Die Serienadaption von The Witcher erfreute sich vor allem eingangs an großer Beliebtheit und war ein massiver Erfolg für Netflix. Für viele Fans drehte sich der Wind in den vergangenen Tagen und Wochen.
Henry Cavill kämpft sich als Geralt durch seine letzten Folgen, ehe er das Schwert an Liam Hemsworth weitergibt – das gefällt nicht jedem. Und die ersten Wertungen der aktuell laufenden Staffel fallen gerade auf User-Seite recht schwach aus.
Viele Fans bemängeln nämlich, dass die Serienadaption zu simpel sei und der Buchvorlage nicht gerecht werde. Ein Umstand, von dem man munkelt, dass er auch für Cavills Ausstieg verantwortlich war. Immerhin sei er ein großer Fan der Romane.
Aber warum ist das so? Tomek Bagiński, Executive Producer von Netflix‘ The Witcher, will es wissen.
Das amerikanische Publikum und TikTok sind schuld
Bagiński zufolge, seien das amerikanische Publikum und soziale Medien – wie TikTok – Schuld an der simplifizierten Darstellung der Buchplots. Das erklärte er gegenüber dem polnischen News-Outlet Wyborcza.
Der Produzent führt aus, dass viel hinter den Kulissen passierte – beispielsweise dass Drehbücher neu geschrieben werden mussten, weil ein Darsteller erkrankte. „Es gibt viele verständliche Gründe, warum kontroverse Entscheidungen getroffen werden, aber ZuschauerInnen haben diesen Kontext nicht, deshalb tut es manchmal weh, weil in dem Buch etwas besser war“, begründet Bagiński.
Er erklärt weiter, dass eine Vereinfachung der Handlung sinnvoll sei, wenn „eine Serie für eine große Masse von ZuschauerInnen mit unterschiedlichen Erfahrungen aus verschiedenen Teilen der Welt gemacht wird und ein großer Teil davon Amerikaner sind“. Tatsächlich sagt er, sie seien „notwendig“.
Schmerzhaft aber notwendig
Er führt dazu das Beispiel des Projekts „Hardkor 44″ an, das – in einer Variation – den historischen Warschauer Aufstand zum Kern seiner Handlung macht. „Für die Amerikaner war es völlig unverständlich, zu kompliziert, weil sie in einem anderen historischen Kontext aufgewachsen sind, in dem alles geregelt war: Amerika ist immer gut, der Rest sind die Bösen. Und es gibt keine Komplikationen“, führt Bagiński aus.
Der Produzent kommt zum Schluss, dass er diese scheinbare Notwendigkeit, die Handlung einer Serie zu vereinfachen, „schmerzhaft“ sei, aber letztendlich müssten Showrunner „diese Entscheidungen treffen und sie akzeptieren“. Denn: „Ein höheres Maß an Nuancen und Komplexität wird eine geringere Reichweite – es wird die Menschen nicht erreichen.“
In einem Interview mit einem YouTube-Channel im Vorjahr schlug Bagiński bereits ähnliche Töne an. Dabei nahm er explizit TikTok ins Visier: „Wenn es um Shows geht, ist die Logik der Handlung umso weniger wichtig, je jünger das Publikum ist.“ Auf die Frage, was seiner Meinung nach für jüngere Menschen von Bedeutung sei, antwortete Bagiński seinerzeit: „Nur Emotionen. Nur pure Emotionen. Ein reiner emotionaler Mix. Diese Leute sind mit TikTok und YouTube aufgewachsen, sie springen von Video zu Video.“
Harsche Worte. Aber ist da etwas dran? Wie seht ihr das?
Bildmaterial: The Witcher, Netflix