Titel | Neptunia Virtual Stars |
06. August 2020 | |
Idea Factory | |
02. März 2021 | |
Idea Factory International | |
05. März 2021 | |
Idea Factory International | |
System | PlayStation 4, PCs via Steam |
Getestet für | PlayStation 4 (Pro) |
Entwickler | Compile Heart |
Genres | Third-Person-Shooter / Hack ’n’ Slash |
Texte | |
Vertonung |
Wer sich für japanische Nischentitel interessiert, der wird bestimmt einmal von dem Neptunia-Franchise gehört haben. Von Idea Factory und Compile Heart ins Leben gerufen, feierte dieses Franchise rund um die Videospiel-Göttin Neptune 2020 das zehnjährige Jubiläum. Mit Neptunia Virtual Stars (in Japan als „VVVTune“ veröffentlicht) schmeißen Idea Factory und Compile Heart hierfür eine Spin-off-Fete und laden dafür viele Gäste ein. In Virtual Stars stehen neben den vier bekannten Göttinnen weitere mehr oder minder bekannte Gesichter im Fokus – nämlich VTuber oder Virtual YouTuber. Diverse virtuelle Persönlichkeiten finden sich in diesem Spiel zusammen, doch kann das Gesamtpaket überzeugen? Die Antwort darauf findet ihr in den folgenden Zeilen!
Virtualand in Gefahr!
Im Universum Virtualand befindet sich der Planet Emote in großer Gefahr. Kado und HERO, Invasoren vom Planeten Obsoletia, und haben viele VTuber in Gefangenschaft genommen und wollen dem Planeten dadurch jeglichen „Content“ entziehen. Content ist hier die Energie, die den Planeten erhält und die Bewohner in diverser Form erfreut – passend zur VTuber-Thematik sind es hier Videos. Faira, die Göttin des Planeten Emote, sieht sich nicht in der Lage, die Invasion der bösen Antis aufzuhalten. Deshalb sendet sie ein Hilfesignal aus und erreicht damit verschiedene Gruppen, darunter Neptune und ihre Kameradinnen. Diese werden prompt aus ihrem Besuch der heimischen Spielemesse gerissen und nach Virtualand teleportiert. Gleiches geschieht mit den aufstrebenden VTubern Me und You des Duos „MEWTRAL“. Denn auch diese finden sich plötzlich in Virtualand wieder, obwohl sie gerade noch einen Livestream übertragen haben.
Nun liegt es an der zusammengeschlossenen Truppe aus Videospiel-Göttinnen und VTubern, den Planeten Emote vor der Zerstörung zu beschützen. An die Erzählung sollte man nun keine hohen Ansprüche haben, denn wirklich überragend ist sie nicht. Die Dialoge zwischen den diversen Charakteren sind mit Humor sowie Sticheleien gespickt und durchbrechen oft die vierte Wand. Sätze wie „Da haben sich die Schreiber aber nicht viel Mühe gegeben“ fallen nicht selten, zeigen aber auch auf, dass sich die Entwickler bewusst sind, was sie da verzapfen. Anfangs war ich noch durchaus amüsiert, jedoch wurden die Dialoge mit der Zeit eher nervenaufreibend als spaßig.
Göttliches Geballer und virtuelles Gemetzel
In Sachen Gameplay werden hier Echtzeitkämpfe aufgetischt. In diversen Arealen bewegt man sich als Göttin oder VTuber umher und trifft auf Gegner, die zu besiegen sind. Die Göttinnen Neptune, Noire, Blanc und Vert sind alle mit unterschiedlichen Schusswaffen ausgestattet. VTuber wie Me und You hingegen setzen auf Nahkampf mit beispielsweise Schwert und Bogen. Spielt man als Göttin, dann sitzt die Kamera recht nah hinter dem Charakter und bietet somit eine Art Third-Person-Shooter-Gameplay; VTuber hingegen schnetzeln sich im Nahkampf durch die Gegner. Der Wechsel zwischen den beiden Gameplay-Arten kann fliegend durch eine Tastenkombination durchgeführt werden und ist auch an vielen Stellen notwendig.
Im Laufe des Spiels gesellen sich noch weitere VTuber-Duos der Truppe hinzu, sodass man an Speicherpunkten zwischen mehreren VTuber-Duos wechseln kann. Die Göttinnen hingegen sind immer als Vierergruppe verfügbar. Das Spielgeschehen ist stets hektisch, was sehr ungünstig für den Spielstil der Göttinnen ist, da die Kamera im Shootermodus ein sehr eingeschränktes Sichtfeld bietet. Etwas Abhilfe schafft hier das erweiterte Fadenkreuz auf L2, welches das Sichtfeld zwar noch weiter einschränkt, aber immerhin ballern die Damen dann auf alles automatisch, was sich im erweiterten Feld befindet.
Für VTuber hat man jedoch die Möglichkeit, die Kameraentfernung zum Charakter einzustellen – Göttin sei Dank. Per Knopfdruck metzelt man sich als VTuber durch die Gegner und hat hierbei etwas mehr Kombinationsmöglichkeiten, was normale und Spezialangriffe angeht. Dennoch fällt das Action-Gameplay ziemlich seicht aus, da man nur eine normale Angriffskombo hat und hier und da mal einen Spezialangriff einwerfen kann. Beide Gruppen besitzen noch offensive Fähigkeiten, die man auch auf Knopfdruck aktivieren kann, die allerdings MP kosten.
Bosskämpfe mit epischer Musik?
Am Ende jedes Areals wartet ein Bossgegner, sei es ein Zwischenboss oder der Endboss der jeweiligen Region. Bosskämpfe laufen ein wenig anders ab im Vergleich zu den sonstigen Kämpfen. Im Prinzip sind Bossgegner einfach gigantische Widersacher. Doch anhand der Musik, die man für die Bosskämpfe ausgewählt hat, erfahren der Gegner oder die Heldinnen einen Anstieg bei der Angriffskraft. In der unteren linken Ecke sieht man eine Leiste – befindet sich die Zeitanzeige in einem roten Bereich, so wird der Boss verstärkt. Blau bedeutet eine Verstärkung für die Heldinnen und Angriffe, die während des gelben Zeitbereichs ausgeführt werden, füllen vermehrt eure Leiste für den „Emotional Overdrive“ auf, einen mächtigen Angriff.
Später im Spiel schaltet ihr auch weitere Lieder frei, womit ihr die Musik für die Bosskämpfe anpassen könnt. Insgesamt sind die Bosskämpfe nun nicht wirklich knifflig, allerdings sollte man doch auf die Verstärkungsphasen in den Liedern achten, da man in roten Phasen vom Boss doch gut eine gewatscht bekommen kann.
emotional spheres make the world go round
Während des Kämpfens bekommt ihr diverse Gegenstände von den Gegnern, darunter auch „emotional spheres“. Diese Sphären sind so gesehen die Währung auf dem Planeten Emote. Sammelt reichlich solche Sphären, um die Läden des Planeten wieder aufzubauen und aufzurüsten, da ihr sonst nur auf die Itemdrops der Gegner angewiesen wärt. Zu diesen Drops zählen neben Heil- und Statusgegenständen auch V-Cubes und V-Make-Accessoires.
V-Cubes sind mentale Überbleibsel von geretteten VTubern, die bereits zurück in die Realität gesendet wurden. Jeweils fünf Cubes können allen Göttinnen und VTubern ausgerüstet werden, um die Statuswerte der Kämpferinnen zu steigern. Die V-Make-Accessoires hingegen haben erstmal nur einen kosmetischen Effekt und ermöglichen es, den Charakteren eine individuelle Note zu verleihen. Schaltet man später das Musik-Minispiel „BeatTik“ frei, erhält man durch die ausgerüsteten Accessoires einen Punkteboost.
Oh Göttin, meine Ohren…
BeatTik als Musikminispiel kann leider gar nicht überzeugen, da man immer nur stumpf die gleiche Taste zu einem 30 Sekunden langen Lied drücken soll und man vor lauten Soundeffekten die Musik schon kaum hören kann. Außerhalb des Minispiels ist die Musik hingegen energetisch, jedoch habe ich mich da schnell sattgehört. Gefühlt hört man in Dialogen stets nur zwei sich wechselnde Lieder im Hintergrund. Das Spiel ist auf Japanisch vertont und in den Gesprächen kommen die Charaktere gut zur Geltung. Allerdings hätte ich für die Kämpfe gerne die Stimmlautstärke auf 0 gestellt, da die Charaktere im Sekundentakt einen Ausruf nach dem anderen raushauen und das auch ziemlich schnell an den Nerven zehrt. Schade.
Grafisch ist Neptunia Virtual Stars kein Meisterwerk, das habe ich aber auch nicht erwartet. Die Charaktermodelle sind hübsch entworfen, die Areale unterscheiden sich auch stark voneinander. Zu Beginn startet man in einer futuristischen Stadt, mal landet man in einem Land voller Süßigkeiten und Schlemmereien und mal macht man einen Abstecher in ein Areal, welches offensichtlich auf Twitter basiert. Hier und da werden Ereignisse in der Erzählung auch mit einer Illustration untermalt. Performance-Probleme gab es sowohl auf einer PlayStation 4 als auch einer PlayStation 4 Pro nicht, allerdings haben auf beiden Konsolen die Charaktermodelle und auch die Umgebung einen leichten unscharfen Effekt.
VTuber als Ehrengäste?
Für das Jubiläum haben sich die Entwickler ein Crossover zwischen den aus dem Franchise bekannten Göttinnen und VTubern erhofft. Was ist daraus geworden? Im Grunde hat man viele, eher für Enthusiasten bekannte VTuber in das Spiel einbauen können. Allerdings sickert diese Implementierung der „echten“ virtuellen Persönlichkeiten nicht sonderlich tief in das Gameplay. Als V-Cubes können gerettete VTuber als Statusbonus ausgerüstet werden, zudem taucht ein kleiner Videoclip bei Aktivierung der VTuber-Hilfsattacke auf. Sonst kann man im Spielverlauf noch Sammelkarten der virtuellen Persönlichkeiten finden und während Ladebildschirmen kurze Clips mit Vorstellungen von den VTubern ansehen.
Die VTuber, die an der Seite der Göttinnen kämpfen, existieren hingegen nur in diesem Spiel und nicht in unserer Realität. Wieso Ileheart, Compile Hearts eigener VTuber, nicht tiefer in das Gameplay integriert oder sogar spielbar gemacht wurde, ist auch eine Frage, auf die es leider keine Antwort gibt. Somit sind die eingeladenen VTuber eher nettes Beiwerk, um mehr Interessenten für das Spiel anzulocken – wie mich.
Jubiläum feiern geht anders
Es mag vielleicht cool sein, dass in diesen Titel ziemlich viele echte VTuber eingebaut wurden, gleichzeitig wurde auch viel Potenzial verschenkt. Bis auf kurze Clips, Grafiken und ein paar 3D-Modelle in der Geschichte findet man hier nicht viel mehr, was Fans von VTubern gefallen könnte. Somit könnte ich das Spiel höchstens Fans des Neptunia-Franchise empfehlen, die gerne jeden Titel im (digitalen) Regal stehen haben.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Neptunia Virtual Stars, Idea Factory / Compile Heart