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Im Test! Soul Hackers 2

TitelSoul Hackers 2
Japan25. August 2022
Atlus
Nordamerika26. August 2022
Atlus West
Europa26. August 2022
SEGA
SystemPlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series X|S, PC
Getestet fürPlayStation 5
EntwicklerAtlus
GenresJRPG
Texte
Deutschland Nordamerika 
VertonungNordamerika Japan

Atlus zeigt, dass sie auch anders können. Während bei Megami Tensei V oder Persona 5 etliche Jahre vergingen, liegen bei ihrem neuesten RPG-Streich Soul Hackers 2 nur sechs Monate zwischen Ankündigung und Release. Dieser neue Ableger kommt nicht von ungefähr, sondern wurde zur Feier des 25. Jubiläums von Shin Megami Tensei: Devil Summoner: Soul Hackers entwickelt. Außerhalb Japans wurde das Original nur als Neuauflage für Nintendo 3DS veröffentlicht, daher ist es interessant zu sehen, dass sich an einen neuen Ableger gewagt wird und auch noch ein weltweiter Release am 26. August 2022 angestrebt wird. Wir haben das neue JRPG-Abenteuer auf PlayStation 5 getestet – was es so drauf hat, verraten wir in den folgenden Zeilen.

Zeit für eine Intervention

Eine Apokalypse steht bevor. So die Vorhersage von Aion, einer beobachtenden digitalen Entität, die aus der Fülle an Informationen der Welt entstanden ist. Für gewöhnlich mischt sich Aion nicht in die Angelegenheiten der Menschheit ein, allerdings bleibt nach dem Ende der Welt nichts zu beobachten übrig. So werden Ringo und Figue entsandt, zwei selbstständige künstliche Intelligenzen in menschenähnlichen Körpern, um der Katastrophe zuvorzukommen.

Yatagarasu und der Phantombund – zwei Fraktionen an Dämonenbeschwörern, die seit jeher im Konflikt miteinander stehen. Inmitten dieser Auseinandersetzung suchen Ringo und Figue nach den Schlüsselfiguren für den Start der unheilvollen Ereignisse, die anscheinend vom Anführer des Phantombunds, der „Eisernen Maske“, herbeigeführt werden. Beide KIs erreichen ihre Ziele zu spät. Jemand kam ihnen zuvor und schaltete den Wissenschaftler Ichiro Onda und den Yatagarasu-Beschwörer Arrow aus. Um dieser Niederlage entgegenzuwirken, belebt Ringo mittels eines Seelenhacks Arrow wieder, um mit seiner Hilfe der Apokalypse zu trotzen.

»Im Grunde besitzt die Erzählung von Soul Hackers 2 gute Aspekte und nette Ideen, die man aber bestimmt bereits schon mal irgendwo gesehen hat.«

Weitere Ziele im Visier der Eisernen Maske sind seine eigene rechte Hand und Liebhaberin Milady sowie der unabhängige Dämonenbeschwörer Saizo. Doch auch sie finden ein frühes Ende, welches Ringo erneut per Seelenhack annulliert. Mit diesen drei sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten im Schlepptau gilt es für Ringo und Figue, die Pläne der Eisernen Maske zu durchkreuzen. Was verbindet diese drei Beschwörer und wie plant die Eiserne Maske, das Ende der Welt herbeizuführen? Das sind Fragen, die euch Soul Hackers 2 gerne beantworten wird.

Erzählerisches Mittelmaß

Im Grunde besitzt die Erzählung von Soul Hackers 2 gute Aspekte und nette Ideen, die man aber bestimmt bereits schon mal irgendwo gesehen hat. Leider haperte es auch stellenweise an der Umsetzung. Die Atmosphäre des vermeintlichen „Krieges“ zwischen den zwei Beschwörerfraktionen wird nicht gut getroffen, da davon kaum etwas mitzubekommen ist. Manche Überraschungen und Wendungen wirkten nicht sonderlich gut, weil sie entweder vorhersehbar waren oder gefühlt als Nebensache in Dialogen schnell abgefrühstückt wurden. Mit den Hauptcharakteren kann Soul Hackers 2 wiederum punkten, da diese durchaus etwas Tiefe bieten und wir sie im Verlauf des Spiels besser kennenlernen können. Vorkenntnisse des Vorgängers sind nicht notwendig, da die Geschichte komplett alleine steht.

Die Erzählung von Soul Hackers 2 setzt sehr direkt ein, ohne lange Fahrt aufnehmen zu müssen und ist in 30 bis 40 Stunden (für Komplettierer nochmal einige Stunden mehr) erledigt. Somit positioniert es sich mittig zwischen den aktuellen Franchisekollegen Shin Megami Tensei V, welches für mich eine nur rudimentäre Erzählung und flache Charaktere bot, und Persona 5 (Royal), welches umfangreich ist, aber durch den Spielablauf deutlich mehr Spielstunden bietet oder benötigt. Doch wie gestaltet sich die Rettung der Welt in Soul Hackers 2 spielerisch?

Dämonenbeschwörer mal anders

Da es sich bei Soul Hackers 2 um einen Ableger der Shin-Megami-Tensei-Reihe handelt, sind auch hier mal wieder Dungeons und Dämonen am Start. In den ersten Spielstunden wird aus Ringo, Arrow, Milady und Saizo bereits eine volle Gruppe gebildet, die dann durch die diversen, Labyrinth-artigen Dungeons streift. Durch Ringos Seelenhack haben die Dämonenbeschwörer allerdings die übliche Fähigkeit verloren, diese zu rufen. Aion weiß jedoch Abhilfe mit einer eigenen Lösung: Die „COMP“-Waffen der Gruppe werden mit der Fähigkeit ausgestattet, einen Dämon auszurüsten und somit dessen Statuswerte, Stärken, Schwächen sowie Skills zu übernehmen.

In Dungeons steuern wir Ringo durch die verschiedenen Gänge. Gegner tauchen zufällig als abstrakte, Golem-artige Wesen auf, die wir dann berühren müssen, um einen Kampf auszulösen. Mit Geschick können wir diesen Auseinandersetzungen also auch ausweichen oder entkommen, aber für den Anfang sollten wir jegliche Kampferfahrung mitnehmen. Kämpfe laufen rundenbasiert ab, zuerst ist unsere Truppe am Zug (außer bei gegnerischen Hinterhalten), danach die Widersacher. Zur Auswahl stehen uns hier Fähigkeiten, Verteidigung, die Verwendung von Gegenständen und die Flucht, später auch besondere Befehle. Per Knopfdruck gibt das Spiel auch eine Empfehlung, wie am besten vorzugehen ist – beispielsweise mit einem sehr effektiven Angriff auf die erkannte Schwäche eines Gegners.

Lust auf einen Dämonentanz?

Darin liegt auch eine Besonderheit des Kampfsystems – während beispielsweise in Shin Megami Tensei V effektive Angriffe weitere Züge bescheren, erhöhen in Soul Hackers 2 getroffene Schwächen und später auch andere Aktionen den Kombo-Zähler. Dieser lässt am Ende eures Zuges Ringo die erreichte Anzahl an Dämonen zu einem sogenannten Dämonentanz aufrufen. Je höher die Zahl, desto mächtiger der resultierende Angriff, der sich auch mit weiteren Effekten versehen lässt. Gegner haben allerdings keinen solchen Vorteil bei ausgenutzten Schwächen, was die Balance etwas zugunsten der Spieler versetzt. Dennoch gibt es knackige Bosskämpfe, die die Kombo-Mechanik beachten und uns unsere gewöhnlichen Taktiken überdenken lassen.

In der Gesamtheit sind die Dungeons des Spiels eher „simpel“ aufgebaut, da sie meist nur aus vertrackten Gängen bestehen und der richtige Weg zum Ende gefunden werden muss. Schatztruhen gibt es keine zu finden, stattdessen schickt Ringo eure Dämonen beim Betreten eines Dungeons auf Aufklärungsmission. Das bedeutet, dass ihr dann an zufälligen Stellen eure Dämonen ansprechen könnt und dann mal einen Gegenstand, Geld oder Heilung bekommt. Abseits der serientypischen Dämonenfusion ist das auch die einzige Methode, wie ihr an andere Dämonen kommt – eure Gehilfen stellen euch ab und an Dämonen vor, die im Dungeon anzutreffen sind oder ihr zuvor besiegt habt.

Seelentauchen

Um uns Kämpfe sowie das Navigieren durch Dungeons leichter zu machen, eröffnet Aion Ringo die Möglichkeit, in der Seelenmatrix die Vergangenheit der mit ihr durch den Seelenhack verbundenen Charaktere zu ergründen und diese näher kennenzulernen. Die Seelenmatrix befindet sich in der Axis, dem Aufenthaltsort von Aion, tief auf dem Meeresgrund. Dort erwartet uns ein Dungeonkomplex, den wir nach und nach ergründen können. An bestimmten Punkten warten dann starke Gegner, die uns nach einem Sieg mit einer sogenannten „Seelenvision“, einer Szene aus der Vergangenheit von Arrow, Milady oder Saizo belohnen. Auch können wir dann eine neue Fähigkeit für die Mitstreiter auswählen, die Boni für Kämpfe, aber auch für das Dungeon-Crawling mitbringt.

Fortschritt in der Seelenmatrix ist zweierlei an den Fortschritt in der Geschichte gebunden. Manche Tore und Ebenen werden erst nach und nach in der Geschichte freigeschaltet. Aber auch das Level der Verbindung zwischen Ringo und den drei Verbündeten muss hoch genug sein. Diese lässt sich durch Auswahlmöglichkeiten in Dialogen der Story erhöhen, aber auch durch gewisse Nebentätigkeiten.

Bummeln, Questen und Trinken

Ab und an besteht die Möglichkeit, in der Stadt an der Bar Heidrun mit euren Mitstreitern einen trinken zu gehen. In diesen kurzen Bargesprächen lernen wir zwar nicht ganz so viel wie in den Seelenvisionen über die Vergangenheit von Arrow, Milady und Saizo, bekommen aber dennoch einen netten Einblick in ihre Gedanken und ihr Leben. Im Club Cretaceous gibt uns Madame Ginko Nebenquests, die mit diversen Belohnungen winken, aber sonst nur übliche Kost darstellen. Läden für Accessoires und COMP-Upgrades stehen zur Verfügung und im Cirque du Goumaden können wir unsere Dämonen fusionieren.

Etwas mehr Stil darf sein

Visuell ist Soul Hackers 2 hübsch anzusehen. Die Charaktermodelle wirken ordentlich umgesetzt, auch die städtischen Gegenden machen etwas her. Für die schnittigen Charakterzeichnungen ist Mangaka Shirow Miwa verantwortlich. Allerdings fehlt es mir zumindest etwas an dem „Cyberpunk“-Feeling, welches dem Spiel beziehungsweise dem Vorgänger anberaumt wird. Die Stadtteile Karakucho und Shinsando hätten für mich ebenfalls in Persona 5 Platz finden können. Die Dungeons sind leider auch nicht allzu überzeugend gestaltet, zwei mal zwei Dungeons ähneln sich thematisch und dadurch visuell sehr und die Ebenen der Seelenmatrix, in denen gewiss auch viel Zeit verbracht wird, sind auch sehr monoton entworfen. Die Dämonen und Effekte in den Kämpfen machen da wiederum etwas mehr her. Erstere sind sehr wahrscheinlich die gleichen, die auch in Persona 5 oder Shin Megami Tensei V verwendet wurden, nur verfügen sie hier über ein etwas gröberes, comichaftes Cel-Shading.

Für die Musik hat das Entwicklerteam mit dem Produktionsstudio Monaca zusammengearbeitet, unter der Führung von Keiichi Okabe. Der Name wird Japano-Fans gewiss bekannt sein, denn tatsächlich hat der Soundtrack in Soul Hackers 2 des Öfteren für mich mehr von NieR gehabt als von Shin Megami Tensei. Das ist prinzipiell nichts Schlechtes, aber gibt Soul Hackers 2 nicht die eigene, besondere Note, die es als Spin-off haben sollte. Dennoch untermalte die Musik das Geschehen grundsätzlich gut. Mit Ausnahme des finalen Bosskampfs, wo sie die Spannung eher misslungen rüberbringen konnte.

»Der Soundtrack in Soul Hackers 2 hat des Öfteren mehr etwas von NieR gehabt als von Shin Megami Tensei.«

Synchronisiert wurde Soul Hackers 2 auf Japanisch und Englisch. Die englische Fassung ist hierbei dezent, kommt jedoch qualitativ meiner Meinung nach nicht an die japanischen Stimmen heran. In Sachen Text bietet das Spiel diesmal neben englischer Option auch deutsche Texte, die einen ordentlichen Eindruck machen. Wo bei Persona 5 Royal noch einige Patzer passierten, die auf die üblichen Lokalisierungsprobleme hinweisen, wurde bei Soul Hackers 2 bessere Arbeit geleistet.

Ach, Atlus…

Blicken wir doch einmal kurz auf den technischen Aspekt des Spiels. Soul Hackers 2 ist Atlus’ erstes Spiel, welches eine native PlayStation-5-Version besitzt. Grafisch gibt es daher keine wirklichen Probleme, keine Ruckler. Es lässt sich nach Belieben sogar ein Performance- und ein Qualitätsmodus auswählen. Doch ganz optimiert scheint das Spiel dennoch nicht zu sein, da beim Wechseln des Orts oder der Ebene in einem Dungeon immer wieder ein Ladebildschirm aufploppt. Auf PS5 gehen da schon fünf bis seltener zehn Sekunden drauf, obwohl die Konsole ja so eine superschnelle SSD besitzen soll. Doch das ist nicht der größte Wermutstropfen.

Atlus zeigt sich mal wieder von der eher gierigen Seite und bittet uns direkt zum Release erneut zur Kasse für weitere herunterladbare Inhalte. Darunter befinden sich wie öfters Kostüme mit anderer Hintergrundmusik, Dämonen, Gegenstände zur Erhöhung von Droprates. Diesmal gibt es aber direkt zu Release das Nebenszenario “Die verlorenen Zahlen”, welches einen neuen Charakter, einen neuen Dungeon und viele Nebenquests mit sich bringt. Wäre dieser Content erst später angekündigt und veröffentlicht worden, okay. Aber was spricht dagegen, den fertigen Zusatzinhalt einfach in das Spiel zu integrieren? Geld.

Fazit

Soul Hackers 2 stellt ein Revival eines sehr nischigen und kultigen Titels dar, ohne groß Bezug zu diesem zu nehmen. Als Teil des Shin-Megami-Tensei-Franchise bringt es natürlicherweise Dämonen und Dungeon-Crawling mit sich und kombiniert dies mit einer mittelmäßig gut erzählten Geschichte sowie interessanten Charakteren, die wahrscheinlich das Highlight des Spiels sind. Mit den Kombos und der Dämonentanz-Mechanik bringt es etwas frischen Wind in die üblichen Kampfroutinen der Reihe, bietet aber spielerisch abseits von vielem Latschen durch Dungeons nicht allzu viel mehr.

Das Spiel lässt sich für Fans von Shin Megami Tensei sowie Old-School-JRPGs empfehlen, denn einen solchen Eindruck hinterlässt es als Gesamtpaket in Sachen Feinschliff und Budget. Soul Hackers 2 wird Abnehmer in dieser Nische finden, als einen Mainstream-Hit wie Persona 5 sehe ich es nicht. Alle anderen können bestimmt etwas auf einen Sale warten, wenn Interesse besteht.

 

Story

Das Ende der Welt wurde prognostiziert – wir müssen es mit Ringo und ihren Verbündeten aufhalten.

Gameplay

Bekanntes Shin-Megami-Tensei-Dungeon-Crawling. Kämpfe gegen Dämonen mit einer neuen Kombo-Mechanik.

Grafik

Schicke Charaktermodelle und -zeichnungen treffen auf teils uninspirierte Umgebungen in Dungeons. Hoch aufgelöste Grafik und keine Ruckler auf PS5.

Sound

Stimmiger Soundtrack von Studio Monaca, der allerdings mehr NieR- als SMT-Feeling aufkommen lässt.

Sonstiges

Ein zusätzliches DLC-Szenario ist ab Release direkt erhältlich. Es gibt eine Option für New Game+ nach dem ersten Durchspielen.

Bildmaterial: Soul Hackers 2, Atlus