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Nach Kontroverse um Nominierung: Geoff Keighley erklärt, was für ihn „indie“ ist

Geoff Keighleys The Game Awards stehen wieder vor der Tür. In der Nacht von Donnerstag, dem 7. Dezember auf Freitag, den 8. Dezember werden wieder die „besten“ Spiele ausgezeichnet und vermutlich auch einige neue angekündigt. Erst kürzlich präsentierte Keighley übrigens die Nominierten in allen Kategorien. Nicht, ohne dabei auch Kritik einzuheimsen.

Auch wir haben uns zu dazu geäußert. „Neue Spiele, alte Probleme“, heißt es in der Kolumne von Tony. Unter anderem haben wir kritisiert, was Dave the Diver in der Indie-Kategorie zu suchen hat. Immerhin ist der Titel „selbst nach dehnbarster Definition der Kategorie nicht ‚Indie'“, steht doch Mintrocket dahinter – eine Tochterfirma, gegründet von Riesen-Publisher Nexon.

Was ist eigentlich Indie?

Während einer kürzlichen Frage-und-Antwort-Runde auf Twitch wurde Keighley nach seiner Meinung zur Nominierung von Dave the Diver bei den The Game Awards gefragt.

Keighley antwortete, dass die Definition eines Indie-Spiels schwer zu definieren sei und dass es letztlich Sache der Jury von The Game Awards sei, die Nominierten auszuwählen. „Sehen Sie, das ist eine tolle Frage“, antwortete er. „Independent kann für verschiedene Menschen unterschiedliche Bedeutungen haben, und es ist ein weit gefasster Begriff“, führt er an. „Man kann argumentieren: Bedeutet independent das Budget des Spiels; bedeutet independent, wo die Finanzierungsquelle war; bedeutet es die Teamgröße? Ist es der eigenständige Geist des Spiels, also ein kleineres Spiel, das irgendwie anders ist?“

Keighley führt den Gedanken weiter: „Einige Leute haben gesagt, dass Larian mit Baldur’s Gate 3 ein unabhängiges Spiel ist. Kojima Productions mit Death Stranding, manche sagen, das sei ein unabhängiges Spiel. Und obwohl es sich um ein unabhängiges Studio handelt, wird es natürlich von PlayStation finanziert.“

Er kommt zum Schluss: „Ich denke, jeder hat seine eigene Meinung dazu, und wir überlassen es wirklich unserer Jury aus 120 globalen Medienunternehmen, die über diese Auszeichnungen abstimmen, zu entscheiden, ob es sich um etwas ‚independent‘ handelt oder nicht.“

Keighley zur Nominierung von Dave the Diver

Und was sagt Keighley speziell zur Nominierung von Dave the Diver? „Dieses Spiel wurde von einer Gruppe namens Mint Rocket entwickelt. Es ist ein kleineres Spiel einer kleineren Gruppe, aber diese ist Teil von Nexon. Sie sind Mitarbeitende von Nexon, einem sehr großen Publisher. Ich denke, es ist eine faire Debatte und Diskussion – ist das Spiel wirklich independent oder nicht?“

Keighley findet: „Man kann so oder so argumentieren. Es ist im Geiste independent und ein kleines Spiel. Ich weiß nicht, wie hoch das Budget ist, aber es ist wahrscheinlich ein Spiel mit relativ kleinem Budget, aber es stammt von einer größeren Entität, während es auf dieser Liste andere Spiele gibt, die von weitaus kleineren Studios stammen.“

„Es ist wirklich kompliziert, das herauszufinden und strikte Regeln dafür aufzustellen. Deshalb lassen wir die Leute nach bestem Wissen und Gewissen urteilen, und man kann den Entscheidungen zustimmen oder nicht zustimmen.“ Keighley schließt: „Die Tatsache, dass Dave the Diver auf dieser Liste stand, bedeutet, dass von allen Independent-Spielen, die die Jury betrachtete, oder von denen sie dachten, sie seien Independent-Spiele, dieses Jahr zu den fünf besten gehörte, die sie sich angesehen haben.“

Was meint ihr?

via VGC, Bildmaterial: The Game Awards

16 Kommentare

  1. Zitat von Psycake

    Metroid Dread? Keine Chance gegen Spiele wie Hollow Knight oder Afterimage für mich.

    Sei froh, damit bist du einem Streitthema ausgewichen. Wer was schlechtes zu Dread sagt, kriegt keine Ruhe mehr, dafür sorge ich persönlich :evil:


    Zum Thema hat @Somnium schon alles gesagt und noch mehr.

    Ich fand Geoffs Antwort auch nicht ganz so doof wie so manch anderer, Indie ist halt ein schwammiger Begriff. Ist man denn wirklich "unabhängig" wenn man sein Geld schon im vorraus vom Kunden bekommt (Kickstarter) oder wenn man staatliche Unterstützung bekommt oder wenn jemand seine Engine teilt? Das sind alles Dinge, wo man direkt sagen könnte: "Nein, dadurch bist du nicht mehr unabhängig."

    Das einzige was schade ist, ist das anderen Spielen dadurch die Chance weggenommen wurde nominiert zu werden. Ich habe Dave the diver nicht gespielt aber wirklich von jedem nur gutes gehört und keiner kritisiert dass es nominiert wurde, sondern nur darüber in welcher Kategorie.

    Für mich ist FF16 auch eine vollkommene Deplatzierung für best rpg, trotzdem mache ich kein Fass auf deswegen. Ich interessiere mich für diese Show einfach so gar nicht, nur beim Thema Indie ist mehr Aufmerksamkeit halt immer willkommen.

    Genauso fand ich damals richtig Klasse, wie Parasite bei den Oscars abkassierte. Es gibt einfach Fälle, wo man sowas feiert, obwohl einem die Show völlig egal ist.

  2. Ist halt wie Mittelstand bei Unternehmen

    Daimler definiert sich auch als Mittelstand genau wie die Sparkasse

    ES sind Wörter die von Konzerne so gewählt werden wie sie es für richtig wollen, weil die Konzerne sind es die die Regeln aufstellen und die Welt machen so wie sie ihnen gefällt, nicht die breite Masse und erst recht nicht, irgendwelche Experten die nicht das Wohl des Konzerns im Auge haben

    Es ist immer das gleiche, egal wo

  3. Nach deiner Definition sind Indie-Spiele einfach minderwertige Titel, oder was? Sehr kurzsichtig. Man kann auch mit geringem Budget grandiose Spiele entwickeln, wie es auch schon viele getan haben.

    Indie-Entwickler verfügen natürlich in der Regel über weit weniger Budget als große Unternehmen, sind oft auf Fördergelder angewiesen, die staatlich sein können (z.B. Chained Echoes) oder auch aus Quellen wie Kickstarter kommen. Viele Indie-Developer ähneln unabhängigen Start-up Unternehmen, oft ist auch Privatvermögen der Entwickler im Spiel. Die Entwickler verfügen meist über sehr kleine Teams und sie haben kein großes Unternehmen im Hintergrund, in der Regel auch keinen großen Publisher. Indie-Entwickler sind in der Regel auch keine primär gewinnorientierten Unternehmen, die ihr Hauptaugenmerk darauf setzen, zu wachsen. Ist natürlich schön, wenn das klappt. Aber über die Qualität der Spiele sagt das alles sehr wenig aus. Es gibt auch Indie-Games mit anspruchsvoller 3D-Grafik, die man nicht auf den ersten Blick als "Pixel-Indie" erkennt.

    Mag sein, dass es sehr kurzsichtig ist, aber es bringt die Sache im Grunde genommen so ziemlich auf den Punkt.

    Natürlich gibt es immer wieder hier und da ausnahmen, wo Indie-Spiele trotz altbackener Graphik, altbackenem Gameplay, kaum Budget für ihre Verhältnisse großartige Ergebnisse abliefern, siehe Spiele wie Sea of Stars, Hades, Stray, Haven, Kena Bridge of Spirits (was ich im übrigen selbst auch gezockt habe), aber auch Spiele wie Moss, Sifu und Among Us sind Paradebeispiele für gute erfolgreiche Indie-Spiele.

    Bitte daher meine Aussage nicht falsch verstehen, das nur weil ich aussagesagt habe, dass Indie-Spiele in der Regel deutlich weniger Budget haben, um natürlich AAA-Niveau zu erreichen, dass diese nicht aufgrund minderer Qualitätsansprüche nicht auch erfolgreich und "gut" sein können. Deswegen merkt man bei Indie-Spielen umso stärker die Fähigkeiten der Entwickler, aus möglichst Wenig das Optimum heraus zu holen. Das können nicht viele Entwickler, wodurch je geringer die persönlichen Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeiter sind, die Wahrscheinlichkeit verpixelte Spiele zu machen, immens höher ist, da sie nicht über das Know How verfügen mit anderen Stilistischen Mitteln die Spiele schöner darzustellen, oder nicht über das Budget verfügen es mit besserer Engine zu erzeugen, weil die Lizenzgebühren zu teuer sind für den Entwickler, weil eben, wie du sagst, bei Indieentwicklern oftmals auch mit Privatvermögen die Projekte finanziert wird, wo natürlich eine ganz andere Risikoeinschätzung in die gesamte Entwicklung mit einfließt, wie bei einem Spiel, das sich um Finanzen in der Entwicklung keine Sorgen machen muss.

    Je verpixelter und grobschlächtiger das Spiel jedoch entworfen wurde und sich spielt, ist jedoch heutzutage ein klares optisches Indiz dafür, dass es sich bei einem spiel um ein "Indie-Spiel" handelt, und darum geht es hier in der Diskussion doch. Genau zu erörtern, was man an KRITERIEN betrachten und grundlegend berücksichtigen sollte, um ein Spiel für gültig zu erklären, dass es in die Kategorie "Indie" gehört.

    Und sorry wenn ich da vielleicht eine Traumblase zerplatze, aber dazu gehört nun mal auch die Optik eines Spiels. Wenn etwas wegen mangels an Finanzen aussieht, wie entworfen udn designt von über über 30 Jahren, als das Spieldesign zu diesen Zeit in dieser Form noch als Normal empfunden wurden, dann ist das für mich ein eindeutiges Indiz für ein Indie-Spiel. Noch offensichtlicher kann ein Spiel nicht schreien "ich bin ein Indie"-Game, weil es absolut auch danach "aussieht"

    Das mag wie gesagt für dich sehr "kurzsichtig" sein, kann ich auch versteht, für mich bringt es aber die Grundsatzdebatte eben kurz und einfach auf den Punkt.

    PS: Kena ist zum Beispiel das Paradebeispiel dafür für mich, was Indie-Spiele heutzutage erreichen können, wenn die richtigen Leute mit dem nötigen Know How mit wenig Budget arbeiten müssen, denn optisch wie spieltechnisch kann man bei diesen Spiel definitiv nicht mehr auf den ersten Blick sagen, dass es sich um ein Indie-Spiel handelt, es sieht aus und spielt sich flüssig und gut wie eine mindestens AA-Produktion. Der einzige Kritikpunkt den sich ein Kena gefallen lassen muss höchstens, wäre, dass das Spiel ruhig hätte etwas "länger/größer" sein dürfen, aber da kommt halt wieder das kleine Budget zum tragen und die Risikobereitschaft, insbesondere bei Indie-Games. EInfach nur schade, dass das SPiel nach Release direkt fallen gelassen wurde, ohne dafür Erweiterungen zu machen, oder mit Teil 2 anzuknüfen, denn Potenzial dafür hat es mehr als genug gehabt.

  4. @Kaiserdrache

    Also Updates die das Spiel vom Gameplay nochmal verändern gab es.

    Ich fand es hatte eine gute Spiellänge, die Story hätte ein wenig mehr Tiefgang insgesamt bezogen auf Kena selbst haben können, aber ansonsten war es gut wie es ist.

    Und wenn du selbst meinst das es eher ein kleines Studio mit wenig Budget ist wird man nicht innerhalb von 2 Jahren ein neues Spiel aus dem Boden stampfen, gerade wenn man diesmal vielleicht ambitionierter herangehen will und es größer dadurch werden könnte wie von dir erhofft, da finde ich es schon eher unrealistisch und man will ja mindestens dieselbe Qualität wieder haben und da sollte man sich erstmal Zeit für nehmen dürfen.

  5. Da hier doch Verwirrung bezüglich der Awards besteht, das ganze mal aus Sicht von Keighley

    Indie ist jeder der für den Award und die Nominierung bezahlt.

    Ist bei den Oskars nicht anders

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