PS5 Test

Im Test! Cuisineer ist eine im Kern gute Genre-Mischung, der aber ein wenig die Würze fehlt

Titel Cuisineer (Konsolen)
Japan 28. Januar 2025
Marvelous
Nordamerika 28. Januar 2025
XSEED
Europa 28. Januar 2025
Marvelous
System PS5, Xbox Series, Switch; PCs (9. November 2023)
Getestet für PlayStation 5
Entwickler BattleBrew Productions
Genres Roguelite, Action, Restaurant-Management
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
Vertonung

Als Cuisineer erstmals im November 2023 auf PCs via Steam veröffentlicht wurde, konnte es direkt überzeugen. Die über eintausend positiven Reviews loben die Mischung aus Restaurant-Management und Dungeon-Crawler. Ab dem 28. Januar 2025 ist Cuisineer nun auch für Konsolen erhältlich und bietet obendrein noch neue Inhalte. Was euch alles erwartet und ob es sich wirklich um einen Genuss handelt, erfahrt ihr hier im Test.

Die junge Abenteurerin Pom kommt nach einem langen Abenteuer in ihr Heimatdorf Paell zurück, um ihre Eltern in deren Restaurant zu besuchen. Ihre alte Freundin Biscotti klärt sie allerdings darüber auf, dass Poms Eltern bereits zu einer Weltreise aufgebrochen sind und für Pom nur das Restaurant und einen Berg Schulden zurückgelassen haben. Pom greift also prompt zum Pfannenwender und macht sich daran, das Restaurant zu seinem alten Glanz zurückzuführen … und die drohende Zwangsvollstreckung zu verhindern.

Eldenring Rectangle

Von Dungeons und Restaurants

Jeder Anfang ist schwer

Poms Start ins Restaurant-Business ist dabei alles andere als optimal. Um ihre Reise zu finanzieren, haben ihre Eltern nämlich die gesamte Einrichtung des Restaurants verkauft. Nur ein Kühlschrank und ein Kochtopf sind noch geblieben. Zum Glück ist Alder, der hiesige Tischler, ein alter Freund von Pom und schenkt ihr einen Tisch und einen Stuhl, um die ersten Gäste empfangen zu können. Mehr kann er leider nicht erübrigen, weitere Möbel können nur noch gegen Materialien und rar gesäte Moneten getauscht werden.

Fehlen noch Zutaten und Rezepte. Da Pom nicht die Kontakte ihrer Eltern hat, denkt sie sich eine eigene Methode aus, um an die benötigten Ressourcen zu kommen. Sie geht einfach in den nächstgelegenen Dungeon und verkloppt ein paar Monster!

Bei Alder können wir Inneneinrichtung erwerben.

Selbstbedienung im Dungeon

Zu Beginn stehen nur die Ruinen zur Verfügung, in denen sich vor allem Hühnchen, kleine, flauschige Mehlmonster und feurige Schoten herumtreiben. Ein Dungeon besteht aus mehreren zufallsgenerierten Ebenen, auf denen Monster und Fallen lauern. Die Steuerung ist in Ermangelung eines Tutorials schnell ausprobiert, glücklicherweise sind alle Funktionen mit entsprechenden Tastenanzeigen ausgestattet. Neben einem Sprint und einem Standardangriff haben wir auch eine Spezialattacke, die sich je nach Waffentyp unterscheidet, und eine zusätzliche Attacke für unsere Nebenhand.

Optisch ist alles komplett aufs Thema Essen ausgelegt. Unsere Waffen sind Pfannenwender, Teller, Schwertfische, Eierbomben und mehr, unsere Lebensleiste wird als Löffel dargestellt und Heiltränke sind natürlich Bobas, auch bekannt als Bubble Tea. In unserem Rucksack verstauen wir Zutaten und andere Fundsachen und müssen dabei gut überlegen, was wir mitnehmen wollen, denn ohne Upgrades können wir nur zehn verschiedene Objekte mit uns führen.

»Nicht selten verliert man sich im Gewusel herannahender Gegnerhorden oder bleibt an dekorativen Objekten hängen.«

Mit dem Pfannenwender prügeln wir uns durch die Ruinen und sammeln dabei allerlei Zutaten von Gegnern ein, während wir die umliegenden Bäume und Steine zerstören, um daraus Materialien für Möbel zu gewinnen. Die Kamera ist recht weit rausgezoomt, was zwar angenehm für einen besseren Überblick ist, aber durch die größere Entfernung zum Fernseher sind viele Gegner schwerer in der bunten Umgebung auszumachen als auf dem vergleichsweise nahen PC-Bildschirm. Nicht selten verliert man sich im Gewusel herannahender Gegnerhorden oder bleibt an dekorativen Objekten hängen, die den Dungeon zwar lebendiger wirken lassen, aber das Navigieren an einigen Stellen erschweren.

Die Gier ist der Katze Tod

Die zufallsgenerierten Ebenen sind lang und voller Gefahren.

Poms Waffen sind anfangs noch sehr schwach, alle Gegner benötigen mehrere Schläge, bis sie in ihre Zutaten zerpuffen. Dadurch kommt man schnell in brenzlige Situationen, in denen sich die Lebensleiste schneller leert als ein Kaffee an einem Montagmorgen. Eine unvorsichtige Bewegung oder an einem winzigen Busch hängen geblieben, und schon sieht sich Pom die Radieschen von unten an. Die Folgen einer Niederlage sind katastrophal, denn mehr als die Hälfte der hart erbeuteten Ressourcen geht dabei verloren. Das wird umso frustrierender, je mehr Zeit man im Dungeon verbracht hat. Zum Glück hat uns Biscotti ein Amulett mitgegeben, das uns jederzeit nach Hause teleportieren kann. Allerdings benötigt dies etwas Zeit, daher suchen wir uns dafür eine ruhige Ecke aus.

Ob k. o. oder lebendig, in beiden Fällen kehren wir erst spät in der Nacht zurück. Also kurz ein paar Ressourcen sammeln und dann zum Tagesgeschäft zurückkehren, ist nicht drin. Stattdessen können wir aber erst ein paar Besorgungen im Dorf erledigen und anschließend in den Dungeon gehen, solange wir rechtzeitig vor dem Abend aufbrechen. Denn dann hat Pom keine Lust mehr rauszugehen. Gehen wir aber nach der Arbeit im Restaurant los, startet Pom wegen der Anstrengungen mit einer kürzeren Lebensleiste.

Unsere Tage wollen also gut durchgeplant sein, wenn wir das Meiste aus ihnen herausholen wollen. Da das Spiel aber auch „cozy“ Aspekte beinhaltet, haben wir niemals Zeitdruck. Wir gehen unsere Aufgaben in beliebigem Tempo an. Der Finanzamt-Mitarbeiter droht zwar mit Zwangsvollstreckung, aber wir dürfen die Schulden wann immer wir können und wollen zurückzahlen. Umso früher, umso besser, denn damit treiben wir auch die Handlung voran und schalten neue Dungeons frei.

Pom wird Wirt

»Wir stehen nie wirklich unter Zeitdruck.«

Nachdem wir erfolgreich Zutaten erbeutet haben, können wir nun auch endlich das Restaurant eröffnen. Die Bestellungen der Gäste erscheinen über ihren Köpfen, sobald sie am Tisch Platz genommen haben. Um den Prozess für uns einfacher zu machen, erscheint ein Ausrufezeichen an der entsprechenden Kochstation, an der das Gericht zubereitet werden kann. Das ist besonders später hilfreich, wenn wir verschiedene Stationen und wesentlich mehr Gäste haben. Das passende Gericht ist auch schon für uns ausgewählt, wir müssen also nicht hektisch durch die Liste scrollen, denn der Kunde hat nur begrenzt Geduld. Diese ist aber sehr großzügig bemessen, wir stehen also auch hier nie wirklich unter Zeitdruck. Anschließend wird abkassiert und besonders auf Zechpreller geachtet, die sich eine Mahlzeit erschleichen wollen.

Manche Gäste können wir nicht bedienen, da wir die gewünschte Speise noch nicht zubereiten können. Unser Arsenal an Rezepten erweitern wir nach und nach durch das Finden neuer Zutaten in den Dungeons und durch das Erledigen von Nebenaufgaben, mit denen uns die Dorfbewohner mit steigendem Restaurant-Ansehen beauftragen. Dicke, fette Sprechblasen zeigen uns dabei immer an, wo wir hinmüssen.

Die meisten Aufgaben bestehen darin, die wertvollen Zutaten im Austausch für ein Rezept rauszurücken, andere Dörfler wollen ein bestimmtes Gericht gekocht und geliefert bekommen. Die benötigten Mengen hierfür sind teilweise sehr absurd, beispielsweise möchte ein Junge zehn Pizzen haben. Hierfür brauchen wir nicht nur eine Menge Zutaten, sondern auch das passende Küchengerät, das wir erst bei Alder kaufen müssen.

Mit neuen Inhalten durch den Restaurantalltag

Schnell wird der ständige Mangel an Ressourcen und Geld ersichtlich und die dauernde Wiederholung aus Dungeon-Durchgängen und Klicken durch Menüs während des Restaurantbetriebes bekommt mit fortschreitender Spieldauer einen faden Beigeschmack. Waffen-, Inventar- und Restaurant-Upgrades sind sehr teuer, wodurch wir nur langsam Fortschritte erzielen.

Dass dieses langsamere Tempo vom Entwickler so vorgesehen ist, merkt man vor allem an den kleinen Informationshappen, die regelmäßig in Poms Briefkasten eintrudeln. In dieser Form werden uns grundlegende Funktionen des Spiels nach und nach erklärt. Allerdings ist dieses System so langsam, dass man das Meiste bereits in den ersten Spieltagen durch Ausprobieren selbst erledigt hat. Bevor das Spiel erklären kann, wie ich das Restaurant vergrößern und Küchenutensilien verbessern kann, habe ich mein Restaurant bereits zweimal ausgebaut.

Die Auswahl ist groß, aber sehr teuer.

Auch die neuen saisonalen Events bringen nur bedingt Abwechslung ins Spiel. An diesen Tagen ist das Dorf thematisch geschmückt und wir können überall Zutaten einsammeln und bei den Händlern saisonale Möbel und Kleidung einkaufen. An Festtagen brummt auch der Restaurantbetrieb und wir können gutes Geld verdienen. Leider fühlen sich diese Tage nicht so besonders an, wie sie könnten, da wir nur kurz durchs Dorf ziehen, Zutaten einsammeln und dann den ganzen Tag im Restaurant stehen und uns wieder durch Menüs klicken, um Bestellungen zu erfüllen. Die Möbel und Kleider können wir uns in den meisten Fällen nicht leisten, da durch unsere Standardroutine aus Upgrades und Schulden bezahlen nicht genug übrig bleibt.

Ein Fest für die Sinne

Wo Cuisineer aber auf jeden Fall glänzt, ist bei der Optik. Die Charakterportraits und die süßen kleinen Chibi-Modelle sehen wunderbar aus und passen sich perfekt in die fröhlich bunte Spielwelt ein. Jedes einzelne Rezept kommt auch mit einer eigenen Illustration daher, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt und direkt Lust macht, die Gerichte im echten Leben nachzukochen. In den Dungeons können wir die putzigen Animationen der Monster beobachten und die coolen Angriffsanimationen unserer Spezialattacken bestaunen.

Die Charakter-Illustrationen sind schön anzusehen.

Die Musik des Spiels rundet das stimmige Gesamtbild schließlich ab. Im Dorf und bei laufendem Restaurantbetrieb halten uns fröhliche Klänge bei Laune, während uns in Dungeons schön eingeheizt wird. Tatsächlich erinnert die Musik stellenweise an Spiele wie Pokémon Mystery Dungeon oder alte Rollenspiele aus der Zeit des Super Nintendo. Auch die Geräuschkulisse könnte nicht besser sein. Die verschiedenen Küchengeräte brutzeln, brodeln und braten auf appetitlichste Weise und die Gäste klappern und mampfen fröhlich an ihren Tellern.

Etwas fehlt noch

Insgesamt hatte ich viel Spaß mit Cuisineer, aber ich hatte immer das Gefühl, als würde noch etwas fehlen. Der Gameplay-Loop aus Ressourcen sammeln und im Restaurant stehen fühlt sich sehr schnell repetitiv an. Andererseits konnte ich den Controller auch einfach nicht aus der Hand legen, weil ich ständig dachte, dass ich noch schnell dies oder jenes erledigen könnte. Das zeigt, dass Cuisineer im Kern gut funktioniert, es fühlt sich nur alles zu langsam an, da Upgrades sehr teuer sind und man in den Dungeons viel zu leicht überrannt werden kann.

Ich hätte mir auch tiefgreifendere Interaktionen mit den Dorfbewohnern gewünscht, als wieder nur zum Dienstboten degradiert zu werden. Die Geburtstage der Charaktere sind beispielsweise komplett nebensächlich. Man bekommt ein Geschenk der Person per Post, aber selbst kann man nichts schenken und die Gespräche sind absolut nichtssagend.

Hier und da entwickeln sich ein paar kleine Handlungsstränge durch Nebenquests, aber ich hätte mir etwas mehr Lebendigkeit gewünscht, damit man mehr Anreiz hat, aus dem Dungeon-Restaurant-Loop auszubrechen und einfach mal im Dorf abzuhängen. Wenn man aber einfach ein paar Stunden abschalten möchte, ohne intensiv nachdenken zu müssen, ist Cuisineer mit seiner gemütlich fröhlichen Art einen Blick wert.

 

Story

Pom übernimmt das Restaurant ihrer Eltern, um deren Schulden abzubezahlen und erkundet Dungeons für Zutaten.

Gameplay

Ein simples Action-Kampfsystem mit zufallsgenerierten Dungeons trifft auf stark vereinfachte Restaurant-Simulation.

Grafik

Goldige Chibi-Modelle und gezeichnete Charakterportraits fügen sich in eine fröhlich bunte Spielwelt ein.

Sound

Vielschichtige und abwechslungsreiche Stücke mit großer Auswahl an Instrumenten lösen ein mummeliges Gefühl aus.

Sonstiges

Mit Konsolen-Release erscheint auch das Inhaltsupdate mit Kleidungsstücken sowie saisonalen Events und Möbeln.

Bildmaterial: Cuisineer, Marvelous, XSEED Games, BattleBrew Productions

1 Kommentar

  1. Oh! Darauf habe ich mich schon gefreut! Danke für den Test zur Konsolenversion!

    Thema Essen geht ja bei mir immer! ^^ Und Dungeon-Crawler, zwar zeitlich verortet, aber ohne Zeitdruck neben dem Restaurant Sim, das hat mich von Anfang an angesprochen. Habe das gute Stück zwar auf Steam, wollte aber dennoch immer auf die Konsolen-Version warten. Das mit Übersicht werde ich sehen, da ich eigentlich vorhabe es im Handheld-Modus zu spielen.

    Wie sich der langsame Fortschritt bemerkbar macht, wird sich zeigen müssen und ob mir das auch auf den Keks geht...

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