Viele waren sicher überrascht, als The Quiet Man zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Live-Action-Game-Hybrid mit dem taubstummen Protagonisten bot nicht nur einen einzigartigen Protagonisten, sondern auch ein komplett neues Spiel-Design. Noch immer sind viele Fragen offen rund um das Abenteuer, welches unter der Flagge von Square Enix segeln wird. Doch auf der diesjährigen Gamescom durften wird uns an einen kleinen Tisch mit den VIPs der Entwicklung setzen und diese, soweit es uns erlaubt war, ausquetschen.
Ich persönlich war zur Ankündigung sehr skeptisch, da die Kombination aus Serie/Film und Spiel schon einmal erprobt wurde und mich nicht gerade überzeugen konnte. Außerdem sprach mich der Titel optisch, sowohl vom Design als auch vom technischen Aspekt her, nicht besonders an. Des Weiteren schien mir ein taubstummer Protagonist schwer umsetzbar, da die Kommunikation mit ihm ja auf irgendeiner Ebene stattfinden muss und die Immersion stark darunter leiden könnte. Zu meiner großen Überraschung konnten die motivierten Entwickler von Square Enix und Human Head Studios mir eine andere Perspektive zeigen, die mich sehr neugierig gemacht hat.
Die Idee reift seit zehn Jahren
Laut Produzent Kensei Fujinaga reifte die Idee zu diesem Spiel schon zehn Jahre in seinem Kopf. Seit langem war dieses Projekt sein Traum und in unserem Interview hat er ständig mit großer Leidenschaft und sehr offen gesprochen, was in dieser Industrie nun wirklich nicht so oft vorkommt. Noch bei Square Enix arbeitete er weiter an der Idee zu The Quiet Man. Das Spiel wird gerade einmal drei Stunden für einen Durchgang benötigen, aber laut Fujinaga war dies von Anfang an die Idee. Es sollte ein Spiel werden, das in der gestressten Zeit von heute in einer Sitzung durchgespielt werden kann. Eine interaktivere Alternative zu einem Kinobesuch. Dies sei auch der Grund für den Preis von 14,99 Euro gewesen, so der Produzent.
Während das Skript in den vergangenen Jahren in Japan geschrieben wurde, hat man bei Human Head Studios die Visualisierung übernommen und unter anderem in Bulgarien und Tokio die Live-Action-Szenen gedreht. Mit vollem Motion Capture wurde im gleichen Zug auch an den CGI-Sequenzen und den Animationen gearbeitet. Ein spannender, kleiner Fakt: Für die Kampfszenen und besonders deren Choreographie hat man sich die erfahrenen Entwickler der Yakuza-Reihe zu Hilfe genommen. Diese sollten sicherstellen, dass das Kampfsystem auch die nötige Wucht bietet.
Generell ist The Quiet Man mehr Film als Spiel. Die Aufteilung ist in etwa 60 zu 40. Und in den Gameplay-Sequenzen wird ausschließlich gekämpft. Zwar werden auch einige Bosse mehr vom Spieler abverlangen, aber Erkunden, Sidequests und alles andere, was oft noch zu einem Spiel dazugehört, wird hier nicht bedient. Die längste Video-Sequenz ist jedoch acht Minuten lang, wie die Entwickler berichtet haben, so soll die Abwechslung aufrecht und der Spieler aufmerksam gehalten werden. Die Geschichte ist in insgesamt sechs Kapitel unterteilt und spielt ausschließlich in einer Nacht, in welcher der Quiet Man eine junge Frau retten muss. Ein großer Teil der Geschichte soll dabei in Flashbacks erzählt werden, deren Inhalt jedoch noch geheim bleiben soll. Die Entwickler sagten nur, man solle gespannt darauf sein, welche Vergangenheit die einzelnen Charaktere miteinander verbinde.
Ein Skript ohne Worte
Besonders interessant wurde es, als die Entwickler angefangen haben, über den taubstummen Hauptcharakter zu sprechen. Zu Beginn des Projektes stand ein Skript. Fujinaga wollte jedoch kein richtiges Skript, da der Protagonist weder hören noch sprechen kann. Worte seien nicht ein Teil dieses Universums. Es sei sehr schwer gewesen das Skript so zu kürzen und runterzubrechen, dass derselbe Inhalt auch ohne Worte vermittelt werden konnte. Diese Idee zieht sich jedoch auch bis ins Gameplay. Hier hört der Spieler nichts, was der Quiet Man nicht auch hört. Akustische Phänomene und die Realisierung von Stille führten zu einer sehr einzigartigen Atmosphäre. Anders als in anderen Spielen höre man keinen Soundtrack oder Feinde bzw. ihre Aktionen. In diesem Spiel hört der Spieler etwa einen dumpfen Aufschlag, wenn man einen Schlag einstecken muss.
Zusätzlich sollen das komplette Fehlen eines HUDs, von Schwierigkeitsgraden, Tutorials und Ähnlichem es dem Spieler ermöglichen, besser in die Rolle des Quiet Mans zu schlüpfen. Immersion war den Entwicklern sehr wichtig. Besonders mit dem Protagonisten sollen sich die Spieler sofort identifizieren und sowohl seine Kämpfe als auch seine Motivationen verstehen.
Die Worte von Fujinaga haben meine Vorfreude auf dieses Abenteuer deutlich steigen lassen. Bei dem kurzen Gespräch in kleiner Runde konnte er bei mir durch seine Liebe zum Projekt einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen. The Quiet Man besitzt zur Zeit noch kein festes Releasedatum. Das Spiel wird ausschließlich digital für PCs und PlayStation 4 erscheinen.