Titel | Shin Megami Tensei V |
11. November 2021 | |
Atlus | |
12. November 2021 | |
Sega | |
12. November 2021 | |
Nintendo | |
System | Nintendo Switch |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Atlus |
Genres | JRPG |
Texte | |
Vertonung |
Wenn es euch wie mir geht, dann hattet ihr bis 2021 AB (Anno Bethel) noch keine Berührungspunkte mit der Shin-Megami-Tensei-Serie gehabt. Ihr kennt vermutlich Persona, habt wie ich eventuell mit Persona 3 angefangen, wart absolut verliebt in Persona 4 Golden (Every day’s great at your Junes!) und habt euch dem absoluten Style-Overload hingegeben im überaus kreativen Persona 5. Dunkel wisst ihr, dass die Persona-Reihe eigentlich ein Spin-off von Shin Megami Tensei ist. Das Interesse am fünften Teil ist also groß bei euch, wie bei mir!
Lest hier, wieso Shin Megami Tensei V das beste und schlechteste Spiel ist, das ich dieses Jahr gespielt habe. Wieso es süchtig macht, wieso es mich manchmal zur Verzweiflung brachte und was Bethel aus dem ersten Satz eigentlich ist.
Bethel ist ???
Ja was ist Bethel denn nun, liebe Story? Hallo? Hallo, Story, hörst du mich? mich…ich…ch…Hallo Echo!…cho!…ho! ho! ho! Die Story vom Weihnachtsmann ergibt mehr Sinn und ist mit mehr Gefühl erzählt als die Story von Shin Megami Tensei V (ab jetzt abgekürzt als SMT V). Um es auf den Punkt zu bringen, die Story von SMT V ist im besten Fall nicht vorhanden und im schlimmsten Fall eine absolute Katastrophe. Der Start des Spiel überschlägt sich fast.
Man kann es kaum erwarten, euch in die erste Dungeon-Map zu werfen. Schnell, schnell, Dialoge weiter, komm schon, blabla, ja endlich Monster. Man beginnt die Story als namenloser Schüler, den man benennen darf. Fünf Minuten später ist man ein gottgleiches Wesen in einem zerstörten Tokio, ein „Freund“ wurde von einem Engel entführt, um euch sind Dämonen und ihr reagiert absolut null darauf.
Überhaupt reagieren die meisten Charaktere nicht normal auf Situationen. Die Herzen und Gefühle dieser Charaktere wurden mit Steinen und Watte ersetzt. Man baut null, 0, zero, gar keine, Beziehung zu den Charakteren auf. Darum interessieren uns etwaige Schicksalsschläge auch absolut nicht. Wenn „Freunde“ von uns sagen: „Hey, so kenn ich dich!“, kann man sich als Spieler nur denken: „Wovon redest du?! Wir haben kaum zwei Sätze miteinander gesprochen!“ Die Charaktere, die man gleich zu Anfang trifft, sind entweder alle Teil einer Geheimorganisation (oh, was für ein schöner Zufall!) oder rückgratlose Witzfiguren.
Als ob das noch nicht genug ist, soll man mit Dämonen gegen Dämonen kämpfen (und tut das auch), aber Dämonen sind böse und man kann ihnen nicht trauen. Und Engel sind auch Dämonen sowie alle Götter, aber nicht DER Gott …ähm okay? Was ist nun Bethel? Keine Ahnung.
Ihr werdet froh sein, wenn ihr die euch hingeworfene Story irgendwie schlucken könnt. Zumindest so lange, bis ihr sie zu ignorieren anfängt. Ein absoluter Absturz von derselben Firma, die Persona 4 und 5 gemacht hat. Die Story ist „Wir brauchen einen Grund für zahlreiche Kämpfe“. Gut, die Story ist also eine absolute Katastrophe. Großer Minuspunkt hier. Dafür sind die Kämpfe großartig!
Ich bin NOCH nicht tot
Wenn ihr nicht taktisch vorgeht, seid ihr bald sehr schnell tot. Egal, ob normaler Kampf oder ganz zu schweigen von den Bossen, die Kämpfe sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die taktische Komponente bringt aber viel Spaß in die Kämpfe, da man nicht einfach blind durchbrettern kann. Gegner haben Schwächen bei gewissen Elementen und wenn ihr diese trefft, bekommt ihr einen weiteren Zug (aber nur einen weiteren für diesen Charakter in dieser Runde).
Dasselbe ist aber auch bei euch der Fall: Ihr habt auch Schwächen und die Gegner können diese teilweise beinhart ausnutzen, wobei sie euch schon mal schnell das Licht auslöschen. Zum Glück kämpfen wir mit Dämonen auf unserer Seite, die entweder in Gesprächen mitten im Kampf davon überzeugt werden können, die Seite zu wechseln und unserem Team anzugehören, oder die ihr durch Fusionierung erhaltet. Dabei mischt ihr zwei oder mehr Dämonen und erzeugt stärkere.
Es gibt eine große Vielfalt an Dämonen, die ihr sogar anpassen könnt. Hat ein Dämon nicht die Fähigkeit, die günstig wäre in einem Kampf? Dann kann man ihm diese geben. Ebenso kann der Held laufend der Situation angepasst werden und so werden Bosskämpfe, die teilweise unmöglich scheinen, machbar. Man geht in das Menü, passt die Fähigkeiten und Schwächen seiner Gruppe an den Boss an und das nächste Mal ist so viel schöner.
Sterbt ihr im Kampf, dann ist übrigens sofort Game Over… einen erneuten Versuch gibt es nicht. Dieser zusätzliche Nervenkitzel macht die Kämpfe noch spannender, weil man wirklich etwas zu verlieren hat. Das Sammeln und Fusionieren der Dämonen ist eine der großen Stärken von SMT V. Kommen wir zu weiteren Stärken: Musik, Atmosphäre und Level-Design.
Wow, wow, wow
Zwar nicht die kreativste Überschrift für diesen Abschnitt, aber es trifft zu. Zuerst die Musik: Man wird sich wohl nicht unbedingt den Soundtrack kaufen wollen, aber die Musik ist herausragend im Spiel. Sei es die Kampfmusik, die angespannt wartet, bis ihr eine Aktion macht und dann – BAMM! – geht sie auf 180. Oder die kreativ-bedrückende Musik für die unterschiedlichen Kartenabschnitte im zerstörten Tokio.
Wenn man schon irgendwo depressiv sein will, dann bitte hier. Apropos depressiv sein: Das zerstörte Tokio ist gruselig-schön anzusehen. Eine Wüstenlandschaft, in der zerfallene Ruinen stehen, gespickt mit Wahrzeichen aus Tokio. Ein mysteriöser Himmel, an dem wir seltsame, schwebende Objekte erkennen können. Obwohl es die totale Zerstörung ist, das Ende der Menschheit sozusagen, ist es einfach schön anzusehen.
Das Level-Design selbst ist absolute Spitze. Die Karten sind nicht nur groß, sondern auch so komplex, dass sie zum Erkunden einladen oder sogar zwingen. Hier raufspringen, da wieder runter, hier eine Brücke, da geht es nicht weiter, wie kommt man nun voran? Es erinnert ein bisschen an Breath of the Wild, wenn man selbst erkunden kann und nicht alles auf dem Silbertablett serviert wird.
Selbst ein Dungeon, der nicht in einer offenen Welt ist, ist ein dreidimensionales Labyrinth an Wegen und Ventilatoren, die euch durch die Gegend schleudern können, und lädt zum Nachdenken ein. Gepaart mit der herrlichen Atmosphäre und unterstützt von der superben Musik, verbringt man einfach gerne viel Zeit in dieser harschen Welt voller gefährlicher Monster und brutaler Kämpfe. Diese herrliche Welt, die sich manchmal erst langsam vor euren Augen aufbaut…
Merry Pop-ins
Nicht nur ihr liefert euch schwere Kämpfe, auch die Konsole kommt ordentlich ins Schwitzen. Es grenzt beinahe schon an Lächerlichkeit. Pop-ins von Objekten und Texturen sind gang und gäbe. Ich rede hier nicht von weit entfernten Objekten, nein, relativ nahen passiert das auch. Einmal war es so schlimm, dass ich in einer Cutscene (!) dachte, ein Engel habe die Augen geschlossen und öffne sie plötzlich… bis ich draufgekommen bin, dass die Augen erst noch geladen wurden. Texturen bauen sich manchmal direkt vor euren Augen auf, während die Ventilatoren der Konsole am Durchdrehen sind.
Entfernte, animierte Objekte haben (und das ist kein Witz) geschätzte 5 Frames pro Sekunde. Kommt man auf mittlere Distanz, erhöht sich das auf vielleicht 15. Bis man schließlich fast schon auf den Gegner draufsteigt und er endlich so etwas wie 30 FPS bekommt. Ich habe es zwar nicht gemessen, aber glaube nie im Leben, dass das Spiel in 30 FPS läuft. Man merkt einen deutlichen Lag in der Bewegung von Charakteren und Gegnern, an den man sich aber schnell gewöhnt. An Daumenkino-Gegner in 20 Meter Entfernung kann und will ich mich aber beim besten Willen nicht gewöhnen. Ich habe mehr als 400 Spiele in meinem Leben gespielt und so etwas noch nie gesehen.
Die Animation der Charaktere unserer Gruppe ist ebenfalls unter Durchschnitt. Alles, was man in Persona 5 über schicken Stil gelernt hat, hat man bei SMT V aus dem Fenster geworfen und einen Kandidaten für das hässlichste Menü aller Zeiten erstellt. In den Textboxen selbst kommen Animationen vor, die „cool“ sein sollen (?), aber einer schwächelnden Nintendo Switch sicher auch nicht gerade helfen.
Ein Alptraum: Atmosphäre, Erzählstil und Technik
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Shin Megami Tensei V, Nintendo, Atlus