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Xenoblade Chronicles 3: Arbeitsverweigerung im sorglosen Nintendo-Land

Was für eine Luftnummer! Nach Monaten der Vorbereitung – schon in den USA war das Projekt himmelhochjauchzend gescheitert – und mehreren Verschiebungen hat Nintendo heute die Vorbestellerphase für die Collector’s Edition zu Xenoblade Chronicles 3 in Europa „gestartet“.

An einem Werktag, vormittags. Zur denkbar schlechtesten Sendezeit, wenn der Großteil der Interessenten arbeiten, beim Studium oder in der Schule ist. Mitbekommen hat das nur, wer dauerhaft im Store campt oder minütlich seine E-Mails abruft. Beste Voraussetzungen hingegen für einen Online-Store.

Trotzdem war der Start der Vorbestellerphase eine einzige Nullnummer. Einige ganz wenige NutzerInnen meldeten schon vor dem Verkaufsstart die erfolgreiche Bestellung. Sie hatten wohl wochenlang das Browserfenster aktualisiert.

Wer auf die E-Mail vertraute, die Nintendo den Interessenten versprach, schaute in die Röhre. Es dauerte keine Minute, bis der Nintendo-Store sich in seine Einzelteile auflöste. Kurze Zeit später prangte dann das Error-Schild am Eingang. Vorerst geschlossen. Dazu kommt, dass für eine Vorbestellung offensichtlich gar nicht der Link aus der Interessenten-Mail notwendig war.

Wochenlang war der Nintendo-Store im Wartungsmodus, daran war unter anderem die Vorbestellung der Collector’s Edition zum eigentlichen Launch des Spiels gescheitert. Aus den USA hatte man alle Erkenntnisse, die man für Europa brauchte. Und trotzdem machten Nintendo-Fans in Europa heute die Erfahrung, die sie machten.

Wir sprechen hier nicht von der PlayStation 5 – das muss man sich auch vor Augen halten. Unter der Last der PS5-Interessenten brachen monatelang regelmäßig sogar die Server von Amazon zusammen. Wir sprechen hier nicht von Hunderttausenden Interessierten, die sich teilweise in Echtzeit per Notification von Bots benachrichtigen lassen.

Im Falle der Collector’s Edition zu Xenoblade Chronicles 3 sprechen wir von einer Sammleredition zu einem nischigen JRPG, das schon vor Wochen erschienen ist. Zusätzlich dürften nach der bisherigen Odyssee sowieso die meisten Fans das Interesse an der Collector’s Edition verloren haben.

Unter diesen Voraussetzungen und obwohl nur von dem Vorbestellerstart wusste, wer unfassbar aufmerksam war und vormittags überhaupt Zeit hatte, brach der Nintendo-Store in Sekunden zusammen. Wie unvorbereitet kann man sein? Es kam, wie es Nintendo-Fans seit Wochen zynisch vorhergesagt hatten. Nämlich genau wie in den USA. Das grenzt an Arbeitsverweigerung.

Wer seinen Kunden ein solches Verkaufserlebnis bietet, der hat wirklich jeden Spott und Hohn verdient. Das kann man kaum anders sagen. Ständige Verbindungsabbrüche in Splatoon 3? Das schluckt man als Nintendo-Fan ja schon fast runter, auch wenn man inzwischen für die Online-Erfahrung bares Geld hinlegt. Nintendo being Nintendo eben.

Aber was Nintendo mit der Collector’s Edition zu Xenoblade Chronicles 3 anbietet, das ist wirklich beispiellos miserabel. Das Schlimmste daran ist, dass den Fans, die diese Sammleredition wirklich gerne haben würden, nun weitere stressige Tage bevorstehen. Vier Stunden nach dem desaströsen Verkauf ist der Store immer noch nicht wieder erreichbar und von Nintendo gibt es kein Statement.

Man muss befürchten, dass Nintendo auch in Zukunft immer mehr physische Artikel exklusiv im Nintendo-Store anbietet. Der hauseigene Store spart der Firma Zeit, Geld und bedeutet weniger logistischen Aufwand. Wobei man sich da bei Nintendo offensichtlich nicht so sicher sein kann.

Wenn das die Zukunft ist, dann sammle ich fortan doch lieber digital.

Achso, hier gibt es die Collector’s Edition zu Xenoblade Chronicles 3 übrigens im Nintendo-Store. Wenn der Store denn mal wieder funktioniert. Haltet die Kreditkarte bereit, denn PayPal gibts nur bei Artikeln, die bereits erschienen sind. Einkaufserlebnis und so.

Bildmaterial: Xenoblade Chronicles 3, Nintendo, Monolith Soft