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Im Test! Process of Elimination

TitelProcess of Elimination
Japan27. Mai 2021
Nippon Ichi Software
Nordamerika11. April 2023
NIS America
Europa14. April 2023
NIS America
SystemPlayStation 4, Nintendo Switch
Getestet fürPlayStation 4
EntwicklerNippon Ichi Software
GenresDetective Mystery
Texte
Nordamerika
VertonungJapan

Vor etwa zwei Jahren erschien das Detective-Mystery-Spiel Process of Elimination in Japan und es ist nicht wirklich schwer, die Parallelen zur Danganronpa-Serie zu sehen. Doch dieser Vergleich ist durchaus mit Vorsicht zu genießen, denn ansonsten könnte man leichter hinters Licht geführt werden als unsere Charaktere im Spiel.

Nichtsdestotrotz darf man davon ausgehen, dass Process of Elimination sicherlich ohne den Erfolg von Danganronpa wohl nicht so existieren würde. Etwas, das durchaus zu begrüßen ist, denn wer kann schon etwas gegen eine eingängige und spannende Mystery-Story haben.

NISA hat sich nun auch endlich dazu entschieden, den Titel in den Westen zu bringen. Für Fans von Process of Elimination ein großes Ereignis, doch die neue unwissende Kundschaft muss ebenfalls überzeugt werden. Ob das gelingen konnte, werden wir im Folgenden unter die Lupe nehmen.

Mysteriöse Todesfälle und ein Haufen Detektive

Process of Elimination setzt zu Beginn schon die ominöse Bedrohung des Quartering Dukes in den Vordergrund. Eine nicht enden wollende Mordserie, die den Duke als mysteriösen Strippenzieher zeigt, versetzt das Land in Aufruhr. Der Jung-Detektiv Wato Hojo nimmt die Rolle des Protagonisten ein und findet sich durch einen vermeintlichen Zufall auf einer einsamen Insel wieder und somit mitten im größten Fall seiner bisherigen Karriere.

Mit ihm auf der Insel ist eine Gruppe der besten Detektive der Welt, die alle mit besonderen Fähigkeiten aufwarten können. Wato als Frischling bekommt schnell seinen neuen Detektiv-Spitznamen „Incompetence“ und verdammt passt dieser Name wie die Faust aufs Auge. Wato verbringt die Hälfte des Spiels damit immer wieder an sich zu zweifeln und heult unaufhörlich, dass er unglaublich nutzlos sei. Dass er jeden Fall im Laufe des Spiels lösen soll, beirrt ihn nicht, dem Spieler etwas anderes vorzuquengeln.

Während die anderen Charaktere durchaus diverse Charakterzüge vorzuweisen haben und weitaus interessanter daherkommen, braucht Wato eine unglaublich lange Zeit, endlich mal den Arsch hochzubekommen. Doch dann fing auch das Spiel an, wirklich mit seiner eigentlich sehr gut geschriebenen Geschichte zu glänzen.

Verzweiflung auf Sparflamme

Wie anfangs schon angedeutet, sollte man Danganronpa-Parallelen nur mit Vorsicht ziehen, jedoch springen die Entwickler selbst zu Beginn ohne Rücksicht auf Verluste auf diesen Zug auf und vermitteln Spielern unterbewusst, dass man hier Ähnliches zu erwarten hat. Ich verstehe die Anspielungen, aber dennoch sollte man von Anfang an klarmachen, was man vermitteln möchte.

Process of Elimination bietet einen breiten Cast an unterschiedlichen und auch tatsächlich ungewöhnlichen Charakteren, aber wenn man den Danganronpa-Knochen hinwirft, kann ich zwangsläufig nur zubeißen, wenn man mir total überzeichnete Karikaturen anbietet. Und das ist hier einfach nicht der Fall. Dazu muss nochmal gesagt werden, dass die Charaktere und deren Entwicklung auf keinen Fall schlecht sind, aber der Vergleich zu etwas, was nicht existiert, schmälert den Impact signifikant in meinen Augen.

Auch die Umstände, in denen sich die Detektive befinden, sind weitaus „harmloser“ – zieht man wieder den Vergleich zu Danganronpa. Daher muss hier ganz klar angemerkt werden: Hier darf man sich nicht auf die falsche Fährte locken lassen. Nimmt man nämlich die originelle Geschichte von Process of Elimination an und bringt zudem noch ein wenig Geduld mit, so kann das Spiel absolut auf eigenen Beinen stehen und überzeugt mit einem fulminanten Twist, der letztendlich tiefe Gesellschaftskritik und moralische Werte in den Fokus stellt.

Gameplay mit kleineren Schwächen

Ganz ohne Vergleiche geht man mit dem Gameplay in Process of Elimination seinen eigenen Weg. Mithilfe der verschiedenen Detektive gilt es, Tatorte nach Hinweisen zu durchsuchen und schließlich den Fall aufzuklären. Hierbei gibt man ein Zeitlimit, sodass man gezwungen ist, die verschiedenen Stärken und Schwächen geschickt einzusetzen.

Interagieren, inspizieren, analysieren sowie unterstützen sind hier die Werte, die von Interesse sind. Jeder Detektiv ist mehr oder minder auf eines spezialisiert und muss somit auf dem Spielfeld möglichst intelligent positioniert werden, um nicht allzu viel Zeit zu verschwenden. Besonders wichtig ist hier das Zusammenarbeiten der Detektive, damit bestimmte Indizien in einem Rutsch untersucht werden können. Eine solide und abwechslungsreiche Idee eigentlich, jedoch hapert es ein wenig an der Umsetzung.

Im Laufe des Spiels wird man in diesen Gameplay-Passagen auch von Gegnern gestört. Diese sind witzigerweise unsichtbar und eine Berührung mit diesen führt zum sofortigen Game Over. Zwar ist der Sinn dahinter, einen Bereich der Karte zu inspizieren und somit den unsichtbaren Gegner aufzudecken, allerdings gelingt das erst, nachdem der Feind seinen ersten Zug gemacht hat. Und nach diesem kann es auch schon zu spät sein.

Gute Ideen, die kaum zum Einsatz kommen

Zu Beginn des Spiels etabliert man recht schnell, dass bestimmte Entscheidungen mit direkten Folgen verbunden sind. Entscheidet man sich „falsch“, so kommt man vom vorgesehenen Weg ab und sieht auch hier zu, wie ein Spieldurchgang sein Ende nimmt. Seltsamerweise wird danach kaum noch auf dieses Feature zurückgegriffen und Entscheidungen können entweder direkt nochmal korrigiert werden oder haben lediglich einen Einfluss auf die Endwertung des Kapitels.

Ähnlich sieht es hier mit den aktiven Untersuchungen aus. Hier kommt es am Anfang noch dazu, dass manche Detektive sich nicht direkt steuern lassen und auf eigene Faust ermitteln. Auch das lässt man später komplett fallen, was schließlich den ganzen Druck aus den Gameplay-Abschnitten nimmt. Möglicherweise griff man deshalb auch auf unsichtbare Gegner zurück, um auf dümmste Weise das Spielgefüge auszubalancieren.

Gerade nach dem Beenden des Spiels und der späteren Achterbahnfahrt, die die Story aufnimmt, baut das Gameplay immer weiter ab. Äußerst schade, denn auch hier war wieder viel Potenzial versteckt, das nur die richtige Umsetzung gebraucht hätte, um mit dem Writing der zweiten Hälfte mithalten zu können.

Audiovisuell ausreichend

Process of Elimination ist zweifelsohne kein Spiel mit einem horrenden Budget und keiner würde das auch erwarten. Grafisch setzt man auf Standbilder und verschiedene Illustrationen von besonderen Ereignissen. Mit der Darstellung der Mordopfer bewegt man sich auf dünnem Eis und versucht möglichst, explizite Szenen zu kaschieren. Und auch wenn man sich zum Ende etwas mehr zutraut, wollte man wohl die Alterseinstufung in einem akzeptablen Rahmen halten.

Die Charaktere selbst sind dazu nur minimal animiert und zeigen somit nur manchmal entsprechende Emotionen. Gesichtsausdrücke und Reaktionen, die absoluten emotionalen Zerfall und Verzweiflung darstellen, vermisse ich hier, aber das ist nur meinem von Danganronpa korrumpierten Geist zuzuschreiben.

Soundtechnisch gibt es ebenfalls keine großen Sprünge zu machen. Zwar sind die wenigen Stücke passend gewählt, um eine entsprechende Atmosphäre zu schaffen, jedoch auch nicht wirklich außergewöhnlich. Die Synchronisation hingegen macht, wie sooft, einen guten Job. Die durchweg vertonten Dialoge füllen die Charaktere mit Leben und den dementsprechenden Eigenheiten.

Detective Mystery mit Abzügen in der B-Note

Process of Elimination wartet mit einer packenden Geschichte und interessanten Charakteren auf, legt sich aber mit den Danganronpa-Vergleichen selbst Steine in den Weg. Erst wenn man auch seitens des Spiels die Anspielungen sein lässt, kann das sehr gute Writing besonders zum Ende hin überzeugen. Eine gute Ausdauer ist hier auf jeden Fall sehr von Vorteil.

Das Gameplay stellt hingegen den schwächsten Teil des Spiels dar. Mit Inkonsistenz bei den Spielmechaniken und zufälligen Todesfallen, lässt Process of Elimination doch etwas zu wünschen übrig.

Für Fans des Genres und vor allem von Mystery Novels bietet Process of Elimination, besonders zum Ende hin, eine sehr gute Geschichte, mit der ein oder anderen Überraschung.

 

Story

Gelungene, gut erzählte Geschichte, die anfangs nur durch projizierte Vergleiche etwas schwächelt.

Gameplay

Das aktive Untersuchen der Tatorte bietet viel Potenzial. Gute Ideen finden im Laufe der Geschichte weniger Aufmerksamkeit.

Grafik

Ausreichende Darstellung für Titel dieses Kalibers.

Sound

Beeps and Boops. Synchronisation verleiht hingegen die nötige Atmosphäre.

Bildmaterial: Process of Elimination, NIS America, Nippon Ichi Software