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Im Test! Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers

Titel Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers
Japan 28. Oktober 2021
Koei Tecmo
Nordamerika 28. Oktober 2021
Koei Tecmo
Europa 28. Oktober 2021
Koei Tecmo Europe
System PlayStation 4, PlayStation 5, Nintendo Switch, Xbox One, Xbox Series X/S, PCs
Getestet für PlayStation 4
Entwickler Koei Tecmo
Genres Survival Horror, Photography
Texte
Deutschland Nordamerika
Vertonung Nordamerika Japan

Lange Zeit schien Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers zusammen mit Wii U in die ewigen Jagdgründe eingegangen zu sein. Auch um die Serie selbst, die mit diesem Titel fünf Hauptspiele zählt, ist es über die Jahre recht ruhig geworden. Nun lockt man mit einem Re-Release, was Serienfans mit süßen Hoffnungen und Erwartungen erfüllt.

Project Zero, Fatal Frame oder einfach nur Zero, drei verschiedene Namen trägt die Serie über den Globus verteilt. Jedoch weiß man stets, wo man dran ist, wenn es darum geht, mit einer Kamera Geistern den Garaus zu machen. Damit die Serie nicht weiterhin ein nischiges Dasein pflegt, erscheint Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers nun auch auf weiteren Plattformen.

Ob ein alter Wii-U-Schinken heute noch überzeugen kann und vor allem, ob man es hier mit einem überzeugenden Vertreter des Horror-Genres zu tun hat, schauen wir uns einmal etwas genauer an. Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt des Jahres für dieses Remaster.

Anspannung garantiert

Der Geruch von modrigem Holz liegt in der Luft, die Böden von Quellwasser überzogen. Ein junges Mädchen ganz allein, suchend, das Wasser bedeckt ihre Schenkel bis zum auffallend kurzen Rock. Anspannung füllt den Raum, alles ist feucht, plötzlich greifen unzählige Hände nach ihrem Körper. So führt Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers in die Geschichte ein und setzt somit schon klar die Atmosphäre für das ganze Spiel.

Horror ist nicht immer einfach in Medien umsetzbar, vor allem in Videospielen. Meist versteift man sich auf einfache Stereotypen und wirft den ein oder anderen Jumpscare hinein, um es hinter sich zu bringen. Project Zero fängt hingegen gerade die Art des japanischen Horrors recht gut ein. Auf einfache Schockmomente wird verzichtet und man setzt komplett auf eine bedrückende, angespannte Atmosphäre. Der Hikami-Berg dient hier als interessanter, menschenleerer und mit Mysterien gefüllter Schauplatz, der exzellent zur Spannung beiträgt.

An den drei Protagonisten liegt es nun, die Geheimnisse um den Berg und die unerklärlich verschollenen Personen zu lüften. Hierbei tragen auch die Hauptcharaktere ihre verschiedenen Bürden mit sich, die sich nach und nach offenlegen. Die Erzählstruktur ist nicht wirklich geradlinig und weiß aufgebaute Spannung auch schnell wieder in eine andere Richtung zu lenken, was manche SpielerInnen durchaus aus der Immersion reißen kann. Dem Horror- oder mehr Anspannungsaspekt wird man jedoch durchweg gerecht.

Geister sind nicht fotogen

»Auf einfache Schockmomente wird verzichtet und man setzt komplett auf eine bedrückende, angespannte Atmosphäre.«

Auch wenn man storytechnisch eher mit der Unsicherheit spielt und Bedrohungen mehr andeutet, als wirklich umzusetzen, so kommt es in Project Zero dennoch natürlich auch zu gefährlichen Geisterbegegnungen. Hier kommt die sogenannte Camera Obscura ins Spiel, die mit gezielten Fotografien Geistern Schaden zufügen kann. Verschiedene Filmrollen oder Objektive verstärken entweder den Schaden oder haben andere Fähigkeiten, die unseren Hobbyfotografen im Kampf gegen böse Mächte zur Seite stehen.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist nicht nur möglichst viel des Geistes aufs Foto zu bekommen, sondern auch der richtige Moment. Je nach Art der Erscheinung wird bei bestimmten Bewegungen ein „tödliches Foto“ ausgelöst, welches es ermöglicht, in einem kurzen Zeitfenster mehrere Bilder hintereinander zu schießen und den Schaden so zu multiplizieren. Timing ist für effektive Kämpfe wichtig, aber auch überhaupt sollte man eher Abstand von einer Paparazzi-Attitüde nehmen, denn die Filme brauchen immer eine Weile, bis sie wieder einsatzbereit sind.

Die Camera Obscura wird in Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers auch für manche Rätsel eingesetzt. Hier gilt es zum Beispiel, Orte oder Personen aus Visionen zu finden und ein gezieltes Foto zu schießen, um Türen zu öffnen oder wichtige Notizen freizuschalten. Passive Erscheinungen und Geister findet man auch zuhauf. Ein Foto von diesen bringt wichtige Punkte, um die Kamera weiter zu verbessern, um gegen nicht wohlgesonnene Seelen gewappnet zu sein.

Ich bin ganz feucht

Die Eingangsszene zeigt es schon ganz gut. Das allumfassende Thema ist Wasser und ohne viel über die Geschichte zu erzählen, spielt auch dieses Thema eine große Rolle im Gameplay. So gibt es eine sogenannte Feuchtigkeitsleiste, die sich durch noch recht logische Umstände wie Regen oder Spritzwasser auffüllt, allerdings setzt es der Leiste auch zu, wenn man durch Geister Schaden nimmt oder man gewisse Visionen triggert. Angstschweiß nehmen wir mal einfach an…

Visuell wird die Feuchtigkeitsleiste zum einen durch eine dynamisch blühende Knospe dargestellt, zum anderen sind die Spielfiguren auch sichtlich durchnässt, was besonders die kleinen Ferkel unter den SpielerInnen freuen dürfte, denn bei solchen Wetterumständen ist weiße Kleidung immer stets die beste Wahl. Dementsprechend wurde natürlich auch an verschiedene Kostüme gedacht, die dem Wet-Look ein wenig Abwechslung spendieren.

Spielerisch sorgt eine volle Feuchtigkeitsleiste für eine stärkere Wahrnehmung des Übersinnlichen. Es tauchen also mehr Geister auf und die Angriffsstärke der Camera Obscura wird erhöht. Die Feinde sind dafür aber auch aggressiver und teilen mehr aus. Es liegt also an einem selbst, ob man die Gefahr eingeht und mehr Punkte sammeln möchte oder lieber erst einmal eine Pause zum Trocknen einlegt.

Technik, die nicht begeistert

Auch wenn Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers auf der ein oder anderen Plattform eine höhere Auflösung als das Original auf Wii U haben wird, so würde ich persönlich hier eher von einem Re-Release oder Port sprechen wollen. Für ein Remaster fehlt es nämlich an vielen Stellen am Feinschliff. Teilweise pixelige Texturen, furchtbare Lippenasynchronität und langsame Bewegungsabläufe zeigen die noch bestehenden Altersfalten auf.

Schon auf Wii U legte man den Fokus mehr auf die Heldinnen und deren mit Tropfen oder Schmutz benetzten Körper, sowie deren äußerst schnell durchnässten und somit durchsichtigen Kleider. Technisch ist das tatsächlich gut umgesetzt, allerdings hat man andere Stellen dafür etwas schleifen lassen. Auch bei dieser Neuveröffentlichung ist also in der Hinsicht noch Luft nach oben.

Die wohl gewollte Langsamkeit des allgemeinen Gameplays wurde wahrscheinlich aus atmosphärischen Gründen gewählt, erweist sich aber als extrem unkomfortabel in manchen hektischen Situationen, die schon beim Kampf gegen zwei Gegner auftreten können. Sei es die nicht wirklich responsive Steuerung oder das unmotivierte Wegrennen der Spielfiguren. So etwas zieht einen letztlich wirklich aus einer spannenden Atmosphäre rein in zornigen Frust.

Atmosphäre mit Horror-Ästhetik

Das Gameplay mag einen zwar manchmal aus dem Konzept reißen, jedoch hat man als Basis designtechnisch eine wirklich dichte Atmosphäre geschaffen. Der gruselige Berg mit seinen verwinkelten Wäldchen und verlassenen Häusern, Tempeln oder Friedhöfen ist definitiv eine äußerst gute Umgebungswahl und wirkte stets ungewöhnlich bedrohlich auf mich.

Auch wenn die Darstellungen und Kamerawinkel oft eher einem männlichen Blick schmeicheln, so kann die leicht erotisierte Horror-Ästhetik durchaus zu einem zusätzlich bedrückenden Gefühl führen und erfüllt somit voll und ganz seinen Zweck. Eine recht gute Darbietung des klassischen japanischen Horror-Genres, welche man schwer in Worte fassen kann und eher erlebt werden will.

Musikalisch schlägt man ganz klar in dieselbe Kerbe. Weniger ist hier mehr, so verzichtet man fast gänzlich auf eine musikalische Untermalung und lässt die Geräuschkulisse für sich sprechen. Auch das gelingt meiner Ansicht nach sehr gut und verlangt keinerlei Verbesserungen. Die Synchro, auch wenn recht akzeptabel, verliert leider etwas an Durchschlagskraft, wenn man die nicht vorhandene Lippensynchronität in Betracht zieht.

Nie war fotografieren gruseliger

Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers zeigt zwar ein paar technische Schwächen, allerdings kann das Spiel mit seiner Atmosphäre und Horror-Ästhetik im Audiovisuellen durchaus überzeugen. Fotografieren war sicherlich nie gruseliger und auch allein das Spielprinzip ist nahezu einzigartig und verlangt eigentlich nach einem neuen Ableger.

Es bleibt abzuwarten, wie gut die Neuauflage des Wii-U-exklusiven Titels ankommen wird. Das beunruhigende und anspannende Gefühl in der Brust dürfte allerdings Freunde des japanischen Horrors überzeugen können.

Für das, was es sein will, macht Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers einen recht guten Job. Die technischen Mängel schieben wir einmal auf Nintendos Wii U, da kräht eh kein Hahn mehr nach…

 

Story

Am Hikami-Berg verschwinden Leute auf unerklärliche Weise. Bewaffnet mit einer Kamera gilt es, das Geheimnis des Bergs zu lüften.

Gameplay

Fotomodus als tatsächliches Gameplay-Element, um sich gegen Geister zu wehren. Technisch leider nicht immer zufriedenstellend.

Grafik

Trotz Grafik mit kleineren Altersanzeichen designtechnisch gelungen.

Sound

Die Geräuschkulisse gibt den Ton an.

Bildmaterial: Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers, Koei Tecmo, Nintendo

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