Titel | Doraemon Story of Seasons |
13. Juni 2019 | |
Bandai Namco Entertainment | |
11. Oktober 2019 | |
Bandai Namco Entertainment | |
11. Oktober 2019 | |
Bandai Namco Entertainment | |
System | Nintendo Switch, PC |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Marvelous, Brownies |
Genres | Bauernhof-Simulation |
Texte |
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Vertonung |
Schon seit über 20 Jahren kann man in Harvest Moon, beziehungsweise Story of Seasons, seine Farm bewirtschaften und mit Schweiß und harter Arbeit zum Erfolg führen. Am Grundprinzip hat sich nicht viel geändert, aber die Serie entwickelt sich stets weiter. Es gibt immer wieder neue Gameplay-Elemente, Tiere, Menschen und Ideen, die die Reihe frisch halten. Auch Doraemon Story of Seasons bringt etwas Besonderes mit. Der Name dürfte manchen schon einen Tipp geben: Der neueste Ableger der beliebten Farm-Simulation bindet den, besonders in Japan sehr beliebten, Manga Doraemon ein. Man übernimmt sogar die Rolle einer der Hauptfiguren und zwar die des tollpatschigen Schuljungen Nobita.
Weit weg von Zuhause
Als Nobita und die findige Roboterkatze Doraemon einen mysteriösen Baumsamen entdecken, treten sie eine Reihe von Ereignissen los, mit denen wohl niemand gerechnet hatte. Gemeinsam mit Nobitas Mitschülern Shizuka, Suneo und Gōda wollen sie die Saat pflanzen. Dass aus dem Fußball großen Kern in wenigen Sekunden ein gigantischer Baum wird, ist nicht einmal das Seltsamste an der ganzen Aktion. Plötzlich bricht ein Sturm los und zieht die Kinder in ein Portal. Sie finden sich in einer Welt wieder, die weit weniger fortschrittlich ist als ihre eigene. Keine Elektrizität und keine Autos, also back to the roots. Zumindest die Bewohner sind freundlich und nehmen die Gestrandeten in ihre Gemeinschaft auf.
Kinderarbeit
An diesem technisch rückständigen Ort ist es selbstverständlich, dass Kinder mit anpacken. Sei es im Einkaufsladen um die Ecke oder beim Viehzüchter am Dorfrand. Einzig Nobita beschwert sich immer mal wieder darüber, aber stößt dabei auf taube Ohren. Ihm fällt sogar die Aufgabe zu, einen ganzen Bauernhof zu bewirtschaften, da ihm seine Freunde die offenen Jobs im Ort schon weggeschnappt haben.
In früheren Ablegern, zumindest denen, die ich kenne, gibt es diesen Konflikt zum Glück nicht. Hauptfigur und Junggesellen sehen zwar immer sehr klein und niedlich aus, sollen aber keine Kinder darstellen. Sie sind im heiratsfähigen Alter und konsumieren zum Teil auch Alkohol. Auch wenn das Alter nie explizit erwähnt wird, bin ich davon ausgegangen, dass sie erwachsen sind und dass es schlicht ein knuffiger „Chibi“-Stil ist, in dem die Figuren gehalten sind.
Auch andere Aspekte sind durch Manga und Anime vorgegeben: Da sie nun einmal Grundschüler sind, fällt der Dating-Sim-Aspekt verständlicherweise aus dem Spiel heraus und Familiengründung ist somit keine Option. Schon allein, da Nobita in der Zukunft kanonisch seine Kindheitsfreundin Shizuka heiraten wird. Auch die Themen und Konflikte sind eher am Alter der Protagonisten orientiert und kindgerecht aufgearbeitet. Das muss nicht automatisch bedeuten, dass diese nicht unterhaltsam und interessant sind. Es gibt aber deshalb weniger Momente, in denen man vielleicht mal zwischen den Zeilen liest, um das tieferliegende Problem zu sehen.
Harte Arbeit
Wer schon einen Ableger der Serie gespielt hat, wird sich schnell zurechtfinden. Beete anlegen, aussäen, gießen und anschließend ernten. Nebenbei Tiere streicheln, füttern und deren Erzeugnisse verkaufen. Das sind aber nicht die einzigen Dinge, die man tun kann, um Geld in die Kasse zu spülen. Im Wald kann man zum Beispiel Mandeln und Ingwer finden, abhängig von der Jahreszeit natürlich. Am Stand gibt es Muscheln und die ganze Umgebung wimmelt von Insekten, die mit einem speziellen Netz eingefangen werden können. Wenn dann noch Zeit ist, kann geangelt, Holz gehackt und nach Erzen geschürft werden. Es gibt viel zu tun!
Selbstverständlich verbrauchen einige dieser zahlreichen Tätigkeiten Ausdauer. Man sollte immer ein Auge auf seine Leiste haben, denn nach einem Schwächeanfall verliert man den Rest des Tages und einen Teil des Folgetages.
Sich die Kräfte einzuteilen und nicht in Kürze zum Millionär zu werden macht aber auch den Reiz so einer Simulation aus. Ich will bei null anfangen und mich hocharbeiten, langsam aber sicher Geld verdienen. Wenn ich mir meine erste Kuh hole, will ich darauf hingearbeitet haben. Dann bin ich stolz, dass ich den Frühling lang geschuftet habe, um Muhkuh (ja, ich bin nicht der kreativste Namensgeber) mein Eigen zu nennen. Denn bevor an Tiere zu denken war, musste noch ein großer Rucksack her und ohne die verbesserte Gießkanne sind großflächige Felder eine Qual. Letztendlich ist es natürlich jedem selbst überlassen, wo er seinen Fokus setzt. Der Suchtfaktor ist immer gegeben.
Ein Schritt zurück
Trotz des hohen Spielspaßes und der relativ unkomplizierten Handhabung, gibt es ein paar Schnitzer im Gameplay. Diese sind zwar nicht tragisch, können jedoch ziemlich lästig sein und das Vergnügen trüben. Angefangen mit dem viel zu langen Intro (etwa 45 Minuten Inaktivität, juhu) befindet man sich immer wieder in Dialogen, die mit leeren Aussagen zu sehr gestreckt werden.
Auch ist es störend, dass so manch unhandliche Design-Entscheidung den Spielfluss behindert. Wenn man zum Beispiel im Dorf auf ein Event stößt und sich die Szenerie in den Wald verschiebt. So weit, so gut. Wenn ich aber nach dem Event im Wald bleibe und wieder ins Dorf zurücklaufen muss, dann nervt das. Es ist auch sehr mühselig, in der Mine voranzukommen, wenn man jeden Tag wieder auf der ersten Ebene beginnen muss. Pflanzen reifen in dem Moment, in dem man sie gießt. Wenn sie nach dem morgendlichen Bewässern erntereif sind, muss ich „Mehrweg-Pflanzen“ direkt nach der Ernte erneut gießen. Wieso? Oder die Tatsache, dass das Bild reinzoomt, wenn man einen Käfer fängt und ich manuell wieder zurückfahren muss. Jedes. Verdammte. Mal. Die Zoomfunktion ist an sich übrigens aber eine tolle Implementation.
Geschenke erhalten die Freundschaft
Auch die Dorfbewohner müssen mühselig gehegt und gepflegt werden, ähnlich wie die Feldfrüchte auf der Farm. Hier entsteht nichts von heute auf morgen und Freundschaften müssen erarbeitet werden. Jeden Tag kann man den Einwohnern ein Geschenk machen. Dabei hat jeder seine Vorlieben. Allzu wählerisch waren die NPCs aber nicht, einige mögen sogar Unkraut. Trotzdem muss man aufpassen, denn unliebsame Geschenke können an deren Herzleiste zehren. Diese zeigt dir, wie sehr dich jemand mag. Das Freundschaftssystem ist ein wichtiger Bestandteil der Serie und ist mit der Zeit immer ausgefeilter und umfangreicher geworden.
Leider fand ich die meisten Charaktere nicht wahnsinnig interessant. Liebenswert, klar, aber nicht fesselnd. Natürlich kann man nicht jede Figur absolut faszinierend, tiefgründig und spannend finden. Das habe ich in einem Harvest Moon: Back to Nature oder sogar dem serienfremden Stardew Valley nicht. Hier hat die Zahl an Figuren, die mich nicht ansprechen, aber einfach überwogen. Besonders die vielen Kinder, die ohne Frage lieb, naiv und unbeschrieben sind, sind einfach nicht übermäßig interessantes „NPC-Material“. Das sieht der nächste Spieler vielleicht wieder ganz anders. Für junge Spieler eignet sich aber dieser Ableger auf jeden Fall.
Natürlich können auch Nutztiere wieder ihren Farmer lieb haben und geben dann hochwertigere Produkte ab. In Doraemon Story of Seasons ist es sogar möglich, sich mit diversen anderen Tieren anzufreunden, zum Beispiel liebt das Streunerkätzchen Krauleinlagen genauso wie der große Bär am Fluss. Ein niedliches Feature.
Urlaub für Augen und Ohren
Das Spiel ist optisch gesehen in meinen Augen einfach perfekt. Die Umgebung ist liebevoll handgezeichnet und koloriert wie ein Aquarell. Alles strotzt nur so vor Details: Ein Schlafzimmer verrät mit all seinen kleinen und großen Bestandteilen viel über die jeweilige Figur. Teddybären, Käfersammlungen, Wandbilder bis hin zur Art der Bettwäsche. Es gibt so viel zu entdecken! Das Gleiche gilt für den Rest des Ablegers. Wenn Nobita sich in den schaumigen Wellen am Strand spiegelt oder Bäume im Sturmwind wiegen, weiß man genau, wie viel Liebe in der Grafik steckt. Der spezifische Stil, in dem Menschen hier gehalten sind, trifft nicht ganz meinen Geschmack. Dennoch fügen sie sich gut vor den Hintergründen ein und lösen bei einigen bestimmt Nostalgiewellen aus.
Auch die orchestrale Musik ist angenehm und schön anzuhören. Die einzelnen Tracks passen zur jeweiligen Jahreszeit und werden nie langweilig. Das Lied innerhalb des Dorfes fand ich aber etwas… pompös? Ohne Frage ein schönes Lied, aber einfach etwas zu episch für den täglichen Besuch im Kaff nebenan.
Zwar gibt es in diesem Spiel keine wirkliche Synchro, Stimmen hört man trotzdem. Die Charaktere sagen oft ein japanisches Wort oder machen ein Geräusch, wenn sie angesprochen werden oder in einen Event verstrickt sind. Das ist ein netter Touch und gibt den Figuren etwas mehr Persönlichkeit. Letztendlich habe ich die Stimmen aber abgestellt, da Nobita leider bei jeder Aktion einen nervigen, immer gleichen Ton von sich gibt. Aber dass die Option existiert, ist doch auch schon was.
Alles Bio?
Der Titel ist eine optisch entzückende Bauernhof-Simulation mit großem Suchtpotential, die einfach Spaß macht und dabei hilft, abzuschalten. Die Implementation einer bestehenden Manga-Serie bringt einige interessante Eigenheiten in die ebenfalls alteingesessene Spielreihe. Neben dem Nostalgiefaktor und dem Einbinden von bekannten Charakteren und deren Dynamiken, geben die irrwitzigen Gerätschaften der blauen Roboterkatze eine ganze neue Zutat in das bekannte Farmspiel-Rezept. Gleichzeitig bremst der Manga auch aus: Kein Heiratssystem, Konflikte bleiben sehr kindgerecht und die Hauptfigur ist kein leeres Blatt, in das wir uns selbst hineininterpretieren können. Neben den kleinen Schönheitsfehlern im Gameplay sind das aber auch schon die einzigen Contrapunkte, an denen ich mich störe.
Fazit
»Mit Doraemon Story of Seasons holt man sich eine Farm-Simulation ins Haus, die mit toller Optik, schöner Musik und spaßigem Gameplay unterhält. Kenner der Serie Doraemon dürfen sich zusätzlich freuen, denn Nobita und Anhang sind mit von der Partie.
Gleichzeitig hat so ein Crossover aber nicht nur Sonnenseiten: Hausgemachte Limitationen im klassischen Story-of-Seasons-Rezept könnten für manche ein Abturner sein. Man muss fairerweise aber sagen, dass man Doraemon zumindest nicht kennen muss, um Spaß am Spiel zu haben. Einzig die Schnitzer im Gameplay und die etwas uninspirierten NPCs gereichen dem Titel nicht zum Vorteil. Besonders aber Kinder können diesen Ableger bedenkenlos zocken, denn Setting, Dialoge, Events und Menschen sind kindgerecht und liebevoll gestaltet.«
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Doraemon: Story of Seasons, Bandai Namco Entertainment / Marvelous, Brownies
Fand ich extrem langweilig. Von einem „Story of Seasons“ hatte ich mir mehr erhofft. Vor allem, bis sich bei den Dorfbewohnern eine Herzstufe erhöht, können gut und gerne ganze Spielemonate vergehen. Außerdem ist die letzte Entwicklungsstufe der Werkzeuge ein überteuerter und Grind-lastiger Witz. Kleiner Tipp am Rande: Das Erarbeiten der finalen Stufe lohnt sich nur bei der Spitzhacke. Alles wirkt, selbst für eine Bauernhof-Simulation, zäh und repetitiv. Von der fragwürdigen deutschen Übersetzung will ich erst gar nicht reden. Ich habe es trotzdem 50 Stunden durchgehalten und beendet, weil mir die 50 Euro sonst zu schade gewesen wären. Aber hey, auf der Switch verkauft sich sogar Kacke zum Vollpreis ganz gut - warum also als Entwickler bemühen?
Ich hoffe, „Rune Factory 5“ wird wieder frischen Wind in die Reihe bringen. „Friends of Mineral Town“ und „Rune Factory 4“ mag ich nämlich nicht unterstützen. Das eine Spiel wirkt grafisch wie aus dem Google Play Store-Grabbeltisch entnommen, und bei dem Port des 3DS-Originals scheint man sich ebenfalls keine Mühen gegeben zu haben - bis auf dezent hübschere Charportraits während der Dialoge und hochskalierte Grafik. Liebe Entwickler: Nur, weil die Switch momentan sämtlichen Hype und Mainstream vor guter Verkaufszahlen sprengt, heißt das nicht, dass ihr euch keine Mühen geben sollt. Es gibt trotzdem noch Spieler, die keine Mobile-mäßige Shovelware kaufen. Tatsächlich sogar!