Lange befand es sich in Entwicklung, nun steht die Veröffentlichung endlich bevor: Wir hatten auf der Gamescom die Gelegenheit, den neusten Ableger der Dragon-Quest-Serie anzuspielen.
Dragon Quest als Action-RPG
Infinity Strash ist ein waschechtes Action-RPG in der traditionell rundenbasierten RPG-Serie. Dabei orientiert es sich aber weniger an Dragon Quest Warriors mit seinen Massenschlachten, sondern fühlt sich eher klassisch an.
Das Spiel läuft missionsbasiert ab und zu Beginn jeder Mission könnt ihr euch für drei Figuren entscheiden, die ihr mitnehmt. In den Kämpfen steuert ihr eine davon, während die anderen beiden autonom agieren. Neben normalen Angriffen könnt ihr die Figuren noch mit je drei Spezialtechniken ausstatten. Darüber hinaus gibt es noch eine Art Limit Break, der euch für kurze Zeit stärkt und resistenter macht.
Jede Figur hat einen eigenen Kampfstil. So ist Dai mit seinem Schwert für den Nahkampf ausgelegt, während ihr mit dem Zauberer Popp vornehmlich auf Distanz bleiben werdet. Die einzelnen Figuren spielen sich in der Tat angenehm unterschiedlich, sodass für jeden Kampfstil etwas dabei sein dürfte.
Die Kämpfe machen keinen sonderlich komplexen Eindruck. Im Grunde genommen geht es darum, den Gegner mit Angriffen und Spezialtechniken zu bombardieren und Gegenangriffen im richtigen Timing auszuweichen bzw. sie abzuwehren.
Die normalen Gegner, denen wir uns stellen durften, waren schnell Geschichte. Von einem Schlagabtausch konnte hier nicht die Rede sein. Der Bosskampf in der Demo war jedoch ausgesprochen herausfordernd – so herausfordernd, dass ich ihn nach mehreren Versuchen nicht geschafft habe.
Grind im Roguelike-Dungeon
Für solche Momente hat das Spiel einen zweiten Spielmodus parat: den Tempel der Erinnerungen. Hier absolviert ihr auf über 100 Ebenen zufallsbasierte Kämpfe. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei kontinuierlich an und alle fünf Ebenen könnt ihr euch entscheiden, entweder mit allen erkämpften Schätzen abzubrechen oder weiterzumachen und zu riskieren, alles zu verlieren.
Dieser Modus erinnert sehr an Roguelikes: Ihr startet auf Level 1 und nach jedem Kampf könnt ihr euch für einen von drei Boni entscheiden, doch diese bleiben euch nur innerhalb eines Durchgangs erhalten. Zu Beginn waren es nur kleine Steigungen wie „Dais Spezialangriff wird 1 % stärker“ oder „HP+20“, die kaum praktische Auswirkungen hatten. Es bleibt zu hoffen, dass die Effekte auf tieferen Ebenen mächtiger werden.
Sehr gefreut habe ich mich, als ich einen seltenen Metallschleim getroffen habe, der mich sogleich von Level 2 bis auf Level 14 katapultiert hat. Diese Gegner gehören in einem Dragon Quest einfach dazu und sie zu besiegen ist jedes Mal ein Triumph.
Charmanter Fan-Service mit Auswirkung aufs Gameplay
Permanent erhalten bleiben euch aus dem Tempel der Erinnerungen Gegenstände, Materialien und spezielle Sammelkarten. Letztere sind einerseits als Fanservice zu verstehen, da sie Motive aus der Mangavorlage und den beiden Animeserien abbilden. Sie haben aber auch spielerisch einen großen Einfluss, denn sie können ausgerüstet werden und geben bisweilen satte Boni auf die Statuswerte.
Von diesen Karten gibt es nicht nur unzählige, sie werden auch stärker, je mehr man davon findet. Infinity Strash scheint fleißiges Grinden also durchaus zu belohnen – und sogar darauf ausgelegt zu sein.
Uns wurde gesagt, dass man im Tempel der Erinnerungen die besten Gegenstände im Spiel erhalte. Dieser Spielmodus ist also nicht bloß Beiwerk, sondern fester Bestandteil des Spiels.
Story in Standbildern
Etwas ernüchternd war die Präsentation der Story, die primär in Sepia-Standbildern mit vertontem Dialog stattfindet. Besonders in Anbetracht der sehr gelungenen Anime-Umsetzung ist dies enttäuschend – hier kommen jedenfalls nicht dieselben Emotionen auf. Dabei ist die klassische Geschichte von Dai’s Adventure nicht nur überaus charmant, sondern hält für ein Dragon Quest auch erstaunlich viele dramatische Momente und umfangreiche Charakterentwicklung bereit.
Das Spiel setzt im Übrigen auch nur einen Teil der Geschichte um. Auf die Nachfrage, ob vielleicht ein weiteres Spiel geplant sei, wurde uns nur gesagt, dass man gerne eines entwickeln würde, wenn die Möglichkeit bestehe.
Leider haben auch die Kämpfe nicht den Eindruck gemacht, besonders viel Tiefe zu besitzen. Vielleicht täuscht dies und in der Vollversion ist die Komplexität deutlich größer, doch ich hatte das Gefühl, dass sich vor allem die Kämpfe gegen die normalen Gegner im Kern alle gleich spielen. Der Bosskampf war zwar fordernder, doch auch hier kam keine wirkliche Dynamik auf. In dem Tempel der Erinnerungen kam schon nach wenigen Stockwerken eine gewisse Monotonie auf.
Das ist schade, denn die Grundidee eines Roguelike-Dungeons in einem RPG mit permanenten Belohnungen fürs Hauptspiel ist überaus reizvoll.
Gemischte Gefühle
Bildmaterial: Infinity Strash: Dragon Quest The Adventure of Dai, Square Enix, Game Studio, KAI GRAPHICS