Mit Ghost of Yōtei hat Sucker Punch kürzlich eine Fortsetzung zu Ghost of Tsushima angekündigt. Die Geschichte fokussiert sich auf eine neue Protagonistin – Atsu – und spielt in der Gegend rund um den titelgebenden Berg Yōtei – ein Berg, der im echten Japan existiert.
Zum Konzept des Spiels sagt Sucker Punch: „Wir haben über Jin Sakais Geschichte und die Insel Tsushima hinausgeblickt und unseren Fokus stattdessen auf die Idee des Ghosts verlagert.“
Diese Idee des Ghosts und die Art und Weise, wie der Spieltitel „Ghost of Yōtei“ sie verkörpert, erregte die Aufmerksamkeit von Itsuji Tangiku, einem japanischen Gelehrten der Ainu-Kultur und -Sprache. Zum Kontext: Die Ainu sind eine indigene Volksgruppe aus den nördlichen Regionen Japans, darunter Hokkaido.
Tangiku kommentiert: „Die Tatsache, dass Ghost of Yōtei im Jahr 1603 in Hokkaido spielt, ist erstaunlich. Es umfasst die Bedeutung von ‚Ghost‘ in vielerlei Hinsicht. Das muss Absicht sein.“ Er erklärt weiter, dass der Berg Yōtei im Jahr 1603 in Wirklichkeit nicht „Yōtei“ hieß. Das Volk der Ainu nannte den Berg ursprünglich Machineshiri, aber ab der Meiji-Zeit (1868–1912) nannten ihn die Japaner Berg Shiribeshi.
Der Name „Yōtei“ wurde später von „Shiribeshi“ abgeleitet, was seine Verwendung in der Fortsetzung von Ghost of Tsushima sehr anachronistisch macht. Itsuji glaubt, dass dies eine absichtliche Entscheidung der Entwickler war, und kommentiert, dass „im Jahr 1603 ‚Berg Yōtei‘ sehr wohl ein Geister-Toponym ist.“
1603 – ein wichtiges Jahr
Der Gelehrte geht auch auf die Bedeutung des Jahres 1603 selbst im Kontext der japanischen und Ainu-Geschichte ein. Laut Itsuji war 1603 das Jahr, bevor die Regierung des Japans der Edo-Zeit einer einzigen Adelsfamilie, dem Matsumae-Clan, das exklusive Recht verlieh, mit dem Volk der Ainu Handel zu treiben. Dies war ein Wendepunkt, an dem die Vorherrschaft des Ainu-Volkes in der Region Hokkaido allmählich zu bröckeln begann.
Bis 1603 hatten die Ainu noch immer die Oberhand über die Japaner, aber ab 1604 schloss der Matsumae-Clan andere nördliche Clans vom Handel mit ihnen aus und setzte sich als Vertreter des japanischen Volkes durch. Innerhalb von 200 Jahren wurde Hokkaido – die Heimat der Ainu – vollständig in ein Fischereigebiet verwandelt. Dies war der Beginn der Kolonialisierung Hokkaidos. Itsuji deutet an, dass der Name „Ghost of Yōtei“ vor diesem Hintergrund sogar eine Satire auf den Kolonialismus sein könnte.
Ob er Recht behält, erfahren wir spätestens 2025. Dann soll Ghost of Yōtei für PlayStation 5 erscheinen.
via Automaton Media, Bildmaterial: Ghost of Yōtei, Sucker Punch, Sony