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Im Test! Shadows of the Damned: Hella Remastered erinnert an experimentellere Zeiten

TitelShadows of the Damned: Hella Remastered
Japan31. Oktober 2024
Grasshopper Manufacture Inc.
Nordamerika31. Oktober 2024
Grasshopper Manufacture Inc.
Europa31. Oktober 2024
Grasshopper Manufacture Inc.
SystemPlayStation 4/5, Nintendo Switch, Xbox Series, Xbox One, PC
Getestet fürPC (Steam)
EntwicklerGrasshopper Manufacture Inc.
Genres3rd-Person-Shooter
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
VertonungNordamerika Japan

Garcia Fu****g Hotspur ist zurück! Eine Aussage, die zweifelsohne viele fragende Blicke nach sich zieht. Es sei euch verziehen, dass ihr den guten Mexikaner nicht kennt. Denn Shadows of the Damned hat zum Release vor über 13 Jahren deutlich weniger Spieler mitgerissen, als es den Entwicklern lieb gewesen wäre.

Der Hype um das PlayStation-3/Xbox-360-Spiel war dabei ziemlich groß. Mit einem namhaften Cast stieg man in das Marketing ein. Goichi Suda (51), Akira Yamaoka und sogar Shinji Mikami sollten für einen wahrhaften Trip voller Horror, Humor, Camp und Wahnsinn sorgen. Das Endergebnis hatte von allem zwar ein bisschen, aber wurde den großen Namen einfach nicht gerecht.

Jetzt bringt das Team von Grasshopper Manufacture eine aufgehübschte Version von Shadows of the Damned für die aktuellen Konsolen und PCs auf den Markt und meine persönliche Aufregung ist groß. Denn es wird mal wieder Zeit, in eine vergangene Ära der Videospielgeschichte zu entschwinden.

Das war’s

Garcia Hotspur ist ein Dämonenjäger. Als seine Freundin von einem Fürsten der Unterwelt entführt wird, muss der gute Mann, zusammen mit seinem eloquenten Freund Johnson, alle Hebel in Bewegung setzen, um seine Geliebte wieder zu befreien. Das war’s.

Shadows of the Damned ist womöglich die simpelste Geschichte, die Suda 51 jemals zu Papier gebracht hat. Von dem verrückten Kopf hinter Trips wie Killer7 ist das ein wenig enttäuschend. Vor allem, wenn das Spiel nicht viel länger ist als diese kurze Zusammenfassung. Nach nicht mal acht Stunden sieht man schon die Credits über den Bildschirm flackern.

Aber nur weil eine Geschichte kurz und die Prämisse simpel ist, muss es keine schlechte Zeit sein. Im Gegenteil. Das Duo aus dem übertrieben maskulinen Garcia und dem Plappermaul Johnson zieht einen direkt in seinen Bann.

Geschmack(los)

Und wenn der gute Geschmack sowie die vierte Wand dabei zerstört werden, dann macht das heutzutage einfach umso mehr Spaß. In welchem anderen Spiel turnt man schon auf den Brüsten und den Pobacken einer gigantischen Stripperin umher?

Wann war das letzte Mal, dass die „Boner“-Waffe nach einer Runde Telefonsex zum „Big Boner“ wurde? Wann hat zuletzt ein sympathischer Protagonist seinen „Big Boner“ zwischen den Beinen gehalten, die Hüften geschwungen und dabei „Taste my Big Boner!“ geschrien?

Solche völlig absurden Einlagen zählen zum Markenzeichen von Suda 51, aber dieses Mal war einfach viel zu wenig davon im Spiel. Ob Produzent Mikami ihn dabei etwas zurückgehalten hat?

Lifting

Optisch war Shadows of the Damned zum Release bereits kein besonderer Hingucker. Die winzigen Areale in der Unterwelt sind eher sporadisch dekoriert und bieten für das Auge nur sehr wenig Abwechslung. Am meisten Liebe haben die Charaktermodelle von Garcia und Co. erhalten, welche den schwer zu beschreibenden, stylischen Suda-51-Look teilen. Während sich auf der ganz anderen Seite des Spektrums die gewöhnlichen Gegner tummeln, die man zuhauf massakriert.

Diese Klonarmee aus Fleisch und Zähnen passt thematisch zwar in die Geschichte, aber sieht dabei wenig interessant aus. Die überraschenden 2D-Einlagen, in denen man mit Garcia einen Bullet-Hell-Shooter erlebt, sind da schon eine willkommene Abwechslung. Auch wenn hier alles nach knapp werdendem Budget riecht.

Was bringt das Remaster nun Neues? Außer etwas aufgehübschten Texturen, einigen Outfits und einem „Neues Spiel+“ nicht viel. Trotz des Updates schreit jeder Pixel noch nach 7. Videospielgeneration und so einige Texturen hat man auch offensichtlich komplett vergessen. Hinzu kommen ziemlich seltene Bugs wie Gegner, die im Boden verschwinden, oder klassische Abstürze. Zum Glück halten sich diese in Grenzen, leider ebenso wie die grafischen Optionen auf PCs.

Taste

Wie bereits oben erwähnt, ist das Duo Garcia und Johnson das Herzstück von Shadows of the Damned. Mit seinem überzogenen mexikanischen Akzent und den klischeehaften One-Linern schießt sich Garcia direkt in die Herzen der Spieler. Der feurige Totenkopf Johnson schafft das spätestens mit seinem Freestyle-Rap, der so schlecht ist, dass man ihn einfach lieben muss.

Die Synchronsprecher bringen die Charaktere zum Leben und wandern den schmalen Grat zwischen Camp und absurd meisterhaft. Allein deswegen lohnt sich schon die Anschaffung.

Eine Aussage, die ich leider nicht über den Soundtrack treffen kann. Akira Yamaoka ist eine Legende, hat er doch den unvergesslichen Sound zu Silent Hill beigesteuert. Aber hier gehen all seine Stücke unter. Das Spiel schreit nach einem rockigen, monumental lauten Sound, den Akira Yamaoka einfach nicht beisteuern konnte. Sein Stil bricht hier und da zwar etwas durch, aber er passt nicht in diese Art Spiel.

Großes Lob geht allerdings an das restliche Soundteam. Die schlotzende und schmatzende Geräuschkulisse, die platzenden Gehirne und die zerstampften Organe sorgen für eine wohlige Atmosphäre in der Unterwelt.

Leon F. Hotspur

Gameplaytechnisch spürt man Shinji Mikamis Energie, zumindest ein wenig. Die Schulterkamera sowie das Gefühl beim Zielen und Schießen erinnern stark an das originale Resident Evil 4. Auch wenn Shadows of the Damned dabei jegliche Präzision, Feinheit und Terror des Originals fehlen

Das Spiel ist zudem viel zu kurz. Einige Kapitel dauern unter fünf Minuten. Und außerdem ist es einfach viel zu leicht. Die KI der Gegner ist praktisch nicht vorhanden. Sie sind langsam und dumm, während Garcia und Johnson eine Zwei-Mann/Dämon-Armee darstellen. Daher empfehle ich von Beginn schon auf einen härteren Schwierigkeitsgrad zu wechseln. Das hilft definitiv!

Man muss den Entwicklern zugutehalten, dass in fast jedem Kapitel etwas Neues passiert, eine neue kreative Idee umgesetzt wird. Sei es das berühmte „Big Boner“-Kapitel oder die Nutzung neuer Waffen innerhalb der Umgebung.

Mach 3

Insgesamt kann Johnson sich in drei Waffen verwandeln, die im Laufe des Spiels weiterentwickelt werden. Zudem können ihre Attribute wie Schaden oder Kapazität mit roten Juwelen verstärkt werden.

Diese findet man manchmal leicht versteckt, meistens wird man sich diese aber von dem netten Händler im Austausch für weiße Juwelen kaufen. Letztere erhält man von jedem besiegten Gegner und als kleiner Tipp: Wenn man einem Gegner das Bein wegschießt und ihn auf dem Boden zertrampelt, gibt es umso mehr davon.

Das macht zweifelsohne Spaß. Trotz des unglaublich klobigen und unpräzisen Systems fühlen sich die Waffen gut an. Die wenigen Bosskämpfe sind natürlich das Highlight des Spiels und können mit einzigartigen Ideen wie defäkierenden Pferden aufwarten. Glücklicherweise läuft das ganze Geschehen dabei stets in 60 fps, selbst auf den schwächsten Plattformen.

Damned be back

Shadows of the Damned ist damals wie heute ein extrem kurzes Vergnügen, welches trotz der prominenten Namen dahinter nie in der Videospielgeschichte Fuß fassen konnte.

Außer einem optisch nicht ganz optimierten Lifting, einigen Kostümen und einem „Neues Spiel+“ bietet das Remaster nicht viel. Trotz der klobigen Steuerung, der fehlenden Präzision, der kurzen Spieldauer, der veralteten Optik und der katastrophalen KI kann ich dieses Spiel dennoch empfehlen.

Es erinnert nämlich an eine weitaus experimentellere Zeit, mit so einigen verrückten Ideen am Rande der Geschmacklosigkeit. Aber Garcia und Johnson wissen einfach, wie man die Menge unterhält.

 

Story

Die Frau eines Dämonenjägers wird entführt und er muss sie retten. Kurz und simpel. Aber der böse Ton und die beiden Hauptcharaktere sorgen für eine gute Zeit.

Gameplay

Resident Evil 4 lässt grüßen, dieses Mal nur ohne die Eleganz, die Präzision, den Terror oder den Biss des als Klassiker gefeierten Horrorspiels.

Grafik

Trotz optischem Lifting sichtlich veraltet mit hier und da vergessenen Texturen. Kleine und optisch eher uninteressante Areale, dafür aber schöne Charaktermodelle.

Sound

Synchronisation und Soundeffekte sind absolut gelungen, nur leider fällt der Soundtrack von Legende Akira Yamaoka weit hinten weg.

Sonstiges

Acht Stunden Vergnügen mit katastrophaler KI und seltenen Bugs. Direkt am Anfang auf den schweren Schwierigkeitsgrad stellen, das hilft auf jeden Fall.

Bildmaterial: Shadows of the Damned: Hella Remastered, Grasshopper Manufacture