind. Genau das hatte Ubisoft noch vor Jahren aber betont. Ein User bringt seine Enttäuschung zum Ausdruck: „Ja, es ist nur Unterhaltung, und ich bin nicht der Typ, der pingelig ist, aber die Art und Weise, wie es zeigt, dass es keine Japaner im Team gibt, macht mich irgendwie traurig.“
via Automaton Media, Bildmaterial: Assassin’s Creed Shadows, Ubisoft