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Physisch Sammeln – aber nicht um jeden Preis

Du sammelst gerne Videospiele. Physisch natürlich, denn du willst sie besitzen. Kritisch beäugst du Day-One-Patches. Wenn es angebracht ist, prüfst du, welche Spieleversion sich auf der Cartridge befindet.

Du hast schon mal ein Spiel digital gekauft – und später ein zweites Mal physisch, weil es nachträglich eine Handelsversion bekommen hat. Einige deiner Spiele schmücken komische, unverständliche Hinweise zur Altersfreigabe. Weil du Spiele in Asien gekauft hast, die es bei uns nur digital gibt.

Du bist Sammler aus Leidenschaft. Aber irgendwann ist auch mal Schluss.

Publisher wissen, dass wir zu mehr als andere bereit sind. Wir bezahlen mehr, wir campen in den Online-Stores, bezahlen zu hohe Versandkosten und melden uns auch noch im nächsten Limited-Laden an. Ich will nicht sagen, dass es auch für Publisher schwerer wird. Weniger Geld ist immer noch Geld. Aber die Auflagen werden kleiner und man versucht, möglichst viel zu sparen, sei es bei der Produktion, beim Vertrieb oder beim Inhalt.

Man probiert, wie weit man gehen kann. Mit den Preisen für die Sammlereditionen, mit Store-exklusivem Vertrieb, mit FOMO und Verknappung und mit der Vereinfachung der Produktion. Aus der Collector’s Edition wird allmählich die Collector’s Box ohne Spiel. Fans müssen das Spiel dazukaufen, Publisher nur eine Sammleredition produzieren. Irgendwann sind aber Grenzen erreicht – für uns Sammler. Es gibt Dinge, die sollten wir nicht mit uns machen lassen. Sammeln macht Spaß, aber nicht um jeden Preis.

Dass es uns aktuell ausgerechnet die größten Publisher am schwersten machen, ist eine Frechheit und wir müssen lernen, zu verzichten, wenn es uns zu bunt wird. Nintendo muss es zumutbar sein, dass man eine Handelsversion zu Bayonetta im breiten Handel veröffentlicht und in einer Auflage, die Scalpern nicht die Dollarzeichen in die Augen treibt.

Square Enix ist nicht in der Lage, eine der bekanntesten und beliebtesten Videospielmarken der Welt so zu verkaufen, dass Fans sie überhaupt kaufen können. Was man mit dem Final Fantasy Pixel Remaster im hauseigenen Store veranstaltet, ist einfach unnötig.

Auch Sony stimmt fleißig mit ein. Mit einer Sammleredition zu God of War ohne Disc ging es los. Statt einer PS4- und einer PS5-Edition knallte man einfach Downloadcodes rein. Dann hat man es erst monatelang gar nicht hinbekommen, die Sammleredition zu The Last of Us Part I in Europa zu veröffentlichen.

Jetzt vertreibt man sie exklusiv bei PlayStation Direct und hat doch tatsächlich die PS5-Disc gegen einen Downloadcode ausgetauscht. Die Firefly Edition, die neben Comics als einzigen physischen Inhalt ein Steelbook bietet, beinhaltet keine Disc. Der Argumentation, dass diese haptische Sammleredition auch Digital-Fans gefallen muss, folge ich nicht. Wie viele Digitalsammler sammeln denn physische Sammlereditionen? Dürfte überschaubar sein.

Es sind mehrere Warnzeichen für Sammler. Grenzen, die wir nicht überschreiten sollten. Denn wenn wir es tun, senden wir fatale Signale an die Größten der großen Publisher. Nämlich, dass sie es mit uns machen können. Physisch Sammeln – gerne, aber nicht um jeden Preis.

Bildmaterial: Final Fantasy XVI, Square Enix