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Im Test! Grandia HD Collection

Bildmaterial: Grandia HD Collection, GungHo Online Entertainment

TitelGrandia HD Collection
Japan16. August 2019
GungHo Online Entertainment
Nordamerika16. August 2019
GungHo Online Entertainment
Europa16. August 2019
GungHo Online Entertainment
SystemPC, Nintendo Switch
Getestet fürNintendo Switch
EntwicklerGame Arts
GenresJRPG
Texte
Deutschland 
VertonungNordamerika Japan

Es gab eine Zeit, in der Videospiel-Magazine voll im Trend waren und mit DVDs voller Gameplay-Videos daherkamen. Damals entdeckte ein Junge aus Sachsen ein tolles Rollenspiel für PlayStation, welches letztendlich auch in seiner Konsole landete. Die Liebe zu dem Spiel wuchs immer mehr, bis der Abspann lief. Die Rede ist natürlich von mir und meinen Erfahrungen mit Grandia, einem absoluten JRPG-Klassiker. Gemeinsam mit Grandia 2 wurde das Retro-JRPG nun für Nintendo Switch veröffentlicht und ich fragte mich: Trügen mich meine Erinnerungen oder war Grandia doch wirklich so gut?

Nach dem Start der Grandia HD Collection könnt ihr euch für eines der beiden Grandia-Spiele entscheiden. Diese hängen nicht zusammen, ihr könntet also auch direkt den zweiten Teil spielen. Das Kern-Gameplay ist in beiden Spielen ähnlich, aber vor allem grafische Unterschiede sind offensichtlich. Ursprünglich erschien Grandia für Sega Saturn und wurde dann für PlayStation portiert.

Der zweite Teil erschien erst auf Sega Dreamcast, wurde dann aber auf PlayStation 2 und PCs portiert. Vor einigen Jahren erschien Grandia 2 in der Anniversary Edition für PCs, die wir uns auch damals genauer angeschaut haben. Da die Version des zweiten Grandia-Spiels auf diesem Release basiert, beschäftigen wir uns in diesem Test größtenteils mit dem ersten Ableger.

Auf zur neuen Welt!

In Grandia übernehmt ihr die Rolle des jungen Justin, welcher in Parm aufgewachsen ist. Er lebt bei seiner Mutter, welche früher eine Piratin war, und ist der Sohn eines Abenteurers. Da Justin viele Geschichten über seinen Vater gehört hat, ist es sein größter Traum, selbst eines Tages ein Abenteurer zu werden. Deswegen spielt er gemeinsam mit dem Mädchen Sue oft in seinem Heimatdorf genau diesen Traum nach. Allerdings bietet sich ihm schon bald eine Gelegenheit, sein großes Abenteuer zu starten.

Das Militär der Garlyle-Truppen befindet sich in der Stadt und untersucht die alten Ruinen in der Nähe. Dank des Kurators des Museums von Parm erhalten Justin und Sue die Gelegenheit, die Ruinen zu erkunden, werden aber schnell vom Militär abgewiesen. Wie Kinder halt so sind, ist den beiden das recht egal und sie durchsuchen die Ruinen. Am Ende erwartet sie eine geheimnisvolle Frau, welche die beiden auf ein großes Abenteuer schickt. Schnell wird klar, dass die Rolle von Justin und seinen Freunden für das Schicksal der Welt deutlich größer ist, als er es sich je hätte denken können.

Eine sympathische Abenteurer-Gruppe

»Auf einer Zeitleiste könnt ihr sehen, wann welche Figur den nächsten Zug vorbereitet und letztendlich auch durchführt.«

Bereits nach kurzer Spielzeit fiel mir wieder eine der Sachen auf, die ich am meisten an Grandia mag. Die Charaktere sind einfach super sympathisch und voller Dynamik. Sie sind nicht ohne Fehler und das merkt man auch. Justin ist mit seinen 14 Jahren genau im richtigen Alter, um zu denken, er sei der Beste, aber das ist er natürlich nicht. Er macht Fehler und verhält sich so, wie es ein Teenager halt macht. Aber genau das macht ihn sympathisch. Auch die kleine Sue oder Rapp, ein Junge mit elfenartigen Ohren, wachsen euch schnell ans Herz. Und natürlich meine Favoritin, Feena, die Abenteurerin mit dem größten Part im Spiel, darf nicht unerwähnt bleiben.

Die Story von Grandia geht ein wenig langsam los, aber das ist eigentlich gar nicht so schlimm. Es fühlt sich wie ein Abenteuer an, welches sich immer mehr aufbaut und immer spannender wird. Zugegeben, das Ganze ist teilweise jedoch recht vorhersehbar und ich denke, meine rosarote Nostalgie-Brille trägt auch ein wenig dazu bei, dass mir dieses Abenteuer so viel Spaß macht. Aber auch Neulingen dürfte vor allem die Dynamik zwischen den Charakteren gefallen.

Ein großer Teil des Aufbauens der Charaktere trägt das gemeinsame Essen bei. Die Gelegenheit, dass alle Kämpfer sich zusammensetzen und zu Abend essen, kommt häufiger vor im Spiel. Hierbei könnt ihr dann, wenn ihr wollt, einige Dialoge durchgehen und mehr über die Geschichte der Charaktere oder der Welt von Grandia erfahren.

Das Erkunden der Welt aus den Augen eines Abenteurers

Während ihr euch durch Städte und Dungeons bewegt, könnt ihr die Kamera frei um Justin aus der Vogelperspektive bewegen. Dabei fällt gerade in Städten auf, dass die 2D-Pixel-Charaktere bei dem Bewegen der Kamera ein wenig „wackeln“. Das ist nicht unbedingt schön, stört aber eigentlich auch nicht. Schade nur, dass dieses Problem nur in dem PlayStation-Port bereits bestand und auf Sega Saturn nie vorhanden war. Wieso dies bei der Neuauflage nicht behoben wurde, ist rätselhaft.

Die Dungeons und Wege zu neuen Orten sind teilweise sehr groß und verwinkelt, weshalb eine Mini-Karte oder überhaupt eine Karte sehr hilfreich wäre. Auch dies hat man in der Neuauflage nicht hinzugefügt, was teilweise für Verwirrung sorgen kann. Ein wenig für Orientierung sorgen jedoch die Vogel-Punkte. An denen bewegt sich die Kamera ein wenig mehr in die Höhe und zeigt euch eure aktuelle Umgebung. Eine richtige Karte wäre dennoch deutlich hilfreicher gewesen. Das störte schon damals im Original und auch heute ist es erst recht nervig, dass diese Option fehlt. Immerhin zeigt euch ein Kompass im oberen rechten Bildschirmrand euer Ziel an, damit ihr in etwa die Richtung wisst, in welche es geht.

Zufallskämpfe gibt es übrigens in Grandia nicht. Jeder Gegner ist auf dem Feld sichtbar und kann theoretisch von euch umgangen werden. Erwischt man euch jedoch von hinten, werdet ihr im Kampf überfallen und eure Feinde greifen eher an.

Glanzstück von Grandia: Das Kampfsystem

Was mich damals auf der DVD aus dem Videospielmagazin so sehr auf den ersten Blick faszinierte, war das Kampfsystem von Grandia. Auf dem Papier klingt es eigentlich gar nicht so ungewöhnlich, zumindest für heutige Zeiten, aber damals war es durchaus revolutionär.

Auf einer Zeitleiste könnt ihr anhand der sich bewegenden Charakter- und Gegner-Symbole sehen, wann welche Figur den nächsten Zug vorbereitet und letztendlich auch durchführt. Dabei zeigt euch das Spiel auch an, wenn ein Feind einen stärkeren Angriff vorbereitet. Das Ziel ist nun, entweder den Feind schnell zu besiegen, die Abwehr-Position einzunehmen oder mithilfe eines kritischen Angriffes die Attacke zu verzögern oder sogar abzubrechen. Dies kann auch euch passieren, wenn ihr gerade einen starken Skill ausgewählt habt, der Charakter diesen vorbereitet und ein Gegner ordentlich zulangt.

Die Auswahl der Angriffe erfolgt nicht über eine langweilige Box mit Menüpunkten, sondern über das Ringmenü. Durch dieses schaltet ihr bis zu dem gewünschten Punkt, von normalen und schweren Angriffen über Items und Skills bis zur Abwehr, Flucht oder Taktik. Wenn ihr wollt, könnt ihr nämlich auch die CPU die Kämpfe führen lassen, aber das macht meiner Meinung nach nur halb so viel Spaß und wirklich darauf verlassen kann man sich auch nicht.

Learning by fighting

»Erstmals ist Grandia in 16:9 spielbar und das Ganze sieht schick aus. Lediglich kleine Fehler tauchen dadurch manchmal auf.«

Neue Skills und Magie erlernt ihr in Grandia durch bloßes Angreifen und Nutzen von Fähigkeiten. Jede Waffe besitzt bei den Charakteren ein eigenes Level. In dem Menü des Spiels könnt ihr einsehen, auf welches Level ihr die Waffen- und Magie-Fähigkeiten bringen müsst, um neue Spezialangriffe zu erlernen. Die Magie-Angriffe können in Läden von euch selbst den Charakteren beigebracht werden, hierfür werden jedoch sogenannte Mana-Eier benötigt, welche rar sind. Es sollte also gut überlegt sein, ob ihr dem Angreifer Justin wirklich die Heil-Magie beibringen oder sie lieber auf einen anderen Charakter packen wollt.

Durch den häufigen Wechsel der Waffen zum Erlernen der Klassen kommt auch Abwechslung in die Kämpfe. Letztendlich werdet ihr aber wahrscheinlich auf eure bevorzugten Waffenarten zurückgreifen. Fernwaffen sind beispielsweise ein wenig schwächer, aber da ist es unwahrscheinlicher, dass eure Angriffe unterbrochen werden.

Keine andere Spiel-Formel in Grandia 2

Bei Grandia 2 wurde diese allgemeine Formel nicht wirklich angerührt. Lediglich die Stimmung der Story unterscheidet sich stark von der des Vorgängers. Während ihr im ersten Teil konstant das Gefühl eines riesigen Abenteuers besitzt und dabei auch viele lustige und gemütliche Momente habt, so geht es deutlich ernster im Nachfolger zu. Das bedeutet aber nicht, dass dies nun etwas Schlechtes ist, im Gegenteil. Natürlich besitzt auch Grandia 2 gemütlichere Momente im Spiel, aber im Allgemeinen ist es dennoch ein wenig mehr „edgy“ als sein Vorgänger.

Ebenso wie im Vorgänger bewegt ihr euch durch 3D-Umgebungen und auch die Kämpfe laufen nach demselben Schema ab. Lediglich die Grafik wurde stark verbessert für die damalige Zeit, da man von 2D-Charakteren zu 3D-Modellen wechselte.

Ein unerwünschter Filter, hui oder pfui?

Der erste Grandia-Ableger liefert euch 2D-Charaktere in einer 3D-Umgebung. In dem HD-Port werden die Sprites der Figuren mit einem Filter weicher dargestellt. Das sieht auf dem großen Fernseher irgendwie verwaschen aus, aber ob die alten Pixel-Charaktere da besser ausgesehen hätten, ist ebenfalls fragwürdig. Im Handheld-Modus einer Nintendo Switch sieht das Ganze deutlich besser aus, da der Filter dort nicht so stark auffällt.

»Die Kämpfe sind mit flotter Musik untermalt. Die Reise durch die Welt der Grandia-Spiele wird mit tollen Musikstücken aufgewertet.«

Erstmals ist Grandia in 16:9 spielbar und das Ganze sieht schick aus. Lediglich kleine Fehler tauchen dadurch manchmal auf. Ein Beispiel fällt früh im Spiel auf, wenn Justin und Sue einen Zug betreten. Dieser fährt los, lässt aber die Hälfte des Zuges zurück und die beiden Charaktere „fallen“ stehend aus dem Zug. Hier ist klar: Dies war früher nicht sichtbar und wurde für den Port nun nicht angepasst.

Dies sind allerdings kleine Sachen; beide Spiele laufen durchweg flüssig und sehen für das, was sie können, immerhin schick aus. Niemand wird die Grandia HD Collection wegen der Grafik kaufen, das ist klar. Die Anime-Sequenzen von Grandia sehen sehr unschön aus, auch wenn diese bereits ein wenig aufgehübscht wurden. Dafür war die Auflösung der vorhandenen Materialien wohl einfach zu gering.

Ein wundervoller Soundtrack, der die Sprachausgabe übertönt

Ihr könnt in beiden Spielen jederzeit zwischen der englischen und japanischen Sprachausgabe wechseln. Die englische Sprachausgabe ist im ersten Grandia nicht besonders gut und wirkt oft ein wenig uninspiriert. Im Nachfolger wird dies ein wenig besser, aber auch nie wirklich richtig gut. Die japanische Sprachausgabe bringt da ein wenig mehr Leben ins Spiel. Schade nur, dass die Tonabmischung in gesprochenen Sequenzen ziemlich schlecht ist und man oft kaum etwas von dem Gesprochenem versteht.

Immerhin ist der Soundtrack beider Spiele dafür einfach fantastisch. Die Kämpfe sind mit flotter Musik untermalt. Die Reise durch die Welt der Grandia-Spiele wird mit tollen Musikstücken aufgewertet, welche euch alleine durch die Klänge aus den Boxen motivieren.

Grandia 2 erstmals auf Deutsch

Grandia 2 Übersetzungsfehler
Daneben, möchte man meinen. „FRÄULEIN“, meint Grandia 2.

Das Original von Grandia hatte bereits damals eine komplett deutsche Text-Lokalisierung. Diese war nie perfekt, aber brachte den Charme gut rüber. Lediglich die merkwürdigen Abkürzungen von Item-Beschreibungen im Menü sind manchmal ein wenig schwer zu entziffern. Viel wurde an der Lokalisierung nicht geändert. Wieso man beispielsweise den Namen bei manchen Angriffen geändert hat, ist mir persönlich nicht klar. Ab und an gibt es kleine Fehler in den Texten und sogar englische Wörter sind mir ins Auge gefallen. All dies stört aber nicht wirklich, hätte aber durchaus behoben werden können.

Mit der HD Collection erhält Grandia 2 erstmals eine deutsche Lokalisierung. Diese ist nicht perfekt, aber die normalen Gespräche kommen gut rüber. Manchmal liest es sich ein wenig trocken und merkwürdig übersetzt. Die größten Patzer hat man sich allerdings in Menüs und im Kampf geleistet. Da wurde das englische „Miss“, wenn man einen Angriff verfehlt, mit „Fräulein“ übersetzt. (Wir berichteten bereits darüber!)

Auf ins Abenteuer!

Um beide Grandia-Ableger wirklich genießen zu können, muss man über die veraltete Optik hinwegsehen können. An manchen Stellen merkt man den Spielen ihr Alter definitiv an. Doch wer sich davon nicht abschrecken lässt, kann mit der Grandia HD Collection zwei wirklich tolle Spielerlebnisse genießen. Auf Nintendo Switch machen sich die Spiele wirklich gut, vor allem im Handheld-Modus sehen sie aufgrund der niedrigen Bildschirmgröße ein wenig besser aus. Lediglich der Anfangspreis von 39,99 Euro könnte einige Leute abschrecken, aber immerhin bekommt man für das Geld direkt zwei umfangreiche und wirklich spaßige Spiele.

 

Story

In beiden Spielen erlebt ihr zwei aufregende Abenteuer. Während Grandia deutlich leichtere Kost bietet, so versuchte Grandia 2 deutlich ernster zu sein.

Gameplay

In beiden Spielen recht ähnlich. Ihr bereist die Welt der Spiele und erlebt in den grandiosen Kampfsystemen spannende Kämpfe.

Grafik

Grandia liefert euch 2D-Charaktere, während Grandia 2 mit 3D-Modellen glänzen mag. Diese sehen durch die höhere Auflösung aufgrund fehlender Münder aber ein wenig gewöhnungsbedürftig aus.

Sound

Tonabmischung zwischen Sprache und Musik manchmal in beiden Spielen nicht gut, aber fantastischer Soundtrack. Englische und japanische Sprachausgabe verfügbar, wobei die englische Vertonung nicht gerade mit Qualität besticht.

Sonstiges

Erstmals ist Grandia 2 mit deutschen Texten, aber leider auch kleinen Fehlern versehen. Beide Spiele im 16:9-Format, was für den ersten Teil erstmalig der Fall ist.

6 Kommentare

  1. Das merke ich mir sollte ich jemals eine Switch besitzen. Ich liebe solche klassischen JRPGs

  2. Bin etwas enttäuscht dass nicht das ganze Spiel gleich überarbeitet wurde, die verschiedenen Grafikstyles beißen sich irgendwie

  3. F R Ä U L E I N !


    Da kein Retail angedacht ist werde ich ebenfalls einfach warten. Waren tolle Spiele, aber Remakes für mich jetzt kein Grund sofort zuzuschlagen. Danke für den Test!

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