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Im Test! Blades of Time

TitelBlades of Time
Japan14. Mai 2019
Gaijin Entertainment
Nordamerika14. Mai 2019
Gaijin Entertainment
Europa14. Mai 2019
Gaijin Entertainment
SystemNintendo Switch
Getestet fürNintendo Switch
EntwicklerGaijin Entertainment
GenresAction
Texte
Deutschland Nordamerika
VertonungDeutschland Nordamerika

Bildmaterial: Blades of Time, Gaijin Entertainment

Für Nintendo Switch erscheinen mittlerweile viele Portierungen von Spielen, nach denen zahlreiche Fans schreien. Doch dann gibt es Titel, die völlig aus dem Nichts für Nintendos aktuelle Hybrid-Konsole angekündigt werden und bei denen sich viele Leute fragen: Wer will das überhaupt?

Elden Ring Rectangle

Mit Blades of Time hat Gaijin Entertainment nun einen Klassiker aus dem Jahr 2012 auf Nintendo Switch gebracht, welcher schon damals nicht die Spieler und Kritiker vom Hocker gerissen hat. Doch eventuell hat man ordentlich am Spiel geschraubt und kann nun alle begeistern? Spoiler: Nein. Kann man nicht.

Sexy Frau trifft unsexy Untote

Die Story von Blades of Time, welches ein Nachfolger von X-Blades ist, steckt euch in die nur mit wenig Kleidung bedeckte Haut von Ayumi. Diese wurde von ihrer Gilde beauftragt, Dragonland zu erforschen und mit zahlreichen Schätzen zurückzukehren. Doch dies ist kein leichtes Unterfangen, denn bisher ist nie jemand zurückgekehrt!

Auf dem Weg durch die gefährlichen Gegenden trifft Ayumi nicht nur auf untote Gegner, sondern auch auf Altäre, welche überall verteilt sind und ihr Magie-Fähigkeiten verleihen. Doch andere, auf der Insel lebende Menschen, nutzen diese Altäre gar nicht, was Ayumi stutzig macht.

Wenn die Story auch nur ein bisschen interessant auf euch wirkt, nun, das war es dann auch irgendwie schon. Später geht es dann um Ätherwächter, welche nun plötzlich das Chaos aufhalten wollen, aber euch feindlich gesinnt sind… Ehrlich gesagt habe ich irgendwann nicht mehr wirklich die Dialoge verfolgt. Sie sind langweilig und peinlich geschrieben, die Charaktere wirken dumm und nerven. Vor allem Ayumi ist als Protagonistin so interessant und klug wie ein Stein, wobei das eine Beleidigung gegenüber dem Stein wäre.

Ein Beispiel: Ihr kommt als Außenseiterin in das Dorf der in Dragonland gefangenen Menschen. Diese bieten euch eure Hilfe an, bitten gleichzeitig aber auch um die Hilfe von Ayumi, um von der Insel zu entkommen. Die einzige Bedingung: Sie soll nicht in den verbotenen Bereich. Natürlich geht die Protagonistin direkt dorthin, trifft aber auf eine verschlossene Tür. Die einzig logische Schlussfolgerung für Ayumi: Ich bringe die eigentlich friedlichen Leute um, bis ich den Schlüssel finde. Was zur Hölle?!

Das ungeliebte Kind von Devil May Cry und Prince of Persia

Was mein Interesse an Blades of Time hat wach werden lassen, war nicht unbedingt nur die attraktive Heldin. Auch das Hack-’n-’Slay-Gameplay hatte mich immer schon interessiert und sah in Trailern gar nicht so schlecht aus. Nach knapp fünf Stunden Spielzeit machte mir das Kampfsystem tatsächlich ein wenig Spaß, aber ich steh halt auch auf miese Hack-’n’-Slay-Action. Ihr knüppelt auf Knopfdruck eine Kombo herunter, wirklich viel Abwechslung gibt es da aber nicht. Ein wenig spaßiger wird es dann, wenn die Magie-Fähigkeiten freigeschaltet werden, mit denen ihr Feinde einfrieren, verbrennen oder einfach heftig Schaden anrichten könnt.

»Irgendwann habe ich die Dialoge nicht mehr verfolgt; sie sind langweilig und peinlich geschrieben, die Charaktere wirken dumm und nerven.«

Für die Magie-Angriffe muss die Leiste unter der Lebensenergie-Leiste gefüllt werden, doch ihr müsst ein wenig taktisch vorgehen. Setzt ihr immer wieder direkt Magie ein, sammelt ihr nicht genügend Punkte für einen Heilzauber. Diesen gibt es immer, wenn der Balken voll ist und kann auf Knopfdruck eingesetzt werden.

Allerdings nicht, wenn ihr euch mitten in einer Kombo befindet oder von Feinden angegriffen werdet. Letzteres kann zu nervigen Situationen führen: Wenn euch mehrere Feinde gleichzeitig belagern, ist ein Entkommen oft sehr schwer. Es gibt keinen Moment nach einem gegnerischen Treffer, in dem ihr kurz nicht getroffen werden könntet oder Ähnliches, weshalb sehr schnell die gesamte Lebensleiste leer sein kann, ohne dass ihr viel dagegen machen könnt. So etwas kommt aber recht selten vor, aber nervt trotzdem, wenn es mal passiert.

Das wohl eigentlich wichtigste Alleinstellungsmerkmal von Blades of Time ist die Mechanik, die Zeit zurückdrehen zu können. Dabei erstellt ihr zeitgleich einen Zeitklon, welcher eure eben getätigten Aktionen wiedergibt. Dies wird manchmal für kleine Rätsel genutzt oder im Kampf benötigt. Beispielsweise müsst ihr eine Tür durchschreiten, welche aber mithilfe eines Schalters nur für kurze Zeit geöffnet werden kann. Dies macht ihr also, dreht die Zeit zurück und lasst euren Zeitklon nun die Tür für euch öffnen. Anfangs eine nette Idee, nach kurzer Zeit und der auffälligen Häufigkeit dieses „Rätsels“ dann doch schnell ausgelutscht.

Auch in den Kämpfen wird die Mechanik nur wenig genutzt. Um euch dazu zu bringen, die Fähigkeit zu nutzen, gibt es entweder einfach massig Gegner oder ein Feind mit Schutzschild. Bei Letzterem muss einfach so lange mit dem Gewehr von Ayumi und ihren Klonen geballert werden, bis er besiegt ist. Die Grundidee hinter der ganzen Zeitklon-Mechanik ist eigentlich solide, wird aber kaum ausgenutzt. Generell bringt Blades of Time ein paar interessante Ideen mit, die aber nicht wirklich ausgeschöpft werden und daher in einem Misch-Masch aus eintönigem Gameplay verschwinden.

Ein technisches Desaster

Aber als Fan von Hack ’n’ Slay, auch schlechten Ablegern, hätte ich persönlich auch sogar darüber hinweggesehen. Aber was Gaijin Entertainment mit dem Switch-Port von Blades of Time geliefert hat, ist eine absolute Frechheit. Das Spiel läuft mit einer miesen Bildrate, es läuft nahezu nie flüssig. Es hängt sich beim Einsetzen der Zeitklon-Mechanik oft halb auf, bleibt kurz hängen oder bringt sogar das ganze Spiel zum Absturz. An einer Stelle musste man theoretisch zahlreiche Klone rufen, um gegen ebenso viele Feinde zu kämpfen. Sobald man den Klon beschwört und ein paar Feinde auftauchten, stürzte das Spiel einfach ab.

Doch nicht nur in Kämpfen geschieht so was. Manchmal lief ich einfach nur durch das Level und ZACK, da war die Software plötzlich beendet. Ein Rätsel gelöst? Glückwunsch, die Belohnung ist eine Ayumi, die sich nicht mehr bewegen kann. Das Schiff, auf dem euer Freund gefangen gehalten wird, wurde nicht geladen und ihr seht schwebende Flammen? Oh, na dann beenden wir mal eben die Software! Es nervt einfach nur, es wirkt manchmal total zufällig, ob Blades of Time sich nun von alleine beendet oder nicht. Ich hatte in kürzester Zeit ungelogen mindestens 15 Abstürze.

Qualitätskontrolle? Nicht mit uns!

»Es ist einfach ärgerlich, dass Gaijin Entertainment einen so unfertigen und absolut mies angepassten Port für Nintendo Switch bringt.«

Der absolute Kracher ist jedoch, dass nach einem Bosskampf gegen einen Ätherwächter mit Schild das Spiel nach einer Zwischensequenz immer abstürzt. Ich habe das Spiel neu heruntergeladen, die Sprache gewechselt (man weiß ja nie), eine Minute gewartet mit dem Betreten des Portals nach dem Bosskampf oder im Handheld- statt dem TV-Modus gespielt. Nichts hat geklappt.

Wie ich mittlerweile dank Reddit erfuhr, war ich nicht der Einzige mit dem Problem. Scheinbar gab es sogar bereits einen Patch, welcher einen Absturz des Spiels nach dem ersten Bosskampf behob. Scheinbar hat niemand sonst das Spiel so weit wie ich gespielt, sonst wäre wohl dieser weitere Absturz aufgefallen. Es ist mir, und sehr wahrscheinlich allen anderen Spielern, nicht möglich, Blades of Time zu beenden. Zum Zeitpunkt, als ich dieses Review schreibe, gibt es noch immer kein Update des Spiels, das den Fehler behebt.

Es ist einfach ärgerlich, dass Gaijin Entertainment einen so unfertigen und absolut mies angepassten Port für Nintendo Switch bringt. Sogar die Farben des Xbox-Controllers sind bei den Knöpfen noch vorhanden und vor allem die deutsche Lokalisierung ist fehlerhaft, sie zeigt sogar falsche Buttons bei den Eingabe-Aufforderungen für die Kombos an. Gaijin Entertainment will einfach was vom großen Erfolgs-Kuchen abhaben, mit minimalem Einsatz.

Dabei hilft auch der neue Multiplayer-Modus nicht, in den man scheinbar tatsächlich ein wenig Arbeit gesteckt hat. Nur doof, dass er absolut stinklangweilig ist. Ein uninspirierter Versuch, Blades of Time mit MOBA-Gameplay zu vermischen. In einem 1-vs.-1-Match lauft ihr auf die gegnerische Basis zu, während eure kleinen, von der CPU gesteuerten Helfer das Gleiche tun. Letztendlich kommt es nun darauf an, welcher der beiden Spieler die besseren Ausrüstungsgegenstände hat und wer clever genug ist, nicht direkt zu sterben. In der Theorie ist das eigentlich alles ganz cool, denn es gibt freischaltbare Charaktere, Kostüme, Waffen und ihr könnt sogar eure Ausrüstung verstärken. Doch was bringt mir das alles, wenn es einfach keinen Spaß macht? Richtig: Nichts!

Alte Technik, miese Sprachausgabe

Bei einem Port von einem älteren Spiel kann man ruhig ein wenig Gnade walten lassen, denn dann erwarte ich gar keine Grafik wie in einem Zelda: Breath of the Wild. Aber ich erwarte, dass der alte Titel wenigstens flüssig läuft. Wie bereits angesprochen läuft das Spiel ungefähr so flüssig wie ein gefrorenes Stück Butter, egal ob am TV oder im Handheld-Modus. Das ist gerade deswegen schade, weil das Level-Design und die Gegner eigentlich durchaus passabel und interessant sind.

Absolut nicht interessiert an ihrer Rolle war die deutsche Stimme von Ayumi, welche absolut monoton und gelangweilt klingt. Allgemein glänzt die Sprachausgabe nicht unbedingt, auch wenn es immerhin bemerkenswert ist, dass es eine komplett eingedeutschte Fassung gibt. Leider ist auch die englische Sprachausgabe ziemlich schlecht, weshalb ein Umschalten der Sprache nur eines mit sich bringt: Einen halbwegs lustigen britischen Akzent.

An den Schwertern ist die Zeit nicht vorbeigegangen

»Wenn Blades of Time nicht technisch unter aller Sau wäre, würde ich euch vielleicht sogar eine stark eingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Denn die Ideen, die es mit sich bringt, sind leicht spürbar und das Kämpfen ist nicht komplett langweilig. Selbst die lahme Story und die dummen Charaktere wären für Fans von schlechten und trashigen Spielen noch ertragbar.

Aber der technische Zustand von Blades of Time ist einfach inakzeptabel und es ist eine Schande, dass Nintendo ein Spiel in dieser Verfassung überhaupt zum Verkauf anbieten lässt. Falls, und davon gehe ich eigentlich aus, ein Patch kommt, welcher immerhin das Beenden des Spieles zulässt, kann man mit ganz starkem Zudrücken beider Augen im Sale vielleicht mal zuschlagen. Aber eigentlich sollte man diesen Titel nun aus Prinzip in Vergessenheit geraten lassen, damit Gaijin Entertainment gar nicht erst auf die Idee kommt, X-Blades ebenfalls zu portieren.«

 

Eine halbnackte Abenteurerin macht abenteuerliche Dinge, Zombies und coole Roboter-Gegner kommen vor.
Hakeliges Hack-’n‘-Slay-Gameplay mit interessanten Ideen, die aber direkt im Hinterhof verprügelt und verbuddelt wurden.
Spiel läuft selten flüssig, trotz veraltetem Grafik-Standard. Level- und Gegner-Designs sind eigentlich ganz cool.
Miese Sprachausgabe, in englischer sowie deutscher Version. Soundtrack ist überraschend gut im Vergleich zum Rest des Spiels.
Spiel stürzt andauernd ab, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Reviews lässt es sich aufgrund ständigem Spielabsturz nach einer Zwischensequenz nicht einmal beenden. Finger weg.

2 Kommentare

  1. Interessanter Test. Die Bezeichnung Klassiker hätte ich jetzt nicht verwendet aber nun gut, sie wird ja auch im selben Satz wieder relativiert.


    Dass kleine Entwickler keine vernünftigen Ports zustande kriegen ist ja leider nichts neues. Auf dem PC sieht das Spieler meiner Ansicht nach sogar heute noch ziemlich ansehnlich aus und ist meiner Meinung nach auch einen Ticken besser als sein Ruf, vor allem, da es neben den Platinum Games oder halt Devil may Cry ja ohnehin kaum Spiele in dem Genre gibt.


    Wer reinschauen will, das Game ist immer mal wieder kostenlos zu haben oder wird auch oft für 1 - 2 Euro vertickt und da es älter ist sind die Systemanforderungen auch sehr niedrig. Dafür kann man eigentlich nicht viel falsch machen.

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