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Im Test! The Seven Deadly Sins: Knights of Britannia

TitelThe Seven Deadly Sins: Knights of Britannia
Japan24. Januar 2018
Bandai Namco
Nordamerika09. Februar 2018
Bandai Namco
Europa09. Februar 2018
Bandai Namco Europe
SystemPlayStation 4
Getestet fürPlayStation 4
EntwicklerNatsumi Atari
GenresBeat ‚em up
Texte
Deutschland  
VertonungJapan

Vor einiger Zeit stolperte ich über Seven Deadly Sins, einen Shonen-Manga, der aus der Hand von Nabaka Suzuki stammt und mich mit seiner Mischung aus feiner Action, Humor und Fanservice begeistern konnte. Meine Freude war also riesig, als eine Videospielumsetzung des Manga angekündigt wurde. Doch beim Spielen des PlayStation 4-exklusivem The Seven Deadly Sins: Knights of Britannia kam leider bei Weitem nicht so viel Freude auf, wie ich mir erhofft hatte.

Nach Spielstart steht euch direkt der Story- oder der Duell-Modus zur Verfügung. Letzterer bringt euch jedoch noch nicht so viel, denn ein Großteil der Charaktere muss erst durch das Absolvieren der Geschichte freigeschaltet werden. Diese bringt euch die erste Staffel des Anime näher und geht sogar noch ein paar Schritte weiter, um euch neugierig auf das kommende Geschehen zu machen. Im Großen und Ganzen macht der Titel einen guten Job darin, euch grob die Story näher zu bringen. Viele Details werden dabei natürlich ausgelassen und nicht immer wird man als Nichtkenner der Serie alle Beweggründe der Charaktere verstehen, aber für ein allgemeines Verständnis funktioniert es ganz gut.

Ein Großteil der Geschichte von Seven Deadly Sins befasst sich anfangs damit, alle sieben Mitglieder der berüchtigten Bande zusammenzutrommeln. Dafür müssen Meliodas, der Anführer der Bande und Elizabeth, eine Prinzessin des Landes, sich nach Gerüchten umhören. Im Spiel wird dies dadurch umgesetzt, dass ihr in den Kämpfen „Ruf-Punkte“ sammelt. Je mehr Punkte ihr sammelt, desto mehr geratet ihr in den unterschiedlichen Gebieten der Weltkarte ins Gespräch und schaltet neue Aufgaben frei. Die Idee ist eigentlich ganz nett, aber bringt nicht viel mit, im Gegenteil sogar.

Neue storyrelevante Aufgaben schaltet man automatisch nach den Kämpfen frei und kann dann meistens direkt weitermachen. Wirklich für die Geschichte muss man also keine Ruf-Punkte sammeln, höchstens für Nebenaufgaben. Ein wenig nervig wird die ganze Ruf-Geschichte dann in den Kämpfen, beziehungsweise am Ende von denen. Je nachdem, wie ihr euch schlagt, erhaltet ihr nach einer Schlacht Bonuspunkte für Gesundheit, vergangene Zeit und Ruf-Punkte. Letztere sammelt man größtenteils dadurch, dass die Umgebung beim Kampf zerstört wird. Während das in der Theorie ganz spannend klingt, so endet es meist einfach darin, dass der Spieler mehr Zeit damit verbringt Dinge um sich herum zu zerstören, als zu kämpfen. Denn wenn der gewünschte höchste S-Rang erzielt werden möchte, benötigt man zahlreiche Ruf-Punkte, da diese den Großteil der Gesamtpunktzahl ausmachen. Da ist es letztendlich sogar oft egal, ob man kaum noch Lebenspunkte besaß oder die Zeit fast abgelaufen wäre, denn solange man alles kaputtgeschlagen hat, kriegt man den höchsten Rang. In Missionen, in denen es nichts zu zerstören gibt, wird ein S-Rang also umso schwieriger. Dort kann nur aufgrund von Angriffs-Kombos und Lebensenergie der höchste Rang erzielt werden, also ist hier auch wirklich Können gefragt.

Kommen wir nun zu den Kämpfen selbst, welche in normale Kämpfe, Doppel-Duelle und Massen-Kämpfe unterteilt sind. In Doppel-Duellen übernimmt die künstliche Intelligenz euren Kampf-Partner, aber Spoiler: Er schlägt sich nicht besonders gut. Aber dazu gleich mehr. Euch selbst stehen leichte und starke Angriffe zur Verfügung, welche man nur bedingt für Kombo-Angriffe zusammenfügen kann. Ebenfalls besitzt fast jeder Charakter einen kleinen Fernangriff, um über eine kleine Distanz Schaden zufügen zu können. Mithilfe von Tastenkombination besitzen die Kämpfer insgesamt drei Magie-Attacken. Diese nutzen die unter der Lebensanzeige platzierte Magieleiste. Links davon gibt es dann die Leiste für einen Spezialangriff, welcher quasi die ultimativen Angriffe darstellen. Diese bringen eine kleine Sequenz mit sich und machen ordentlich Schaden. Zwar ist das nützlich und sieht cool aus, aber schon nach kurzer Spielzeit fühlte ich mich von den häufigen Unterbrechungen eher gestört. Die Sequenzen hätten manchmal durchaus ein wenig kürzer sein können.

»Ein anderer großer Unterschied ist, im Vergleich zu vielen anderen Spielen mit Doppel-Kämpfen, dass beide Charaktere sich eine Energie-Leiste teilen.«

Das Grundprinzip ist also recht simpel. Das Ganze wird aber dann noch ein wenig komplexer. Auf Knopfdruck könnt ihr euch zum Beispiel hinter den Gegner platzieren und angreifen oder nach einem Angriff euch in der Luft direkt fangen. Dies nutzt jedoch auch eure Magieleiste, weshalb diese oft schneller leer ist, als einem lieb ist. Eine Möglichkeit diese manuell aufzuladen gibt es nicht, nur nach kurzer Zeit der Untätigkeit ist sie wieder direkt komplett voll. Das ist bei den meisten Charakteren kein wirkliches Problem, außer bei den Magie-Typen.

Denn dadurch, dass die Kämpfer in The Seven Deadly Sins: Knights of Britannia so unterschiedlich sind, wurden sie in drei Typen unterteilt. Geschwindigkeit, Magie und Kraft. Die Geschwindigkeits-Charaktere machen genau das, was ihr Name impliziert: Sie greifen flott an, aber machen weniger Schaden als Charaktere der Kraft-Klasse. Diese sind dagegen sehr langsam, können aber mit wenigen Angriffen mehr von der Lebensergie des Feindes abziehen. Magie-basierte Krieger machen mit ihren Magie-Angriffen ordentlich Schaden, aber sobald ihre dazugehörige Leiste aufgebraucht ist, kann man nichts mehr machen. Da selbst normale Angriffe an eurer magischen Energie zerren, sind diese bei einer leeren Leiste nicht verfügbar. Die einzige Möglichkeit besteht dann nur noch darin, in Abwehrhaltung zu gehen oder panisch über das Feld zu rennen.

Die Doppel-Duelle unterscheiden sich größtenteils nicht sehr von den normalen Kämpfen, abgesehen von kleinen Details. Ihr besitzt die Möglichkeit euren Partner zu euch zu rufen um die Chance auf einen gemeinsamen Angriff zu bekommen. Dafür müssen sich die beiden Kämpfer jedoch mögen, sonst sagt die CPU meist einfach „Nö!“. Zwar kann im Kampf scheinbar die Beziehung verbessert werden, aber die Schlachten sind meist zu kurz um signifikante Änderungen daran vorzunehmen. Die Idee hinter der Mechanik ist nett, aber irgendwie auch nicht richtig ausgearbeitet. Ein anderer großer Unterschied ist, im Vergleich zu vielen anderen Spielen mit Doppel-Kämpfen, dass beide Charaktere sich eine Energie-Leiste teilen. Es ist also nicht möglich, einen Charakter zu besiegen und sich dann zu zweit auf den übriggebliebenen Kämpfer zu stürzen. Das ist eigentlich ganz gut und sogar fair, aber in Missionen, in denen ihr alleine zwei Gegnern gegenübersteht sieht das schon wieder ganz anders aus. Oft werdet ihr zu Beginn dann einfach von zwei Seiten in die Mangel genommen und könnt nur wenig machen, aber nach kurzer Einspielzeit kommt man damit auch klar. Leider passiert genau dies aber auch in Kämpfen mit einem CPU-Partner, denn dieser ist oft einfach nutzlos. Rennt über das Feld, kämpft nur wenig und die Spezialangriffe scheinen sie auch nur einmal im Jahr zu nutzen. Außer man muss diese manuell auslösen, aber ich habe definitiv keine Möglichkeit dazu gefunden, die CPU in dieser Hinsicht irgendwie zu befehligen.

Kommen wir zu dem Teil des Spieles, der einfach nicht ordentlich funktioniert: Die Massen-Kämpfe. In der Theorie klingt das ja eigentlich ganz nett und passt auch irgendwie zur Serie: Ihr allein, oder mit einem CPU-Partner, gegen viele kleine Gegner. Quasi wie ein einem Dynasty Warriors, nur in deutlich kleinerer Form. Das allgemeine Kampfsystem ist aber einfach nicht wirklich darauf ausgelegt, gegen viele Gegner auf einmal zu kämpfen. Auch wenn sich meist höchstens 10 Gegner auf einmal in eurer Umgebung befinden: Nur die wenigsten Charaktere besitzen Angriffe, mit denen sie mehrere Feinde auf einmal angreifen können.

Besonders mit Kämpfern der Kraft-Klasse ist das Ganze wenig spaßig: Sie bewegen sich super langsam, ihre Angriffe sind meist nur auf einen Gegner fokussiert und wenn am anderen Ende der Karte ein neues Rudel auftaucht ist der Weg weit und langsam bewältigt. Auch das Ziel-System will so gar nicht wie man möchte. Logisch wäre ja, immer den nächsten Gegner oder wenigstens jemand in der näheren Umgebung anzuvisieren, aber manchmal springt der Zeiger einfach auf einen Feind der sich am anderen Ende der Welt befindet. Nervig, vor allem wenn dadurch ein Magieangriff ins Nichts geht. Der Vorteil an den Massen-Kämpfen: Es ist sehr schwer, keinen S-Rang zu bekommen, da ihr hier mit Ruf-Punkten regelrecht zugeschüttet wird. Was, um ehrlich zu sein, dann wieder die Frage um den Sinn der Ruf-Punkte aufwirft, wenn man damit sowieso vollgestopft wird.

Ein großes Problem, welches ich beim Testen des Spieles sah, ist die Balance zwischen den Charakteren. Denn diese existiert schlichtweg nicht. Manche Kämpfer sind so eindeutig tausend Mal besser als die Anderen. Vor allem die Kraft-Charaktere schienen mir absolut den anderen Klassen unterlegen. Wahrscheinlich kann man aus denen auch ordentlich was rausholen, aber ob man das möchte, ist mir fraglich. Leider konnte ich mein Können nicht gegen andere Spieler messen, da ich vor Veröffentlichung logischerweise niemanden online zum Spielen gefunden habe. Vielleicht wäre ich dann auch von etwas anderem überzeugt wurden, aber vielleicht hätte ich auch da mit Merlin alles auf einfachste Weise zerstört. Denn hier ein Tipp: Sobald ihr Merlin freigespielt habt, nutzt einfach nichts anderes mehr, wenn ihr könnt. Das Spiel, welches allgemein nicht besonders schwer ist, wird ab dem Zeitpunkt zum absoluten Witz aufgrund ihrer Stärke.

Um ein Beispiel für das schlechte Balancing zu bringen: Der Charakter King, welcher eigentlich ein sehr starker Gegner sein sollte, besitzt einen super lahmen Magieangriff. Die Gegner können sich weiterhin bewegen, es macht kaum Schaden und ihr müsst euch immer wieder ein nerviges „Feito Feia wiz ze Feia!!!!“ anhören. (Fight the Fire with Fire, wie der Angriff halt heißt.) Währenddessen Merlin mit derselben Tasten-Kombination den Feind einfriert und ihm viel Schaden zufügt, zusätzlich für weitere Kombos anfällig macht. Vielleicht bin ich einfach nicht Profi im Spiel genug, aber nach den ungefähr 10-15 Stunden, die ich zum Freischalten der meisten Sachen brauchte, wirkt das alles einfach sehr unausgeglichen.

Apropos Freischalten: Im Story-Modus gibt euch das Spiel durchaus einiges an Nebenaufgaben zu erledigen. Diese bringen euch nicht nur viele kleine Zusatzinformationen zur Story, sondern auch oft Items für eure Sammlung. Diese können für neue Ausrüstung verwendet werden oder andere Verbesserungen für eure Charaktere. Die Medaillen, welche euch zusätzliche Angriffskraft oder bessere Verteidigung bringen, können im Story-Modus, aber auch im Duell-Modus genutzt werden. Besitzt man übrigens alle Magie-Verbesserungen, kann man mit Merlin alles noch mehr zerstören, so als kleiner Tipp für euch.

Aber lasst uns über die Besorgungen-Nebenaufgaben reden. In diesen Missionen übernehmt ihr die Rolle über Elizabeth, welche nicht in der Lage ist, zu kämpfen. Da aber in einem Großteil der Aufgaben dennoch Feinde in den Gebieten lungern, kann sie auf Knopfdruck das Kampfschwein Hawk losschicken. Das funktioniert sogar überraschend gut und das Schweinchen räumt dann von alleine auf. Doch was müsst ihr nun eigentlich selber machen? Wie es die Aufgabenbezeichnung schon angibt, müssen Dinge besorgt beziehungsweise Gegenstände aufgehoben werden. Dafür lauft ihr in nicht gerade hoher Geschwindigkeit über die Karte und sucht. Das klingt nicht so schlimm und ich verstehe, wieso man ein wenig Abwechslung einbringen wollte, aber dies ist der falsche Weg. Diese Missionen sind unfassbar langweilig und auch wenn sie nicht so häufig vorkommen und optional sind, so müssen sie für das Sammeln von Ausrüstung trotzdem bewältigt werden.

»Leider ist der Soundtrack so vergesslich, dass ich mich nicht einmal an einen Song erinnern könnte, wenn man mir eine Pistole auf die Brust setzen würde.«

Erzählt wird euch die Story in japanisch vertonten Zwischensequenzen, in denen die 3D-Modelle oft einfach nur rumstehen. Viel geschieht nicht, und wenn doch, dann sind die Animationen nicht unbedingt die Schönsten. Generell sieht das Spiel zwar grundlegend nicht schlecht aus, aber die Charakter-Modelle und -Animationen hätten durchaus ein wenig mehr Politur vertragen können. Die Angriffe sehen nun nicht schlecht aus, aber bei einem Titel, welcher exklusiv für PlayStation 4 erscheint, darf man durchaus mehr erwarten. Warum die Zwischensequenzen dann auch größtenteils so hölzern erscheinen, ist mir wenig verständlich.

Die japanische Sprachausgabe ist gut gelungen, vor allem weil die originalen Sprecher aus der Animeserie mit dabei sind. Leider ist der Soundtrack so vergesslich, dass ich mich nicht einmal an einen Song erinnern könnte, wenn man mir eine Pistole auf die Brust setzen würde. Das ist nun nicht unbedingt etwas schlechtes, denn Hintergrundmusik soll ja im Hintergrund bleiben, aber das macht es dennoch nicht besser. Ein absolutes No-Go sind die nervigen Todesschreie der Feinde in den Multi-Kämpfen. Ich glaube ich habe zum ersten Mal in meinem Leben in einem Videospiel tatsächlich die Sprachausgabe komplett ausgeschaltet, weil mich etwas so sehr genervt hat. Wenn ihr 10 Gegner hintereinander besiegt und jeder Einzelne schreit in einem schrillen Ton, dann schmerzt das im Ohr. Und nun stellt euch vor, wie ihr innerhalb von einer Minute 60 Feinde besiegt, welche laut kreischen und das mehrere Missionen hintereinander. Nein, danke, lieber den Ton aus.

 Nur für Hardcore-Fans geeignet

»Ehrlich gesagt habe ich mich riesig auf The Seven Deadly Sins: Knights of Britannia gefreut, weil ich den Manga wie bereits erwähnt sehr mag und ich Videospiel-Umsetzungen von Shonen-Manga liebe. Doch mich hat der Titel einfach nur enttäuscht und wird nach Fertigstellung dieses Review nie wieder angefasst. Das Kampfsystem funktioniert, aber es kommt irgendwie nur wenig Spaß auf und die Massen-Kämpfe nerven einfach nur, da das System nicht darauf ausgearbeitet ist. Absolute Hardcore-Fans können vielleicht an dem Spiel Freude finden, da sie mit ihren liebsten Charakteren spielen können, aber alle Anderen sollten zu den zahlreichen besseren Kampfspielen da draußen greifen. Ich freue mich, dass Bandai Namco Europe den Titel hierzulande veröffentlicht und die Texte sogar komplett lokalisiert hat, doch an der durchschnittlichen Qualität von The Seven Deadly Sins: Knights of Britannia ändert das trotzdem nichts.«

 

Meliodas und Elizabeth suchen nach den restlichen Mitgliedern der berüchtigten Seven-Deadly-Sins-Bande und müssen bald das ganze Land retten
Drei verschiedene Kampf-Modi, in denen ihr den Feinden das Leben aus der Anzeige prügeln müsst. Viele unterschiedliche Kämpfer, welche aber absolut schlecht ausbalanciert sind.
Im Allgemeinen hübsch anzusehen, im Detail aber unausgereifte Animationen und schwache Effekte für ein PlayStation-4-exklusives Spiel.
Vergessliche Musik, tolle japanische Sprachausgabe. Nervige Soundeffekte in den Massenkämpfen jagen euch in den Wahnsinn.
Lokaler sowie Online-Multiplayer, komplett deutsche Texte. Hawk das Kampfschwein als spielbarer Charakter hebt Spielspaß um zahlreiche Ebenen an.