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Im Test! Hirogami ist ein kleines Kunstwerk mit leichten Knicken

Titel Hirogami
Japan 3. September 2025
Kakehashi Games
Nordamerika 3. September 2025
Kakehashi Games
Europa 3. September 2025
Kakehashi Games
System PS5, PC-Steam
Getestet für PlayStation 5
Entwickler Bandai Namco Studios Singapur
Genres 3D-Platformer
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
Vertonung

Mit Hirogami erscheint am 3. September ein Spiel, das es terminlich kaum schwerer haben könnte: Eingeklemmt zwischen dem Sternensplitter-DLC zu Kirby und das vergessene Land und dem heiß ersehnten Hollow Knight: Silksong wirkt die Veröffentlichung fast schon undankbar. Warum sich dennoch ein Blick lohnt – auch wenn einige Mechaniken und Designentscheidungen vielleicht lieber in den Papierkorb gehören – erfahrt ihr in unserem Test.

Papierwelt in Gefahr

Hirogami ist ein 3D-Action-Platformer, der sich ganz der alten japanischen Kunst des Origami verschrieben hat. Entwickelt wurde der Titel von Bandai Namco Studios Singapore und Malaysia, während Kakehashi Games den Vertrieb übernimmt. Das Spiel erscheint für PlayStation 5 und PCs.

Wir schlüpfen in die Rolle des titelgebenden Origami-Kriegers Hiro, dessen Existenz – wie auch die gesamte Spielwelt – aus zart gefaltetem Papier besteht. Bedrohlich im Hintergrund lauert der sogenannte „Fraß“, ein unheilvolles Übel, das sich unaufhaltsam durch die fragile Papierwelt frisst und sie Stück für Stück verschlingen will. Tatenlos zusehen ist natürlich keine Option. Also ziehen wir los, reinigen vom „Fraß“ befallene Schreine und setzen damit ein Zeichen gegen die schleichende Zerstörung.

Auf unserem Weg begegnen wir immer wieder kleinen sogenannten „Störern“. Diese wabernden Wesen sind die eigentlichen Fremdkörper der Welt, denn sie bestehen im Gegensatz zu allem anderen nicht aus Papier. In unterschiedlichen Formen tauchen sie auf und machen uns das Leben schwer. Ganz allein müssen wir der Bedrohung aber nicht trotzen: Mit von der Partie ist Ruz Pappy, ein kauziges Origami-Männchen, das uns immer wieder neue Fähigkeiten in die Hand gibt.

Auch andere Origami-Wesen kreuzen unseren Weg, doch eine tiefgründige Geschichte oder erinnerungswürdige Charaktere sucht man leider vergeblich. Vielmehr tingeln wir durch die oft hübsch gestalteten Papierlandschaften, sammeln eine „Goldene Kranichseele“ nach der anderen und bringen sie dem heiligen Himmelskranich zurück, um dessen Kräfte wiederherzustellen. Klingt bekannt? Ja, das Konzept kommt vertraut daher.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt die fehlende Sprachausgabe. Zwar werden deutsche Texte – und auch zahlreiche andere Sprachen – geboten, für die Immersion hätte aber zumindest eine minimale Vertonung viel ausgemacht. So bleibt die Welt ein wenig stumm, auch wenn sie optisch durchaus zu bezaubern weiß.

Wenn Papier Form annimmt

Beim Gameplay setzt Hirogami auf ein klassisches 3D-Platformer-Gerüst, das sofort Erinnerungen an Titel wie Kirby und das vergessene Land oder Super Mario 3D World weckt. Die Kamera bleibt dabei meist statisch hinter oder neben unserer Spielfigur, lässt sich mit dem rechten Stick aber in verschiedene Richtungen kippen. Klingt simpel, sorgt jedoch in der Praxis für gelegentlichen Frust: Wenn die Kamera mal wieder nicht das zeigt, was wir eigentlich sehen wollen, kann es in manchen Situationen ordentlich nerven.

Als Origami-Krieger Hiro springen wir, nutzen einen Doppelsprung und verteilen einfache Angriffe mit unseren Papierfächern. Doch damit endet die Reise nicht, denn im Laufe des Spiels wächst unser Repertoire kontinuierlich. Besonders spannend sind die sogenannten „Faltungen“, also Verwandlungen in unterschiedliche Origami-Gestalten. Mal rollen wir als Gürteltier durch Hindernisse, mal schwingen wir uns als Gorilla von Liane zu Liane und zerschmettern alles, was im Weg steht, oder wir hüpfen als Frosch besonders hoch in die Luft. Diese Transformationen lockern das Gameplay spürbar auf und bringen immer wieder frische Ideen ins Leveldesign.

Die Steuerung macht dabei einen überwiegend soliden Eindruck, wirkt aber nicht immer ganz ausgereift. Hier und da fühlt sich Hiro ein wenig fummelig an – butterweich und präzise wie ein DK in Donkey Kong Bananza ist er leider nicht. Auch wenn das Meckern auf sehr hohem Niveau ist.

Die Levelstruktur bleibt klassisch linear: Wir überwinden Hindernisse, bekämpfen Gegner und setzen unsere Tier-Verwandlungen geschickt ein. Über eine Overworld-Karte greifen wir auf die einzelnen Level zu, was für Genre-Fans vertraut wirken dürfte. Schön ist allerdings, dass manche Abschnitte sichtbar miteinander verbunden sind – so entsteht stellenweise ein Gefühl einer zusammenhängenden Welt.

Backtracking für Completionists

Natürlich dürfen auch Sammelgegenstände nicht fehlen. Schatztruhen und andere versteckte Secrets sind reichlich vorhanden, manche aber leider erst mit späteren Fähigkeiten erreichbar. Das bedeutet: Wer alles finden will, muss Backtracking betreiben. Für „Completionists“ wie mich ist es teilweise etwas ermüdend, gerne hätte ich alles direkt im ersten Durchlauf geholt.

Jedes Level hat in der Regel drei Hauptaufgaben: Das klassische Durchspielen, dazu wechselnde Zusatzbedingungen wie „Besiege eine bestimmte Anzahl Gegner“ oder „Sammle eine bestimmte Menge Papier“. Besonders knifflig wird es bei Aufgaben wie „Nimm keinen Schaden“. Während das Spiel zu Beginn und im Mittelteil eher gemütlich daherkommt – mit großzügigen Rücksetzpunkten, die Frust vermeiden – zieht der Schwierigkeitsgrad in der zweiten Hälfte deutlich an. Da kann man schon mal ins Schwitzen geraten.

Hin und wieder warten auch Bosskämpfe auf uns. Diese erfüllen ihren Zweck, bleiben aber selten in Erinnerung. Meist sind sie eher simpel, einzig der Gorilla-Boss hat mich so richtig vermöbelt.

Eine fragwürdige Designentscheidung ist die Bindung des Story-Fortschritts an das Sammeln einer bestimmten Menge Papierkraniche. Prinzipiell kein Problem, man kennt derartige Mechaniken auch aus anderen Spielen und sie sorgen für Herausforderung – doch die geforderte Anzahl ist teilweise übertrieben hoch, sodass man früher oder später in alte Level zurückkehren muss.

Leider bremsen die oft einfallslosen Zusatzaufgaben dabei das Vorankommen eher aus. Besonders ärgerlich: Man möchte die Welt genießen und nach Secrets suchen, doch im Hintergrund tickt ein Timer und verweigert uns am Ende den verdienten Kranich, wenn wir uns zu lange Zeit lassen. In „Kirby und das vergessene Land” waren die zusätzlichen Aufgaben beispielsweise deutlich kreativer und spaßiger.

Papierträume

Optisch fährt Hirogami eine klare Linie: Alles, wirklich alles, besteht aus Papier. Bäume, Pflanzen, Berge und Täler – und natürlich auch unser Held Hiro selbst. Das Ergebnis ist eine charmante Origami-Optik, die mit einem subtilen Unschärfe-Effekt spielt und die Welt wie ein kunstvolles Diorama wirken lässt. Besonders auffällig ist der Stop-Motion-Charakter der Animationen: Figuren bewegen sich leicht ruckelig, als hätte jemand Bild für Bild Papierfiguren verschoben. Was auf den ersten Blick ungewohnt wirkt, entpuppt sich als bewusst eingesetztes Stilmittel und verleiht dem Spiel einen knuffigen, handgemachten Charme.

Ganz neu ist das allerdings nicht. Schon 2013 setzte Media Molecule mit Tearaway auf eine ähnlich kunstvolle Papierwelt und auch Paper Mario oder Yoshi’s Crafted World bedienen sich eines vergleichbaren Looks. So hübsch die Inszenierung also auch daherkommt – der Origami-Stil hat mittlerweile schon einige Kilometer auf dem Buckel und wirkt nicht mehr ganz so frisch wie einst.

Dafür punktet das Spiel an einer anderen Front: dem Soundtrack. Begleitet wird unsere Reise von stimmungsvoller, japanisch angehauchter Musik, die traditionelle Instrumente geschickt einsetzt und sich sofort im Ohr festsetzt. Die Kompositionen passen perfekt zum Origami-Thema und gehören klar zu den Highlights des Spiels. Hier blüht Hirogami richtig auf und schafft es, die SpielerInnen atmosphärisch komplett mitzunehmen.

Ein Blatt, das man einmal liest

Beim Umfang liefert Hirogami genau das, was man für den aufgerufenen Preis erwarten darf – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wer sich ein wenig Zeit lässt, ist mit einem Playthrough in etwa zehn Stunden durch. Danach ist der Ofen allerdings ziemlich aus. Einen großen Wiederspielwert bietet der Titel nicht.

Natürlich gibt es noch die Möglichkeit, in den Leveln nach allen Secrets zu suchen. Wer hier fleißig sammelt, schaltet in einer Galerie zusätzliche Inhalte wie Artworks, Konzeptzeichnungen und Musikstücke frei. Das ist nett, sorgt aber nicht wirklich für Langzeitmotivation. Ist die Galerie komplettiert, hat man de facto alles gesehen.

Wichtig zu erwähnen: Hirogami ist eine reine Singleplayer-Erfahrung. Einen Multiplayer-Modus gibt es nicht – was zwar schade sein mag, aber zum eher persönlichen Papier-Abenteuer letztlich passt.

Getestet habe ich Hirogami auf der PlayStation 5 – und dort lief auch alles erfreulich rund. Hohe, konstante Bildraten sorgen für ein sehr gutes Spielerlebnis, größere Bugs oder Abstürze sind mir nicht begegnet. Zwei kleinere Patzer trübten das Bild minimal: Einmal verschwand eine Texteinblendung einfach nicht mehr vom Bildschirm und ein anderes Mal blieb Hiro im Level stecken, sodass ich neu starten musste. Insgesamt sind das aber Kleinigkeiten, die den Spielfluss kaum nachhaltig beeinträchtigen.

Papier kann auch scharf sein

Hirogami überzeugt mit seiner charmanten Origami-Optik, kreativen Faltungen und einem stimmigen Soundtrack, der das Abenteuer atmosphärisch trägt. Die Reise mit Origami-Krieger Hiro ist liebevoll inszeniert und punktet vor allem durch abwechslungsreiche Verwandlungen, die dem klassischen 3D-Platformer-Gameplay immer wieder frischen Wind verleihen.

Allerdings stolpert das Spiel auch über einige Knicke: Die Kamera arbeitet nicht immer zuverlässig, die Steuerung fühlt sich manchmal etwas unpräzise an und der Story-Fortschritt ist durch das Sammeln von Papierkranichen künstlich in die Länge gezogen. Auch die Bosskämpfe bleiben bis auf wenige Ausnahmen eher blass. Beim Umfang liefert Hirogami solide zehn Stunden Spielzeit, ergänzt durch Secrets und eine Galerie – danach ist aber Schluss.

Unterm Strich bleibt ein charmantes Abenteuer, das zwar nicht die Originalität von Genre-Größen wie Tearaway oder Paper Mario erreicht, aber mit Herz, Stil und guter Musik dennoch einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Fans klassischer 3D-Platformer bekommen hier ein kleines, feines Papier-Abenteuer – auch wenn nicht jedes Blatt perfekt gefaltet ist.

 

Story

Stimmige Papierwelt mit netter, zweckdienlicher Geschichte, aber ohne Tiefgang oder erinnerungswürdige Charaktere. Fehlende Sprachausgabe schmälert die Immersion.

Gameplay

Klassischer 3D-Platformer mit gelungenen Origami-Verwandlungen. Steuerung und Kamera nicht immer präzise, Backtracking bremst.

Grafik

Sehr schöne Origami-Optik mit Diorama- und Stop-Motion-Stil, allerdings nicht mehr ganz frisch.

Sound

Japanisch angehauchter Soundtrack mit traditionellen Instrumenten – atmosphärisches Highlight.

Sonstiges

Solider Umfang von rund zehn Stunden, optionale Secrets und Galerie. Reine Singleplayer-Erfahrung ohne Multiplayer. Auf PS5 flüssig und stabil, nur zwei kleinere Bugs während des Tests.

Bildmaterial: Hirogami, Kakehashi Games, Bandai Namco Studios Singapur

1 Kommentar

  1. Hört sich nach einem schönen kleinen Titel für zwischendurch an. Aber kein Muss zum Release für mich. Finde es schön, dass dieser Origami Stil immer mal wieder verwendet wird, auch wenns nicht mehr ganz originell ist.

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