Titel | Tactics Ogre: Reborn |
11. November 2022 | |
Square Enix | |
11. November 2022 | |
Square Enix | |
11. November 2022 | |
Square Enix | |
System | PlayStation 4/5, Nintendo Switch, PC |
Getestet für | PC (Steam Deck) |
Entwickler | Square Enix |
Genres | Taktik-RPG |
Texte |
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Vertonung |
Der Square-Enix-Mega-Mammut-Herbst geht mit Hochgeschwindigkeit weiter. Als Nächstes auf der Liste steht die Neuauflage des heißgeliebten Klassikers Tactics Ogre: Let Us Cling Together. Ursprünglich erschienen im Jahr 1995 für Super Nintendo als Projekt des legendären Yasumi Matsuno, hat dieses Spiel das SRPG-Genre maßgeblich geprägt. Mehrere Ports und ein Remake später war es wirklich an der Zeit, dieses Juwel für die aktuellen Plattformen salonfähig zu machen. Ob sich das Warten gelohnt hat und ob das Spiel auch nach 27 Jahren noch begeistern kann, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Das letzte Mal habe ich vor elf Jahren einen Abstecher auf die valerianischen Inseln gewagt. Damals natürlich auf PlayStation Portable. Seitdem sind viele Videospiele vergangen und bis zu diesem Jahr habe ich nur sehr wenige SRPGs in den Händen gehalten. 2022 veröffentlicht Square Enix dann selbst mit The DioField Chronicles und Triangle Strategy gleich zwei überzeugende Ableger des oft vernachlässigten Genres. Wobei Letzteres sich sehr stark von Tactics Ogre hat inspirieren lassen.
Nach so vielen Jahren habe ich so einige Details vergessen, weshalb ich umso gespannter war, wie sich der altehrwürdige Klassiker im direkten Vergleich mit den beiden modernen Jungspunden schlagen würde.
Und schlagen ist hier genau das richtige Wort, denn Tactics Ogre: Reborn ist weiterhin konkurrenzlos. Während The DioField Chronicles Babys erstes SRPG war, so war für Triangle Strategy mindestens ein Grundschul-Genre-Abschluss nötig. Aktuell befinden wir uns ganz klar in der Genre-Universität.
Three’s Company
Weil es auch nicht anders sein könnte, herrscht im Land Valeria Krieg! Nach dem plötzlichen Tod von König Dorgalua Oberyth, dem sogenannten Dynast-King, ist der einstige Frieden zerbrochen und die zuvor vereinten drei Fraktionen gehen sich mit Genuss an die Kehle.
Während dieses perspektivisch großen Konfliktes konzentriert sich die Geschichte zunächst auf eine kleine Gruppe junger Widerstandskämpfer der fast zerschlagenen Walister-Fraktion. Diese mit der Zeit wachsende Gruppe kämpft für das geschlagene Volk der Walister und wenn persönliche Rache dadurch gestillt werden kann, dann ist das natürlich ein willkommener Bonus.
Was von hier an folgt, ist, und ich kann kaum glauben, dass ich das in kürzester Zeit zum dritten Mal schreibe, ein Kampf um politische Macht voller Intrigen und Verrat, ein Ringen um Macht und Freiheit. Wie bei den bereits erwähnten zwei Spielen handelt es sich auch hier um eine Geschichte, die sich hauptsächlich um politische Konflikte dreht, aber aus der Perspektive einer kleinen Gruppe von Kämpfern erzählt beziehungsweise durchlebt wird.
Twist and Turn
Im direkten Vergleich mit Triangle Strategy wissen die Hauptcharaktere aber weitaus mehr zu überzeugen. Hier sammelt sich eine Vielzahl unterschiedlichster Motivationen und Umstände, welche die kleine Gruppe mal näher zusammenbringen und mal weiter auseinandertreiben. Eine weiße Weste ist hier zum Glück nur die Ausnahme.
Als starkes Alleinstellungsmerkmal überzeugt Tactics Ogre: Reborn mit vielen fantastischen Wendungen, die den Spieler wirklich überraschen und den gesamten Lauf der Geschichte ändern. Dabei hat man sogar selbst die Finger im Spiel, denn die teils schweren Entscheidungen, die man trifft, katapultieren die Geschichte in die verschiedensten Richtungen und sorgen für viel Varianz in den Missionen. Da all diese verzweigten Stränge in nur zwei Enden münden, ist also tatsächlich die Reise das eigentliche Ziel.
Was dieses Spiel seinen Konkurrenten ebenfalls voraus hat, sind der schnelle Einstieg und die limitierte Exposition. Während besonders bei Triangle Strategy stundenlange Dialoge mit nur wenigen Gefechten die ersten Kapitel schmücken, geht es hier direkt auf das Schlachtfeld. Das gestaltet den Anfang einfacher und spannender. Generell ist das Balancing aus Story, Kämpfen und Micromanagement optimal. Kein Element sticht stark heraus oder überschattet ein anderes. Die Entwickler haben hier ganze Arbeit geleistet.
Für die Ohren nur das Beste
Erzählerisch hat sich beim Remaster selbstverständlich nicht viel geändert, was auch definitiv nicht nötig war. Doch dank der neuen Vertonung sämtlicher Dialoge wird die gesamte Erzählung auf ein neues Level angehoben. Sowohl die japanische als auch die englische Synchronisation überzeugen mit guten und teils auch bekannten Sprechern (Balthier lässt grüßen), die allesamt eine starke Performance abliefern. Leider sorgt die generell langsame Dialoggeschwindigkeit für einen hölzernen und gehemmten Sprachfluss, was speziell im Englischen sehr unnatürlich wirken kann.
In Sachen Sprechart und mittelalterlichem Vokabular hat man aber aus dem Vollen geschöpft. Das ist bei gegebenem Setting natürlich ein großer Pluspunkt und stärkt die Atmosphäre und Immersion. Und auch wenn die deutschen Texte manchmal eine zu große Diskrepanz zur englischen Vertonung bieten, so überzeugt das Gesamtpaket dennoch. Was mir ebenfalls im Vergleich mit Triangle Strategy besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass neben jeder Dialogbox die fantastischen und detaillierten Artworks der sprechenden Charaktere angezeigt werden. Dadurch erhalten die kleinen Pixelfiguren wesentlich mehr Tiefe und Charakter.
Eine weitere mehr als willkommene Veränderung ist der neu aufgenommene, rearrangierte Soundtrack aus der Feder von Hitoshi Sakimoto. Hier reiht sich ein tolles Stück an das nächste und selbst der starke Soundtrack von Triangle Strategy muss sich eindeutig geschlagen geben. Das Highlight sind aber die exklusiv für dieses Remaster neu komponierten Stücke. Ein Bonus, der bei solchen Projekten nur selten geboten wird, aber für Fans und Neulinge zugleich absolut begeisternd ist.
Vielen Dank
Optisch hat man bei Tactics Ogre: Reborn nur die Auflösung des PSP-Remakes hochgeschraubt. Bei einem solch zeitlosen Design reicht das manchmal auch aus. Was jedoch mehr als nötig war und glücklicherweise auch mit vollem Elan angegangen wurde, sind die Menüs und das generelle Interface. Bei den vielen Informationen zu den Charakteren, Ausrüstungen, Skills und Items waren die alten Menüs stets überladen, was das Navigieren unnötig lang und frustrierend gestaltet hat.
Durch das neue Design geht das gesamte Micromanagement deutlich besser von der Hand. Bei der Menge an Management ist das auch ein wahrer Segen. Selbiges gilt natürlich auch für die Menüs während der Kämpfe. Während auf PSP alle Menüs klobig an den linken Bildschirmrand geklebt wurden, hat nun jeder Charakter sein eigenes Menü angrenzend an sein Charaktermodell. Davon profitiert die Übersicht massiv.
Generell dienen die meisten Änderungen der verbesserten Benutzerfreundlichkeit. Das kommt ebenfalls Neulingen und Veteranen zugute. In diesem Rahmen hat man sich auch dazu entschieden, das gesamte Skillsystem zu aktualisieren, die Anzahl an aktiven Skills zu limitieren, neue hinzuzufügen und bestehende neu zu balancieren.
Skills, Skills, Skills
Auch die neuen charakterspezifischen Level, die Entfernung der Ausrüstungs-Restriktionen und die neuen Items sorgen dafür, dass vor allem in den ersten Stunden mehr Freiheiten und Erfolgserlebnisse eingeräumt werden. Auch kleinere Änderungen, wie die aufgehübschten Magie-Icons und die aufgestockten Kamera-Optionen während der Kämpfe, verbessern den Spielfluss und sorgen für ein runderes Gesamterlebnis.
Zum Glück haben all diese Aktualisierungen nichts am knallharten Strategie-Kern geändert, der Tactics Ogre zu dem Klassiker gemacht hat, der es heute ist. In rundenbasierten Kämpfen, die unter anderem Final Fantasy Tactics maßgeblich geprägt haben, kämpft man auf vorgegebenen Schlachtfeldern gegen die verschiedensten Monster und Menschen. Anders als bei vielen anderen Titeln, wird hier bei jedem Kampf die volle Aufmerksamkeit des Spielers verlangt.
Durch die überarbeitete KI kann man sich zwar häufiger auf seine Mitstreiter verlassen als noch vor 27 Jahren, doch auch die KI der Feinde hat stark davon profitiert und ohne direkten Input wird man sicher nicht weit kommen.
Mit den neuen Effektkarten, die zufällig auf dem Schlachtfeld erscheinen und von Freunden und Feinden aufgesammelt werden können, kann sich das Blatt zu jeder Zeit komplett wenden. Diese gewähren nämlich einen temporären Buff oder Debuff, die, falls nötig, bis zu vier Mal gestapelt werden können.
Die Qualität des Lebens
Dadurch und auch dank der neuen Option, Schlachtfelder vor dem Betreten begutachten zu können, kommt tatsächlich noch mehr Tiefe und Komplexität in die Auseinandersetzungen. Wer immer noch nicht genug hat, der kann versuchen, die ebenfalls neuen optionalen Missionsziele für zusätzliche Belohnungen zu erfüllen.
Weitere Quality-of-Life-Features wurden direkt vom PSP-Remake übernommen, wie zum Beispiel die Option, multiple Züge zu wiederholen oder auch Storyentscheidungen rückgängig zu machen. So kann man auch im schlimmsten Fall zurückkehren und länger über seine Entscheidungen nachdenken.
Aufgrund der teils langen Kämpfe und des ausufernden Micromanagements bietet sich bei Tactics Ogre: Reborn natürlich eine portable Plattform an. Wer ein Steam Deck sein Eigen nennt, hält die wahrscheinlich angenehmste Konsole für dieses Spiel in den Händen. Selbst ohne offizielle Verifizierung kann jeder Besitzer von Valves großem Handheld ohne zu zögern zugreifen. Die Handhabung ist optimal, die 60 FPS stabil und die Ladezeiten fast nicht vorhanden.
Wiedergeburt eines Klassikers
Tactics Ogre: Reborn nimmt sich das 11-jährige Remake eines beliebten Klassikers zur Brust und zementiert seinen Kultstatus mit unglaublich vielen sinnvollen Aktualisierungen erneut. All diese Veränderungen separat aufzuzählen würde den Rahmen jedes Artikels sprengen, aber ich denke, die nötigsten wurden hier erwähnt. Wichtig ist, dass die meisten gameplaytechnischen Veränderungen auf die verbesserte Benutzerfreundlichkeit abzielen, was sämtliche Elemente des Spiels so viel angenehmer gestaltet.
Die neue Vertonung sämtlicher Dialoge auf Japanisch und Englisch sowie der komplett überarbeitete Soundtrack mit sogar neu komponierten Stücken sind mehr als willkommen und unterstreichen die starke Atmosphäre und Präsentation ungemein. Im Vergleich zu den anderen Square-Enix-SRPGs, die in diesem Herbst erschienen sind, wird hier ein deutlich höherer Schwierigkeitsgrad und ein weitaus komplexeres Kampf- und Truppensystem geboten.
Wer mit dem Genre oder politischen Geschichten nicht viel anfangen kann, wird sich an diesem Zementblock die Zähne ausbeißen. Alle anderen, darunter Neulinge und Veteranen des Genres, erleben hier ein spannendes Abenteuer voller Wendungen und interessanter Charaktere sowie ein nach wie vor unglaublich begeisterndes Kampfsystem.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Tactics Ogre: Reborn, Square Enix
Durchspielen könnte es tatsächlich jeder. Braucht halt etwas Geduld, aber es soll ja auch Spaß machen. Und wenn man nur eine geringe Frustrationstoleranz für Taktik-Geschichten hat, dann gibt es viele andere Alternativen, mit denen man glücklicher sein könnte
Es ist nicht so, dass ich mich für zu blöd halte, das Spiel beenden zu können. Aber ich hab schon mehrere SRPGs abgebrochen, weil ich einfach keinen Spaß mehr hatte Höhere Schwierigkeitsgrade sind mir in action-basierten Games einfach lieber (z.B. Cuphead) oder meinetwegen auch in rundenbasierten Spielen, wenn die Kämpfe nicht ne Stunde gehen.
Sorry wenn die Frage etwas irrelevant und komisch rüber kommen sollte, aber ich lese das hier eigentlich eindeutig nur positiv.
Warum bekommt das Spiel bei so einem guten Gesamteindruck nicht einen Award für Empfehlung oder so ähnlich wie bei anderen Titeln?
Ansonsten klingt das für mich als Genre Fan alles sehr einladend und ich bin gespannt drauf.
Jetzt hab ich mir das Spiel im Sale geholt und hatte lange Lust darauf gehabt, da Triangle Strategie für mich eine tolle Überraschung war.
Leider werde ich es wohl doch nicht spielen. Schon in Spielen wie Triangle stört es mich extrem, nicht durch aufwendiges Grinding überleveln zu können.
Doch was die sich hier einfallen lassen haben sollte im Testfazit mit dickem Rotstift kritisiert werden!
Es gibt ein permanentes Level-Cap, das Questbezogen voranschreitet.
Wtf!?
Dadurch wird der komplette Spielablauf absurd einseitig und eintönig.
Das schlimme daran.. es ist ein neues Feature des Remasters. What?! Quality of Life Feature also…
Ich fänds echt ok wenn man einen Tactician-Modus anbieten würde für diejenigen, die die reine Tactic Herausforderung suchen aber doch nicht so. Ein gescriptes Levelsystem ist kein Levelsystem.
Das versaut mir jetzt das komplette Spiel.
Ab in den Schrank!
Tactics Ogre war ein nettes Spiel, aber eben auch nicht mehr.
Die Story fand ich recht dünn, die Kämpfe waren nicht wirklich abwechslungsreich und das Post-Game/Endgame total dämlich.
Vom Schwierigkeitsgrad war es eigentlich okay, nicht zu leicht aber auch nicht zu schwer. Das Gruppenlevel Cap fühlte sich aber schon ein wenig billig an.
Aber dafür das es eben auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat, wars Gameplaytechnisch schon irgendwie okay.
Triangle Strategy dagegen war großartig, eines der besten Spiele diesen Jahres.