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Behind the Polygons: Zelda aus The Legend of Zelda: Breath of the Wild

Bildmaterial: The Legend of Zelda: Breath of the Wild, Nintendo

In all ihren Inkarnationen im Laufe der Spielgeschichte dient sie dem auserwählten Helden als Stütze, Ratgeberin und Verbündete im Kampf gegen das Böse. Die Rede ist natürlich von Prinzessin Zelda von Hyrule, Trägerin des Triforce der Weisheit und quasi schon Urgestein im Bereich der Videospiele.

Genaugenommen ist die junge Dame nicht in jedem Titel der The-Legend-of-Zelda-Reihe Prinzessin, noch hat sie immer die gleiche Persönlichkeit. Sogar Alter und Erscheinungsbild schwanken von Ableger zu Ableger. Meist haben sie aber Selbstlosigkeit und Güte gemeinsam.

Lest die bisherigen Episoden „Behind the Polygons“:

Ab hier folgen Spoiler zum Spiel The Legend of Zelda: Breath of the Wild!

The Legend of ZeldaIn The Legend of Zelda: Breath of the Wild ist Zelda abermals Prinzessin von Hyrule. In dieser Rolle hat sie aber weit mehr Verantwortung zu tragen als ihre höfischen Pflichten. Schon im zarten Alter von sechs Jahren verlor Zelda ihre Mutter. Ab dann war der König allein für sie verantwortlich, aber glücklicherweise hatte er Unterstützung: Die Gerudo Urbosa war eine gute Freundin der Königin und stellte ab ihrem Tod für die Prinzessin Mutterersatz, Freundin und Verbündete dar.

Dieser Umstand war wahnsinnig wichtig für das Mädchen, denn das hatte eine wichtige Aufgabe. In Zelda schlummern starke Kräfte, Siegelkräfte. Mit diesen ist es ihr möglich, das Böse zu bannen. Kenner der Reihe wissen natürlich sofort, dass hier die Rede von Ganon ist. Genaugenommen wird er in diesem Ableger als Verheerung Ganon bezeichnet.

Fruchtlose Bemühungen

The Legend of ZeldaDoch nichts kam so, wie es Zelda, eigentlich jeder, erwartet hat. Egal, wie häufig, intensiv und hingebungsvoll die Prinzessin betete, nichts geschah. Im Rahmen eines dieser Rituale verausgabte sie sich sehr, sie brach sogar zusammen. Aber dennoch: Kein Fünkchen Magie regte sich in ihr. Wieso kann sie ihr Schicksal nicht erfüllen? Ist sie nicht würdig? Diese Fragen zehrten an dem Kind und sollten noch großen Einfluss auf ihr weiteres Leben nehmen.

Ein Hoch auf die Wissenschaft!

The Legend of ZeldaBeschämt und verunsichert stürzte sich Zelda in die Wissenschaft. Wenn ihre nicht vorhandene Siegelmagie zu nichts zu gebrauchen ist, kann sie dem Volk wenigstens auf ganz weltliche Weise helfen, so ihr Gedankengang. Und ja, sie leistet Großartiges und findet immer mehr Gefallen daran. Gemeinsam mit anderen klugen und fleißigen Köpfen macht sie wertvolle Entdeckungen in der Tier- und Pflanzenkunde. Doch ihre wichtigste Errungenschaft ist die Reaktivierung und Nutzung der Sheikah-Technologie. Allen voran das Wiederbeleben der sogenannten Titanen, mächtigen Maschinen in tierischer Gestalt.

Sie hat zwar vordergründig nie völlig aufgegeben, ihre Kräfte zu wecken, doch ihre Gebete und Rituale sind auf ihrer Prioritätenliste weit nach hinten gerutscht. Scham und Selbstzweifel waren einfach zu groß – warum sollte sie sich ständig an die eigenen Unzulänglichkeiten erinnern? Ihre wissenschaftlichen Untersuchungen liefen gut, man könne Ganon vielleicht auch mithilfe von Technik besiegen.

Minderwertigkeitskomplexe

Doch dann trat jemand in Zeldas Leben, der alles repräsentierte, was sie nicht ist: Link, ein legendärer Schwertkämpfer, der trotz seines jungen Alters das Masterschwert führt.

Es war sein Schicksal, der Herr dieses Schwertes zu sein und es gehorcht ihm. Er ist ein außerordentliches Talent, niemand würde je daran zweifeln, dass er würdig ist. Ausgerechnet er ist ihr neuer Leibwächter. So hat es ihr Vater bestimmt, trotz Zeldas Gegenwehr. Nun folgt er ihr auf Schritt und Tritt.

Die Prinzessin behandelte ihn unterkühlt, manchmal war sie richtig gemein. Einige dieser Verhaltensweisen wurden im Spiel von anderen Charakteren eher impliziert als direkt gezeigt. Sie ließ ihn spüren, dass sie ihm gegenüber eine starke Abneigung hatte und vergaß dabei völlig ihre höfische Etikette. Freilich lag das nicht daran, dass Link so ein ätzender Typ war. Er war sogar eher sehr still, nobel und loyal. Vielmehr war er eine kontinuierliche Erinnerung daran, dass Zelda versagt hat. Er hat sein Schicksal erfüllt, sie nicht. Das Masterschwert hatte seinen Träger erwählt und war ein Teil von Link, wie eine natürliche Verlängerung seines Armes. Ihr wollten die Götter nicht einmal antworten, egal wie sehr sie flehte.

Auch Prinzessinnen machen Fehler

Genau hier liegt das Interessante und Tolle im Charakter von Zelda aus Breath of the Wild. Nein, das ist jetzt kein Lob an ihr unfaires Verhalten Link gegenüber. Es war nicht gerechtfertigt, das muss an dieser Stelle einmal festgehalten werden. Hier geht es um Fehler, Einsicht und Charakterentwicklung. Sie hat etwas getan, das einfach unangebracht, nutzlos und irrational war; etwas völlig Menschliches. Sie hat ihren Frust an jemandem ausgelassen.

Außerdem ist es ungemein erfrischend, Prinzessin Zelda in diesem Licht zu sehen. Erdrückt von der Last ihrer Verantwortung, um sich schlagend im Angesicht ihrer eigenen Selbstzweifel und Unfähigkeit ihre zugedachte Aufgabe zu erfüllen.

Meistens kennen wir Zelda als diese anmutige, erhabene Gestalt. Gütig und weise lässt sie einen schnell einmal vergessen, wie jung sie noch ist. Natürlich haben wir auch in anderen Ablegern Abweichungen der gewohnten Prinzessin-Zelda-Formel gesehen. Achtung, es folgen Spoiler zu The Legend of Zelda: The Wind Waker. Im nächsten Absatz geht es wieder nur um Breath of the Wild: Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Zelda auch eine freche Piraten-Kapitänin sein könnte? Zugegeben, sie ist als Tetra aufgewachsen und wusste ihr Leben lang nicht, dass sie die Trägerin des Triforce der Weisheit ist.

Classic Zelda with a twist!

Bevor ich Zeldas Wesen in diesem Teil der Reihe noch ganz verreiße: Auch hier ist sie klug, aufopferungsvoll, und freundlich, falls das aus dem Text bisher nicht so deutlich hervorging. Aber die hohen Anforderungen, denen sie scheinbar nicht gerecht werden kann, haben etwas Schlechtes in ihr hervorgeholt.

Eigentlich ist die Quelle ihres negativen Verhaltens ja edel. Sie nimmt ihre Rolle ernst, will die Siegelmagie in sich erwecken, um der Welt Frieden zu sichern. Aber anstatt nur zu klagen, immer weiter zu beten oder still zu leiden, hat sie Link als Boxsack benutzt. Einen, der sogar treu und mutig seine Aufgabe erfüllt und sie nie verurteilt hat. Ihr Vater hingegen hat sie offen kritisiert und ihr von den Mauscheleien am Hofe erzählt. „Prinzessin Machtlos“ heißt es hinter ihrem Rücken. Unter welchem Druck sie steht oder wie sehr die gesamte Situation sie belastet, weiß kaum jemand oder es interessiert niemanden.

Wachstum

Nun fragen sich bestimmt einige, ob Zeldas wirklich positive Eigenschaften nicht eher in diesen Artikel gehören. Und ja, davon hat sie wirklich einige und auch ganz wunderbare! Neben den bereits aufgezählten ließe die Liste sich noch fortsetzen. Aber die Entscheidung der Entwickler, Zelda einen Makel zu verpassen, war eine sehr kluge. Sie wird damit, und wenn auch nur für einen bestimmten Zeitraum, zu dem Teenager, der sie ja schließlich ist. Seine eigene Unsicherheit und persönlichen Frust an jemandem abzulassen, ist selbstverständlich nicht exklusiv für junge Personen reserviert. Sie wird damit zu einem Menschen, sie wird eine von uns.

Das Spiel nimmt ein gutes Ende und Zelda zeigt nicht nur Einsicht für ihr Verhalten, sondern freundet sich letztendlich mit Link an. Am Ende können die beiden das Böse vernichten, aber darum geht es hier jetzt nicht. Heute geht es einmal nur um einen Fehltritt. Trotzdem kann man diesen Teil der Geschichte nicht unterschlagen, damit verheimlicht man schließlich die Charakterentwicklung, die sie durchgemacht hat. Und trotzdem: Schwächen, Macken und komplizierte Gefühle machen unsere Videospielhelden interessant. Perfektion ist langweilig, her mit den komplexen, fehlerhaften Protagonisten!

Lest die bisherigen Episoden „Behind the Polygons“:

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