Dass Spiele digital erscheinen, ist eine Selbstverständlichkeit. Das war es nicht immer. Es ist gar nicht so lange her, da haben wir Module und CDs gekauft, eingelegt und losgezockt. Na gut, vielleicht ist es doch lange her. Einen 20GB großen Day-One-Patch gab es damals nicht. Es gab keinen Season-Pass. Die Spiele waren fertig und fehlerfrei – na ja, meistens.
Heute ärgern wir uns mit Spielen herum, die unfertig ins Presswerk kommen. In den Tagen bis zum Launch wird es das Entwicklerteam im Crunch schon noch richten. Wenn nicht, kann man immer noch einen Patch nachschieben. Patches sind Fluch und Segen. Aber was auf jeden Fall ein Segen ist, ist der Digitalvertrieb von Videospielen.
Wir, damit meine ich uns Sammler, schreien immer nach physischen Veröffentlichungen. Das lässt uns vergessen, wie wertvoll der Digitalvertrieb eigentlich ist, den wir inzwischen als gegeben hinnehmen. Ist das die Botschaft, die Devolver Digital mit dem „Physical Only“-Vertrieb von Demon Throttle aufzeigen will?
Was ist das denn für eine dämliche Idee?
Zunächst war ich erbost über diese Nachricht. Was soll das denn? Demon Throttle gibt es ausschließlich im Online-Shop von Special Reserve Games zu 29,99 US-Dollar. Dazu kommt ein teurer Versand. Die Vorbestellerphase endet am 13. Oktober 2021. Devolver Digital hat zwar keinerlei Limitierung ausgelobt, aber ob ein Spiel vom Format wie Demon Throttle nach der Veröffentlichung noch einen zweiten Print bekommt, ist fraglich. Das ist ein mieses FOMO-Ding. Das Spiel interessiert mich überhaupt nicht, trotzdem hätte ich es fast vorbestellt.
Eine digitale Version des Spiels wäre besser zugänglich, sie wäre auf absehbare Zeit im Gegensatz zur physischen Auflage wirklich verfügbar und sie wäre aller Voraussicht nach deutlich günstiger. Wenn wir davon reden, Videospiele zu konservieren und archivieren, meinen wir oft physische Produktionen. Die Online-Stores schließen ja irgendwann.
Dass in einem Fall wie hier auch ein Digitalvertrieb zur Verfügbarkeit und Konservierung beitragen könnte, kam mir noch gar nicht in den Sinn. Der Nintendo eShop ist sicher noch eine ganze Weile lang geöffnet. Aber auf jeden Fall länger, als man Demon Throttle physisch im Store von Special Reserve Games bekommt. Davon bin ich überzeugt. Der digitale Vertrieb ist mehr als nur eine Alternative, er ist gut und wichtig.
Abgesehen von den bisherigen Ausführungen, bringt uns der Digitalvertrieb nämlich noch etwas. Etwas, was es früher nicht gab. Eine riesengroße Bandbreite an großartigen Indie-Games. Die machen einen großen Teil des Portfolios von Devolver Digital aus.
„Never digital“, hat Devolver für Demon Throttle ausgelobt. Wenn das eine Guerilla-Marketing-Aktion für den Digitalvertrieb und gegen FOMO ist, dann Hut ab. Devolver hat mir ein bisschen die Augen geöffnet. Ich traue das Devolver Digital, die bei der E3 auch einen (kostenlosen) MaxPass+ zum „Premium Purchase“ aller Spiele des Publishers angekündigt haben, durchaus zu. Wenn das nur eine doofe Idee war – dann bin ich ein bisschen enttäuscht von Devolver, aber habe trotzdem etwas gelernt.
Bildmaterial: Devolver Digital