The Legend of Zelda: A Link to the Past ist die Nummer eins meiner persönlichen Lieblingsspiele. Als ich es im Alter von sechs Jahren gemeinsam mit meinem Super Nintendo bekommen hatte, war es zwar nur eine nette Dreingabe neben Super Mario World, die mein Vater eigentlich für sich selbst gekauft hatte.
Nachdem ich für über zwei Jahre Speedruns in A Link to the Past gespielt habe, streame ich mittlerweile mindestens einmal pro Woche einen Randomizer für den Titel. Es ist vermutlich das einzige Singleplayer-Spiel, in das ich im Laufe meiner Gaming-Karriere diese Menge an Zeit hineingesteckt habe.
Auch sein direkter Nachfolger, The Legend of Zelda: Link’s Awakening, war ein Dauergast in meinem Game Boy. Ocarina of Time war das erste Videospiel, für dessen Veröffentlichung ich echten Hype verspürt hatte, ich konnte es kaum erwarten, bis Weihnachten 1998 da war und ich den Titel auspacken durfte. Dasselbe geschah auch mit Twilight Princess, dem Spiel, das ich mir am ersten Tag zu meiner Wii gekauft hatte.
The Legend of Zelda und ich hatten immer ein sehr gutes Verhältnis. Zwar taugten mir ein paar Spiele der Reihe weniger als andere, aber wirklich enttäuscht wurde ich nie. Und als Nintendo angekündigt hatte, dass mit Breath of the Wild ein großes Open-World-Zelda in der Mache ist, war ich natürlich auch Feuer und Flamme. Jedenfalls zuerst.
Das ist NICHT mein Zelda …
Je mehr Nintendo von The Legend of Zelda: Breath of the Wild gezeigt hatte, desto weniger hatte ich Lust auf den Titel: Man hat nicht die ikonische, grüne Tunika an? Waffen brechen nach wenigen Angriffen und müssen neu eingesammelt werden? Kochen? In meinem Zelda-Game?
Es wirkte alles auf mich, als wollte Nintendo hier The Legend of Zelda in eine Sparte packen, wo es nicht hingehört. Dem Trend der Survival-Games nachjagen, anstatt mir das zu geben, was ich mir gewünscht hatte: ein echtes Zelda-Game mit einer offenen Spielwelt.
Und auch als ich Breath of the Wild im Januar 2017 auf einem Presse-Event anspielen konnte, war ich nicht überzeugt. Ständig hatte ich das Gefühl, nach Waffen suchen zu müssen, da die Stöcke und rudimentären Schwerter, die ich gefunden hatte, immer wieder zerbrachen. Zudem sollte es keine klassischen Paläste mehr geben. Zwar war von vier Story-Dungeons die Rede, aber viel von dem, was einen in früheren Zelda-Verliesen erwartet hatte, wurde nun in eine Vielzahl kleiner Schreine ausgelagert.
Zur Veröffentlichung der Nintendo Switch im darauffolgenden März gab es natürlich nicht wirklich eine große Auswahl an Spielen. Darum griff ich dennoch zu Breath of the Wild, was der einzige große Launch-Titel für den Konsolen-Hybrid war. Ich brachte das neue Nintendo-Gerät nach Hause, schloss es an, packte Zelda in den Modulschacht und bereitete mich mental darauf vor, ein paar zornige Tweets zu schreiben.
Das ist GENAU mein Zelda!
Und so kam es auch. Von den ersten 30 Minuten Spielzeit verbrachte ich einige zornige Minuten an meinem Smartphone. Mich störte, wie nervig das Kampfsystem ist: Wie zäh dessen Dynamik durch das ständige Brechen von Waffen ist, und wie ätzend es ist, dauernd in das Menü zu gehen, um mich zu heilen. Ich sprach davon, wie es gefühlt keinen richtigen Reward für den Kampf gibt. Außer einem Haufen zerbrochener Schwerter.
Und dennoch spielte ich weiter. Und weiter. Immer mehr wurde mir klar, dass ich falsch lag. Denn ich ging mit dem Mindset in das Spiel, dass es einfach kein richtiges Zelda-Game ist. Und es stellte sich schnell heraus, dass es genau das bot, was mich als Kind an A Link to the Past so fasziniert hatte: Zum ersten Mal seit Ewigkeiten verspürte ich den Drang, die Welt zu erkunden, meine eigenen Lösungen zu finden, ohne dass mir das Spiel vorkaut, was zu tun ist. Ich hatte sehr früh erste Momente, bei denen ich Herausforderungen kreativ und durch Experimente lösen konnte.
Und ich fühlte mich wieder wie der kleine Matthias, der ein kniffliges Overworld-Rästel auf dem Super Nintendo gelöst hatte. Es war auch an dieser Stelle, als ich kleinlaut einem meiner Freunde eine Nachricht geschickt habe: „Ich wollte es hassen. Aber es ist leider gut.“
Etwas, das sich auch Tage später nicht ändern sollte. Als ich das erste Mal das Tutorial-Areal verlassen konnte und sich die Spielwelt in ihrer gesamten Größe offenbarte, ließ ich ein echtes „Oh mein Gott“ erklingen. Und es wurde mir schnell klar, dass Breath of the Wild nicht nur ein echtes The Legend of Zelda ist, sondern die Art von The Legend of Zelda, die ich immer wieder gewollt habe.
Es ist ein Spiel, von dem mein kindliches Ich besessen gewesen wäre. Und auch ich konnte es für viele Tage nicht aus der Hand legen. Solange, bis ich zum ersten Mal den Abspann sehen konnte. Und das wurde von mir extrem hinausgezögert. Denn ich wollte eines nicht: dass es vorbei ist. Breath of the Wild war für mich ein Meilenstein. Und es war so gut, dass ich mir selbst mit einer verbissenen Antihaltung eingestehen musste, was für ein Meisterwerk wir hier bekommen hatten.
Bildmaterial: The Legend of Zelda: Breath of the Wild, Nintendo