| Titel | Hotel Barcelona |
| 26. September 2025 | |
| CULT Games | |
| 26. September 2025 | |
| CULT Games | |
| 26. September 2025 | |
| CULT Games | |
| System | PlayStation 5, Xbox Series, PC |
| Getestet für | PC (Steam) |
| Entwickler | White Owls Inc. |
| Genres | 2,5D-Roguelite |
| Texte |
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| Vertonung |
Als großer Fan von Postpunk-Meister Suda51 freue ich mich auf alle Spiele, die seinen illustren Namen tragen. Selbst wenn diese Spiele an sich nicht immer überzeugen, so bieten sie genug Diskussionsstoff oder mindestens einen interessanten Einblick in die Psyche dieses einzigartigen Entwicklers.
Der zweite Name, der bei der Ankündigung für Aufsehen sorgte, war Swery. Nicht so prominent wie Suda51, aber unter Kennern hoch gehandelt. Der gute Mann ist ebenfalls für seine ungewöhnliche Herangehensweise an die Spieleentwicklung bekannt und zeichnet sich verantwortlich für den Kultklassiker Deadly Premonition. Atmosphäre beherrscht dieser Entwickler also allemal. Nur in Sachen Gameplay und Technik fehlt seinen Spielen oft der letzte oder sogar der erste Feinschliff.
Als Hotel Barcelona angekündigt wurde, überraschte der Trailer mit surrealen Grafiken, einem agil imponierenden 2,5D-Gameplay und grotesk-humorvollen Bossdesigns. Leider hat es nur einer der Punkte in das finale Produkt geschafft.
Welcome to Hotel Barcelona
Nach einem verheerenden Autounfall wacht die zurückhaltende Regierungsangestellte Justine in einem pompösen Hotelzimmer auf. Ihr Job, einen wahnsinnigen Auftragsmörder im Dienste der US-Regierung in das berüchtigte Hotel Barcelona zu transportieren, sodass die vielen Killer dort seiner verdrehten Justiz vorgestellt werden können, ist gescheitert.
Nun muss Justine diese schwere Aufgabe selbst in die Hand nehmen, da ihr Fahrgast beim Unfall das Zeitliche gesegnet hat. Dabei ist sie jedoch nicht auf sich allein gestellt. In ihrem Kopf hat sich nämlich ein weiterer Mörder breitgemacht: Dr. Carnival. Durch ihn erlangt sie besondere Kräfte, die es ihr erlauben, sich gegen die Gefahren von Hotel Barcelona zu behaupten.
Doch sowohl Justine als auch ihr blutrünstiger Kamerad im Oberstübchen verfolgen ihre eigenen Ziele. Selbiges gilt für das Hotel und seine vielen Bewohner. Die Prämisse eines Hotels, das vor Horror- und Popkultur-Referenzen aus den 80ern und 90ern strotzt, sowie die unzähligen Auftragsmörder tragen die Handschrift von Suda51. Kein Wunder, denn von ihm stammt die Idee zum Spiel.
Batterie leer
An sich ist das Aufdecken der Mysterien rund um das Hotel Barcelona und seine Bewohner interessant, verliert jedoch durch die statischen und schwachen Dialoge an Reiz und ist in der Dauer deutlich begrenzt. Generell hätte die Erzählung von mehr Tempo und Humor profitiert, um sich der Sintflut an Horror-Referenzen entgegenstellen zu können.
Trotz anziehendem Tempo in der zweiten Hälfte fehlt es einfach an der nötigen Energie, die für eine solche Prämisse notwendig ist. Hier zeigt sich, weshalb die Kombination dieser beiden eigensinnigen Entwickler vielleicht doch keine so gute Idee war.
Die Qualität der englischen Synchronisation hilft dabei leider auch nicht. Selbst wenn man die Kerbe in Richtung B-Movie einschlägt, muss eine gewisse Energie investiert werden, die hier nicht immer zu spüren ist. Einige Sprecher genießen sichtlich ihre verdrehten Rollen, was bei einem solchen Projekt das A und O ist. Andere hingegen wirken so, als wären sie nur da, um ihre Zeilen möglichst schnell abzulesen. Dank der Sprachbarriere und der gewohnt makellosen japanischen Synchronisation fällt die Entscheidung hier also nicht schwer.
Akku aufgebraucht
Auch der Soundtrack ist, mit Ausnahme zweier Szenen zum Ende hin, seltsamerweise sehr zurückhaltend. Es handelt sich hier um einen Slasher mit multiplen wahnsinnigen Mördern, teilweise im Hühnerkostüm, die in einem verhexten Hotel die Klingen kreuzen. Und trotzdem bleibt der Soundtrack für weite Strecken komplett stumm oder liefert nur generische Töne. Sehr schade.
Auch optisch weiß Hotel Barcelona nicht so recht zu überzeugen. Einige Aspekte wie die verdrehten Charakter-Artworks, die fantastischen Einleitungen der Bosskämpfe und die wenigen animierten sowie realen Sequenzen sind genau das, was man sich von solch einem Titel erhofft. Hier trifft nämlich Horror auf Surrealismus und das macht Lust auf mehr. Die Ingame-Optik kann da aber nicht mithalten.
Den Charaktermodellen und Umgebungen fehlt es an Details. Nur die Bossmonster weisen ein kreatives und nicht repetitives Gegnerdesign auf. Die Animationen wirken steif und veraltet und die sieben verschiedenen Areale des Hotels wirken sehr verwaschen. Generell liegt die grafische Qualität weit unter Genre-Standard, sowohl beim Design als auch auf der technischen Seite.
2,5D-Roguelite
Während Swery eher für ungewöhnliche Genre-Kombinationen im Horror-Gewand bekannt ist, handelt es sich bei Hotel Barcelona um ein klassisches 2,5D-Roguelite. Die einzigartigen und diffusen Kombinationen von Swery haben immer dafür gesorgt, dass seine Spiele schwer mit anderen zu vergleichen waren – doch nicht hier. In einem der übersättigtsten Genres mit teils überwältigend gut designten Koryphäen kann Swery einfach nicht mithalten.
Alle notwendigen Elemente sind vorhanden: Kombinationsangriffe von starken und schwachen Schlägen, Blocken, Parieren, Ausweichen und sogar der klassische Doppelsprung. Doch es fehlt an Finesse, Reaktivität und Präzision. Das gesamte Kampfsystem fühlt sich träge und klobig an. Jeder Schlag braucht eine Weile, Canceln geht nicht und das Ausweichen fühlt sich zu strikt an, ist von einer unpassenden Ausdauerleiste limitiert und geht auch mal in die falsche Richtung. Hinzukommt, dass einige dieser Elemente erst im Skilltree freigeschaltet werden. Das macht den Einstieg noch schwieriger.
Vergleicht man das Spiel mit Genre-Klassikern wie Dead Cells, Hollow Knight oder Rogue Legacy, fällt Hotel Barcelona gameplaytechnisch in jeglicher Hinsicht ab. Hier hätte es noch deutlich mehr Entwicklungszeit gebraucht.
Groundhog
Das Roguelite-Element wird durch die verhexte Barriere über dem Hotel-Resort erklärt. Nach jedem Tod wacht Justine wieder in ihrem Bett auf und muss sich von Neuem ins Gefecht stürzen. Ein narratives Korrelat für den Roguelite-Loop zu haben, funktioniert hier sehr gut. Besonders spannend ist die Idee, dass nach einem gescheiterten Durchlauf ein Justine-Phantom im nächsten Level mitkämpft. Dieses bewegt sich nicht KI-gesteuert, sondern wiederholt 1:1 die Bewegungen des Spielers aus dem vorangegangenen Run. Bis zu vier Phantome können so gleichzeitig aktiv sein.
Will man jedoch mit den Phantomen kämpfen, muss man sich an deren Tempo halten. Das beeinträchtigt den Spielfluss der einzelnen Durchläufe etwas. Nichtsdestotrotz ist das eine spannende Idee, die hoffentlich in Zukunft weiter ausgebaut wird.
Insgesamt kann man bis zu sechs Währungen beim Bekämpfen von Monstern und Objekten sammeln. Diese lassen sich im Skilltree, für neue Waffen/Items und sogar beim Pinball-Spielen einsetzen. Zu Beginn wirkt das sehr unübersichtlich, da die Tutorials sich nur auf das Nötigste konzentrieren.
Nicht genug
Viele Spieler werden daher zunächst überfordert sein, vor allem, weil man gezwungen ist, viele Ressourcen vor jedem Durchgang zu verwerfen. Bleibt man aber dran, erklärt sich das meiste recht schnell von selbst. Gegen Ende muss man selbst kreativ werden, um die letzten Geheimnisse rund um das Hotel zu lösen.
Leider braucht es einiges an Zeit, bis Justine ihr volles Potenzial ausschöpft und man das Gefühl bekommt, wirklich stärker zu werden. Grund dafür sind die eher marginalen Upgrades im Skilltree, die wenig abwechslungsreichen Waffen und das Glücksspiel beim Aufwerten. Zwar gibt es mehrere Waffenarten und fixe Upgrades, doch das generell langsame Gameplay sorgt für wenig Abwechslung.
Selbst die ultimativen Attacken von Dr. Carnival, die man mit dem Blut der Monster füttert, können darüber kaum hinwegtrösten – auch wenn sie optisch durchaus eindrucksvoll sind. Blut wird ebenfalls als eine Art Währung gehandelt. Je mehr Blut Justine sammelt, desto stärker wird sie im kurzfristigen Verlauf.
Tragödie
Auch technisch läuft Hotel Barcelona nicht rund. Erinnert das an Swerys Deadly Premonition 2? Teilweise ja, auch wenn es nicht ganz so schlimm ist. Aber bei einem simplen 2,5D-Spiel mit wenigen Details sollte man annehmen, dass es auf den meisten PCs problemlos läuft – das tut es aber nicht.
Selbst auf niedrigsten Einstellungen kommen ältere Systeme nicht stabil auf 30 FPS. Damit ist auch das Steam Deck gemeint, auf dem andere Spiele wie God of War Ragnarök flüssig laufen, während Hotel Barcelona gerade so spielbar ist.
Ein stärkerer PC schafft zwar 60 FPS, doch auch hier hapert es an Stabilität und Ladezeiten. Dazu kommen Bugs: Häufig fehlen Soundeffekte, Gegner bleiben hängen oder clippen durch Wände und der eingefrorene Bildschirm macht einen Neustart leider nötig. Nichts Spielzerstörendes, aber dennoch ärgerlich.
Hotel California
Während die Prämisse von Hotel Barcelona nach Suda51 schreit, tragen alle anderen Aspekte die Handschrift von Swery. Das bedeutet, dass es jedem Bereich – Grafik, Technik, Sound und Gameplay – an Feinschliff fehlt. In einem Genre, das von modernen Klassikern übersättigt ist, ist das ein schwerer Schlag.
Die Grundidee, die interessanten Charakter-Artworks und die unzähligen Horror-Referenzen des Hotels sowie seiner sieben Areale, ebenso wie die herrlich überdrehten Bosse, zählen klar zu den Stärken. Sie geben dem Spiel ein Alleinstellungsmerkmal, welches besonders in der zweiten Hälfte strahlt. Doch das klobige, viel zu langsame Gameplay, die detailarme Optik, der fragwürdige Soundtrack und der schwere Einstieg machen es schwer, dranzubleiben.
Die schwache technische Seite, die überfrachteten Menüs und die Bugs sind ebenfalls keine Hilfe. Zweifelsohne wird Hotel Barcelona einen Platz im Herzen vieler Swery-Fans finden, aber hier wäre deutlich mehr drin gewesen.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Hotel Barcelona, Cult Games, White Owls Inc.









Danke für euren Test!
Aber Schade. Bleibt dann ein Sales Titel, obwohl gerade das Gameplayelement mit den Justine-Phantomen ganz interessant klingt.
Obwohl mich Grundidee, die interessanten Charakter-Artworks und die Bosse schon ansprechen, aber dafür hat es dann die doch irgendwie erwarteten Mängel bei Grafik, Technik, Sound und Gameplay in zu großer Intensität...
Ich kann mich noch erinnern als die Bewertungen zu Deadly premonition veröffentlicht wurden. Es war technisch eine Katastrophe und das Gameplay im Vergleich zu ähnlichen Spielen unterlegen. Und doch hab ich beide Teile geliebt. Ja, die Ladezeiten waren dem visuell gebotenem nicht gerechtfertigt und beide Spiele ruckelten permanent. Aber in Sachen Atmosphäre und Verrücktheit hatte es mich zu 100 Prozent angesprochen.
Ich werde mir das Spiel im Sale holen.