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Im Test! Root Film

Titel Root Film
Japan 30. Juli 2020
Kadokawa Games
Nordamerika 19. März 2021
PQube
Europa 19. März 2021
PQube
System PS4, Nintendo Switch
Getestet für PS4
Entwickler Kadokawa Games
Genres Visual Novel
Texte
Nordamerika
Vertonung Japan

Vor einiger Zeit erschien hierzulande der neueste Ableger der Entwicklerschmiede Kadokawa Games.
In „Root Film“ agiert ihr diesmal nicht als alter Brieffreund, sondern als aufstrebender Regisseur, der in ein unheimliches Filmprojekt eingebunden ist. Ob die neue „Mystery Novel“ von Kadokawa Games die alten Fehler von „Root Letter“ beseitigt oder ob diese Filmrolle im Archiv verschwinden sollte, lest ihr bei uns auf JPGames. Spürnasen, die gerne auch in unseren Archiven stöbern, können sich die Tests zu „Root Letter“ und „Root Letter: Last Answer“ ebenfalls nochmal zu Gemüte ziehen. Nun jedoch Licht, Kamera und Action.

Die letzte Bühne

Es ist eine unscheinbare Nacht im Glanz der Stadtlichter. Die Menschen gehen ihren Tätigkeiten nach und nichts deutet auf Unregelmäßigkeiten im Alltag hin. Auf der anderen Straßenseite sammelt sich langsam eine Traube von Menschen. In diesem Gewühl flackert plötzlich ein Gewitter aus Lichtblitzen durch die Nacht, auch Lachen und erstauntes Gemurmel zerreißen die nächtliche Stadtidylle. Jedoch steht keine Berühmtheit im Fokus der Begierde, nein, eine junge Frau erlebt ihre letzten schwindenden Momente im Schein einer gierenden Meute. Ihre letzten flüchtigen Momente drehen sich um die ihr erzählten Lügen und den Schmerz. Langsam verblassen die Stimmen und auch der Schmerz lässt nach. So hatte sie es sich nicht vorgestellt. So hatte man es ihr nicht erzählt, eine Lüge…

Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann

»Genretypisch lest ihr euch zu großen Teilen durch die Geschichte und folgt der Handlung. Nebenbei untersucht ihr Schauplätze und befragt Figuren nach Hinweisen zu den verschiedenen Vorfällen.«

Während sich die Szene verdunkelt und man den Spieler ratlos stehen lässt, schwenkt das Geschehen um und leitet in den Prolog des ersten der beiden spielbaren Charaktere um. Der junge Regisseur Yagumo war ein aufstrebender Meister seines Fach, dem eine große Zukunft vorhergesagt wurde. Gegenwärtig begnügt er sich aber mit seiner Filmfirma „Yagumo Productions“ mit kleineren Projekten und hangelt sich von einem zum anderen. Nun wird ihm allerdings ein Projekt unterbreitet, das er nicht ablehnen kann. Ein Filmprojekt, welches vor zehn Jahren wegen mysteriösen Vorfällen eingestellt wurde und nun wieder angegangen werden soll.

Drei Regisseure treten in der beschaulichen Region Shimane im Wettstreit gegeneinander an. Unter diesen drei Filmprojekten soll wiederum ein Sieger gekürt werden. Dankend nimmt Yagumo das Angebot an und begibt sich mit seiner Filmcrew in ein Abenteuer, welches ihm und seinen Freunden Kopf und Kragen kosten könnte. Euer Ziel ist es, das alte Geheimnis um das eingestellte Filmprojekt aufzudecken und nebenbei einen erfolgreichen Film zu drehen, der eure Karriere wieder in Fahrt bringen soll.

Yagumo ist in Root Film jedoch nicht der einzige Protagonist. Neben dem Hauptstrang gibt es noch eine weitere Geschichte zu entdecken, die ihr euch in der Visual Novel zu Gemüte führen dürft. Hier spielt die junge Schauspielerin Riho die Hauptrolle. Auch sie reist mit ihrer Managerin durch die Region Shimane und versucht, ihre Darstellungskünste zu verbessern. Jedoch wird auch sie, wie auch schon Yagumo, in schreckliche Morde verwickelt, die es zu lösen gilt.

Eine spannende lineare Geschichte

Die Geschichte in Root Film erscheint zunächst recht konfus erzählt und wirkt in Teilen unbedeutend, gar völlig voneinander losgelöst. Es sticht auch wieder die typische Reiseführer-Mentalität hervor, die man bereits aus Root Letter (Last Answer) her kennt. Gerade das Finden der eigenen Drehorte wird euch zu vielen touristischen Anlagen wie Tempeln führen. Nebenbei erfahrt ihr von den Bewohner teils historische Informationen, teils erzählen diese euch alte Sagen der Region. Zunächst scheinen auch die Mysterien, denen ihr begegnet, eher zufällig zu sein und wollen sich nicht so recht in den Gesamtkontext einfügen lassen. Doch im Verlauf der Geschichte werden die losen Fäden miteinander verwoben und eröffnen in der zweiten Hälfte des Spiels eine äußerst spannende lineare Geschichte mit dem ein oder anderen Aha-Effekt.

Auch die Charaktere wachsen einem mit der Zeit ans Herz. Gerade die vier Hauptfiguren Yagumo, seine Assistentin Magari sowie Riho und ihre Managerin Manabe stechen durch ihre farbenfrohen Persönlichkeiten hervor. Jedoch brillieren auch die Nebencharaktere in der Geschichte. Ich hatte jedenfalls viel Spaß, sowohl mit der Geschichte als auch mit den agierenden Charakteren. Zum Ende wurde ich dann sogar noch ein wenig überrascht. Da es sich bei „Root Film“ um eine Novel handelt, könnte man meinen, dass euch hier viele verschiedene Enden erwarten wie noch bei „Root Letter“. Hier muss ich euch enttäuschen. Bei „Root Film“ hat man sich dieses Mal auf ein einziges Ende konzentriert und liefert dafür auch ab.

»Das Design der Charaktere ist äußerst ansprechend und in Verbindung mit den Synchronsprechern sind mir die Charaktere zum Teil sehr ans Herz gewachsen.«

Leider bleibt die Geschichte nicht komplett von Makeln verschont. Viele Schreibfehler, falsche oder fehlende Wörter fallen einem während des Spieldurchgangs auf. Das ist schade, denn abgesehen davon bietet der Titel eine interessante Geschichte gefüllt mit Geheimnissen, Action und Slapstick-Einlagen. Inzwischen hat der Entwickler aber bereits einen ersten Patch veröffentlicht, welcher sich der Textprobleme annehmen soll.

Kamera läuft…

Wer die Vorgänger bereits gespielt hat, weiß im Prinzip ungefähr, was einen spielerisch in „Root Film“ erwartet. Genretypisch lest ihr euch zu großen Teilen durch die Geschichte und folgt der Handlung. Nebenbei untersucht ihr Schauplätze und befragt Figuren nach Hinweisen zu den verschiedenen Vorfällen. Taucht dabei ein Hinweis auf, aktiviert sich Yagumos und Rihos Synästhesie-Fähigkeit und speichert diesen für die spätere Verwendung ab. Das Feature ist dabei allerdings mehr reine Makulatur und hat nur einen stilistischen Effekt. Im Grunde bestätigt euch das Spiel nur, dass ihr auf etwas Wichtiges gestoßen seid.

Die einzelnen Hauptkapitel sind jeweils noch in Prolog, Untersuchungs-, Lösungs- und Epilogkapitel unterteilt und werden im Verlauf der Geschichte deutlich länger. Die einzelnen Mechaniken funktionieren wie schon in „Root Letter“ als Auflockerung zum Novel-Anteil, was innerhalb der Geschichte gut gelingt. Ab und zu verliert ihr euch jedoch bei der Suche und es kann euch passieren, dass ihr sämtliche Orte mehrmals abklappert, bis ihr auch den letzten Hinweis gefunden habt. Nicht immer gibt es einen zielführenden Hinweis, wo ihr als Nächstes hin müsst und nicht alle Hinweise offenbaren sich direkt, wenn ihr eine Person ansprecht.

Zeit für die Lösung

Habt ihr es bis ins Lösungskapitel geschafft, konfrontiert ihr den Täter mit euren Beweisen. Im „Max-Mode“ wählt ihr die richtigen Beweise zu den jeweiligen Vorwürfen aus und überführt den Schuldigen der Tat. Im Großen und Ganzen hat sich hier nicht viel an der Mechanik zu „Root Letter“ geändert. Ihr verfügt nun über eine Art „Showdown“-Balken. Je öfter ihr richtig liegt, desto mehr drängt ihr den Täter in die Enge. Liegt ihr jedoch falsch, verschiebt sich der Balken zu euren Ungunsten und ihr lauft Gefahr, das Verhör zu verlieren. Letzteres ist allerdings eher unwahrscheinlich, da die Überführung ein recht einfaches Minispiel ist.

Wo wir gerade bei der Region Shimane sind. Wie wirkt „Root Film“ eigentlich auf den Spieler und wie sieht die Welt, in der ihr euch bewegt, eigentlich aus?

Gefiltert

In puncto Grafik scheint man sich traditionell wieder der Originalschauplätze bedient zu haben. Über die verschiedenen Orte wurde scheinbar ein Filter gelegt und dann nochmal überarbeitet. Im Großen und Ganzen entsteht dabei eine recht schöne, teils realistisch, teils künstlerisch wirkende Umgebung. Bei einigen wenigen Ausnahmen sieht es allerdings furchtbar aus und man könnte meinen, dass man bei bestimmten Szenen etwas zu schlampig gearbeitet hat. Wenn dann zwei solcher Bilder gleichzeitig zu sehen sind, wirkt dies unangenehm für das Auge.

Das Design der Charaktere wiederum ist äußerst ansprechend und in Verbindung mit den Synchronsprechern sind mir die Charaktere zum Teil sehr ans Herz gewachsen. Gerade die Figur von Magari war ein sehr überzeugender Gegenpart zum eher verträumten Yagumo. Hier hat man sich einen guten japanischen Cast ausgesucht, welcher über das gesamte Spiel eine hervorragende Arbeit abliefert. Untermalt wird dies durch einen sehr harmonisch wirkenden Soundtrack, der Urlaubsstimmung versprüht, aber auch in den richtigen Momenten den Mystery-Aspekt zu unterstreichen vermag. Wie schlägt sich das nun auf die finale Wertung?

Und der Oscar geht an…

Root Film ist im Vergleich zu seinem Vorgängern deutlich linearer gehalten. Die Geschichte spaltet sich zwar in zwei Stränge auf, die am Ende zusammengeführt werden, aber mehr als ein Hauptende werdet ihr nicht entdecken. Dies ist aber auch nicht schlimm, denn man wird schätzungsweise 35 bis 40 Stunden sehr gut unterhalten. Die Geschichte bietet wieder sowohl den typischen Reisecharakter als auch eine spannende Mystery-Geschichte. In Verbindung mit dem sehr guten Voice-Acting, den starken Charakteren und der größtenteils schönen Umgebung, schlägt „Root Film“ seine Vorgänger in nahezu jeder Hinsicht. Wären hier nicht die vielen Textfehler und die wenigen teils verunstaltet wirkenden Bilder gewesen, hätte ich „Root Film“ einen Silber-Award geschenkt. So aber muss ich dem Titel diesen versagen. Wie bereits erwähnt gibt es inzwischen einen Patch gegen die verschiedenen Fehler, der allerdings nicht mehr in diesen Text einfließen konnte. Ungeachtet dessen kann ich Root Film aber jedem Novel-Liebhaber empfehlen. Es hat seine Eigenheiten, aber darüber hinaus ist es eine sehr schöne Geschichte.

 

Story

Lineare, spannende Geschichte mit Reisecharakter.

Gameplay

Typische Visual Novel mit Passagen zur Hinweis- und Lösungsfindung. Zusätzlich kann ein kleines Shimane-Quiz entdeckt werden.

Grafik

Ein auf realen Schauplätzen abgebildeter Stil, der künstlerisch nachbearbeitet wurde. Vereinzelt sind dadurch aber Bilder und Hintergründe entstanden, die unschön und mehr wie ein gefiltertes Foto wirken. Das Design der Figuren ist sehr ansprechend und fügt sich gut in die Szenerie ein. Großartige Animationen gibt es allerdings nicht.

Sound

Zum einen bietet Root Film einen wirklich guten Cast an Synchronsprechern und zum anderen fügt sich der Soundtrack gut in die Geschehnisse rund um die Geschichte und die Region ein.

Sonstiges

Nach dem Durchspielen erwarten euch unter anderem eine Sound-, Bild- und Videogalerie.

Bildmaterial: Root Film, PQube, Kadokawa Games

3 Kommentare

  1. "Lineare, spannende Geschichte mit Reisecharak"

    Ist das eine Homage an die Textfehler im Spiel? ; P

  2. Vielen Dank für den Test!
    Damit rückt es von interessiert eher nicht so zu interessiert schon eher und wird bestimmt mal geholt!

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