Der Kauf von Activision Blizzard durch Microsoft erhitzt seit seiner Bekanntgabe die Gemüter. Vor allem auch deshalb, weil bei einem Kauf dieser Größenordnung eben nicht nur Activision Blizzard und Xbox betroffen sind. Sofort war vielen klar: Die Stunden von Call of Duty auf PlayStation sind gezählt.
Das ist für Sony-Fans schade, vor allem aber für Sony selbst. Die aktuellen Spiele Call of Duty: Vanguard und Call of Duty: Modern Warfare gehörten 2021 zu den meistgekauften und meistgespielten Titeln im PlayStation Network, sowohl in den USA als auch in Europa, wie GamesWirtschaft berichtet. Call of Duty: Warzone rangiert in beiden Märkten unter den Free-to-play-Games in den Top 3. Call of Duty zieht eine enorme Spielerschaft an.
Xbox gab sich seit der Bekanntgabe der Übernahme diplomatisch. Call of Duty „und andere populäre Activision-Blizzard-Titel“ sollen auch „über die existierenden Vereinbarungen hinaus“ auf PlayStation erhalten bleiben, hieß es bereits im Februar. Wie lange genau das ist, weiß man nicht.
Gegenüber The Verge wurde Xbox-Chef Phil Spencer letzte Woche auch nicht konkreter. Er sagte, die Serie würde „noch mehrere Jahre“ auf PlayStation verfügbar sein, auch nachdem Sonys aktueller Marketing-Deal mit Activision auslaufen würde. Xbox respektiert die Verträge – muss man natürlich auch. So erschien beispielsweise Deathloop von Bethesda nach dem Aufkauf des Publishers noch Konsolen-exklusiv für PlayStation 5.
So wird es auch mit den Call-of-Duty-Spielen sein, für die man das bereits festgelegt hatte. Und Xbox sieht sich selbst wohl spendabel, wenn man die Reihe dann auch noch über die bestehenden Verträge hinaus auf PlayStation zugänglich macht.
In einem Blogbeitrag schreibt Spencer: „Wir haben gehört, dass diese Vereinbarung dazu führen könnte, dass Spiele wie Call of Duty nicht mehr dort gespielt werden, wo sie derzeit angeboten werden. Deshalb haben wir uns, wie wir bereits gesagt haben, verpflichtet, die gleiche Version von Call of Duty auf PlayStation am gleichen Tag verfügbar zu machen, an dem das Spiel anderswo auf den Markt kommt. Wir werden es den Leuten weiterhin ermöglichen, plattform- und geräteübergreifend miteinander zu spielen.“
Jim Ryan reicht das aber nicht und das kann man unter dem Blickwinkel der Anziehungskraft von Call of Duty bestens nachvollziehen. Ein Ende von Call of Duty auf PlayStation? Uncool, findet Ryan. Und den schwarzen Peter schiebt er natürlich Phil Spencer zu.
„Wir wollen, dass Microsoft den PlayStation-Spielern garantiert, dass sie weiterhin ein Call-of-Duty-Erlebnis in bester Qualität bekommen – und der Microsoft-Vorschlag widerspricht diesem Grundsatz“, sagt Ryan gegenüber GamesIndustry.
„Ich hatte nicht die Absicht, mich zu einem Thema zu äußern, das ich als private geschäftliche Diskussion verstanden habe, aber ich habe das Bedürfnis, die Dinge richtigzustellen, weil Phil Spencer dieses Thema in das öffentliche Forum gebracht hat“, erklärte Ryan weiter.
Und er nennt das Kind beim Namen. So habe Microsoft „lediglich angeboten, dass Call of Duty nach dem Auslaufen der aktuellen Vereinbarung zwischen Activision und Sony für drei Jahre auf der PlayStation bleiben soll.“ Zu wenig, nachdem Call of Duty fast 20 Jahre auf PlayStation zu Hause war, findet Ryan.
Er nennt den Vorschlag „in vielerlei Hinsicht unzureichend“, denn er berücksichtige „nicht die Auswirkungen auf unsere SpielerInnen.“ Ryan abschließend: „Wir wollen sicherstellen, dass die PlayStation-Spieler auch weiterhin das beste Call-of-Duty-Erlebnis haben, und Microsofts Vorschlag untergräbt dieses Prinzip.“
Das bleibt spannend.
Bildmaterial: Call of Duty: Modern Warfare, Activision