Das neue PlayStation Plus ist keine Konkurrenz für den Xbox Game Pass – und will es ganz offensichtlich auch gar nicht sein. Es wurde von Medien natürlich gerne als Konkurrenzprodukt stilisiert, denn natürlich ist das populär. Natürlich hatte sich bestimmt auch der ein oder andere Sony-Fan mehr gewünscht.
Auch Phil Spencer hat die Erwartungen geschickt gelenkt, indem er, angesprochen auf einen Konkurrenzdienst von Sony, einen solchen als „unvermeidlich“ betrachtete und es als „richtige Antwort“ bezeichnete, Dinge „am ersten Tag im Abo verfügbar“ zu machen. Sicherlich wohlwissend, dass das bei Sony PlayStation nie so richtig zur Debatte stand.
Sony hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass es Day-One-Veröffentlichungen von First-Party-Games in einem Sony-Abodienst nicht geben würde. Das hat Jim Ryan heute auch noch einmal deutlich gemacht: „Die Investitionen, die wir in unsere Studios tätigen müssen, wären nicht möglich, und wir glauben, dass die Auswirkungen auf die Qualität der Spiele, die wir entwickeln, nicht den Wünschen der Spieler entsprechen würden.“
Die Day-One-Veröffentlichungen von First-Party-Blockbustern sind es auch, die den größten Unterschied zwischen den Abo-Diensten der Hersteller ausmachen. Sony hat hier nicht angegriffen und wollte es auch gar nicht. Während diese Spiele-Veröffentlichungen beim Xbox Game Pass tatsächlich ein Selling-Point sind, sind sie für PlayStation schlicht unwirtschaftlich.
Mehr Geld pro Kunde, mehr Gegenleistung
Und so zielt der neue Service auch nicht unbedingt darauf ab, neue Kunden zu gewinnen. Sondern zunächst mal die etwa 50 Millionen PlayStation-Abos (Now und Plus) in teurere Stufen umzumünzen und zukunftssicher zu machen. Und vielleicht auch noch etwas aus dem missglückten PS Now herauszuholen.
Viele interessierte PS-Plus-Abonnenten werden sich das alte PS-Now-Modell einverleiben, ohne dass sie es merken und obwohl es sie zuvor überhaupt nicht interessiert hat. Das liegt natürlich auch an den zusätzlichen Anreizen, allen voran der Bibliothek an PS4- und PS5-Spielen.
Auch die große Spiele-Auswahl an Klassikern ist attraktiv. Eine Abwärtskompatibilität hinter einer Paywall würden das manche nennen. Natürlich gibt es kein Gesetz, das Sony vorschreibt, man müsse die gleichen Anstrengungen wie Xbox auf diesem Feld unternehmen. Aber ja, unzählige Spiele sind nativ abwärtskompatibel auf Xbox Series.
Keine weiteren Anstrengungen bei Now
Bei PlayStation Plus sind PS3-Spiele hingegen Teil eines Premium-Abo-Modells (bei Nintendo übrigens ähnlich) und noch dazu gestreamt. Hier zeigt sich auch das größte „Problem“ vom „neuen PlayStation Plus“: PlayStation Now gab es nur in ausgewählten Regionen und hier hat man auch nicht weiter investiert und neue Länder erschlossen, sondern bietet mit PlayStation Plus Deluxe schlicht ein abgespecktes Modell an, das die Now-Features exkludiert. Problem in Anführungszeichen, weil es für Sony offenbar keines ist.
Sony wird aus seinem Abo-Service trotzdem mehr herausholen, selbst wenn man keinen einzigen neuen Abonnenten gewinnt. Das ist wohl auch das primäre Ziel der Neuerungen. Eine riesige Abo-Basis hat man bereits. Einige haben davon geträumt, dass Sony mit dem neuen Service ein Schritt näher zum „Netflix für Videospiele“ kommt.
Kein „Netflix für Videospiele“
„Aber das Medium Videospiele unterscheidet sich so sehr von Musik und linearer Unterhaltung, dass ich nicht glaube, dass es auf ein Level wie Spotify oder Netflix gelangt“, sagt Jim Ryan dazu. Oder, anders: Jim Ryan glaubt nicht, dass sich ein solches Modell in diesem Medium jemals rechnen könnte.
Stattdessen sieht Ryan einen anderen Trend, nämlich den der Live-Service-Games. Einige der Live-Service-Games seien heutzutage für sich selbst genommen Abo-Dienste. „Dieses Phänomen des Live-Service-Spiels hat das enorme Wachstum der Spieleindustrie, das wir in den letzten zehn Jahren erlebt haben, zu einem großen Teil angetrieben“, so Ryan weiter. Wenn man ein Modell suche, dass anhaltende Unterhaltung über einen langen Zeitraum bietet, sei das Modell des Live-Service-Games das bessere Abo-Modell.
Ihr erinnert euch an die Übernahme von Bungie?
Nicht Game Pass vs. PS Plus
Sony liegt offensichtlich nicht viel daran, dass sich potenzielle Neukäufer zwischen einem Xbox Game Pass und PlayStation Plus entscheiden. Auch, weil man schlicht glaubt, dass das nicht die Zukunft ist. Zumindest nicht in der Intensität, in der es Xbox betreibt. Stattdessen baut man weiter auf seine Basis und darauf, dass sich Leute zwischen der Xbox Series und der PlayStation 5 entscheiden. Das neue PlayStation Plus soll gar kein direktes Konkurrenzprodukt zum Xbox Game Pass sein.
Und das ist auch völlig in Ordnung. Das neue PlayStation Plus legt andere Schwerpunkte und vor allem kann jeder, den das alles nicht interessiert, einfach mit (oder ohne) PlayStation Plus weitermachen. PlayStation Plus wird einfach zu PlayStation Plus Essential und kostet auch nicht mehr. „Niemand ist verpflichtet, irgendetwas zu tun“, sagt Jim Ryan. Das neue PlayStation Plus ist nicht „schlechter“ als der Xbox Game Pass, es ist etwas anderes.
Bildmaterial: Sony PlayStation