Vorweg entschuldigt bitte die einsilbige Überschrift. Aber die Sache hat es verdient, deutlich kommuniziert zu werden. Wenn es der Aufmerksamkeit dienlich ist, gerne auch etwas überspitzt. Die erste Version der Headline war deutlich vulgärer, aber ich hab mich dann doch auf meine gute Erziehung besonnen. Und ich habe ja auch „bitte“ gesagt.
Heute ist der 31. März 2021 und ihr werdet sagen: okay, na und? Morgen wird Nintendo Super Mario 3D All-Stars wieder löschen. Man kann es nicht anders sagen. Nintendo wird zum Ende des Monats die beliebte Neuauflage der drei 3D-Mario-Games Super Mario 64, Super Mario Sunshine und Super Mario Galaxy für Nintendo Switch nicht mehr verkaufen und produzieren.
Das trifft natürlich auch auf Fire Emblem: Shadow Dragon & the Blade of Light zu. Das kürzlich erstmals in Europa veröffentlichte Spiel wird nach dem 31. März 2021 nicht mehr zum Verkauf stehen. Es bedarf eigentlich keiner weiteren Worte, dass das sogar noch eine ganze Ecke sinnbefreiter ist.
Weiter mit dem Originalartikel:
Es ist so irrsinnig, dass ich mich zunächst mal selbst zur Beruhigung aufrufen muss, damit dieser Artikel nicht nur ein strukturloses Rumgeschimpfe wird. Schauen wir uns also die Fakten an, der Reihe nach. Am 3. September 2020 kündigte Nintendo in der „Anniversary Direct“ die Spielesammlung Super Mario 3D All-Stars für Nintendo Switch an. Schon damals hieß es: „Die Softwarekartenversion des Spiels wird nur für begrenzte Zeit produziert. Die digitale Version wird zeitlich begrenzt bis Ende März angeboten.“
Das trifft übrigens nicht nur auf Super Mario 3D All-Stars zu. Auch Super Mario Bros. 35 wird ab dem 31. März 2021 – so bisher noch die Ankündigung – nicht mehr verfügbar sein. Ebenfalls wird die erst kürzlich erschienene Mini-Konsole Game & Watch: Super Mario Bros dann nicht mehr produziert werden. Warum?
So begründet Nintendo die Entscheidung
„Ja, ich glaube, ich benutze dafür ein einfaches Wort: Feierlichkeiten. Es ist eine Feier zum 35. Geburtstag von Super Mario“, so Doug Bowser einführend. „Wir wollten auf einzigartige und unterschiedliche Weise feiern, und das haben wir durch Spiele wie Super Mario 3D All-Stars getan“. So hat Nintendo-Präsident Doug Bowser diese seltsame Obsession mit dem 31. März in einem Interview erklärt.
Die Verkaufszahlen bestärken Nintendo in dieser irrsinnigen Taktik. „Es lief sehr, sehr gut. Super Mario 3D All-Stars hat sich allein in den USA über 2,6 Millionen Mal verkauft. Es ist eindeutig, dass es allen Verbrauchern möglich war, sich darauf einzulassen und es zu genießen“, sagte Bowser. Auch in Deutschland ging Super Mario 3D All-Stars über 200.000 Mal über die Ladentheken.
Spiele müssen zugänglich sein
Ich bin großer Fan von Portierungen, Remastern und Remakes. Persönlich bin ich der Meinung, dass es nur gut sein kann, wenn Videospiele auf so vielen Plattformen wie möglich verfügbar sind. Damit meine ich nicht Exklusivspiele, die auch bei der Konkurrenz erscheinen sollten. Sondern eben alte Spiele, die so konserviert werden und erhalten bleiben. Und wenn es nur digital ist.
Es gibt genug schlimme Beispiele. Spiele, die grandios sind und Teil der Videospielgeschichte. Aber die nicht mehr gespielt werden können. Weil die Gebrauchtpreise unverhältnismäßig groß sind und weil es sie nur für einzelne, uralte Systeme gibt. Digitale, mit etwas Glück sogar physische Veröffentlichungen für neue Plattformen wirken dem entgegen.
Die Publisher machen das natürlich nicht immer, weil sie Spiele erhalten möchten. Sondern, weil sie damit gut Geld verdienen können. Da müssen wir uns auch keine Illusionen machen, aber das ist ja auch geschenkt. Über Preisgestaltungen von Remastern und Remakes kann man vorzüglich diskutieren, aber im Grundsatz haben sie in meinen Augen eine Daseinsberechtigung.
Und so hat sie auch Super Mario 3D All-Stars. Nintendo sieht das anders.
Dass Nintendo nicht „auf Lager“ produziert, das weiß man und das finde ich auch nicht schlimm. Es ist einer der Gründe, weshalb Nintendo-Spiele so preisstabil sind. Eine legitime Taktik. Aber die Handelsversion von Super Mario 3D All-Stars schon nach wenigen Monaten für immer aus dem Programm zu nehmen, hat damit nichts zu tun.
Das sollte nicht die Regel werden
Noch irrsinniger ist es, die Sammlung sogar aus dem digitalen Verkauf zu nehmen. Das entbehrt jeder vernünftigen Grundlage. Es gibt Gerüchte, wonach die Spiele später einzeln digital erhältlich sein sollen. Aber eine Ankündigung dazu gibt es bisher nicht.
Ich tue mich in der Regel nicht schwer, für Nintendos Entscheidungen irgendwelche validen Gründe zu finden. Man muss ja nicht einer Meinung sein. Wenn es zumindest aus Nintendos Sicht Sinn machen würde, okay. Das hier macht aber keinen Sinn. Dass eine Minikonsole mit überschaubarem Markt nicht ewig produziert wird, ist klar. Aber Super Mario 3D All-Stars ist ein Longseller und die Switch hat locker noch zwei ausgezeichnete Jahre vor sich. Super Mario 3D All-Stars ist noch zwei Weihnachtsgeschäfte lang ein Selbstläufer.
Ja, vermutlich hat die Ankündigung der zeitlich begrenzten Produktion die Verkäufe in den ersten Wochen angekurbelt. Aber ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, eine 3D-Mario-Sammlung hätte das in zwei erfolgreichen Switch-Jahren auch reingeholt.
Ich verstehe es nicht. Und es sollte nicht die Regel werden.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels (und auch heute, am 31. März 2021) ist die USK-Veröffentlichung von Super Mario 3D All-Stars bei Amazon* ausverkauft. Auch bei Otto, auch bei anderen Händlern. Die PEGI-Fassung wird überteuert angeboten. Bei Media Markt gibt es die Spielesammlung aktuell noch für 39,99 Euro zu kaufen*.
Bildmaterial: Super Mario 3D All-Stars, Nintendo