Eine Rückkehr von Kirby Air Ride stand wahrscheinlich auf nicht allzu vielen Bingo-Scheinen für die „Nintendo Switch 2“-Direct im April. Die Ankündigung von Kirby Air Riders – mit Masahiro Sakurai als Director – überraschte viele Fans. Umso trauriger waren die, dass es bisher kaum etwas zum Rückkehrer zu sehen gab.
Das änderte Nintendo im Rahmen der Gamescom 2025 nicht nur mit einer „Direct“ zum Spiel. Eine Demo ist ab heute auf dem Showfloor anspielbar – Überraschung! Wir durften schon einige Stunden eher einen Blick auf Kirby Air Riders werfen und zwar in Form einer noch ausführlicheren Demo kurz vor dem Start der Messe. Unsere Eindrücke lest ihr nachfolgend.
Das zugrundeliegende Kirby Air Ride wurde 2003 für den Nintendo GameCube veröffentlicht. Es war das letzte Kirby-Spiel von Director Masahiro Sakurai, der Kirby mit Kirby’s Dream Land etwa 10 Jahre zuvor selbst aus der Taufe gehoben hatte. Doch zwischenzeitlich hatte Sakurai mit Super Smash Bros. für das N64 eine weitere Nintendo-Reihe erschaffen, die ihn die kommenden knapp 20 Jahre binden sollte.
Sakurai nahm sich nach Smash Bros. Ultimate eine „Youtube-Auszeit“ und sinnierte auf einem Youtube-Kanal monatelang über die Entwicklung von Videospielen. Dabei verriet er vor etwa einem Jahr auch, dass er schon seit 2022 an einem neuen Spiel arbeiten würde. Wie Sakurai gestern dann auch in der „Direct“ bestätigt hat, war ebendieses Spiel Kirby Air Riders.
Dabei ist Kirby Air Riders eigentlich, was die Nintendo Switch 2 aktuell nicht unbedingt braucht: ein Fun-Racer. Das ist zumindest der erste Gedanke, oder? Mit Mario Kart World hat die Switch 2 gerade erst den wohl populärsten Genre-Vertreter spendiert bekommen und die Veröffentlichung von Sonic Racing: CrossWorlds steht ebenfalls kurz bevor. Das scheinen auch Sakurai und Nintendo zu wissen.
Noch ein Fun-Racer …?
„Ihr habt euch vielleicht gefragt, ob es im Grunde wie Mario Kart ist“, führt Sakurai in die Direct ein. Man fährt spaßige Rennen mit verschiedenen Charakteren und Power-ups … „Okay. Es ist im Grunde wie Mario Kart“, witzelt Sakurai. Er habe das sogar erwähnt, als er gebeten wurde, das Spiel zu erschaffen. Und dann habe er gefragt, ob er das Spiel immer noch machen soll. Er sollte. Denn der „Charme des Spiels ist eigentlich nicht der Aspekt des Rennens“, wie er gleich darauf erklärt. Das wollen wir nun aber genauer wissen.
Denn: Verschiedene Charaktere, die jeweils unterschiedliche Fähigkeiten und Werte haben. Zahlreiche Vehikel, die sich jeweils anders steuern. Power-ups. Strecken. Von allem ein bisschen mehr als im Original, alles ein bisschen hübscher und mit ein bisschen mehr Taktik-Komponente.
Aber wie zu GameCube-Zeiten braucht ihr nur einen Button, um Kirby Air Riders zu steuern. Vorwärts rasen die Gefährte alleine. Mit dem B-Knopf ladet ihr einen Boost auf, am besten beim Driften um die Kurve. Ein paar Rampen, ein paar Geschwindigkeitsstreifen auf der Strecke. Für Würze sorgt der neue zweite Knopf in Kirby Air Riders. Mit dem Y-Knopf löst ihr Spezialattacken aus, nachdem eine Leiste sich gefüllt hat. Manche lösen Angriffe aus, andere machen euch schneller. Der Y-Knopf als game changer? Da muss sogar Sakurai schmunzeln.
Es wäre euch kaum zu verdenken, wenn ihr an dieser Stelle noch nicht überzeugt seid. Kirby und seine Freunde müssen sich also ganz schön ins Zeug legen, um auch unsere Aufmerksamkeit zu bekommen. Und das tun sie!
„Fahrzeug-Action-Spiel“ und die „City Trial“
Wie schon im Original ist der „City Trial“-Modus das Alleinstellungsmerkmal von Kirby Air Riders. Das „Haupt-Event“, wie Sakurai es in der Direct nannte. Bei „City Trial“ handelt es sich heute wie auch 2003 um einen Open-World-artigen Modus, in dem ihr frei herumfahren könnt. Dumm gelaufen, werdet ihr jetzt sagen. Denn genau so etwas hatte Mario Kart World ja zuletzt auch geboten und als innovativ verbucht.
Der „City Trial“-Modus von Kirby Air Riders funktioniert aber tatsächlich ganz anders und nach meiner Stunde mit dem Spiel würde ich Sakurai durchaus zustimmen: Es ist das Haupt-Event. Jetzt die nächste Überraschung: Kirby Air Riders ist auch gar kein Fun-Racer. Das Spiel wurde uns als „Vehicle Action Game“ (Fahrzeug-Action-Spiel zu Deutsch) vorgestellt und tatsächlich trifft diese Bezeichnung den Nagel auf den Kopf.
Auf der schwebenden Insel Celestia erwartet euch eine große Sandbox. Ihr sammelt in fünf Minuten die überall herumliegenden Boni ein, könnt eure Maschine wechseln, euch stärken und auf das vorbereiten, was danach kommt. Ihr sammelt Boni für Beschleunigung, Wendigkeit, Angriff oder Abwehr und weitere ein, wobei selbige sich auch gegenseitig bedingen. Am Ende seid ihr entweder besonders schnell, besonders wendig oder beispielsweise besonders stark.
Nach den fünf Minuten werden in Stadien die Sieger bestimmt. In der Kirby-Schlacht besiegt ihr dann so viele Gegner wie möglich, beim Gleitsprung fliegt ihr so weit, wie ihr könnt, oder bei „Freier Fall“ … fallt ihr so schnell wie möglich, um Highscores einzusammeln. Dabei helfen euch die zuvor gesammelten Boni extrem – oder eben nicht. Der „City Trial“-Modus kann online mit 16 Spielenden und lokal mit 8 SpielerInnen gespielt werden, dann auch ergänzt durch CPU-Gegner.
Funktioniert die „City Trial“ als Selling-Point?
Tatsächlich dürfte die „City Trial“ wie schon im Original das spielerische Highlight von Kirby Air Riders werden. Aber funktioniert das auch als Selling-Point? Nintendo und Masahiro Sakurai positionieren den Modus auf jeden Fall entsprechend und ja, dieser Kirby-Chaos-Modus macht viel Spaß. In den wenigen Minuten mit Kirby Air Riders habe ich noch lange nicht durchschauen können, wie sich alle gesammelten Boni untereinander bedingen – denn das tun sie. Genauso, wie es die Fahrer und Vehikel tun.
Der „City Trial“-Modus bietet gewiss mehr Tiefe, als es der erste Blick vermuten lässt. Ich hoffe, die „Air Ride“-Rennen werden genauso spaßig, denn die sind bei unserem Event viel zu kurz gekommen. Zu hoffen bleibt auch, dass diese Modi noch nicht das Ende der Fahnenstange sind. Aber es wäre wohl eine Premiere, wenn Nintendo mit nur einer „Direct“ zu einem Spiel schon alle Karten ausgespielt hätte.
Mit Mario Kart hat das nicht viel zu tun
Macht Kirby Air Riders Spaß? Oh ja. Habe ich bereits alle spielerischen Kniffe nach einer Stunde durchschaut, immerhin gibt es ja nur zwei Buttons? Gewiss nicht. Kann ich mir vorstellen, dass der „City Trial“-Modus noch mehr Spaß macht, wenn man die Boni besser kennt und Charaktere und Vehikel besser aufeinander abstimmt? Auf jeden Fall. Hätte ich nach einer Stunde Kirby Air Riders gerne weitergespielt? Auch das.
Der „City Trial“-Modus scheint wie im Original das Alleinstellungsmerkmal von Kirby Air Riders zu sein. Aber auch die ganz normalen Rennen spielen sich komplett anders als ein Mario Kart. Der erste Impuls, dass Kirby Air Riders just another Funracer ist, der insbesondere nach Mario Kart World gerade gar keinen Markt hat, führt jedenfalls komplett am Ziel vorbei.
Kann mich Kirby Air Riders über eine erste Euphorie hinaus auch langfristig fesseln? Das konnte ich nach nur einer Stunde noch nicht sagen. Aber ich habe das Gefühl, Sakurai hat uns nach etwa 47 Minuten auch noch nicht alles verraten. Die ehrliche Begeisterung von Sakurai für Kirby Air Riders hat mich jedenfalls angesteckt. Und nach der Demo und besonders dem unterhaltsamen „City Trial“-Modus bin ich sehr gespannt, was wir bis zur Veröffentlichung am 20. November noch über das Spiel erfahren!
Bildmaterial: Kirby Air Riders, Nintendo, Bandai Namco











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