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Im Test! Root Letter: Last Answer

Titel Root Letter: Last Answer
Japan 20. Dezember 2018
Kadokawa
Nordamerika 03. September 2019
PQube
Europa 30. August 2019
PQube
System PS4, Switch, PC
Getestet für PS4
Entwickler Kadokawa
Genres Visual Novel
Texte
Nordamerika 
Vertonung Japan

Bildmaterial: Root Letter: Last Answer, PQube / Kadokawa Games

2016 startete Kadokawa Games mit dem ersten Projekt seiner Mystery-Reihe, Root Letter. Während bereits 2018 mit Root Letter 2 der Nachfolger angekündigt wurde, behilft man sich in der Zwischenzeit mit einer erweiterten Fassung des Erstlings. Mit Root Letter: Last Answer wirft Kadokawa Games eine Live-Action-Version ihrer Mystery Novel ins Rennen. JPGames.de reist erneut in die Region Shimane, um das Rätsel unserer geheimnisvollen Brieffreundin zu lüften. Ob sich ein erneuter Kauf rentiert, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen. Unseren ursprünglichen Test zu Root Letter hingegen findet ihr hier.

Fantasian HPU

Ein Blick in die Vergangenheit

Gedankenversunken steht ihr in eurem Zimmer. Gedanklich abschließend schweift ihr mit eurem Blick ein letztes Mal durch die Leere eures Zimmers. Bis vor kurzem wart ihr noch in einer Designfirma angestellt, habt euch jedoch dazu entschieden, nach elf Jahren einen neuen Weg einzuschlagen. In einem letzten Akt des Zusammenpackens fallen euch im hinteren Teil eures Regals ein paar Briefe auf. Briefe, die ihr gänzlich vergessen hattet und die euch in einer harten Zeit Kraft spendeten. Vor euren Augen flackern Erinnerungen an eure alte Brieffreundin Aya Fumino auf.

Eine Brieffreundschaft, die nun schon 15 Jahre zurückliegt und abrupt endete. Gerührt von nostalgischen Erinnerungen blättert ihr durch die Briefe und findet neben einem alten Foto auch einen bisher noch ungeöffneten Brief. Seltsamerweise ohne Poststempel und ihr könnt euch auch nicht erinnern, ihn je bekommen zu haben. Von Neugier gepackt beginnt ihr den Brief zu lesen…

»Die einst schön gezeichneten Hintergründe wurden im Drama-Modus durch reale Aufnahmen aus der Gegend um Shimane und der Stadt Matsue ersetzt.«

Während ihr die letzte Botschaft eurer Brieffreundin lest, fährt euch ein Angstschauer durch den Körper. „Ich habe jemanden getötet und muss für meine Sünden büßen. Wir werden uns nicht mehr schreiben können. Leb wohl.“ Entsetzt von dieser Botschaft fasst ihr einen Entschluss. Gefesselt von dem Gedanken, was vor 15 Jahren passiert ist, packt ihr notdürftig ein paar Sachen zusammen. Um die Botschaft der Briefe zu ergründen und um eure Brieffreundin zu finden, reist ihr direkt nach Matsue. Ihr ahnt nicht, welches Mysterium eure Suche nach der Wahrheit für euch bereithält und welch bittere Wahrheit sich hinter dieser versteckt.

Privatschnüffler in Matsue

Angekommen in Matsue untersucht ihr in der Figur des Takayuki die Geschehnisse von vor 15 Jahren. Eure Hauptaufgabe ist es, das Rätsel um den abrupten Abbruch eurer Brieffreundschaft aufzudecken. Nicht selten werden euch dabei Steine und Finten durch die ehemaligen Klassenkameraden in den Weg gelegt und nicht selten erweist sich ein Gedanke, der zur Lösung beitragen könnte, als kleine Sackgasse.

Dabei weiß Root Letter: Last Answer, bis zu einem gewissen Grad, eine interessante Geschichte mit mehreren Pfaden zu erzählen. Ein wenig leidet jedoch der Spannungsbogen durch die längeren Slice-of-Life-Passagen und so braucht es seine Zeit, bis sich der Mystery-Charakter des Spiels entfaltet. Root Letter: Last Answer ist eine Mischung aus Mystery, Reiseführer und Detektivspiel, gerade Letzteres lässt die spielerischen Elemente in die Visual Novel einfließen.

Auf Suche nach Hinweisen

Die spielerischen Elemente in Root Letter: Last Answer lassen sich an einer Hand abzählen. In jedem Kapitel habt ihr ein gewisses Ziel zu erreichen, das euch letztlich näher zur Aufklärung des gesamten Mysteriums bringen soll. Während ihr euch durch das beschauliche Matsue innerhalb der Shimane-Region bewegt, untersucht ihr die verschiedenen Örtlichkeiten nach Hinweisen, befragt Passanten und stellt die alten Klassenkameraden zur Rede.

Dabei geht die Hauptfigur teilweise recht grobschlächtig vor. Ziel scheint es, mit allen Mitteln sein eigenes Ziel zu erreichen, egal, wie weit man dafür andere schikanieren bzw. aus der Fassung bringen muss. Übersteigert wird dies immer am Ende eines Kapitels, wenn man in den Verhör-Modus wechselt. Mithilfe der gesammelten Indizien versucht ihr hier, euer Gegenüber aus der Fassung und zu einem Geständnis zu bringen.

Ein Arschloch von Held

»Root Letter: Last Answer weiß, bis zu einem gewissen Grad, eine interessante Geschichte mit mehreren Pfaden zu erzählen, die jedoch erst spät in Fahrt kommt.«

Aufgrund der Methodik sympathisiert man nicht selten mehr mit den Gegenspielern als mit dem eigenen Protagonisten. Bei Spitznamen wie “Fatty”, “Bitch” oder “Monkey” fragt man sich, ob die thematisierte Freundschaft wirklich so tiefgreifend gewesen ist, wie sie von eurer ehemaligen Brieffreundin beschrieben wurde. Generell wirkt die Übersetzung durch solche Entscheidungen zu weiten Teilen etwas steif, lieblos bzw. ungewollt aggressiv. Es ist schade, dass Kadokawa Games sich nicht nochmal an das Skript gesetzt hat, um solche fundamentalen Störfaktoren auszubessern. Solche Details sowie vereinzelte Fehler im Text, wie nicht geschlossene Visualisierungstags oder arg zu wörtliche Übersetzungen, trüben den Charakter der Geschichte.

Es sei noch zu erwähnen, dass die verschiedenen Enden ziemlich auseinander divergieren können. Wesenszüge oder gar der Charakter der Geschichte können sich zum Ende hin grundlegend vom Hauptpfad unterscheiden, was unter Umständen zu Konflikten der einzelnen Stränge untereinander führen kann. Nichtsdestotrotz bieten die Suche nach Hinweisen in Matsue und die Verhöre einen gewissen Kurzweil. Gerade die verschiedenen, wenn teils auch abstrusen Endings, die neuen Epiloge und die bezaubernde Örtlichkeit belohnen einen dann doch für die miese Persönlichkeit des Protagonisten.

Ein gelungener Reiseführer

Womit wir dann auch bei der eigentlichen Neuerung von Root Letter: Last Answer angekommen sind. Kadokawa Games hat sich nochmals hingesetzt und dem beschaulichen Shimane seinen realistischen Charakter zurückgegeben. Die einst schön gezeichneten Hintergründe wurden durch reale Aufnahmen aus der Gegend um Shimane und der Stadt Matsue ersetzt.

Hatte man schon in der Ursprungsversion den Gedanken eines Reiseführers, so verstärkt der Drama-Modus diesen Gedanken noch weiter. Die neuen realistischen Figuren wurden ihren fiktiven Ebenbildern gut nachempfunden. Gespräche werden mit fotografischen Panels der Personen unterlegt, welche den momentanen Charakterzustand abbilden. Die Spannbreite reicht dabei von charmant bis ausgeflippt.

Nicht selten muss man bei den überspitzt dargestellten Reaktionen schmunzeln. Vereinzelt gibt es dennoch das ein oder andere Bild, bei dem man sich wohl nicht getraut hat, dieses auszutauschen. Zusätzlich zu dem neu hinzugefügten realistischen Drama-Modus, wird auch weiterhin der ursprüngliche Modus mit den gezeichneten Hintergründen und Charakteren angeboten. Zwischen beiden Stilen kann man im Spiel frei wechseln. Während man sich von der Kulisse bezaubern lässt, lässt man sich im gleichen Moment von der ruhigen Musik einlullen.

Musikalisch okay, aber zu wenig Variation

Musikalisch lässt sich nicht großartig meckern, aber auch nicht viel Lob anbringen. Die eingepflegten Stücke passen sich gut an die jeweilige Stimmung an, wirken manchmal allerdings aufgrund der geringen Auswahl an Stücken repetitiv. Die japanischen Sprecher passen gut zu den einzelnen Figuren und nehmen einen gerade durch den realistischen Charakter der neuen Charakterbilder ein wenig besser mit als noch in der Ursprungsversion.

Was erwartet euch?

Was bietet einem Root Letter darüber hinaus? Nun, neben den bereits erwähnten verschiedenen Enden, von denen es fünf an der Zahl gibt, gibt es noch einen zusätzlichen Epilog pro Ending. Man kann sich zwischen zwei verschiedenen Grafikmodi entscheiden, die (ungeachtet ihres Stils) ein recht gutes Abbild der Gegend liefern. Habt ihr das Spiel einmal beendet, erwarten euch etwaige Galerien. Im Gegensatz zum Vorgänger sind die Voraussetzungen zum Freischalten dieses Mal deutlich einfacher. Lohnt sich nun allerdings ein Kauf bzw. ein Neukauf von Root Letter: Last Answer?

Neues Gewand mit den Fehlern des Originals

Eine schwierige Frage. Wer mit dem Originalspiel warm wurde, wird höchstwahrscheinlich auch seinen Spaß mit der neu überarbeiteten Fassung haben. Der Drama-Modus sowie die neuen Epiloge sind schon ein Grund, welche einen Neukauf irgendwie rechtfertigen. Allerdings ist es schade, dass man nicht auch nochmal das stark hölzern wirkende Skript überarbeitet hat. Seltsame wörtliche Übersetzungen, diskriminierende Kosenamen und ein rechter Klotz von Protagonist trüben das Gesamterlebnis.

Root Letter: Last Answer vermag genau wie schon sein Vorgänger im Ansatz eine interessante Geschichte erzählen. Allerdings leidet der Titel oft unter recht langatmigen belanglosen Passagen und unnötigem Backtracking, welche dem Spannungsbogen nicht sonderlich gut tun. Die Motive der einzelnen Charaktere wirken nachvollziehbar, hätten aber durch eine Überarbeitung des Skripts nochmals aufgewertet werden können. War Root Letter in seiner Ursprungsversion bereits eine nette Führung durch die Gegend rund um Matsue, so wird dies durch den neuen graphischen Anstrich weiter forciert. Es fällt schwer, eine direkte Empfehlung zu geben. Im Grunde ist Root Letter: Last Answer kein schlechtes Spiel, hätte aber mehr sein können.

 

Story

Im Ansatz interessante Geschichte, die erst sehr spät in Fahrt kommt und je nach Ausprägung recht abstrus werden kann. Der Spannungsbogen wird gelegentlich von langatmigen Passagen mit Tourismus-Charakter unterbrochen.

Gameplay

Recht geradlinige Visual Novel mit Such- und Verhöreinlagen.

Grafik

Der neue realistische Look weiß zu gefallen und verstärkt den Charakter eines visuellen Reiseführers durch Matsue.

Sound

Ein an sich recht entspannender Soundtrack, dem es jedoch an Vielfalt mangelt.

Sonstiges

Mehrere Enden mit neu eingebetteten Epilogen erwarten euch in Root Letter: Last Answer.

1 Kommentar

  1. Hach ich lese die Reviews hier wirklich immer wieder gern :)
    Habe das Gefühl schon recht genau zu wissen was mich erwartet. Manchmal, wenn Übersetzungen nicht so gelungen sind, gibt es ja Fanpatches. Gibt es soetwas auch hier oder muss man sich quasi damit abfinden, wie man es sich hier entschieden hat? Grundsätzlich scheint es wohl kein Spiel auf dem Niveau eines AI The Somnium Files zusein, was IMO in Sachen VNs schon weit oben angesiedelt ist oder gar eines Steins;Gate aber trotzdem solide genug, um sich damit nach der Arbeit zu entspannen, gerade der "Reiseführer"-Anteil klingt dazu recht passend.^^

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