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Im Test! Season: A letter to the future

TitelSeason: A letter to the future
Japan31. Januar 2023
Scavengers Studio
Nordamerika31. Januar 2023
Scavengers Studio
Europa31. Januar 2023
Scavengers Studio
SystemPC, PlayStation 4, PlayStation 5
Getestet fürPC
EntwicklerScavengers Studio
GenresAdventure
Texte
Deutschland +
Vertonung Japan +

Eine junge Frau, ein Fahrrad, eine postapokalyptische Welt: In Season: A letter to the future erkundet ihr die melancholischen Weiten am Ende einer Ära. Eure Aufgabe: Festzuhalten, wie die Menschen gelebt haben, bevor es zu spät ist.

Eine friedliche Postapokalypse

Postapokalyptische Welten gibt es in Videospielen wie Sand am Meer. Viele von ihnen sind düster und trostlos, doch längst hat auch die Idee der „friedlichen Postapokalypse“ Fuß gefasst: Welten, in denen ein Großteil der Zivilisation zerstört und die Menschheit dezimiert ist – doch die durch ihre melancholische Einsamkeit, die Rückkehr zur Natur und die Besinnung auf das Wesentliche eher tröstlich als trostlos wirken.

In Season: A letter to the future geht das darum, eine solche Welt zu erkunden. Zu Beginn des Spiels verabschiedet sich die Protagonistin von ihrer Mutter, steigt auf ihr Fahrrad und verlässt ihr Dorf – für immer.

Ihr Ziel – und das des Spielers – ist das Erleben dieser Welt, die am Ende eines Zeitalters steht. Mit Stift, Kamera und Mikrofon will sie ihre Erlebnisse für die Nachwelt festhalten. Doch was sie fotografiert, aufnimmt und niederschreibt, ist ganz dem Spieler überlassen. So entsteht im Laufe der Reise ein ganz persönliches Tagebuch, das bei jedem ein bisschen anders aussehen wird.

Ein besinnlicher Roadtrip

Im ersten Teil des Spiels bewegt ihr euch relativ geradlinig durch die Welt, doch nach ein, zwei Spielstunden öffnet sich das Spiel. Ihr befindet euch in einem Tal, das am Ende des Tages geflutet werden soll. Natürlich wollt ihr euch die Chance nicht entgehen lassen, mit den letzten verbleibenden Anwohnern zu reden und diesen Ort festzuhalten.

Ihr erkundet Bauernhöfe, Wälder, Grabungsstätten, Tempel und vieles mehr. Obwohl Season: A letter to the future wie ein Indie-Spiel anmutet, ist die Spielwelt erstaunlich groß. In klassischer Open-World-Manier könnt ihr frei entscheiden, wie und in welcher Reihenfolge ihr das Tal erkunden wollt. Doch mir ist kein anderes Spiel mit einer solch großen, offenen Welt bekannt, in dem nicht das Kämpfen und Sammeln im Vordergrund steht. In Season geht es ganz ums Erkunden und Erleben. Das Spiel setzt weniger auf schnelles Dopamin und mehr auf Besinnlichkeit. Es will den Spieler durchatmen und die Atmosphäre in sich aufnehmen lassen.

Entsprechend halten sich auch die spielerischen Elemente im Rahmen. Ihr fahrt mit dem Fahrrad durch die Welt, fotografiert, sprecht mit den Menschen, gestaltet euer Tagebuch. Das ist alles – und mehr braucht es auch gar nicht.

Obwohl einen das Spiel kaum an die Hand nimmt, ist immer klar, was zu tun ist: Sobald ihr pro Gebiet insgesamt fünf Dokumente in Form von Schriftstücken, Fotos und Tonaufnahmen beisammen habt, könnt ihr eine Tagebuchseite gestalten. Die Wahl und Positionierung der Elemente ist dabei ganz euch überlassen.

Einzelschicksale im Vordergrund

Im Gespräch mit den Nebenfiguren wird nach und nach enthüllt, was zum Untergang der Zivilisation führte. Wir erfahren, dass es einen Krieg gab und wer beteiligt war. Doch das Spiel hält sich über die Details bewusst bedeckt und wird selten allzu konkret.

Wir erfahren auch vieles über die Bewohner selbst: Wie sie aufgewachsen sind, wie sie in besseren Zeiten gelebt haben, welchen Dingen sie hinterhertrauern. Wir treffen eine Mutter mit ihrem Sohn, einen verwahrlosten Mönch, eine mürrische alte Künstlerin, einen Reisenden von fremden Ufern. Ihre Schicksale sind das Herzstück des Spiels und mindestens genauso spannend wie das Mysterium um die Welt.

Mit fortschreitender Erkundung neigt sich der Tag dem Ende zu. Es gibt allerdings keinen Zeitdruck: Die Flutung des Tals findet erst statt, wenn alle handlungsrelevanten Ereignisse abgeschlossen sind.

Als Spieler hat man die Wahl, das Schicksal der Figuren in die eine oder andere Richtung zu lenken. Es gibt aber kein Richtig und kein Falsch. Trotzdem sorgen diese Details für ein wenig mehr Interaktivität und geben dem Spiel auch einen gewissen Wiederspielwert.

Cel Shading und ausladende Panoramen

Technisch ist Season für einen Nicht-Mainstream-Titel durchaus beeindruckend. Der Cel-Shading-Stil findet einen guten Mittelweg zwischen Realismus und comichafter Überzeichnung. Einige Charaktermodelle sind etwas gewöhnungsbedürftig, doch alle haben ihren Charme.

Vor allem die große Welt mit ihren ausladenden Panoramen ist ein absoluter Hingucker. Das gekonnte Spiel mit Licht und den Tageszeiten unterstreicht die Melancholie des bevorstehenden Endes noch weiter. Besonders das Finale des Spiels hat eine unheimlich dichte Atmosphäre.

Passend dazu ist die Tonkulisse nie zu aufdringlich. Doch die reichhaltigen Umgebungssounds tragen im Zusammenspiel mit der dezenten Musikuntermalung ebenfalls viel zur Stimmung bei.

Etwas schade ist, dass man in der Fortbewegung mit dem Rad etwas eingeschränkt ist. Kleinere Hindernisse sorgen bereits dafür, dass ihr anhalten oder vom Rad absteigen müsst. Es macht viel Spaß, die langen Wege zwischen den einzelnen Orten mit dem Rad zurückzulegen. Doch sobald ihr angekommen seid, ist es angenehmer, die Erkundung zu Fuß fortzusetzen.

Nie war das Ende der Welt so schön

Season: A letter to the future ist ein Roadtrip durch die letzten Tage einer postapokalyptischen Welt, der durch die melancholische und zugleich besinnliche Atmosphäre einen ganz besonderen Zauber entfaltet – da braucht es gar kein komplexes Gameplay. Ohne Zweifel ein einzigartiges Spielerlebnis!

 

Story

Ihr erlebt die letzten Tage eines Zeitalters mit und erfahrt die Lebensgeschichten der letzten verbleibenden Bewohner.

Gameplay

Ihr fahrt durch eine erstaunlich große Welt, fotografiert und zeichnet auf. Kein Sammeln, kein Kämpfen, kein Questkatalog zum Abarbeiten.

Grafik

Der schöne Cel-Shading-Stil voller beeindruckender Panoramen untermalt die Atmosphäre des Spiels gekonnt.

Sound

Dezente Klänge gestalten die Welt lebendiger.

Sonstiges

Je nach Spielstil fünf bis zehn Stunden lang.

Bildmaterial: Season: A letter to the future, Scavengers Studio