Die Tannenbäume fliegen wieder aus den Fenstern, die Weihnachtsmärkte wurden schon lange abgebaut und die Weihnachtsplätzchen dürften auch schon fast vernichtet sein. Man merkt, das besinnliche Fest der Liebe ist vorbei. Wir in Europa haben das neue Jahr mit Böllern und Raketen begrüßt, zumindest der Großteil. Hierzulande verbringt man den Silvesterabend in der Regel gemeinsam mit Freunden oder Verwandten. In Japan nennt man das Neujahrsfest Oshogatsu.
Oshogatsu wurde einst im Frühjahr gefeiert
Hierzulande gehören Bleigießen (schließlich möchte man wissen, was die Zukunft bringt), die Neujahrsmette und das obligatorische Feuerwerk zu den bekannteren Bräuchen. Doch wie verbringen die Leute in Japan diesen Abend, bzw. den nächsten Tag?
Vor langer Zeit wurde das Fest zu Beginn des Frühjahrs gefeiert, wie es auch noch heute in China, Korea und Vietnam (Tết-Fest) der Fall ist. Der Grund ist, dass man sich hier am lunisolaren Kalender orientiert. Dies ist ein Kalender, der an den Mond gebunden ist und primär sind 12 Mond-Monate enthalten.
Seit 1873 bezieht Japan sich jedoch auch auf den Gregorianischen Kalender und somit wird das Neujahrsfest am 1. Januar gefeiert. An die alten Bräuche des Oshogatsu halten sich die modernen Japaner trotz der Verschiebung immer noch und darüber möchten wir euch etwas erzählen.
Postkarten zu Oshogatsu an Freunde und Verwandte
In Japan werden zum Neujahrsfest Postkarten (nengajō) an die Freunde und Verwandten verschickt. Hierbei sieht man eine Parallele zum Weihnachtsfest, denn in Europa und in Amerika verschickt man zu dieser Zeit die Grußkarten. Der ursprüngliche Gedanke ist, den Leuten, die sehr weit weg wohnen, ein Lebenszeichen zu senden.
Heute ist es mehr zu einer Pflicht geworden und soll zeigen, dass man den Leuten Respekt zollt. Es ist gar nicht unüblich, dass Personen, die sehr bekannt sind oder einen höheren Rang bekleiden, hunderte Postkarten erhalten. Sehr oft zeigen die Postkarten als Motiv das chinesische Tierkreiszeichen des neuen Jahres.
Gab es in einer Familie in dem Jahr einen Todesfall, verschickt man keine Grußkarten. Stattdessen gibt es eine einfache Postkarte mit dem Hinweis, dass man aufgrund des Todesfalles keine Glückwünsche verteilen möchte und auch keine für das Jahr erwartet.
Die Karten zeigen als Motiv das chinesische Tierkreiszeichen des kommenden Jahres. Oft kann man sie in den Papiergeschäften vorgedruckt und mit bereits aufgedruckten Briefmarken kaufen. Nur die Unterschrift muss noch hinzugefügt werden. Und auch wenn das Land so modern ist, eine Email kann keine Postkarte ersetzen.
Möchte man keinen einfachen Vordruck, kann man sich auch Blanko-Karten kaufen. Diese kann man mit besonderen Stiften und Stempeln selbst verzieren. Oder man gestaltet die Karte auf einem Computer und druckt diese aus, um sie mit der Post zu verschicken.
Damit die Karten rechtzeitig ankommen, müssen sie mit dem Zusatz „Neujahrskarte“ gekennzeichnet werden und bis zu einem bestimmten Tag im Dezember in ein eingerichtetes Extrafach eingeworfen werden.
Taschengeld für die Kinder
Für die Kinder gibt es zu diesem Fest ein besonderes Geschenk. Der Brauch nennt sich Otoshidama (aus China übernommen) und bedeutet, dass die Kinder ein Taschengeld erhalten. Das Geld überreicht man in kleinen Umschlägen, die dekoriert sind (pochibukuro). Die Summe richtet sich nach dem Alter des Kindes. Gibt es mehrere Kinder in der Familie, erhalten jedoch alle den gleichen Betrag, damit sich kein Kind benachteiligt fühlt.
Ein zentrales Brauchtum zum Oshogatsu ist daneben das Osoij. Es ist ein Säuberungsritual der Wohnung oder des Hauses, ähnlich wie unser Frühjahrsputz. Das Heim soll hierbei vom Schmutz des alten Jahres befreit werden. Den Hauseingang dekoriert man mit Pinienzweigen (Kadomatsu) und möchte so die Geister, die Ahnen und Götter milde stimmen.
Am Tag vor dem Neujahrsfest werden die Glocken der Tempel 108 Mal geläutet. Dadurch sollen die Sünden des vergangenen Jahres vergeben werden. Danach gibt es eine reichhaltige Mahlzeit, die oft aus Soja-Nudeln besteht.
Leckere Neujahrsspeisen
Neben den Spielen wie Drachen steigen, Kartenspiele oder Würfel-Kreisel-Spiele gibt es natürlich auch besonderes Essen zum Oshogatsu. Die Neujahrsgerichte fasst man unter dem Begriff Osechi zusammen. Zu den Gerichten gehören Miso-Suppen mit Reiskuchen (Mochi) und Gemüse (Zoni-Suppe), in Seetang eingewickelter Thunfisch (kobumaki), gelierte Fischpastete (kamaboko), pürierte Süßkartoffeln mit Edelkastanie (kurikinton) und schwarze Bohnen, die gesüßt sind (kuromame).
Die Osechi sind oft entweder sehr süß oder sauer und mit vielen Gewürzen behandelt, um die Haltbarkeit zu verlängern. Als man diese Gerichte zu den Osechi erklärte, gab es noch keine Kühlschränke und die Läden schlossen oft für eine Woche, sodass man die Nahrung gegen einen raschen Verderb ohne Kühlung anders schützen musste. Natürlich gibt es viele Arten von Osechi.
Während einige Gerichte an diesem Tag schon fast „verboten“ sind, werden sie an einem anderen Ort gegessen. Hier schlagen manche Japaner richtig zu, wie es hierzulande über Weihnachten auch der Fall ist. Auch frittiertes Hühnerfleisch, Eiscreme oder Pizza isst man an einigen Orten an diesem Tag.
Der Reiskuchen (Mochi) hat noch eine andere Bedeutung zum Neujahrsfest. In der Edo-Epoche verteilten die Läden und reichen Familien kleine Beutel, in denen sich Mochi und eine Mandarine befanden. Diese Geste sollte das Glück an die Menschen verteilen. Heute stellt man die Dekoration zum Fest noch immer aus Mochi her.
Akemashite omedetō gozaimasu! (Ein japanischer Neujahrsgruß.)
Bildnachweise:
- Titelbild: „Feuerwerk“, von picjumbo_com, veröffentlicht gemeinfrei unter Lizenz CC0
- „Mario und das Erd-Schwein“, Nintendo. Gefunden bei Nintendosoup.
- „Stempel, Stifte und Material“, Negajo von Julianortega unter Lizenz CC 3.0 SA
- „Japanisches Osechi“, gemeinfrei veröffentlicht
Quellen: Wikipedia, LifeinJapan
Dieser Artikel stammt ursprünglich vom Dezember 2012. Autor: Moomba-Miez. Im Rahmen einer Neustrukturierung der Website veröffentlichen wir einige alte Artikel erneut. Für die Neuveröffentlichung haben wir den Artikel leicht überarbeitet.
Aus eigener Erfahrung gesprochen, denke das die obligatorische Nachricht über LINE die Grußkarten fast schon ersetzt hat.
So wie bei uns der Weihnachtsgruß über WhatsApp.
Und nicht zu vergessen: „Hatsumou“ der erste Schreinbesuch des neuen Jahres um den 1. Januar rum. Einmal mitgemacht...Bruder, ist voll