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Im Test! Game and Wario

Bunt, laut und verrückt: So lässt sich die Welt von „Game and Wario“ am kompaktesten beschreiben. In diesem neuem Teil der Wario-Ware-Reihe dürft ihr in 16 verschiedenen Minispielen mit Hilfe der verschiedenen Sensoren, Touchpads und Knöpfen der Wii U merkwürdige, aber auch einzigartige Aufgaben erledigen. Schon der Vorgänger Wario Ware Moves war ein Party-Knaller für Nintendo Wii. Doch der neueste Teil der Reihe kann leider das Niveau nicht ganz halten.

Geringeres Tempo, aber auch weniger Spaß

Die Wario-Ware-Reihe hat sich im letzten Jahrzehnt durch sein rasantes Gameplay und ein sehr witziges und freches Design profiliert. Wario Ware Moves erschien 2007 kurz nach dem Launch der Wii und mutierte für viele Spieler zu einem Party-Hit. Mit Game and Wario würde Nintendo gerne diesen Schritt wiederholen, jedoch folgt das Gameplay diesmal einem anderen Prinzip. An Stelle der hunderten dreisekündigen Minispielen, treten 16 größere Minispiele mit mehreren Level und Modi. Eine riskante Entscheidung, denn das rasante und hektische Gameplay war das Markenzeichen der Serie.

In „Camera“ darf man mit dem Gamepad Fotos schießen

Die Story des Spiels lässt sich schnell zusammenfassen: Wario bekommt die Idee, das beste Videospiel der Welt zu entwickeln, um stinkreich zu werden. Wer bei diesem Spiel eine kohärente Geschichte mit komplexen Figuren erwartet, ist hier fehl am Platz. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass jedes Minispiel vor einer kleinen Geschichte umrahmt wird.

Jedes der 16 Minispiele ist ein oder zwei Figuren aus dem Wario-Universum zugeordnet. So muss der Spieler z.B. in „Gamer“ den kleinen 9-Volt steuern, der nachts im Bett mit seinem Handheld eine Runde Wario Ware spielt, jedoch nicht von seiner Mutter beim Spielen entdeckt werden darf. Die Szenarien, aus denen die verschiedenen Minispielen entspringen sind stets sehr witzig, das Spiel profitiert eindeutig von seinem eigenartigen Humor. Jedes Spiel wird von einer sehr nett animierten Filmsequenz eingeleitet, die das ein oder andere Schmunzeln aus dem Spieler herauskitzeln.

Die 16 verschiedenen Spiele in Game and Wario unterschieden sich voneinander sehr und decken viele verschiedene Spielegenres ab. Denk- und Geschicklichkeitsspiele, Puzzles, Action- und Arcadegames sind alle vorfindbar. Jedoch versagt das Spiel oft bei der Ausführung seiner Konzepte. In „Design“ muss der Spieler mit Hilfe des Touchpads Linien nach Angabe zeichnen, um Roboter zu entfernen.

Wenn das Spiel also einem vorgibt z.B. eine 5cm lange Linie zu zeichnen, führt der Spieler diese Vorgabe aus und erhält eine Punktzahl, die von der Genauigkeit abhängt. Das so eben vorgestellte Spielprinzip bringt in der Praxis einigen Spaß, doch leider versagt das Spiel durch den geringen Umfang. Zwar kann man versuchen, eine Goldmedaille bei dieser Disziplin zu erhalten, doch bleiben die fünf (!) Vorgaben stets die selbigen, nur die Länge ändert sich.

Es mangelt an Variation und dieses Problem lässt sich nicht nur in diesem Minispiel vorfinden. In „Camera“ soll die clevere Reporterin Mona für die lokale Zeitung Fotos von bestimmten Personen schießen. Das Gamepad der Wii U fungiert hier als Sucher mit dem ihr auch zommen könnt. Zwar gehört „Camera“ zu den besten Spielen, doch hat man hier nach dem absolvieren der fünf Level alles gesehen. Was nützen einem tolle Ideen, wenn sie nicht vollkommen ausgenutzt werden?

Finde den Dieb in „Fruits“!

Einige Spiele aus der Sammlung nutzen die beiden Bildschirme der Wii U auf eine sehr interessante Weise. In dem eben beschriebenen Minispiel „Gamer“ wird auf dem TouchPad des Gamepads eine Runde Wario Ware gespielt. Jedoch muss man währenddessen auch den Bildschirm des Fernsehers im Auge behalten, denn sobald die Mutter erscheint, muss man wieder unter die Decke des Bettes verschwinden.

Für genau solche Gameplay-Prinzipien eignet sich die Wii U hervorragend. Allerdings gehen nur wenige der Minispiele so kreativ mit den Möglichkeiten der Konsole um. In dem Minispiel der kleinen Hexe Ashley navigiert man diese durch drei verschiedene Süßigkeitenwelten. Die Steuerung erfolgt durch den Schwenksensor des Gamepads, doch das ist auch das einzig Interessante an diesem Spiel. Dass die düstere Ashley durch eine farbenfrohe Schokoladenwelt navigiert werden muss, ist sicherlich lustig, doch ist das Gameplay dieses Spiels so öde, dass die wenigsten Spieler von diesem Spiel gefesselt sein werden.

Einige der Minispiele, wie „Camera“ und „Gamer“, bringen interessante Ideen mit sich, doch bei Betrachtung der restlichen Spiele fällt ein weiterer Kritikpunkt auf. Viele der Minispiele bergen absolut keine neuen Ideen und nutzen die Fähigkeiten der Wii U nicht gut aus. „Bowling“ ist genau das, was der Titel vermuten lässt. Zwar sind die Kegel den verschiedenen Figuren nachempfunden, doch sonst bietet das Spiel nichts neues.

Wario ist selbst sauer…

Als weiteres Beispiel lässt sich „Bird“ anführen, welches man im Design eines alten Game-&-Watch-Titels spielen kann. Hier übernehmt ihr die Kontrolle eines Vogels, der Kirschen auffrisst. Das Gameplay ist so simpel und veraltet, das man meinen könnte, es wäre wirklich ein alter Game-&-Watch“-Titel. In „Ski“ dürft ihr mit dem coolen Jimmy T. auf der Piste düsen. Zwar ist das übergreifende Design hier sehr funky, doch das Gameplay auch ein weiterer Beleg für die Einfallslosigkeit der Entwickler. Zudem fällt im Vergleich mit dem Spiel „Captain Falcon’s Twister Race“ aus Nintendo Land auf, dass die Spiele sich fast nicht unterscheiden.

In „Patchwork“ dürft ihr mit Hilfe von den beiden Ninja-Zwillingen Kat und Ana verschiedene Puzzles lösen. Interessanteweise handelt es sich hierbei nicht um eine normale Form des Puzzles, da die Puzzleteile keinen Aufdruck haben. Allein durch die Form der Puzzleteile und den Einkerbungen auf dem Puzzlefeld ist zu erraten, an welcher Stelle man diese setzen muss. Wie eben schon erwähnt wurde, haben die meisten Minispiele einen zu geringen Umfang, hier ist jedoch genau das Umgekehrte der Fall. „Patchwork“ bietet 90(!) verschiedene Puzzle.

Mehr Spaß im Multiplayer

Nachdem man alle 16 Minispiele freigeschaltet hat – was innerhalb von 90 Minuten möglich ist – bleibt einem nur das absolvieren restlicher Level und die Jagd nach höheren Highscores. Schon nach diesem kurzen Zeitraum hat man das Wichtigste in Game and Wario gesehen. Trotz des reduzierten Preises (40€ zum Release) stimmt das Preisleistungsverhältnis hier absolut nicht. Das Spiel erinnert vom Umfang eher an einen Release für den Nintendo eShop. Es sollte auch erwähnt werden, dass man 12 von den 16 nur Spielen im Einzelspieler-Modus spielen kann. Vier der Spiele können mit bis zu vier Freunden gespielt werden. Interessant ist an dieser Stelle, dass man für die Multiplayer-Partien nur das Gamepad benötigt (!). Diese Mehrspieler-Disziplinen hinterlassen meist einen viel besseren Eindruck als der Rest der Minispiele, da die Ideen, die hinter diesen Spielen stecken, oft Kommunikation zwischen den Spielern verlangen. Das Spiel „Artwork“ ist im Grund genommen eine Kopie des bekannten Spiels „Montagsmaler“.

Was geht ab?

Der Spieler mit dem Gamepad setzt sich seinen Mitspielern gegenüber, damit diese nicht das zu erratende Wort lesen können und können auf dem Fernseher seine Zeichnung sehen. Sobald jemand das Wort errät, gibt es Punkte. Das allseits bekannte Spielprinzip wurde nicht komplett neu aufgesetzt, jedoch eignet sich auch hier wieder die Wii U perfekt für eine Umsetzung solch eines Spielprinzips. Ebenso spaßig ist das Spiel „Fruits“, in dem der Spieler mit dem Gamepad eine Figur auswählt, mit der er sich unter eine Menschenmenge begibt und Früchte klauen muss. Die anderen Mitspieler müssen anhand der Bewegungen der Figuren erkennen, welche denn der Dieb ist; wieder ein Beispiel für eine gute Ausreizung der Fähigkeiten der Wii U.

Trotz des insgesamt eher nüchternen Eindrucks, den das Spiel hinterlässt, muss das humorvolle Design erwähnt werden. Man könnte sich fragen, ob die Entwickler bestimmte Substanzen einnehmen, denn einige der Bilder, die ihr in diesem Spiel vorfinden werdet, sind sehr surreal und absurd. So dürft ihr in „Game and Wario“ euch das Musical „Pigs“ anschauen, oder mal einen professionellen Gumba-Schauspieler anrufen. Selbst in der hintersten Ecke des Spiels, wie z.B. dem Entwicklercredits, sind lustige Easter Eggs vorzufinden. Der Humor der Entwickler verdient Anerkennung, jedoch stellt sich letztendlich die Frage, ob man lieber ein gutes Spiel, als ein lustiges hätte entwickeln sollen. Untermalt werden diese lustigen Situationen von einem unauffälligen und gewöhnlichen Soundtrack.

„Artwork“ ist eine Kopie von Montagsmaler

Der Umfang des Spiels beschränkt sich aber nicht ganz auf die 16 Minispiele: Für bestimmte Meilensteine und das Abschließen von neuen Level erhaltet ihr Münzen, mit denen ihr an einem Automaten Kapseln erhaltet, in denen sich verschieden Boni befinden. Darunter befinden sich „Mini-Mini-Spiele“, Profilkarten für die Charaketere oder Tipps für die Minispiele. Das Kapselsystem schenkt dem Spieler mehr Motivation für das Abschließen weiterer Level, jedoch sind die Minispiele zu eintönig, um den Spieler langfristig zu fesseln.

Fazit

„Game and Wario“ ist leider nicht der erhoffte Party-Hit für die Wii U. Wo der Vorgänger auf der Wii noch mit seinem rasanten Gameplay fasziniert hat, hat Nintendo diesmal das Gameplay einen Gang zurück gesetzt. Zwar mag der Titel der bisher lustigste Titel für die neue Konsole sein, doch ist das Gameplay der Großzahl der sechszehn Minispiele weder neuartig noch spannend.

Auch der Umfang des Spiels ist mehr als marginal und die UVP des Herstellers nicht gerechtfertigt. Zwar sind einige der Mehrspieler-Spiele interessant und gut ausgeführt, doch sind die grundlegenden Ideen keine neuen. Vielleicht hätte der Entwickler an dem alten Konzept festhalten sollen, denn viele der hier vorgestellten Minispiele überzeugen überhaupt nicht. Wir warten noch immer vergeblich auf den ersten Party-Hit für die Wii U.

Story: Die Erzählung in dem Spiel ist minimal. Was man jedoch an Erzählung erfährt, ist insgesamt überaus skurill und bizarr. Wer also auf den Humor der bisherigen Teile der Reihe steht, wird an dieser Stelle nicht enttäuscht.

Gameplay: Es war keine gute Idee, das komplette Gameplay der Reihe neu aufzusetzen. Eines der Markenzeichen der Reihe wurde für sechszehn Minispiele geopfert, von denen einige Genialität vermuten lassen, doch der Rest meist enttäuscht. An manchen Stellen werden die Möglichkeiten der Wii U gut ausgereizt, doch sind diese zu spärlich, um letztendlich zu überzeugen. Hinzu kommt der geringe Umfang des Spiels, der den allgemeinen nüchternen Eindruck verstärkt. Allerdings sind einige der Multiplayer-Spiele mit mehreren Leuten unterhaltsam.

Sound: Von Warios Stimme bekommt man meist nie genug, doch der Soundtrack des Spiels ist sehr unauffällig, doch tut was er soll.

Extras: Durch ein Boni-System, in dem man Tipps oder Minispiele sammeln kann, soll der Wiederspielwert erhöht werden, jedoch werden die meisten Spieler nicht genug Gefallen an „Game and Wario“ finden, um viele Boni freizuschalten.