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Im Test! Everybody’s Golf: Hot Shots feiert ein gelungenes, aber etwas repetitives Comeback

Titel Everybody’s Golf: Hot Shots
Japan 4. September 2025
Bandai Namco
Nordamerika 5. September 2025
Bandai Namco
Europa 5. September 2025
Bandai Namco
System PC, PS5, Switch
Getestet für PC
Entwickler Hyde
Genres Fun-Sport-Simulation
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
Vertonung Nordamerika Japan

Everybody’s Golf ist eine Serie mit langer Tradition, die inzwischen 28 Jahre andauert. Der erste Teil erschien auf der originalen PlayStation und wurde von Camelot entwickelt – das Spiel erregte Aufmerksamkeit und Camelot entwickelte in der Folge Mario Golf für Nintendo.

Seitdem besteht eine gewisse Rivalität zwischen den beiden Golfspielen. Nun soll das japanische Entwicklerstudio Hyde der Reihe neues Leben einhauchen – ihre Spiele wurden von der Fachpresse jedoch oft gemischt aufgenommen. Können sie mit Everybody’s Golf: Hot Shots ein Hole in One landen oder geht der erste Abschlag im Fun-Golf-Genre direkt in den Bunker?

Gameplay top, mit Liebe zum Detail

Die ersten Abschläge wissen wirklich zu begeistern: Die Grafik ist simpel, bringt aber sofort den altbekannten Charme rüber. Die neuen Kurse reißen grafisch sicherlich keine Bäume aus, aber die sich im Wind wiegenden Blätter der Bäume, die umherwehenden losen Blätter und der hybride Stil aus semi-realistischen Umgebungen und Anime-Charakteren gefallen.

Auch die neuen Charaktere sind toll gestaltet, die Animationen sind flüssig, die Kommentare wie immer charmant, neckisch und mitreißend. Selbst die überzogenen, Anime-artigen Charakterzüge der Spielfiguren sind passend. Tatsächlich nützlich sind die Tipps des Caddies beim Putten. Sie (oder im späteren Spielverlauf auch er) weist uns regelmäßig auf die Lage des Balls auf dem Grün hin: Geht es aufwärts, abwärts, nach links oder rechts? Oder ist das Loch doch größtenteils geradeaus und wir können drauflosputten?

Bei schwierigen Lagen vor dem Putt gibt es eine Zusatzanimation, bei der Caddie und Spieler gemeinsam neben dem Ball knien und das Grün analysieren. Diese Liebe zum Detail schätzen die Fans von Everybody’s Golf und es ist toll, dass Hyde und Bandai Namco auch diesmal darauf geachtet haben.

Hintergrundmusik könnte besser sein …

Die Golfrunden spielen sich schnell und flüssig, das Golfen selbst ist nicht besonders schwer oder herausfordernd – es soll entspannen und Spaß machen und das bekommt Everybody’s Golf: Hot Shots wunderbar hin.

In circa 15 Minuten sind wir durch einen 9-Loch-Kurs. Leider fallen nach einer halben Stunde schon die ersten größeren Schwächen des Spiels auf: Die Musik ist die größte davon. Bereits auf dem ersten Kurs ertönt eine nervtötende Synthesizer-Musik in Dauerschleife. Wir empfinden sie als aufdringlich und unpassend, sodass die Hintergrundmusik bald im Menü abgestellt ist.

Spiel im Spiel: Menüpunkte suchen

Womit wir auch gleich den zweiten Schwachpunkt ansprechen: die Menüs. Es gibt viele davon und sie sind unübersichtlich, verzweigt und schlecht erklärt. Beispiele gefällig? Die standardmäßig eingestellte Kameraperspektive inszeniert zwar wunderbar den Charakter und den Golfkurs, ist aber stark seitlich positioniert.

Das führt dazu, dass wir bei schnell gespielten Runden Hindernisse in der Flugbahn des Golfballs nicht bemerken, woraufhin der Ball immer wieder gegen eine Wand donnert oder in Bäumen hängenbleibt. Hier gibt es Abhilfe in den Untiefen der Menüs: Unter Optionen > Einstellungen > Abschlagkamera gibt es die Möglichkeit, die Kamera von der eben genannten Perspektive 1 in die Perspektiven 2–5 umzuschalten.

Wie die Charaktere verbessert werden, ist ebenfalls nicht offensichtlich. Hier gibt es bei den Charakteroptionen im Vorbereitungsbildschirm die Einstellungen, dort findet man ein kleines Essens-Icon. Wahlweise gibt es auch im Hauptmenü die Möglichkeit Daten > Charaktere > Speise verwenden (Y-Knopf). Auf dem PC wird auch „das Spiel beenden“ zum Menü-Suchspiel: Der Menüpunkt versteckt sich unter Optionen > Menütaste.

Tipp: Die Sprache der Voice-Overs der Figuren lässt sich auch mitten im Spiel von Englisch auf Japanisch umstellen. Damit wirken die immergleichen Sprachsamples weniger repetitiv. Apropos repetitiv …

Es wiederholt sich alles etwas zu oft

Nachdem diese Hürden genommen wurden, kehrt der Spielspaß durch das wirklich gute Gameplay schnell zurück. Der bekannte „Nur-noch-eine-Runde-Effekt“ lässt uns öfter die Zeit vergessen, als uns lieb ist. Doch ein Gefühl lässt sich nicht abschütteln: Das Spiel ist zwar spaßig, aber oft repetitiv.

Die Kurse werden alle mehrfach in unterschiedlichen Varianten bespielt, die Sprüche sind immer die gleichen und auch an den tollen Animationen sieht man sich nach hunderten Wiederholungen satt. Auf die Spitze treibt es unserer Meinung nach die Gegnerin Aya, die mehrere Animationen des Startcharakters Aile recycelt.

Viele Spielstile mit einigem Spielinhalt

Wir lassen uns davon aber nicht entmutigen und sehen uns die anderen Spielmodi an. Der Story-Modus erklärt die Hintergründe der Charaktere und gibt die Möglichkeit, neue Charaktere und Caddies zu erspielen. Ein echter Klassiker ist das Crazy Golf, in dem jeder Kurs zufällige Modifikationen bekommt, das Survival-Golf, in dem per Glücksrad (oder manchmal auch Pechsrad) an jedem neuen Loch Schläger abgenommen werden, sowie das Boom-Golf, bei dem der Golfball bei der Landung explodiert und durch die Druckwelle nochmal ein paar Meter weiterfliegt.

Die Klassiker Stroke Play (Schläge zählen), Wettkampf (Gewinner pro Loch) oder Crazy Golf gibt es ebenso als Multiplayer-Option. Außerdem gibt es einen Online-Modus, der uns aber in der Vorabversion nur in leere Lobbys führte. Im In-Game-Shop können wir Lebensmittel kaufen, die Statuswerte unseres Charakters verbessern. Ebenso gibt es neue Golfschläger, Bälle, Support-Sticker sowie Nahrung zur Charakterverbesserung, die mit der In-Game-Währung gekauft werden können.

Ein kurzer Einwurf zur Technik: Wir testeten das Spiel auf dem PC (Steam) und stellten fest, dass Everybody’s Golf: Hot Shots nur die allernötigsten grafischen Anpassungsmöglichkeiten bietet. Die Bildqualität ist gut, das Spiel hat aber weder sichtbare noch einstellbare Kantenglättung. Auch ein Sichtweiteregler, um das auffällige (LOD-)Pop-in der Bäume zu reduzieren, fehlt. Das Spiel läuft in 1080p sehr performant, für 4K-Auflösung benötigt man allerdings eine moderne Grafikkarte.

Spaßiger neuer Ableger mit einigen Schwächen

Everybody’s Golf: Hot Shots ist ein Spiel, dessen Grundmechaniken auf dem Golfplatz gut funktionieren und viel Spaß machen. Der Spielumfang stimmt ebenfalls, Fans können ohne Probleme 30 Stunden oder mehr im Spiel versinken. Leider entsteht durch die zahlreichen Probleme der Eindruck, dass mit etwas mehr Entwicklungszeit und Feinschliff deutlich mehr drin gewesen wäre. So ist Everybody’s Golf: Hot Shots „nur“ ein guter Titel mit mehreren klaren Schwächen.

 

Story

Storyseitig gibt es kleine Abschnitte für die einzelnen Charaktere – der Story-Modus ist das Vehikel zum Freispielen weiterer Charaktere und Caddies. Charmant, etwas Anime-artig überspitzt, aber am Ende nichts Besonderes.

Gameplay

Der Golfplatz ist definitiv die größte Stärke des Spiels, die Runden spielen sich flüssig, schnell und präzise. Die Ballphysik ist zum Wohle des schnellen Gameplays simpel, aber immer gut nachvollziehbar – wirklich lange den Schlag feinjustieren wie in einer Golf-Simulation muss man in diesem Spiel nicht.

Grafik

Simpel, aber „sauber“ und stilistisch passend – hier ist alles wie erwartet. Der Stil zwischen halb-realistischen Golfkursen und einfachen Anime-Charakteren ist stimmig, die Kurse sehen gut aus. Die Animationen sind toll, das Charakterdesign überwiegend gut, die im Wind raschelnden Bäume und die dynamische Beleuchtung bei und nach Sonnenuntergang eine angenehme Überraschung.

Sound

Fällt leider negativ auf. Die begleitende Synthesizer-Musik versagt, von den netten, entspannten Musikstücken im Stile von Mario Golf oder Pangya Mobile ist der Titel weit entfernt. Zum Glück kann man ihn im Menü leiser drehen oder abstellen. Die Voicelines sind nett und neckisch, das gebrochene Deutsch und Französisch mehrerer Charaktere bestenfalls für Kinder schön.

Sonstiges

Neueinsteiger werden einige Probleme haben, denn es wird leider zu wenig erklärt. Veteranen ist das Spiel bekannt, sie suchen nach den Möglichkeiten früherer Everybody’s-Golf-Spiele wie dem Verbessern der Charaktere oder dem Werfen von Gras, um die Windgeschwindigkeit zu bestimmen. Allgemein ist das Spiel etwas Menü-lastig und öfter mal unintuitiv – mit ein bisschen mehr Feinschliff wäre weniger Frustration entstanden.

Bildmaterial: Everybody’s Golf Hot Shots, Bandai Namco, Hyde

1 Kommentar

  1. Mich würde ein Vergleich mit Easy come, easy Golf interessieren. Clap Heinz haben die Serie ja sehr lange erfolgreich betreut. Ein erneutes "Harvest Moon"-Debakel scheint ja immerhin nicht eingetroffen zu sein, aber trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass die alten Entwickler vielleicht das bessere Spiel auf die Beine gestellt haben...?!

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