Titel | Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging für Nintendo Switch |
27. Dezember 2019 | |
Nintendo | |
03. Januar 2020 | |
Nintendo | |
03. Januar 2020 | |
Nintendo | |
System | Nintendo Switch |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Nintendo |
Genres | Lifestyle, Gesundheit & Fitness |
Texte |
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Vertonung | – |
Der japanische Neurowissenschaftler Ryūta Kawashima konzentriert sich in seiner Forschung auf die einzelnen Regionen des menschlichen Gehirns und wie man diese trainieren kann. Seine Forschungsergebnisse können Spieler auf der ganzen Welt seit rund 15 Jahren mit der Videospielreihe „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“ erleben.
Anfang dieses Jahres erschien nun der Ableger für Nintendo Switch mit dem passenden Namen „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging für Nintendo Switch“. Was diese Version für Neuerungen mit sich bringt und ob ich mich in meinem Alltag tatsächlich klüger fühle, erfahrt ihr im folgenden Test.
Ein sprechender Kopf, dessen Brille andauernd beschlägt
Die Videospiel-Reihe zu Doktor Kawashima ist darauf ausgelegt, täglich nur wenige Minuten mit dem Training eures Gehirns zu verbringen. Nach rund zehn Minuten erhaltet ihr bereits eine Meldung auf dem Bildschirm, dass das heutige Training abgeschlossen ist. Somit ist das Spiel also nicht auf Dauersessions ausgelegt, sondern auf regelmäßige Wiederholungseinheiten, um euer Gehirn nicht zu überfordern. Damit ihr auch ja keinen Tag versäumt, könnt ihr einen Alarm einrichten, der sogar im Standby-Modus euch daran erinnern soll, das tägliche Training zu absolvieren.
Mit den enthaltenen Übungen soll die Aktivität eures Gehirns angeregt und eure geistige Leistungsfähigkeit verbessert werden. Damit das Ganze auch möglichst wissenschaftlich wirkt, zitiert euch während des Spielens ein überdimensional großer Kopf mit Dr. Kawashimas Aussehen zahlreiche Publikationen von bedeutenden Forschern auf dem Gebiet der Neurowissenschaften.
Generell wirkte das Maskottchen der „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“-Reihe eher nur wie ein nettes Beiwerk, während es mir jedes Mal erklärt, wie der Test zum Geistigen Alter oder Ähnliches funktioniert. Oft begrüßt es mich auch mit der immer gleichen Parole oder zitiert sehr oft die gleichen Paper, was auf Dauer wirklich anstrengend werden kann und man sich wünscht, dass man diesen Kopf irgendwie loswerden kann.
Auch das Menü ist nicht darauf ausgelegt, euch zum Spielen zu animieren, sondern wirkt durch das minimalistische Design eher so, als möchte man euch sowieso nicht länger als die täglichen zehn Minuten fesseln. Die auszuwählenden Optionen werden mit kleinen Bildern dargestellt, es gibt keine leuchtenden oder blinkenden Überschriften, die euch von euren Übungen abhalten können. Selbst der Sound wirkt so unterschwellig, als möchte er nicht vom Training ablenken.
Trainiere deine Gehirnleistung
Doch kommen wir zum eigentlichen Kern des Spiels, den Minispielen. Um die Spiele absolvieren zu können, müsst ihr bei den meisten den Bildschirm vertikal halten, andere müsst ihr allerdings auch horizontal absolvieren. Einige der Minispiele dürften euch bereits aus vorherigen Ablegern der Reihe bekannt vorkommen. Ihr müsst beispielsweise schnelles Kopfrechnen absolvieren oder einen Zeitungsartikel so schnell wie möglich laut vorlesen. Auch Sudoku und andere Aktivitäten könnt ihr bestreiten.
Allerdings ist die gesamte Spielauswahl nicht direkt zu Beginn freigeschaltet. Ihr müsst täglich Übungen absolvieren, um mit der Zeit euer Angebot zu vergrößern. Das kann auf Dauer etwas ermüdend sein, wenn gerade zum Spielbeginn täglich nur eine Handvoll an Übungen zur Verfügung steht.
Wirklich spaßig sind die neuen Minispiele, die die IR-Bewegungskamera des rechten Joy-Con-Controllers verwenden. In den Minispielen müsst ihr zum Beispiel Schere, Stein, Papier spielen oder Matheübungen im Zahlenraum bis fünf lösen. Auf dem Bildschirm könnt ihr dann in Farben von rot bis blau eure Hand erkennen, um zu überprüfen, ob eure Handbewegungen gut erkannt werden.
Bei den Spielen ist mir aufgefallen, dass die Kamera die Handbewegungen wirklich gut erkennt, teilweise sogar noch vor kompletter Ausführung meiner eigentlichen Handbewegung.
Neu und Alt verbindet
Aber auch die klassischen Minispiele, die schon in Vorgängertiteln enthalten waren, haben nicht an Reiz verloren. Ich war sehr konzentriert bei den Übungen, da die Minispiele relativ schnell verstanden werden können und es nicht erst noch eine Einführung oder lange Spielphasen benötigt, um die Übungen nachzuvollziehen.
Die Übungen bedienen sich der Touch-Funktion der Konsole. Der physischen Version von Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging für Nintendo Switch liegt sogar noch ein Touchpen bei. Dieser schützt mit seiner weichen Spitze den Bildschirm vor Kratzern oder Rissen, was ansonsten gerade in hektischen Minispielen die Unversehrtheit eures Bildschirms kosten könnte. Etwas schade ist, dass die Konsole kein Fach bietet, wo der Stift verstaut werden kann. Diesen komfortablen Aspekt hatte ein Nintendo DS noch voraus.
Die meisten der Übungen drehen sich um Zahlen. Ihr müsst beispielsweise in einem kleinen Zahlenraum im Kopf rechnen oder die größte Zahl antippen, die sich auf dem Bildschirm befindet. Das will natürlich alles auch auf Zeit absolviert werden. Manche neue Minispiele (wie die Bazillenjagd) sind dabei eher auf Klassiker wie Tetris ausgelegt, um ein größeres Publikum unterhalten zu können.
Allerdings ist mir beim Schreiben von Buchstaben und Zahlen aufgefallen, dass der Bildschirm viel weniger erkennt als noch zu DS-Zeiten. Es ist egal, ob es sich um einfache oder schwierig zu schreibende Zahlen handelt, bei schnellen Übungen haperte es mir an vielerlei Stellen. Das wird besonders ärgerlich, wenn die Erkennung einen um die Bestzeit betrügen kann.
So musste ich mir beispielsweise für die Zahl 4 angewöhnen, diese nicht von oben zu beginnen und in zwei Zügen zu schreiben, sondern von unten zu beginnen und die Zahl in einem Zug zu schreiben. Mit manchen Tricks konnte also das Spiel trotzdem noch ausgetrickst werden, damit der Highscore doch nicht in Gefahr ist.
Einige wenige Minispiele können sogar zu zweit absolviert werden. Dabei schnappt sich jeder Spieler einen Joy-Con und zählt beispielsweise Vögel oder Kisten. Zwischendurch machen diese Minispiele echt Spaß, aber bereits nach kurzer Spieldauer haben auch diese ihren Reiz verloren und schreien nicht unbedingt nach Wiederholungsbedarf.
Als Belohnung winken Stempel
Habt ihr eure täglichen Übungen durchgeführt, so könnt ihr dies mit einem Stempel, den ihr sogar selbst designen könnt, im Kalender quittieren. So hält das Spiel fest, wann ihr eure täglichen Übungen abgeschlossen habt. Für jedes Minispiel gibt es zudem eine kleine Statistik in Form eines Liniendiagramms, das eure Zeit zum Lösen der Aufgaben beziehungsweise eure erreichten Punkte mit der Zeit festhält.
Wenn ihr euch dann bereit genug fühlt, um euer geistiges Alter zu überprüfen, dann könnt ihr pro Tag einmal diesen Test bestreiten. Dabei werden drei spezielle Übungen in den Bereichen Selbstkontrolle, Informationsverarbeitung und Kurzzeitgedächtnis ausgewählt, die alle unterschiedliche Bereiche des Gehirns stimulieren sollen. Je nachdem, wie schnell ihr diese Übungen absolviert, wird euer geistiges Alter bestimmt. Der Zahlenwert kann dabei zwischen 20 und 80 schwanken, wobei 20 natürlich das angestrebte Ziel sein sollte.
Dabei ist mir aber aufgefallen, dass mein geistiges Alter eher von der Tageszeit sowie Lust und Laune meinerseits abhängig war. Bereits beim allerersten Test, den ich im Spiel absolvierte, erlangte ich ein geistiges Alter von 20. Nun gut, und jetzt? Das Spiel in die Tonne kloppen, weil es mir sonst nichts mehr bringt?
An anderen Tagen wiederum hatte ich keine Lust, mir die 30 Wörter zu merken, die im letzten Teil des Tests nach Ablauf von zwei Minuten alle aufgeschrieben werden müssen. Dementsprechend stieg mein geistiges Alter nur aufgrund meiner Unlust, den Test zu absolvieren.
Der einzige Ansporn, der stattdessen für eine Langzeitmotivation sorgt, sind die bereits erwähnten Bestzeiten. Mit einem Nintendo-Switch-Online-Abonnement können die Zeiten sogar mit Spielern auf der ganzen Welt oder mit Freunden verglichen werden. So bleibt der Anreiz erhalten, sich gegenseitig zu vergleichen und zu noch besseren Leistungen zu motivieren, was man vom Test des geistigen Alters nicht unbedingt behaupten kann.
Ein besonders geheimnisvolles Feature, das auch nach Beendigung unseres Spieletests nicht freigeschaltet wurde, ist die Gehirn-Jogging-Weltmeisterschaft. Höchstwahrscheinlich könnt ihr euch hier mit anderen Spielern in bestimmten Bereichen messen, doch hier ist bislang noch Geduld gefragt.
Hat Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging meine Gehirnleistung verbessert?
Doch kommen wir zur eigentlich wichtigsten Frage: Hat das Spiel irgendeinen bemerkbaren Effekt auf meine Gehirnaktivität? Leider muss ich dazu sagen, dass mir keine Verbesserungen im Alltag aufgefallen sind. Ich bin weder konzentrierter bei der Arbeit, noch kann ich mir mehr Dinge merken als zuvor.
Allerdings macht mir das Spiel insofern Spaß, als dass ich täglich ein Sudoku lösen oder ein Musikstück auf dem Piano spielen kann, das man nicht unbedingt sofort zur Hand hat. Viele kleinere Übungen machen zum Zeitvertreib für zwischendurch wirklich Spaß, doch ich denke nicht, dass sich hierdurch eure Gehirnleistung spürbar verbessern wird.
Wer also eine nette Abwechslung zum harten Alltag sucht, findet hier einige spaßige Minispiele, die einen für zehn Minuten beschäftigen können. Eine Langzeitmotivation zur Verbesserung eures geistigen Alters bietet das Spiel dafür nicht unbedingt.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging für Nintendo Switch, Nintendo
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