Titel | Harvest Moon: Eine Welt |
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2. März 2021 | |
Natsume | |
5. März 2021 | |
Rising Star Games | |
System | PlayStation 4, Nintendo Switch |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Natsume |
Genres | Bauernhof-Simulation |
Texte | |
Vertonung | – |
Es gibt Videospiele, auf die freut man sich. Bereits Tage vor dem Erhalt ist man aufgeregt, man weiß nichts mit sich anzufangen, weil man sich so sehr darauf freut. Sobald es dann da ist, taucht man ab in diese Welt, auf die man sich so gefreut hat. Und dann gibt es die aktuellen „Harvest Moon“-Spiele. Bei denen man nach Erhalt reinspielt, es weglegt und es tagelang vor sich herschiebt, weiterzuspielen, weil man lieber ein tatsächlich gutes Videospiel erleben möchte. So ging es mir leider mit „Harvest Moon: Eine Welt“. Da ist nicht nur der Name irgendwie duppig, sondern auch das Spiel.
Eine Farm, die muss wandern, von dem einen Ort zum andern
Wenn ihr Harvest Moon: Eine Welt startet, dann könnt ihr eigentlich auch erst einmal schnell einen Kaffee machen gehen. Das Spiel braucht ungefähr eine Minute, bis ihr dann endlich mal irgendwie agieren könnt. Bei Monster Hunter Rise bin ich in der Zeit schon fast in der nächsten Quest, und das Spiel sieht tausendmal besser aus. Aber ich greife bereits vorweg: In Harvest Moon: Eine Welt ist die Welt in einer merkwürdigen Situation gefangen. Niemand weiß mehr, wie man Feldarbeit betreibt. Aus irgendeinem Grund existieren Gegenstände wie Hacken, Gießkannen und Brunnen, aber alle Menschen haben vergessen, wie man Feldfrüchte anbaut.
Alle, bis auf eine Person: Euch! Der Hauptcharakter hat seit der Kindheit ein Buch, welches voll mit Legenden von Feldarbeit ist. Eines Tages trifft er dann auf kleine Wichtel, welche ihm den Anbau näherbringen und ihm nahelegen, die Welt zu bereisen, um die Erntegöttin zu erwecken und die versteckten Erntewichtel zu befreien. Da es sich mit einer Farm jedoch schlecht reisen lässt, erfindet euer Nachbar schlichtweg eine tragbare Farm, die sich auf Knopfdruck verkleinern lässt.
Gegensätzlich lässt sich der Bauernhof dann an einer gewünschten Stelle auch wieder aufbauen. Diese Grundidee hatte mich tatsächlich interessiert und ich fand das Ganze eigentlich ganz nett, auch wenn die Story allgemein ziemlich bescheuert ist. Denn wie haben euer Hauptcharakter, eure Mutter und euer Nachbar bisher überlebt, wenn man nicht einmal in der nächsten Stadt war und es keinerlei Essen in der Umgebung gab? Und wieso weiß man hier, wie man einen ganzen Bauernhof mobil machen kann, aber nicht, wie man ein paar Rüben anbaut? Aber gut, Kopf aus, weiterspielen.
Habe ich erwähnt, dass der Charakter-Editor ziemlich mau ist? Nein? Nun, dann lasst mich das nun machen: Die Auswahlmöglichkeiten sind extrem begrenzt, und anders als das neueste „Story of Seasons“ beschränkt man sich auf „Männlein“ und „Weiblein“. Schade, denn wie man bei der Konkurrenz sieht, kann man da durchaus fortschrittlicher arbeiten.
Nette Idee, die Umsetzung hingegen…
Die Idee, eine tragbare Farm zu nutzen, ist wie gesagt eigentlich ganz interessant. Doch natürlich ist die Umsetzung nicht so, wie man es sich dann wünschen würde. Ihr habt vorgegebene Orte, an denen der Bauernhof platziert werden kann. Das ist an sich auch noch ok, aber dann habt ihr sogar vorgegebene Felder und könnt nicht frei gestalten, wie ihr etwas anbauen wollt. Diese kommen in hässlichen und nicht verbundenen Quadraten daher. Irgendwie sieht das einfach abgehackt und unschön aus. Ein richtiges Bauernhof-Gefühl kommt dabei nicht auf. Immerhin eine nette Idee gibt es: Ihr müsst nicht mehr immer die richtigen Werkzeug für die Feldarbeit ausrüsten, da eure Figur automatisch das jeweils benötigte Werkzeug für die gewünschte Tätigkeit nutzt.
„Wie kommt man nun aber in dieser kafkaesken Welt eigentlich an Saat für den Anbau von Feldfrüchten ran?“, fragt ihr euch nun. Immerhin weiß niemand in dieser Welt, was Feldarbeit ist. Die Antwort hat man bei der Entwicklung scheinbar selbst lange nicht gefunden, denn das Ergebnis ist letztendlich totale Grütze. Ihr bekommt die Samen von zufällig in der Welt auftauchenden Wichteln und auch da immer nur ein zufälliges Paket. Wenn man also Kartoffeln für eine Nebenaufgabe benötigt, dann muss man einfach hoffen, genug Saat davon durch die Wichtel zu bekommen.
Aber gut, was soll man sonst auch machen in dem Spiel, denn die Feldarbeit selbst ist knapp bemessen und wirklich viel zu tun gibt es da ja nicht. Ihr ballert Samen in die vorgegebenen Plätze, gießt und das war es dann auch schon. Es gibt keine Maschinen, die ihr bauen könnt, wie beispielsweise im aktuellen Story-of-Seasons-Ableger, und Tiere habt ihr anfangs nicht. Interessante Nebencharaktere, mit denen man sich unterhalten könnt, gibt es auch nicht. Also lässt man euch durch die unfassbar langweilige erste Gegend laufen, in der ihr dann immerhin ab einem gewissen Punkt auch Steine zerhauen und Bäume fällen könnt.
Das Erkunden wird bestraft
Mal abgesehen davon, dass ihr euch durch hässliche Schlauchwege bewegen müsst, um irgendwie an Saat zu kommen und schnell alles gesehen habt, so gibt es einen richtig nervigen Faktor: Das Umherlaufen kostet euch Ausdauer. Es erschließt sich mir nicht, wie man auf so einen unfassbar dummen Gedanken kommen kann. Das Hauptaugenmerk eures Spieles ist Erkunden und Umherlaufen.
Also bestraft ihr den Spieler, der genau dies macht?! Nicht selten habe ich ein neues Gebiet erkunden wollen und bin auf dem Heimweg umgefallen. Das Ganze wird später durch das Schnellreise-Feature immerhin ein bisschen erleichtert. Bescheuert ist diese Mechanik trotzdem komplett. Die Wege zwischen den Dörfern sind so unfassbar lang und öde. Dann bestraft mich doch nicht auch noch, wenn ich tatsächlich mal auf Erkundungstour gehe und Erzeugnisse oder Samen sammeln möchte!
Apropos Samen: Die euch gegebenen Samen kennen keinerlei Jahreszeiten. Im Frühling bekommt ihr auch Möhren- und Kürbis-Samen, welche sonst in diesen Spielen eher im Herbst oder Winter zu finden sind. Euer Feld sieht aus wie ein Zirkus, da alles kreuz und quer angebaut wird, da man ja schließlich das Geld braucht. Nie erklärt wird auch die plötzliche Mutation mancher Feldfrüchte, welche halt einfach passiert. Immerhin muss man dem Spiel eine recht große Auswahl an möglichen Feldfrüchten zugestehen. Zwar sind das meist einfach dieselben Früchte mit anderer Farbe und Namen, aber man hat es mal mit Innovation versucht.
Auch innovativ war man bei der Gießkanne. Seid doch mal ehrlich: Ihr findet es doch auch super langweilig zu wissen, wie oft ihr noch gießen könnt, oder? Deswegen hat man in Harvest Moon: Eine Welt völlig auf eine solche Anzeige verzichtet, um euch den Nervenkitzel eines Bauern auf dem Feld so richtig nahebringen zu können. Spaß beiseite: Natürlich gab es so etwas auch beim allerersten Harvest Moon auf dem SNES damals nicht, aber in der heutigen Zeit ist es einfach eine Funktion, die ich als Spieler erwarte. Ich habe keine Lust, immer mitzählen zu müssen.
Ich habe teilweise meine Tiere vergessen beim Spielen
Nach gewissem Story-Fortschritt könnt ihr euch auf der Farm auch Tiere halten, den Stall dafür habt ihr seit Beginn des Spieles schon. Hierbei ist alles wie gewohnt: Futter in die dafür vorgegebenen Orte legen, Tiere streicheln und pflegen. Ebenfalls müsst ihr den Dung aufsammeln. Dieser kann dann als Dünger für die Pflanzen verwendet werden. Aber irgendwie habe ich persönlich beim Spielen extrem oft vergessen, mich um meine Tiere zu kümmern, weil ich einfach mit dem Umherlaufen so stark beschäftigt war oder ich umgefallen bin, da ich wie ein Wahnsinniger nach Samen gesucht habe. Letztendlich kann man diese Vergesslichkeit meinerseits kaum dem Spiel ankreiden, ich wollte es jedoch trotzdem mal erwähnen.
Abseits der Farm könnt ihr die Welt erkunden und mit deren Bewohnern interagieren, aber das ist fast so spannend, wie Farbe beim Trocknen zuzuschauen. Abgesehen von ein paar „wichtigen“ Figuren sind alle Charaktere unfassbar uninspiriert und lahm, deren Häuser sehen teilweise 1:1 gleich aus und es herrscht einfach nur pure Langeweile. Ihr bekommt auch Nebenaufgaben, um euch ein bisschen Geld dazuverdienen zu können, aber da hatte ich schnell die Lust verloren, da ich null Bezug zu den Figuren hatte.
Manche Aufgaben helfen euch dann, in der Welt weiterzukommen. Beispielsweise muss in der Stadt am Meer ein Steg gebaut werden, weil… keine Fische anbeißen ohne Steg. Wieso sich nun plötzlich die Fische regelrecht dem Angler entgegenwerfen, nur weil ein Steg ins Meer hineinragt und man von dort aus angelt, erschließt sich mir persönlich nicht. Aber das hat sicher einen gut erklärbaren wissenschaftlichen Hintergrund.
Keine technische Meisterleistung
In diesem Ableger der beliebten Bauernhof-Simulation wird euch nicht viel geboten und das, was ihr bekommt, ist langweilig. Doch wenn wenigstens technisch alles stimmen würde. Wie eingangs erwähnt hat der Titel sinnlos ewige Ladezeiten und sieht dann nicht einmal gut aus. Die Gegenden sind hässlich, die Charaktere lieblos und aufgrund der Flickenteppiche, die sich Felder nennen, kommt kein ordentliches Bauernhof-Gefühl auf.
Zugegeben, die Designs der Figuren, die zur Heirat verfügbar stehen, sind immerhin ganz nett. Das bringt mir aber nichts, wenn ich keine Lust auf irgendetwas anderes im Spiel habe, weil einfach alles so langweilig ausschaut. Apropos Heiratskandidaten: Es gibt übrigens keine Möglichkeit auf gleichgeschlechtliche Ehe in Harvest Moon: Eine Welt. Das führt den Trend weiter, in keiner Weise fortschrittlich sein zu wollen. Sei es nun bezüglich Gameplay oder Einbinden von Spielen.
Harvest Moon: Eine Katastrophe
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Harvest Moon: One World, Rising Star Games, Nintendo / Natsume