Titel | Is it Wrong to Try to Pick up Girls in a Dungeon? Infinite Combate |
28. November 2019 | |
Mages / 5pb. | |
11. August 2020 | |
PQube Games | |
7. August 2020 | |
PQube Games | |
System | PlayStation 4, Nintendo Switch, PCs, PlayStation Vita (nur Japan) |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Mages / 5pb. |
Genres | Action-RPG |
Texte | |
Vertonung |
September letzten Jahres ging die zweite Staffel der Anime-Serie „Is it Wrong to Try to Pick up Girls in a Dungeon?“ in Japan zu Ende. Nun taucht nach einem regelrechten Verschiebemarathon auch das obligatorische Lizenz-Spiel DanMachi: Infinite Combate zu der ursprünglichen Light Novel auf. Hier wird man sich allerdings mit den Geschehnissen der ersten Staffel begnügen müssen, auch wenn es hier und da Original-Content in Form von Fanservice gibt.
„Is it Wrong to Try to Pick up Girls in a Dungeon? – Familia Myth: Infinite Combate“, kurz DanMachi: Infinite Combate, wurde eigentlich schon für 2018 angekündigt und das damals noch für PlayStation Vita. Selbst auf der Tokyo Game Show 2017 war der Titel vertreten, spielbar und zudem in einem ähnlichen Zustand wie das nun erschienene Spiel. Fraglich also, was hinter der mehrmaligen Verschiebung steckte, als das Spiel letztes Jahr in Japan erschien und nun auch den Weg in den Westen geschafft hat.
Passend zum Thema des Originals setzte man das Spiel als Dungeon Crawler um. Auch merkt man, dass man mit dem Quest-basierten Aufbau klar den Fokus auf den Handheld-Markt legte. Für diesen Test haben wir uns die Version für Nintendo Switch angeschaut, die wohl am ehesten die Originalvision der Entwickler einfangen sollte.
Abenteuer im Herzen
Bell Cranel ist ein junger Abenteurer, der es sich zum Ziel gemacht hat, ein Held zu werden. Unterstützt auf seinem Weg wird er von der Göttin Hestia, die das Oberhaupt seiner Familia ist, einer Art Gilde, die jeweils einer Gottheit unterstellt ist. Auf einem seiner ersten Erkundungsgänge durch den riesigen Dungeon gerät er in Bedrängnis und wird von der erfahrenen und stoischen Kämpferin Aiz Wallenstein gerettet. Dadurch stiehlt sie ihm schnurstracks auch das jugendliche Herz und gibt ihm die nötige Energie, um sich weiterzuentwickeln.
Auch wenn der Titel etwas anderes verheißen lässt, ist es nämlich zu Beginn eher der Protagonist, der sich im Dungeon aufgabeln lässt und oft in letzter Minute gerettet wird. Dazu kommt, dass er einer dieser stereotypisch schüchternen Hauptcharaktere ist und er unbeholfen in Gegenwart des weiblichen Geschlechts ist. Im Spiel darf man sich aber, auch wenn in sehr abgespeckter Form, ein Bild von Bell und auch Aiz machen. Nach jedem Kapitel wechselt nämlich die Perspektive, sodass man an den inneren Dialogen beider Charaktere teilhaben kann.
Leider bietet der Storymodus neben dem Perspektivenwechsel keinen weiteren Mehrwert für Fans. Die bekannte Geschichte wird zudem noch etwas beschnitten, um dem Stil des Spiels gerecht zu werden. Hier und da kann man sich zwar außerhalb der Story mit anderen Charakteren unterhalten, aber hier beschränkt man sich auch nur auf banalen Smalltalk. Wichtige Plotpunkte der Erzählung werden aber auch hier behandelt, auch wenn diese mehr rudimentär daherkommen.
Quests, Quests, Quests…
Das eigentliche Gameplay ist, wie schon erwähnt, als Dungeon Crawler aufgebaut. Wobei eigentlich nur augenscheinlich, denn in den Hauptquests wird man selten einmal mehr als einen oder zwei Abschnitte des Dungeons auf einmal erkunden. Man könnte es eher als ein Fetchquest-Fest beschreiben, denn sowohl Haupt- als auch Nebenquests zählen primär zu dieser Sorte. Ein Story-Kapitel bietet meist zwei Nebenquests, die genau wie die Hauptquests aufgebaut sind. Besiege eine Anzahl an Monstern oder finde einige Gegenstände, mehr ist es nicht.
Die Hauptquests werden zwar vor und nach dem Gameplay mit Geschichte gefüllt, jedoch macht das den Braten nun auch nicht fett, zumal die Story sowieso schon recht abgespeckt ist. Zwischen den Quests kann man sich allerdings in der menübasierten Stadt austoben. Hier gibt es die bereits erwähnten Einzeiler mit verschiedenen Charakteren, aber auch Ausrüstung zu kaufen. Kaufen kann man das gesamte Spiel über nur die gleiche Ausrüstung, sodass es sich empfiehlt, Geld aus einer Handvoll Quests zu sparen, um dann einfach das beste Zeug zu kaufen.
Hat man sich mit der besten Waffe und der besten Rüstung ausgestattet, so kann man diese auch mit Monsterdrops weiter verstärken. Hilfreich, um durch die Hauptstory zu kommen, aber auf jeden Fall unabdingbar, um den Postgame-Inhalt zu bestreiten. Das gilt vor allem, wenn man bedenkt, dass es das ganze Spiel über nichts Neues mehr zu kaufen geben wird. Man kann nur spekulieren, was man sich bei dieser Entscheidung gedacht hat. Traurigerweise wirkt das Ganze somit letztlich etwas überhastet und unverständlich, wenn man die vielen Verschiebungen in Betracht zieht.
Status der Göttin
Nach jeder Hauptquest erhält man automatisch bessere Statuswerte. Klassische Level-ups gibt es in DanMachi zwar nur über den Story-Verlauf, doch kann man mit genügend Skillpunkten bei der persönlichen Gottheit vorbeischauen und sich den ein oder anderen Boost für Waffen, Abwehr oder Magie besorgen. Nach dem Durchspielen der Hauptgeschichte werden hier auch weitere Skills zur Verfügung gestellt. Man merkt also schon, dass das große Grinden im Postgame beginnt, falls man dazu Lust hat.
Wer die einzige Memo im Spiel zu Elementen nicht verpasst hat, der darf auch gerne der Waffe noch elementaren Schaden hinzufügen. Auch das funktioniert über Gegenstände, welche Monster nach ihrem Ableben zurücklassen. Viel mehr gibt es zwischen den Quests dann auch nicht mehr zu tun, also heißt es nun eigentlich „rein in die Dungeons“. Fühlt man sich allerdings immer noch nicht bereit, so kann man auch die jederzeit verfügbaren „Übungs“-Quests angehen, wo man frei einige Abschnitte des Dungeons abläuft und Monster besiegen kann.
Diese, ich nenne sie einmal Grind-Quests, eignen sich hervorragend dazu, um bereits früh im Spiel das beste Equipment kaufen zu können und sich von da an nur noch bis zum Abspann durchzuprügeln. Nötig ist das aber zumindest für die Hauptstory nicht, auch wenn einige Bosse durch das hakelige Gameplay schnell die Überhand gewinnen können.
Die Ein-Knopf-Taktik
Wie man aus dem letzten Abschnitt schon entnehmen kann, geht es nicht gerade taktisch zur Sache, wenn man sich das Gameplay von DanMachi: Infinite Combate anschaut. Zwar gibt es eine schwache und starke Attacke sowie eine magische Attacke, doch läuft es darauf hinaus, dass man sowieso nur einen Knopf in rhythmischen Abständen betätigt. Bells Feuerball fliegt des Öfteren am Gegner vorbei und die starke Attacke lässt den Charakter für eine kurze Zeit offen für gegnerische Angriffe.
Nur der leichte Angriff macht also auf lange Sicht Sinn. Vollführt man diesen zügig hintereinander, so startet man eine Kombo, die allerdings in einem starken Schlag endet und somit oben erwähntes Problem mit sich bringt. Gerade wenn die Statuswerte noch nicht allzu hoch sind, sollte man sich also eher darauf konzentrieren, den leichten Angriff in sorgfältigen Abständen auszuführen, sodass man nicht in die Verlegenheit kommt, die Kombo zu beenden. Sehr gut durchdachtes Kampfsystem, muss man schon sagen.
Wir halten fest: Das Kampfsystem bietet eine Handvoll Attacken, wovon nur eine wirklich nützlich ist und darüber hinaus auch nicht so verwendet werden sollte, wie eigentlich angedacht. Betrachtet man nun noch das Ausweichen, wundert einen nichts mehr. Auch das Ausweichen ist nicht wirklich gut umgesetzt, vor allem, wenn man gerade in einem etwas engeren Abschnitt des Dungeons steckt. Alles in allem wirkt das Gameplay kein bisschen dynamisch, der leichte Input-Lag sorgt zudem dafür, dass man jeden Tastendruck mit ausreichend Abstand zueinander ausführt, damit überhaupt etwas passiert.
Abstoßende Grafik und kurze Jingles
Bevor wir nun in den nächsten Negativpunkt eintauchen, sei gesagt, dass die Standbilder in Animeoptik gut gelungen sind. Wer den Anime kennt und mag, der wird hier einige nette Szenen wiedererkennen. Die restliche grafische Umsetzung ist allerdings wirklich ein riesiger Reinfall. Sobald man den Dungeon betritt, will man seinen Augen nicht trauen. Es fällt mir schwer, das zu beschreiben und zu verstehen, wie man so etwas guten Gewissens auf den Markt bringen kann.
In dem Dungeon setzt man auf eine Chibi-Optik für den Hauptcharakter, der dann durch die verschwommene und detailarme Umgebung läuft. Hier und da werden die Farben oder marginale Designs des Hintergrunds ausgetauscht, aber im Großen und Ganzen sieht alles gleich aus. Die Gegner, die nach Belieben aufploppen, sind ebenso recht detailarm gehalten. Stärkere Monster der gleichen Gattung lassen sich nur sehr schwer auseinanderhalten und die Bosse setzen dem Kuchen die Kirsche auf. Boss-Gegner sind einfach nur einfarbige Polygon-Haufen, die geradezu abstoßend wirken. Eine Eigenschaft, die man sich eher durch ein herausragendes Design gewünscht hätte als durch altbackene Grafikumsetzung.
Visuell ist man hier definitiv unter Par, aber auch auf die Ohren gibt es nichts wirklich Gutes. Die Stücke an sich sind zwar mehr nette Jingles, die zur Atmosphäre von DanMachi passen. Jedoch hat man im Spiel scheinbar nur kurze Ausschnitte verwendet, die tatsächlich inmitten einer Quest zu Ende gehen und nach einer Pause wieder von vorne anfangen. Einfach nur katastrophal…
Endlich Fanservice in DanMachi: Infinite Combate!
Was verlangt der Anime-Fan, der etwas auf sich hält? Natürlich Fanservice! In DanMachi: Infinite Combate liefert man diesen allerdings erst im Postgame, der einfach aus weiteren Quests besteht, aber als Belohnung sogenannte „Date Chips“ bietet. Mit diesen Chips kann man dann entweder mit Bell oder Aiz einen anderen Charakter ausführen und so den versprochenen Original-Content freischalten. Die Dungeons in diesem Abschnitt des Spiels sind aber – wie sollte es auch anders sein – besonders schwer, was grinden letztlich unabdingbar macht.
Wahre Fans der Figuren können sich also schlussendlich doch noch auf ein paar Extra-Inhalte freuen, auch wenn das Spiel dadurch in keinster Weise besser wird. Bedenkt man das bevorstehende Grindfest, nur um die obligatorische Szene in den heißen Quellen zu bekommen oder Ähnliches, so dreht sich mir persönlich schon der Magen um. Als Schmankerl haben sich auch einige Rechtschreibfehler reingeschlichen und den Abspann hat man einfach einmal auf Japanisch gelassen – frei nach dem Motto: Wer beendet das schon?
Is it wrong to pick up this game? Definitiv!
Is it Wrong to Try to Pick up Girls in a Dungeon? – Familia Myth: Infinite Combate ist ein Klischee-Lizenzspiel, was vor schlechter Umsetzung nur so trieft. Langweiliges Dungeon-Design, kaputtes, nicht dynamisches Kampfsystem und unendliches Questen sind die Hauptpfeiler dieses Spiels. Die gute Geschichte der Light Novel und des Animes wird hier nur abgespeckt und in obligatorischen Standbildern präsentiert.
Original-Inhalte sind hinter Grinding versteckt und die allgemeine Aufmachung lädt überhaupt nicht zum Spielen ein. DanMachi: Infinite Combate kommt erst einmal zu spät und dann auch noch in einer furchtbaren Qualität, die lediglich zum Ausmachen einlädt. Sehr schade, wenn man die zahlreichen Verschiebungen mit einbezieht.
Ich kann mit ruhigem Gewissen davon abraten, dieses Spiel aufzugabeln. Und auch große Fans sollten wohl eher nur bei einem extrem starken Rabatt überhaupt in die Verlegenheit kommen, über einen Kauf nachzudenken.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon? Infinite Combate, PQube Games, 5pb. / Mages
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