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Kolumne: Nintendo Switch wird es schwer haben

Puuh. Nintendo Switch wird es schwer haben. Das sage ich als durchaus Nintendo-affiner Mensch, wie ihr vielleicht wisst. Ich habe mich, wie viele andere, sehr auf die Präsentation heute Morgen gefreut. Ich will nicht sagen, ich bin enttäuscht. Aber ich freue mich nach der Präsentation nicht mehr auf Nintendo Switch als davor.

Gekauft.
Gekauft.

Ich freue mich nach wie vor auf Nintendo Switch. Ich meine, es kommt eine neue Nintendo-Konsole. Ich bin neugierig, ich werde gleich am ersten Tag ein neues Zelda spielen können und ich will sie im Wohnzimmer haben. Der neue Zelda-Trailer war unglaublich gut. Aber ich bin wohl kaum der, den man heranzieht, wenn man wissen will, welche Resonanz Nintendo Switch auf dem breiten Markt hat. Wenn im März eine PlayStation 5 erscheinen würde und Sony würde ankündigen, Bloodborne 2 erscheint 2018 exklusiv für diese neue Konsole, würde mir das vermutlich reichen, um die auch zum Launch zu kaufen.

Wenn ich so darüber nachdenke, war heute nicht viel dabei, was den „Normalo-Gamer“ (bitte fragt mich nicht nach der Definition) davon überzeugt hat, am 3. März 2017 eine Nintendo Switch zu kaufen. Das Gerät ist ziemlich teuer. 329,99 Euro, viel mehr hätte sich Nintendo wirklich nicht leisten können. Das ist Schmerzgrenze, mit einem Bein schon drüber. Ich rede jetzt auch nicht davon, was drin steckt und was das wert sein mag. Ich rede davon, dass die Leute 329,99 Euro für Nintendo Switch hinlegen müssen, wenn sie eine wollen.

Das Gerät ist cool – das meine ich wirklich ernst. Der Joy-Con vereint im Prinzip alle Nintendo-Controller und bietet trotzdem noch Neuerungen. Zudem kann er auch als ein ganz normaler Controller verwendet werden. Das Gerät vereint TV-Konsole und Handheld. Das finde ich persönlich verdammt praktisch. Es wird mir ermöglichen, mehr Videospiele zu spielen. Weil es mir ermöglicht, Videospiele in Situationen zu spielen, in denen ich bisher keine Videospiele gespielt habe.

Auch sonst finde ich viele Ideen hinter Nintendo Switch super. Die soziale Komponente oder die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten zum Beispiel. Als Nintendo im Oktober aus Nintendo NX „Nintendo Switch“ machte und uns einen sportlichen Trailer mit vielen Ideen präsentierte, war ich sehr gespannt. Nintendo ist für mich aber heute den Beweis schuldig geblieben, dass man diese Ideen auch zu nutzen weiß.

„Wir haben unsere Herangehensweise geändert“, schrieb Nintendo Deutschland heute bei Twitter, als man auf den fehlenden Region-Lock hinwies. Super Sache, keine Frage. Aber ich wünschte mir, die geänderte Herangehensweise würde auch in anderen Bereichen gelten. Zum Beispiel in Sachen Launch-Line-Up, im Vergleich zu Nintendo Wii U. Denn das ist hier und heute ganz einfach der Knackpunkt. Vorbehaltlich der Dinge, die sich bis März noch tun, natürlich.

Zelda: Breath of the Wild steht zum Launch von Nintendo Switch bereit. Das ist absolut großartig, denn das schien vor Wochen gar nicht so klar zu sein. Und heute muss ich sagen: Gar nicht auszudenken, wenn es nicht so wäre. Denn Stand jetzt stehen außer Zelda nur 1 2 Switch, Just Dance, Skylanders Imaginators und Super Bomberman R zur Verfügung. Das kann nicht euer fucking Ernst sein.

Das Switch-Line-Up für 2017.
Das Switch-Line-Up für 2017.

Es folgen zeitnah eine ganz Reihe weiterer Spiele, darunter ARMS. Ganz nett. Und Spiele wie Disgaea 5 Complete (alt), LEGO City Undercover (noch älter), RiME, Puyo Puyo Tetris und Sonic Mania (neu, aber auch auf anderen Konsolen). Ach, und Mario Kart 8 Deluxe. Mario Kart 8 Deluxe wird wahrscheinlich ein über alle Zweifel erhabenes Spiel. Aber das ist irgendwie… das mindeste.

Nun sagt man immer, Spiele wie FIFA, NBA2K18, der Landwirtschaftssimulator und Minecraft sind wichtig. Sind sie bestimmt. Aber welcher FIFA-Gamer soll sich denn eine Nintendo Switch nachhause holen, wenn er sich gerade eine PlayStation 4 Pro gekauft hat. Und warum. Wegen Disgaea 5 und LEGO City Undercover? Wegen Zelda vielleicht. Ja, wegen Zelda. Aber welcher FIFA-Gamer kauft sich wegen Zelda eine neue Konsole. Genau.

Im Sommer kommt dann Splatoon 2, auf das auch jeder gewettet hat. Und zu Weihnachten erscheint Super Mario Odyssey. Dessen Releasetermin hätte lauten müssen: 3. März 2017. Und wo ist eigentlich Pikmin 4? Wo ist ein neues Pokémon, von mir aus nur ein Teaser-Trailer? Es interessiert heute keine Sau mehr, ob das Spiel dieses Jahr oder 2018 erscheint. Die einzigen Spiele, die in diese Kategorie fallen, sind japanische Nischengames wie Xenoblade 2, ein neues Shin Megami Tensei oder Fire Emblem Warriors. Wo war die neue high quality Nintendo-IP, die mich heute überrascht hat?

Nun kann man sagen, andere Konsolen hatten auch schon schlechte Launch-Line-Ups. Zum Beispiel PlayStation 4, zumindest aus meiner Sicht. Da war ja wirklich wenig bis gar nichts dabei. Aber PlayStation 4 hatte eben einen anderen, einen ganz anderen Ausblick. Und phänomenales Ende der PS3-Ära. Das hat Nintendo nun beides nicht gerade zu bieten.

Ich hätte mir von ganzem Herzen gewünscht, etwas anderes zu schreiben. Aber: Nintendo Switch wird es schwer haben. Nochmal zur Erinnerung: Ich werde mir Nintendo Switch zum Launch kaufen. Aber ich würde mir für Nintendo wünschen, dass es mir Millionen gleichtun. Und das sehe ich nicht. Vielleicht passiert noch einiges bis März. Sehr wahrscheinlich wird es noch eine Nintendo Direct geben. Ich hoffe auf eine Überraschung, denn überzeugend war das heute leider nicht. Ich war heute wohlgemerkt auch nicht in Frankfurt und konnte selbst Hand anlegen – aber das kann der Großteil der Konsumenten auch nicht.

Hab ich gesagt, ich bin nicht enttäuscht? Naja, jetzt erstmal tief durchschnaufen.