Titel | Granblue Fantasy: Versus |
06. Februar 2020 | |
Cygames | |
03. März 2020 | |
XSEED Games | |
27. März 2020 | |
Marvelous | |
System | PlayStation 4, PCs |
Getestet für | PlayStation 4 |
Entwickler | Arc System Works |
Genres | 2D-Fighting |
Texte | |
Vertonung |
Granblue Fantasy hat sich vor allem in Japan zu einem etablierten Franchise entwickelt. Seit 2014 ist das RPG für mobile Geräte Thema und mittlerweile mit Manga- und Anime-Adaption eine Multimedia-Marke und wohl ein Goldesel für Entwickler Cygames. Grund genug, weiterzumachen, denn mit Granblue Fantasy: Versus ist nun auch ein Fighter für PlayStation 4 und PCs erhältlich.
Auch wenn mit Granblue Fantasy: Relink ein vollwertiges RPG in der Mache ist, bleibt auch der kämpferische Ableger Granblue Fantasy: Versus den Wurzeln treu. Mit einem dem Thema angepassten Kampfsystem und wunderschönen Artworks von Hideo Minaba lag es nun an Arc System Works, den Spezialisten für 2D-Fighter, die Kunst entsprechend und zufriedenstellend zu implementieren. Ob sich Granblue Fantasy: Versus aber auch auf dem hart umkämpften Online-Markt durchsetzen kann, wird sich aber noch herausstellen müssen.
Granblue Fantasy in Kurzform
Granblue Fantasy: Versus bietet mit dem sogenannten Rollenspielmodus den obligatorischen Story-Modus eines typischen Fighters. Die Geschichte selbst ist weitestgehend unabhängig von dem Originalspiel, allerdings sind die Dialoge natürlich gespickt mit Referenzen und Fachbegriffen. Das Spiel selbst löst eventuelle Unklarheiten mit einer ausgiebigen Enzyklopädie oder der Option, gekennzeichnete Begriffe sofort durch Einblendungen erklären zu lassen.
Für Spieler, denen Granblue Fantasy noch unbekannt ist, ist das durchaus ein nettes Feature und obendrein komplett optional. Kenner hingegen könnten sich, je nach Fortschritt im Originalspiel für mobile Geräte, aber auch leicht spoilern lassen, bedenkt man, wie lang das Spiel schon mit Zusatzinhalten gefüttert wurde über die Zeit. Nichtsdestotrotz werden, abgesehen von womöglich noch unbekannten Charakteren und Orten, im Endeffekt lediglich wichtige Terminologien erklärt.
Die Story selbst ist für einen Fighter solide – sie erfüllt ihren Zweck. Die Darbietung im Rollenspielmodus ist aber definitiv sehr schön umgesetzt. Charaktere unterhalten sich in einem Visual-Novel-Stil zwischen den Missionen und sind exzellent nach den Artworks modelliert worden. Ein Wink zu den Wurzeln der Serie und eine gelungene Umsetzung für Fans und diejenigen, die es vielleicht noch werden wollen. Lust auf mehr macht das Setting nämlich ungemein.
Alleinstellungsmerkmal: RPG
2D-Fighter gibt es wie Sand am Meer. Die Relevanz am Online-Markt und die gesamte Langlebigkeit des Spiels verlangen Entwicklern heutzutage recht viel ab. Ohne ein besonderes Alleinstellungsmerkmal fällt es schwer, überhaupt genügend Abnehmer zu finden. Granblue Fantasy hat zwar sicherlich eine recht große Anhängerschaft, jedoch gilt es, Spieler auch möglichst lange am Ball zu halten – perfide Strategien mit Season-Pässen und anderweitigen DLCs vorausgesetzt.
Spielerisch bleibt Arc System Works zwar bei dem, was schon lange funktioniert, im Detail unterscheiden sich die Fighter aber stets. Da macht auch Granblue Fantasy: Versus keine Ausnahme. Wie schon erwähnt, hält man sich grob am Thema Rollenspiel. Der Rollenspielfaktor liegt hier in den Spezialattacken selbst, denn alle werden als eigenständiges Symbol unter der Lebensleiste eingeblendet. Führt man eine solche Attacke aus, kommt es zu einem Cooldown der Fähigkeit. Ein zugegeben recht kleines Merkmal, aber letztendlich doch entscheidend für taktisches Vorgehen und vor allem Optimierung des Kampfstils.
Arc System Works ist sowohl bekannt für knackige 2D-Fighter als auch für eine außerordentlich einsteigerfreundliche Umsetzung. Alternative Eingabeoptionen für Attacken sind auch wieder mit dabei. Der Clou ist aber, dass in Granblue Fantasy: Versus Spieler, die sich gut mit dem Kampfsystem auseinandersetzen, auch dementsprechend belohnt werden. Führt man nämlich die Spezialattacken mit den „schwierigeren“ Tastenkombinationen aus, so verringert sich der Cooldown für diese Fähigkeit enorm. Vielleicht sollte man sich also doch mal etwas mehr Zeit im Übungs- und Taktikmodus lassen?
Übung macht den Meister
Mit dieser gelungenen Überleitung geht es nun direkt um diese beiden Modi. Der Übungsmodus stellt den üblichen Freien Kampf dar, den man in so gut wie jedem Fighter finden wird. Leider ist das Genre mittlerweile so komplex geworden, dass man auch hier mit detaillierten Einstellungen nur so erschlagen wird. Einstellungen für Reaktionen, Blocks, Frames und so weiter gibt es zuhauf. Was dem Modus fehlt, ist aber einfach das Einblenden von Attacken und/oder Kombos, die man dann entspannt nachmachen kann. Vielleicht bin ich auch einfach zu alt für den Kram.
Der Taktikmodus kommt meinen Wünschen schon eher näher, denn zumindest die Befehle werden nun eingeblendet. Letzten Endes ist dieser Modus aber nur ein Challenge-Modus, der dem Spieler schnelle Reaktionen abverlangt und weniger für das Erlernen der Basis geeignet ist. Zurück ans Reißbrett, denn beide Modi sind nicht wirklich herausragend und dann wohl doch eher für die Experten geeignet. Bleibt wohl schlussendlich nur „learning by doing“. Der sogenannte Solomodus stellt hier den üblichen Arcade-Modus dar, wo man nacheinander eine Reihe an Gegnern besiegen muss.
Interessant ist hier, dass man nach jedem Kampf den Schwierigkeitsgrad neu vergeben kann. Vor dem ersten Kampf kann man sich zwischen sechs Stärkegraden entscheiden und nach dem Sieg dann jeweils zwischen insgesamt drei – auf dem gleichen bleiben, einen unter der vorherigen Auswahl und einen darüber. Je nach Auswahl wartet dann ein anderer Gegner auf den Spieler. Aufgrund der leichten Anpassungsmöglichkeiten eignet sich dieser Modus also hervorragend, seine Fähigkeiten mit dem Computer-Gegner zu messen. Der Rollenspielmodus bietet zwar eine ebenso einfache Möglichkeit zu üben, jedoch nimmt man sich hier einige Freiheiten in Bezug auf das Kampfsystem.
Aus Fighter wird Beat ’em up
Neben der bereits erwähnten Art, die Story zu erzählen, wählt man hier auch in puncto Gameplay einen etwas anderen Ansatz als bei den übrigen Modi. Im Rollenspielmodus geht es nicht schlicht eins gegen eins, sondern im Stile eines Beat ‘em up gegen mehrere Gegner. Die Basissteuerung bleibt hier aber dennoch wie in den Standardkämpfen, abgesehen davon, dass der Charakter sich umdreht, wenn man gegen die Blickrichtung steuert.
Die Geschichte ist in einfache Missionen unterteilt und vor jeder kann man sich mit verschiedenen Waffen und Zusatzfähigkeiten ausrüsten. Auch kann man mit einem Gefährten in den Kampf ziehen. Dieser darf vom Computer, von einem weiteren Spieler lokal oder auch online gesteuert werden. Damit man sich keinen Vorteil erschleicht, spielt der zweite Spieler mit der gleichen Ausrüstung. Das ist aber auch allein vom Schwierigkeitsgrad her eher nicht vonnöten.
Für die Bosskämpfe hat man sich ebenso noch ein paar Änderungen einfallen lassen. Einmal ist man hier auch nicht unbedingt allein, da auch diese Kämpfe mit einem Gefährten angegangen werden können. Weiter besitzt der jeweilige Boss einen besonderen Modus namens Raserei. Wie der Name vermuten lässt, wird der Boss in diesem Modus stärker und unberechenbarer, kann aber durch weiteres Angreifen schmerzhaft aus der Raserei geholt werden und öffnet so einen großen Vorteil für den Spieler.
Darf es etwas Gacha sein?
Da wir es bei dem Original von Granblue Fantasy mit einem Mobilspiel zu tun haben, darf natürlich auch das ein oder andere Gacha-Element nicht fehlen. Granblue Fantasy: Versus macht da keine Ausnahme und bietet Waffen-Gacha in Form von Waffentickets, die im Rollenspielmodus erlangt werden können. Da es der Echtgeld-Aspekt nicht in diesen Ableger geschafft hat, ist das Ganze eher als Hommage oder Spielerei zu verstehen und erfüllt somit seinen Zweck.
Ausrüstung lässt sich auch nach Kämpfen erlangen oder kaufen und spielt somit eine übergeordnete Rolle in Granblue Fantasy: Versus‘ Storymodus. Diese wird hierbei in sogenannten Waffenkompositionen, bestehend aus zehn Waffen, dargestellt. Die Statuswerte der Waffen sind dann akkumuliert stellvertretend für Lebenspunkte und Angriffskraft der jeweiligen Charaktere.
Auch das Angriffselement nimmt hier einen wichtigen Stellenwert ein, wird aber vor jeder Mission als Empfehlung aufgeführt. Waffen lassen sich dazu noch mit Rupien aufwerten und Bonus-Skills mit besonderen Items verbessern. Dieses ganze Drumherum eignet sich natürlich hervorragend für einen Modus, der Rollenspiel im Namen trägt. Einfach, aber definitiv gut umgesetzt.
Schön fürs Auge und die Ohren
Hideo Minaba ist für die sehr schönen Artworks in Granblue Fantasy zuständig. Seine Arbeit findet sich nahezu originalgetreu im Spiel umgesetzt wieder. Seien es die Modelle der Kämpfer, die Figuren im Story-Modus oder in den Anime-Sequenzen, Granblue Fantasy: Versus sieht einfach schön aus. Auch in den einzelnen Kampfarenen herrscht reges Treiben mit exzellent herausgearbeiteten Details, die mit anderen Fightern vom Kaliber der neueren Guilty-Gear-Spiele mithalten können.
Musikalisch hat man mit der Granblue-Fantasy-Serie einen guten Fang gemacht. Die Titel sind wirklich gut hörbar und teilweise mit Ohrwurm-Charakter. Soundeffekte und Sprachausgabe sind ebenfalls exzellent, auch wenn man sich wundern wird, dass manche Namen im Text anders sind als vom japanischen Sprecher angesagt. Da hat sich die Lokalisierung wieder „bessere“ Namen ausgesucht, scheint es.
Musik und Bilder stehen auch in der Galerie zur Verfügung. Hier lassen sich gegen bestimmte Punkte Musikstücke freischalten, allerdings sind auch jede Menge Online-Inhalte wie Avatare oder Sprüche gegen Punkte erhältlich. Das echte Geld wird man aber womöglich bei den kommenden DLC-Charakteren lassen, denn hier sind schon einige angekündigt und es werden wohl auch noch weitere folgen.
Fighter mit Herz für RPG-Fans
Granblue Fantasy: Versus ist ein gelungener Ableger des Fighting-Genres und ein recht guter Spin-off-Titel für die Granblue-Fantasy-Serie. Mit den kleinen, nötigen Anpassungen, die für den Wiedererkennungswert wichtig sind, setzte man MMORPG-typische Cooldown-Effekte für die jeweiligen Spezialattacken interessant und durchaus gelungen ein. Ob und inwiefern der Titel langfristige Relevanz im stark besiedelten und umkämpften Online-Markt haben wird, muss sich zeigen. Season-Pässe sind angekündigt und leider schon Usus im Genre geworden, nichtsdestotrotz bietet auch das Basisspiel einen diversen gut gefüllten Roster mit Charakteren.
Auch für Genre-Fremde könnte der Rollenspielmodus einen Blick wert sein. Die Story ist zwar jetzt nicht wirklich die Welt, aber das Spielsystem ist interessant, die Charaktere sind liebevoll umgesetzt und grafisch sowie musikalisch recht schön in Szene gesetzt. Für Fans der Serie sicherlich eine gute Beigabe.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Granblue Fantasy: Versus, Cygames, XSEED, Marvelous / Arc System Works