Titel | Olympia Soirée |
16. April 2020 | |
Idea Factory | |
9. September 2021 | |
Aksys Games | |
9. September 2021 | |
Aksys Games | |
System | Nintendo Switch |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Otomate |
Genres | Otome (Visual Novel) |
Texte | |
Vertonung |
Olympia Soirée erschien am 9. September 2021 bei uns für Nintendo Switch und stellt somit den gerade frischesten Titel des Entwicklers Otomate dar, der im Westen erschienen ist. Aus der Feder des Entwicklerteams stammen bereits bekannte Titel wie die Hakuoki-Reihe, Code: Realize, Collar X Malice und die Psychedelica-Titel.
Die Gemeinsamkeit dieser Spiele findet sich in deren Genre wieder, denn sie alle gehören zu den sogenannten Otome-Spielen. Otomes stellen dabei ein Subgenre von Visual Novels dar, in denen meist eine junge Frau die Hauptrolle übernimmt. Mit dieser gilt es dann, verschiedenen potenziellen PartnerInnen näherzukommen – kurz gesagt: Es handelt sich bei Otomes meistens um Liebesgeschichten.
Hier staunte ich bei Olympia Soirée nicht schlecht, als ich gesehen habe, dass dieses Otome tatsächlich ab 18 Jahren freigegeben ist. Schaut man sich die bisherigen Spiele der Entwickler an, lässt sich feststellen, dass dies nur auf einen kleinen Teil zutrifft. Dies weckte die Hoffnung auf ein ernsteres Spiel in mir, was auch definitiv erfüllt wurde.
Insel Tenguu: Voller Tradition, Diskriminierung und Kultur
Hierfür stelle ich euch die grobe Ausgangslage der Geschichte vor. Ihr schlüpft in die Rolle von Olympia, der einzigen Überlebenden der weißen Klasse. Vor 13 Jahren ereignete sich eine Tragödie auf ihrer Heimatinsel, weswegen sie diese verlassen und von da an auf der Nachbarsinsel Tenguu leben musste. Ihre Aufgabe ist es dabei, wie die anderen Frauen der weißen Klasse vor ihr, die Sonne anzubeten, damit diese nicht ihr Licht verliert. Wäre dies der Fall, würde sich die Welt in ewige Finsternis stürzen und nicht mehr bestehen können.
Das Spiel beginnt mit dem 18. Geburtstag von Olympia. Sie erreicht das heiratsfähige Alter und muss einen Partner finden, durch den sie Kinder gebären und somit die Linie der weißen Klasse fortführen kann. Als einzige Überlebende ihrer Klasse – welche den höchsten Rang auf der Insel Tenguu genießt – steht ihr die Wahl ihres Partners frei und sie möchte dem Wunsch ihrer Mutter nachkommen, ihren Seelenverwandten zu finden.
An dieser Stelle möchte ich euch das Klassensystem von Olympia Soirée vorstellen. Die weiße Klasse genießt durch ihre Nähe zur Sonne den größten Vorteil durch die freie Wahl des Partners. Ansonsten ist zwischen den nächsthöheren Klassen – denen der Primär- und Sekundärfarben – die Erhaltung der Farbklasse sowie die Politik dahinter oberste Priorität. Die beiden Klassen der Primär- und Sekundärfarben leben auch auf der Oberfläche der Insel Tenguu. Unter der Erde leben die drei unteren Klassen: Menschen, die zwei oder mehrere Farben gleichzeitig aufweisen oder die schwarze Klasse, welche mit der gefürchteten Finsternis in Verbindung gebracht wird.
Eine solche Klassengesellschaft bringt natürlich viele Problematiken mit sich. In Olympia Soirée wird diese stark behandelt und von verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Hier kann ich das erste Lob aussprechen: Diese Ausgangslage wird meiner Meinung nach mit Bedacht behandelt und sehr interessant vermittelt. Dies führt uns auch zum stärksten Punkt des Titels:
Stichpunkt Worldbuilding
Olympia Soirée ist womöglich das erste Otome, welches mich vor allem durch seine Geschichte anstatt durch die potenziellen Partner mitgerissen hat. Die jungen Männer sind dabei vielfältig und bieten für jeden Geschmack etwas und dennoch wollte ich mehr als „nur“ die Romanze miterleben. Ich wollte wissen, wieso die Menschen auf der Insel so handelten, wie sie es tun.
Wie die Menschen – auf und unter der Erde – mit dem Klassensystem umgehen und was denn tatsächlich dahintersteckt. Hier muss ich zu meiner Überraschung zugeben, dass mir die letzte Route auch am besten gefallen hat, da die Mysterien hinter der Insel Tenguu aufgeklärt wurden. Die Überraschung stammt dabei daher, dass mich der Partner der letzten Route dabei tatsächlich weniger interessierte.
Eine gute Geschichte ist dabei nicht das Einzige, das hinter Olympia Soirées Worldbuilding steckt. Neben den potenziellen Partnern gibt es noch weitere Charaktere, die genauer beleuchtet werden. In Otome-Spielen merkte ich dabei für mich persönlich, dass mich diese selten so sehr wie die PartnerInnen interessierten und nur da zu sein schienen, um ihre eine Aufgabe für die Geschichte auszuführen.
In Olympia Soirée hätte ich stattdessen lieber mehr Zeit auf der Insel Tenguu verbracht, um diese mitsamt ihren Bewohnern besser kennenzulernen. Die Nebencharaktere machten die Welt hier definitiv lebendiger und glaubwürdiger – gleichzeitig weckten sie in mir leichten Frust. Ich hätte gerne zwei bis drei weitere Routen zur Verfügung gestellt bekommen, um auch mit ihnen eine Romanze zu erleben.
Empfohlene Reihenfolge und mehr Futter
An dieser Stelle möchte ich für hungrige LeserInnen die After Stories und die Memoiren der verschiedenen Charaktere empfehlen. Während die After Stories oft eine niedliche Geschichte mit den potenziellen Partnern darstellen, geben euch die Memoiren einen tieferen Einblick in die Gedankenwelt der vertretenen Charaktere. Hier fand ich es sehr interessant, die eine oder andere Hintergrundgeschichte zu lesen, welche das Verhalten mancher Charaktere besser erklärte. In der Regel interessiert mich dieser zusätzliche Content nach dem Abschluss der Hauptgeschichten eher wenig, doch in Olympia Soirée brauchte ich ihn regelrecht.
Übrigens gibt es auch von der Schreiberin der Geschichte eine empfohlene Spiel-Reihenfolge für die Routen eurer potenziellen Partner, die lautet: Riku à Tokisada à Yosuga à Kuroba à Himuka à Akaza. Die Empfehlung stammt aus dem Anteil der Hintergrundgeschichten gewisser Charaktere oder der Spielwelt in jeder Route – diese Reihenfolge soll euch die logischsten Übergänge vorweisen.
Ich habe sie auch befolgt und kam immer problemlos der Geschichte nach. Bevor ihr Himukas Route anwählen könnt, müsst ihr die ersten vier (in beliebiger Reihenfolge) durchgespielt haben. Akazas Route wird zuletzt frei. Dies liegt an dem schieren Anteil für die Hauptgeschichte der Welt, der sich in diesen beiden Routen befindet. Somit bleibt es bis zum Ende spannend.
Nichts für Zartbesaitete
Ein Wort der Warnung möchte ich hingegen für manche der Thematiken, aber vor allem für gewisse Bad Endings aussprechen. Hier ist Olympia Soirée alles andere als zimperlich und konfrontiert euch mit einigen schrecklichen möglichen Ausgängen, weswegen eine Suche nach Trigger Warnings im Netz vielleicht angebracht wäre, wenn ihr darüber verunsichert seid.
Auf einer weniger negativen Note möchte ich an dieser Stelle auch gesagt haben, dass die Altersempfehlung ab 18 nicht nur für düstere Stellen, gewalttätige Momente und ernste Thematiken gesetzt ist. Dieses Spiel bietet auch starke Andeutungen auf Geschlechtsverkehr mit euren potenziellen Partnern an. Zwar seht ihr keine expliziten Bilder davon und lest nichts über den Akt selbst, doch geht es manchmal davor doch sehr zur Sache. Ich selbst sehe das als eine willkommene und erwachsene Abwechslung zur sonstigen hochgeschaukelten Kussszene in solchen Spielen, aber denke dennoch, dass dieser Punkt wissenswert ist.
Zum Spielen ein Genuss
Kommen wir zum rein Spielerischen, muss ich Olympia Soirée weiter loben. Essenzielle Punkte wie Text- und Autogeschwindigkeit, Textboxtransparenz, Charakter-Avatare sowie weiteres lassen sich je nach Belieben einstellen. Speziell für den Handheldmodus lassen sich eine Log- und eine Menü-Anzeige an den oberen Bildschirmrändern einsetzen, welche per Berührung mit den Fingern anwählbar sind. Neben der gewöhnlichen Speicherfunktion gibt es auch eine Schnellspeicherfunktion.
Mich begeisterte die Option, dass man ein Meter einschalten kann, welches euch bei einer der seltenen Gesprächsoptionen darauf hinweist, ob ihr für oder gegen die Gunst eures potenziellen Partners geantwortet habt. Wenn ihr solche Spiele ohne Guides spielt und dennoch Hinweise zu eurer Auswahl haben wollt, bedient diese Option das Bedürfnis. Die ansonsten vorhandene Vielfalt in den Einstellungen fehlt bei der Sprachauswahl – das Spiel gibt es mit japanischer Synchronisation und englischen Texten.
Visuell sticht Olympia Soirée höchstens durch seinen Zeichenstil heraus. Bei den Charakteren sind zwar die Lippenbewegungen animiert, doch gestaltet sich der Rest von ihnen eher statisch. Dies fällt recht klassisch aus. Musikalisch hat mir das Spiel hingegen sehr gut gefallen. Manche Stücke werdet ihr sehr oft hören und doch sind sie mir bei meiner circa 35-stündigen Spielzeit nie nervig aufgefallen. Andere Stücke hingegen werden seltener eingesetzt und ich merkte, wie mir vor allem drei davon sehr gut gefielen. Nicht viele Visual Novels erreichen dies bei mir, was umso mehr Grund zur Freude war.
Fazit
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Olympia Soirée, Aksys Games, Idea Factory, Otomate